Moons of Madness im Test

Die Membran, welche die Realität vom Wahnsinn trennt, ist hoch fragil, und manchmal reicht ein zarter Hauch aus, um sie zu zerreißen. Ein Faktum, dessen sich Fans des großen H.P. Lovecraft schon lange Zeit mehr als bewusst sind. Im Survival Horror Moons of Madness wird der Ingenieur Dr. Shane Newehart seine ganz eigene Erfahrung mit dem Bösen aus dem All machen. Der Trip durch die kosmische Hölle, ist ein weiteres Game unter einer Vielzahl, welche sich vom Mythos der Großen Alten inspirieren hat lassen. Es sticht aber mit seinem Sci Fi -Setting aus der Legion seiner Art hervor, und kann mit einer starken Story überzeugen.

Der Ingenieur Dr. Shane Newehart ist Teil einer geheimen Expedition auf dem Mars. Im Auftrag des Wissenschaftskonzerns Orochi, sollen er und der Rest des Teams herausfinden, ob sich der tote Himmelskörper als alternativer Lebensraum zur Erde eignet. Um dieser Frage auf dem Grund zu gehen, werden unter den lebensfeindlichen Bedingungen des roten Planeten, Experimente an Tieren und Pflanzen vorgenommen, Proben zur Analyse gesammelt und die daraus extrahierten Daten an die Erde gesendet. Über einen längeren Zeitraum, schienen die Arbeiten in der Trailblazer Alpha, so der Name der Forschungsstation, problemlos zu laufen und auch die angekündigte Verstärkung für das Team sollte in Kürze eintreffen. Doch dann häufen sich die Komplikationen: Systeme fallen aus, ein überdurchschnittlich starker Sturm sucht die Planetenoberfläche heim und die Besatzung wird kollektiv von albtraumhaften Visionen geplagt. Verzweifelt ist der Techniker um Schadensbegrenzung bemüht, doch als sich Gerüchte um eine übernatürliche Wesenheit in Form einer Hexe auf der Basis ausbreiten, ahnt Dr. Newehart, dass bei ihren Forschungen eine Tür aufgestoßen wurde, welche am besten verschlossen geblieben wäre.

Die schwere Last der Isolation

Moons of Madness ist ein stark auf Story fokussiertes Horror-Game. In Sachen Gameplay durchaus mit einem Layers of Fear vergleichbar, verschlägt es uns in diesem Abenteuer in die unbequeme Isolation eines toten Planeten. Begleitet vom Druck permanenter Einsamkeit und fatalen Komplikationen, werden wir Zeuge wie der Protagonist immer mehr in die Tiefen des Wahnsinns abgleitet und seine Realität dabei von verstörenden Visionen durchsetzt wird. Inszenatorisch entpuppte sich Moons of Madness beim Zocken als wahrer Leckerbissen. So ist das Setting absolut atmosphärisch und detailverliebt gestaltet. Dynamische Schatten jagen über die engen Korridore der Station, defekte Bildschirme sorgen für unheilvolle Lichtstimmungen und der toll gemischte Sound ist das Sahnehäubchen dieser wunderbaren Präsentation des Schreckens. Ich konnte Moons of Madness mit meinem System (genauere Angaben hierzu, findet ihr in der Info-Box) bei sehr hohem Detailgrad und einer 2K Bildauflösung konstant mit 60 FPS spielen. Lediglich wenn automatisch gespeichert wurde, kam es zu kleineren Einbrüchen der Framerate. Auch die Steuerung funktionierte mit dem Gamepad einwandfrei.

Neben den morbiden Ausgeburten unseres Verstandes, trachten uns auch durchaus reale Bedrohungen nach dem Leben. Sei es der Sauerstoffmangel auf unseren Expeditionen über die Oberfläche des Mars, unvorhergesehene Hindernisse oder Begegnungen mit den Ergebnissen unserer Forschung. Die Encounter mit letzterem, sowie der Einsatz der Halluzinationen sind stets streng gescriptet. Eine Tatsache, welche sich jedoch nicht als Problem herausstellt, da die gesetzten Jump-Scares und Action-Sequenzen gut platziert sind und nie inflationär eingesetzt werden. Generell fällt Moons of Madness sehr linear aus, so gibt es abseits der vorgegebenen Pfade nicht viel zu entdecken. Doch die gestraffte Inszenierung, tut dieser Art von Game, meiner Meinung nach, mehr als gut. Nach rund sieben Stunden Spielzeit, flimmerte bei mir der Abspann über den Bildschirm, und ich hatte während der ganzen Zeit nicht einmal das Gefühl gehabt, dass sich mein Erlebnis ziehen würde.

Große Vorbilder und tolle Geschichte

Neben H.P. Lovecraft, hat sich Moons of Madness vom Survival Horror-Klassiker Dead Space inspirieren lassen. Wie Issac Clarke ist auch Dr. Shane Newehart ein Ingenieur mit dem erklärten Hauptziel den Laden wieder zum Laufen zu bringen. So besteht ein Großteil der Aufgaben in Moons of Madness im Grunde aus dem Alltag eines Technikers: Wartungsarbeiten und Reparaturen! Damit dies allerdings nicht zu öde ausfällt, garniert uns Entwickler Rock Pocket Games jene Tätigkeiten mit einigen – überraschend fordernden – Kopfnüssen. Zum Beispiel müssen wir einmal Energie von einem Punkt zum Anderen lenken. Dabei dürfen wir aber einen gewissen Grenzwert nicht überschreiten. Den richtigen Pfad zu finden gestaltet sich durchaus anspruchsvoll. Meist lohnt es sich daher die nähere Umgebung nach Hinweisen zur Lösung des Problems zu durchsuchen.

Die Story von Moons of Madness ist spannend geschrieben und wird über Dialoge, Notizen, Gegenstände und Computeraufzeichnungen erzählt. Der von H.P. Lovecraft geschaffene Kosmos ist toll darin verwurzelt, jedoch wissen die Autoren ihre eigene Interpretation dessen zu erzählen.

FAZIT

Ich mochte Moons of Madness sehr. Es ist zwar eines von vielen Lovecraft Horror-Games – die schießen ja derzeit wie Pilze aus dem Boden – kann sich aber, dank seines tollen Settings, aus der Masse hervorheben. Doch nicht nur dank seines Szenarios hat Moons of Madness ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Genre. Auch das exzellente Writing weiß auf ganzer Ebene zu überzeugen. Dr. Shane Newehart hat als Figur richtig viel Fleisch auf den Knochen. Er verfügt über Persönlichkeit, Hintergrund, spricht und reagiert menschlich auf das Geschehen. Kenner von Layers of Fear oder Visage wissen, dass diese Tugenden bei dieser Art von Spiel, alles andere als selbstverständlich sind. Auch wenn beides großartige Horror-Titel sind, so gleichen sie einer Geisterbahn und der Charakter den wir spielen, ist nicht mehr als der Wagen mit dem wir in diese eintreten. Moons of Madness funktioniert für mich auf dieser Ebene hervorragend, denn ich mache mir nicht nur Sorgen, welcher Schrecken hinter der nächsten Tür lauert, nein, ich fiebere auch mit dem Protagonisten mit, und das hat eine ganz eigene Qualität. Auch die Geschichte und ihre Lore sind hoch spannend. Sie baut geschickt ein Mysterium auf, welches in der Vergangenheit Dr. Neweharts verankert ist. Dadurch saß ich wie gebannt vor dem Bildschirm und habe die bereits erwähnten sieben Stunden während einer Nacht hinter mich gebracht, weil ich so sehr wissen wollte, was dahinter steckt. Moons of Madness ist sehr fesselnd, aber habe ich mich auch gegruselt? Nein, aber das war nicht die Schuld des Games, sondern persönliche Eigenheit. Ich finde Space-Horror cool und auch packend, aber Angst macht er mir keine. Das schaffte zu seiner Zeit auch Dead Space nicht, denn dazu ist mir das Geschehen zu weit von meiner eigenen Realität entfernt. Aber das ist kein Manko, wie ich finde, da Moons of Madness auf vielen anderen Ebenen für mich funktioniert. Fans von Alien, H.P. Lovecraft oder Event Horizon sollten unbedingt einen Blick wagen. Sie werden es nicht bereuen!

Was ist Moons of Madness? Ein Horror-Game basierend auf dem Mythos von H.P. Lovecraft.
Plattformen: PC, XBox One, Playstation 4
Getestet:  PC Intel Core i5-6500, 8GB RAM, Radeon RX Vega
Entwickler / Publisher: Rock Pocket Games/Funcom
Release: 22. Oktober 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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