Mortal Shell: The Virtuous Cycle im Test

Es kann nie genug Dark Souls Spiele geben! Das haben sich die Verantwortlichen beim Entwicklerstudio Cold Symmetry wohl gedacht, als sie Mortal Shell (zu Deutsch: „Sterbliche Hülle“) konzipiert haben. Mit seiner Veröffentlichung auf Steam hat das Souls-like nun den DLC The Virtuous Cycle erhalten. Wir haben für euch sowohl Hauptspiel als auch DLC einem eingehenden Test unterzogen.

Und grundsätzlich gebe ich ihnen ja auch recht – Dark Souls von From Software war ein Meilenstein in der Geschichte der Computerspiele, hat das Subgenre der „Souls-like“ Spiele definiert und vollkommen zu Recht unzählige Fans gefunden. Unter Souls-like versteht man Games, die eine ähnliche Spielmechanik wie Dark Souls besitzen – hammerharte Kämpfe in Verbindung mit einem skillbasierten, komplexen Nahkampfsystem, das aus schweren und leichten Schlägen, Parieren und Ausweichen besteht. Neben den beiden Nachfolgern Dark Souls 2 und Dark Souls 3 gehören Nioh und Nioh 2, Sekiro: Shadows Die Twice, Code Vein oder Hellblade zu den bekanntesten Vertretern am PC. Mortal Shell will ebenfalls zu diesen Spielen zählen. Wir haben uns angesehen, ob es in Zukunft in einem Atemzug mit den besten Vertretern der Souls-likes genannt werden wird und was sich hinter dem neuen DLC Mortal Shell: The Virtuous Cycle verbirgt.

Die Inspiration

Cold Symmetry ist kein Einmannstudio, aber ein riesiges Team ist es auch nicht unbedingt. Gerade einmal 15 Mann haben versucht, einem der ausgereiftesten und besten Action-Rollenspiele aller Zeiten nachzueifern und ein vergleichbares Spiel zu erschaffen. Mortal Shell versucht erst gar nicht, seine offensichtliche Inspiration zu verbergen. Kenner der Dark Souls Reihe werden sich sofort zu Hause fühlen. Das Szenario ist in einer düsteren, dunklen Welt angesiedelt. Hier laufen keine rosa Ponys zum Kuscheln herum, sondern Gegner, die uns bei Blickkontakt sofort angreifen. Wir fühlen uns verloren und schwach, erst im Laufe des Spieles gewinnen wir ein wenig an Stärke und Sicherheit. Die Steuerung ist altbekannt – zuerst fixieren wir unsere Ansicht auf den aktuellen Gegner, dann blocken wir seine Angriffe und versuchen selbst einen gezielten Treffer zu landen, ohne dabei wie irre auf das Gamepad einzuhämmern und vor Erschöpfung wehrlos nach Luft zu schnappen. Während der Ladebildschirme werden Gegenstände samt Beschreibungen gezeigt – wie beim großen Genrekollegen.

Eigenständige Ideen

Dark Symmetry hat jedoch nicht nur 1:1 vom Vorbild kopiert, sondern auch immer wieder kleine Adaptierungen am Spielprinzip vorgenommen. Die augenscheinlichste Neuerung beim Kampfsystem ist das Verhärten. Wir können uns blitzeschnell und jederzeit zu Stein verwandeln und jeden gegnerischen Treffer ohne Schaden überstehen. Sobald wir getroffen werden (oder den Knopf auslassen), verwandeln wir uns zurück. Danach müssen wir warten, bis sich die kreisförmige Anzeige wieder aufgeladen hat, um uns wieder zu Verhärten. Diese Verhärtung ist auch möglich, während wir eine Aktion ausführen. Mit ein wenig Übung sind dadurch recht effektive Kombos möglich – wir starten einen schweren Angriff, verhärten, und schlagen dann nach dem Angriff des Gegners sofort zu. Das Verhärten kann auch außerhalb des Kampfes eingesetzt werden, um beispielsweise hohe Stürze zu überstehen. Wir lernen im Laufe des Spieles auch das Kontern, mit dem wir einen Gegner mit einem erfolgreichen Konter immensen Schaden zufügen können. Mit dem befleckten Siegel (findet man ziemlich am Anfang des Spieles) und einer aufgeladenen Entschlossenheitsleiste (die sich durch erfolgreiche Schläge wieder auflädt) kontern wir feindliche Angriffe und führen Spezialfähigkeiten aus – sofern unser Timing passt.

Körperwelten

Das Spiel, bei dem unser Charakter aus der Third-Person-Perspektive durch das Reich Fallgrim gesteuert wird, starten wir mit einem Körper, der aussieht wie wenn ihm die Haut abgezogen worden wäre. Hat mich an die Körperwelten Ausstellung erinnert, man sieht Sehnen, Muskeln und Knochen. In dieser Form (Findling genannt) halten wir fast nichts aus – aber wir können in andere Körper schlüpfen, und deren Bekleidung, Waffen und Fähigkeiten erhalten. Um unseren ersten Körper, also eine der titelgebenden sterblichen Hüllen, zu erhalten, müssen wir auch gar nicht viel tun – ein toter Ritter modert nämlich angenehmerweise nicht weit von unserem Startpunkt in einer Ecke vor sich hin. Insgesamt gibt es vier Körper zu finden, die natürlich alle unterschiedliche Fähigkeiten aufweisen. Mit jedem Körper können wir bis zu zehn Fähigkeiten erlernen, wenn wir genug Tar (=Seelen) mitbringen. Tar findet man vor allem bei Gegnern, die wir natürlich zuvor besiegen müssen.

Waffen und Kämpfe

Die Anzahl der Waffen ist nicht gerade unüberschaubar. Insgesamt können wir nur vier Stück davon benützen, wobei allerdings jede davon über zwei (freischaltbare) Spezialangriffe verfügt. Fernwaffen können wir übrigens keine finden. Eine grüne Leiste zeigt uns unsere Ausdauer an. Jede Aktion kostet Ausdauer, ist die Leiste aufgebraucht müssen wir innehalten und uns kurz erholen. Die Länge der Ausdauerleiste ist natürlich bei den verschiedenen spielbaren Figuren unterschiedlich lang, der Schurke Tiel verfügt über die meiste Ausdauer. Die Charakterwerte beschränken sich auf Gesundheit, Ausdauer und Entschlossenheit.

Die Kämpfe laufen genreüblich ab. Wir sollten keinen Gegner unterschätzen, denn auch eigentlich schwächere Gegner können uns schnell töten, wenn wir nicht aufpassen. Man erkennt sehr gut, wenn ein Gegner einen bestimmten Angriff startet und kann dementsprechend – mit ein wenig Übung – ausweichen oder blocken. Eine gute Reaktion und das Erlernen der jeweiligen Bewegungsmuster bleiben uns natürlich nicht erspart. Wir führen leichte oder schwere Angriffe aus, mit einer Taste weichen wir aus bzw. rollen wir uns nach doppeltem Tastendruck ab. Wenn wir trotzdem getötet werden, werden wir aus unserer Hülle geworfen und können weglaufen, oder als schutzloser Körper weiterkämpfen. Einmalig können wir auch einfach in unsere Hülle zurück schlüpfen. Sollten wir sterben, verlieren wir unser Tar, können es aber bei unserem Ablebensort wieder aufnehmen – falls wir nicht zuvor schon wieder versterben – weil alle zuvor beseitigten Gegner wieder respawnen.

Once upon a time in Fallgrim

Die Hintergrundgeschichte ist zu Beginn vollkommen unbekannt und erschließt sich uns erst im Laufe des Spieles durch Gegenstandsbeschreibungen oder (anfangs unverständlichen) Monologen. Dabei müssen wir (verbrauchbare) Gegenstände mehrmals benutzen, um immer neue Informationen zu erhalten. Im (größtenteils eingestürzten) Glockenturm erhalten wir von einem merkwürdigen, gefesselten Wesen unsere Aufgabe: Wir müssen ihm die drei Glandulas bringen. Diese Dinger sind natürlich gut (von Bossgegnern) bewacht und befinden sich an unterschiedlichen Orten des Spieles. Im Glockenturm können wir auch zwischen den verschiedenen (bereits gefundenen) Hüllen wechseln. Wie viele ähnliche Spiele verzichtet auch Mortal Shell komplett auf eine Landkarte – viel Spaß beim Erkunden der Spielwelt. Ich habe mich einige Male in den labyrinthartigen Wegen verlaufen. Manchmal können wir Hindernisse mit unserer Waffe aus dem Weg räumen, sonderlich viele Interaktionen oder Rätsel mit der Umwelt sind aber nicht möglich.

Mortal Shell ist bereits vor einem Jahr als Early Access im Epic Store erschienen. Nach der einjährigen Epic-Exklusivität ist es seit dem 18. August auch in der finalen Fassung über Steam erhältlich, wo es über 300.000 Mal auf der Wunschliste gestanden ist. Zeitgleich mit dem Steam-Release ist auch der erste DLC – Mortal Shell: The Virtuous Cycle – erschienen. Neben dem PC könnt ihr Mortal Shell auch auf der XBox oder PlayStation zocken, wo es inzwischen als „Enhanced Edition“ erhältlich ist.

Zusammenfassung

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