Morbid: The Seven Acolytes im Test

Fans von Dark Souls inspirierten Spielen erhalten mit Morbid: The Seven Acolytes neues Spielefutter. Etwas überraschend (für mich) ist das Spiel am 3. Dezember für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch erschienen. Laut Entwickler Still Running handelt es sich um ein „Horrorpunk“ Action Rollenspiel. Das Spiel verwendet allerdings keine aufwändige 3D Grafik, sondern stellt das Geschehen in gut gemachter isometrischer Pixelgrafik dar. Wer Spaß an Games wie Bloodborne, Blasphemous, Death’s Gambit, Titan Souls oder Salt and Sanctuary hat, sollte sich Morbid: The Seven Acolytes näher ansehen.

Das finnische Entwicklerstudio Still Running, das bereits den 2D Zombie-Shooter Zombie Kill of the Week und den passablen Twin-Stick Shooter The Walking Vegetables produziert hat, hat sich bei Morbid: The Seven Acolytes neben Dark Souls auch von den Horrorgeschichten des H.P. Lovecraft, dem bedeutendsten Autor phantastischer Horrorliteratur, beeinflussen lassen. Die Grafik erinnert an frühere Werke des preisgekrönten Hollywood-Regisseurs David Cronenberg, einer der Mitbegründer des Body Horror, einer Stilrichtung des Horrorfilms dessen Hauptmotiv die deutlich gezeigte Zerstörung oder der Verfall eines menschlichen Körpers ist.

Alleine in einem korrumpierten Land

Die Geschichte des Spieles ist düster. Zu Beginn erwacht unsere Hauptfigur am Strand von Solya, voll von entsetzlich mutierten Fischen und halbverwesten Leichen. Es sieht aus, wie wenn wir an Bord eines Schiffes gewesen wären, das an den Klippen zerschellt ist und uns die Brandung an den Strand gespült hat. Bei der Leiche neben uns liegt zum Glück ein Schwert. Wir steuern eine Kriegerin, die letzte Überlebende vom Orden der Striver von Dibrom. Unsere Aufgabe, für die wir unser ganzes Leben lang trainiert haben, besteht darin, die Sieben Akolythen zu besiegen, verfluchte und mächtige Wesen, die von bösartigen Gottheiten namens Gahars besessen sind. Die Gahars haben ihren Geist an das Fleisch der Sieben Akolythen gebunden, denn ohne Wirte können sie nicht überleben. Wir müssen also die Akolythen töten und so das Königreich retten. Versagen wir, regieren die bösartigen Götter weiter und der Wahnsinn wird die gesamte Welt verschlingen. Viel mehr wird anfangs nicht verraten. Wer mehr erfahren will, muss die gefundenen Gegenstände untersuchen und mit den wenigen nicht dem Wahnsinn verfallenen Menschen reden, die wir auf unserem Abenteuer treffen. Auch die Grafik gibt Hinweise, was sich in der trostlosen Welt abgespielt hat.

Die Welt von Mornia ist düster und bedrückend, über weite Strecken nur mehr mit aggressiven, entstellten Kreaturen besiedelt, die wohl früher einmal Menschen oder Tiere gewesen sind. Unter der Herrschaft der Sieben Akolythen ist Mornia komplett verfallen, nur mehr fanatische Anhänger der Akolythen haben das Recht zu leben. Überall wachsen ekelige Pflanzen, die bei ihrer Zerstörung fliegende Kreaturen freigeben, die uns sofort angreifen. Auch manche entstellte Kreaturen haben diese lästigen fliegenden Parasiten in sich, die man leicht übersieht, nachdem man ihren Wirt getötet hat. Zum Glück halten sie nicht viel aus, ein kurzer Schlag mit dem Schwert ist ausreichend, um sie zu vernichten.

Neben unserer Aufgabe, die Sieben Akolythen zu besiegen, erhalten wir von Bewohnern des Landes auch eine Vielzahl an kleineren Nebenaufgaben. Wenn wir diese erfüllen, erhalten wir im Regelfall natürlich eine Belohnung, sei es Informationen oder einen nützlichen Gegenstand. Die meisten Levels sind kleine Labyrinthe, in denen bestimmte Pfade durch wuchernde Pflanzen versperrt werden, die sich bei der Zerstörung ihrer Wurzeln zurückziehen. Ein verfluchtes Fischerdorf, faulige Sümpfe oder tote Wälder, jeweils mit ihren eigenen Gegnertypen, erwarten uns auf unserem Abenteuer, die Sieben Akolythen zu vernichten.

Diese Frau schlägt ordentlich zu

Die Spielfigur ist vorgegeben, es gibt keinerlei Anpassungsmöglichkeiten zu Beginn des Spieles. Wir spielen eine namenlose Kriegerin, eine gut trainierte Kampfmaschine. Mit der Nahkampfwaffe kann sie zwei Angriffe durchführen, entweder einen schnellen oder einen schweren, aber langsameren Schlag, der auch mehr Ausdauer verbraucht. Laufen ist nicht ihre Lieblingsdisziplin, hier geht ihr rasch die Ausdauer aus, die sich allerdings rasch wieder regeneriert. Um aus einer Gefahrensituation zu entkommen, beherrscht sie auch eine Rolle nach vorne, feindliche Schläge kann sie mit dem richtigen Timing blocken um danach umso brutaler selbst zuzuschlagen. Mit ihrer Fernwaffe kann sie Gegner auf Distanz bekämpfen, die Munition ist allerdings rar. Man startet mit fünf Schuss, die mit gefundenen „Krombi’s Blechdosen“ wieder aufgefüllt werden können.

Ein Twin-Stick Shooter ist Morbid: The Seven Acolytes also nicht. Die Kriegerin kann zwei Sets mit jeweils zwei Waffen ausrüsten – eine für den Nahkampf, eine für den Fernkampf. Durch das Einsetzen von gefundenen Runen verbessert sie ihre Waffen. Allerdings sind die Runen dann mit der Waffe verschmolzen – (mehr oder weniger) permanent. Auch spezielle Pilze können dazu verwendet werden, eine Waffe zu verbessern. Im Inventar trägt unsere Heldin gefundene Waffen und andere Gegenstände herum, allerdings kann sie von bestimmten Verbrauchsgegenständen höchsten 10 Stück tragen. Also höchstens 10 gleichartige Tabletten und 10 gleichartige Blütenblätter. Außer für die Geschichte relevanten Dingen, Verbrauchsgegenständen (wie Tabletten, Nahrung, Runen, Pilzen…) und Waffen gibt es keine weiteren Gegenstände. Kleidung oder Ausrüstung kann weder gefunden noch verbessert werden. Eine Währung oder Händler gibt es übrigens auch nicht, wenn das Inventar voll ist, muss man alte Gegenstände wegwerfen. Realistisch aber hart.

Drei wesentliche Werte unserer Kriegerin werden permanent in Balkenform am Bildschirm angezeigt: Lebensenergie, Ausdauer und unsere geistige Gesundheit. Die Lebensenergie wird während dem Spiel mit (ekeliger) Nahrung oder unserem speziellen Heilerstein aufgefrischt, manche Waffen saugen die Lebensenergie unserer Gegner ab. Die beim Laufen oder Kämpfen verbrauchte Ausdauer steigt automatisch wieder, während wir unsere geistige Gesundheit mit speziellen Medikamenten wiederherstellen können. Durch die Einnahme eines speziellen Blütenblattes werden wir für kurze Zeit schneller und erhalten mehr Ausdauer, leider sind die Nebenwirkungen auch heftig: Wir verlieren unseren Verstand, und das führt schlussendlich nicht nur zu pinken Blitzen in unseren Augen sondern auch dazu, dass jeder getötete Feind als Illusion wieder aufersteht, sodass wir noch einmal töten müssen. Wir sollten uns die Einnahme des Blütenblattes also gut überlegen, vor allem wenn wir keine Medizin zur Wiederherstellung unserer geistigen Gesundheit eingesteckt haben.

Jeder Nahkampf bedeutet Leben oder Tod

Kampf bedeutet im Regel Nahkampf, schlagen/blocken/ausweichen und auf die Ausdauer achten. Wir können auch schleichen, um sich an Gegner von hinten heranzupirschen. Im Normalfall ist das jedoch nicht notwendig, da viele Gegner so lange bewegungslos herumstehen, bis sie uns entdecken. Wir können uns auch im normalen Tempo gefahrlos von hinten an sie annähern und sie töten. Manche Gegner stehen fix an einem Punkt, andere jedoch patrouillieren bestimmte Bereiche, bis sie uns sehen. Wenn sie uns entdecken, greifen sie uns meistens direkt an, wodurch sie auch direkt in einen unserer gut getimten Angriffe laufen. Fernkämpfer versuchen auf Distanz zu bleiben. Generell verursacht die Berührung mit Gegnern keinen Schaden, nur deren Angriffe sind unangenehm. Es benötigt nur ein paar wenige Treffer, bis wir unsere gesamte Lebensenergie verloren haben. Die Kämpfe lassen sich gut steuern, so lange wir unsere Angriffe mit Bedacht einsetzen und gegnerischen Schlägen ausweichen. Verglichen mit Spielen wie Hades läuft der Kampf sehr träge ab, wildes Button-Mashing führt nicht zum Erfolg. Durch getötete Feinde gewinnen wir an Erfahrungspunkte, die wir an Schreinen zur Verbesserung unseres Charakters verwenden können. Das Spiel enthält über 25 Nahkampfwaffen mit teils sehr unterschiedlichen Eigenschaften – damit herumzuexperimentieren macht Spaß.

Schreine – Oasen der Ruhe und Heilung

An den im Land verteilten Schreinen können wir meditieren – also das Spiel speichern. Dabei wir unsere Lebensenergie und Munition wieder aufgefüllt, die geistige Gesundheit bleibt jedoch wie sie war. Sämtliche bereits besiegte Gegner, inklusiver der Minibosse, sind nach dem Aufwachen wieder vorhanden. An den Schreinen kann man sich auch eine Übersicht der offenen Nebenmissionen ansehen sowie die Schnellreisefunktion nutzen. Auch die „Morbid Menagerie“, eine Enzyklopädie der bisher gefundenen Gegenstände, Gegner, NPCs oder Informationen kann hier eingesehen werden. Gesammelte Erfahrung können wir in Form von Fähigkeitspunkten auf bestimmte Bereiche verteilen um unsere Kriegerin weiter zu verbessern. So werden wir im Laufe des Spieles immer stärker, was es allerdings trotzdem nicht leicht macht. Schon ein paar kleinere Unachtsamkeiten, und selbst der kleinste Gegner tötet uns. Bei den Minibossen reicht es, wenn wir 2-3 Treffer abbekommen. Die großartig inszenierten Bosskämpfe gegen die Akolythen sind dann wirklich herausfordernd, denn die halten im Gegensatz zu den Minibossen einiges aus. Insgesamt ist das Spiel schwer, wenngleich nicht unmenschlich schwer. Ein Ableben hat nämlich vergleichsweise geringe Auswirkungen – wir erwachen vollständig geheilt und aufmunitioniert am letzten der zahlreich vorhandenen Speicherpunkte. Alle bisher gefundenen Gegenstände bleiben uns erhalten, wir müssen also nicht nach unserer Leiche suchen.

Zusammenfassung

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