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Neon Blood im Test

Frisch aus Spanien kommt das vom Indie Entwickler ChaoticBrain Studios aus Madrid programmierte und vom Publisher Meridiem Games für PC, Nintendo Switch, Microsoft Xbox und Sony PlayStation herausgebrachte Adventure Neon Blood.

Ein neues Adventure? Her damit! Viele brauchbare Adventures sind in letzter Zeit ja leider nicht erschienen, mal sehen was Neon Blood so kann. „A Neon Noir Cyberpunk Adventure“ klingt ja schon einmal super – ich liebe gute Noir Krimis (Discworld Noir von Perfect Entertainment, anyone?), ich liebe Cyberpunk seit William Gibsons Roman Neuromancer (und dessen Versoftung von Interplay), also stimmen die Grundvorraussetzungen schon einmal. Die ersten Screenshots schauen auch vielversprechend aus, also starten wir einmal mit dem Spiel!

Die Einstellungs-Optionen sind nicht gerade vielfältig. Mag ja sein, dass die vielen dutzenden Einstellungsmöglichkeiten bei aktuellen AAA-Spielen ein wenig Overkill und zu viel des Guten sind, aber bei Neon Blood gibt es neben der Lautstärke und Sprachauswahl nur eine einzige Einstellung: die Größe der Schrift. Eine wichtige Einstellung für Leute, die am Fernseher spielen und sehschwache Opas wie mich, aber trotzdem…

Viridis

Nach dem dritten Weltkrieg ist im Jahr 2053 nicht viel übrig von der Menschheit. Wer noch lebt, lebt in der Stadt Viridis. Die besteht aus zwei Teilen – der luxuriösen Bright City und der dystopischen Blind City. Natürlich leben und arbeiten wir in der Blind City – wir spielen den suchtmittelabhängigen, unsympathischen und depressiven Polizei-Detektiv Axel McCoin, der zu einem Mord in einem Hotel gerufen wird. Dort liegt ein zerstückelter Mitarbeiter einer Hightech Firma, und wir haben ein Problem alle Leichenteile zu finden, weil unser Scan-Implantat defekt ist… aufgrund unseres Drogenkonsums. Unser Chef gibt uns Geld zur Reparatur, wir kaufen darum Drogen… und suchen kurz darauf verzweifelt einen Pfuscher, der uns die defekten Implantate für die paar Zerquetschten repariert, die wir noch haben. Dazu müssen wir unseren Freund finden, der uns dann im Drogenrausch erzählt, wir sollen einem Bub helfen, der für ihn weitere Drogen besorgt. Wir helfen dem Kleinen, der uns dafür verrät, wo sich ein illegaler Doktor versteckt hält, der dann unsere Implantate repariert, nachdem wir seinen letzten unzufriedenen Kunden befriedet haben. Wenn das alles nach einer langen Rätselkette klingt – in Wahrheit laufen wir nur von Punkt zu Punkt und drücken an der richtigen Stelle auf „mit dem Hotspot interagieren“ – das war’s. Die Rätsel bestehen darin, den jeweils nächsten Punkt zu finden, weil Hotspots meist erst dann freigeschalten werden (oder zum gewünschten Ergebnis führen), wenn die Vorbedingung erfüllt ist. Der Spielspaß besteht darin, die Umgebung zu erkunden, mit nicht-relevanten Leuten (Mini-)Gespräche zu führen, Objekte anzusehen.

Und dann gibt es Kämpfe, die allerdings sehr primitiv ablaufen. Ihr steht eurem Gegner gegenüber und könnt zwischen vier Optionen (Angreifen, Verteidigen, Objekt oder Spezialfähigkeit benutzen) auswählen, dann kommt euer Gegner dran – bis entweder euer Gegner oder ihr keine Lebenspunkte mehr habt. Dabei zeigt die Grafik, wie ihr mit eure Dienstpistole auf euren Gegner schießt (und u.U. sogar die mächtige Spezialfähigkeit Kopfschuss anwendet), während ihr in der Geschichte nur z.B. einen aggressiven Rüpel verprügelt und danach verhaftet. Das ist eine gewisse ludonarrative Dissonanz. Bei den Bosskämpfen kommen dann noch QTEs dazu. Nach jedem Kampf werdet ihr vollkommen geheilt. Spielt sich wie ein JRPG-light. VERY light.

Fight the Rich

Die Story entwickelt sich dann rasant weiter. Ihr entdeckt die Verschwörung eines reichen Industriellen aus der Oberstadt und könnt mit euren Handlungen dazu beitragen, dass sich in der Stadt einiges ändert. Das ganze ist extrem klischeehaft und wird mit dem Holzhammer präsentiert – eine (nach der Pleite der Stadt) heruntergekommene und von der Wirtschaft (in Person eines CEOs) gekaufte Polizei, über die von der Propaganda beeinflussten Bürger bis hin zum einsamen Helden, der sich gegen diese Situation wehrt. Das wäre alles völlig absurd, wenn nicht die Realität zeigt, dass auch in der echten Welt nichts mehr absurd ist. Vielleicht bekommt ihr im Spiel ja auch eure eigenen Probleme noch in den Griff. Jedenfalls scheinen eure Erinnerungslücken nicht nur durch den Drogenmissbrauch begründet zu sein…

Rein technisch sind bei mir keine gröberen Bugs aufgetreten, auch wenn manchmal Interaktionsmöglichkeiten (wie z.B. Press E to talk) schlichtweg zu keiner Reaktion führen. Ihr steuert eure Figur über die WASD-Tasten, Interaktionen startet ihr mit der Taste E. Ihr könnt Laufen (wenn euch das Herumgehen zu langsam ist… also quasi immer) oder mit eurem Scan-Implantat die nahe Umgebung durchsuchen. Inventar gibt es übrigens keines, auch wenn euer Held manchmal Items aufnimmt, die dann an der richtigen Stelle verwendet werden. Die Verwendung eines Controllers zur Steuerung klappt ohne Probleme. Die Grafik besteht aus einer Mischung aus grob verpixelten Charakteren (wo man oft nicht einmal erkennt, was die darstellen sollen) und neon-durchtränkten Hintergründen in höherer Auflösung. Diese Mischung hat mir schon in Between Horizons nicht sonderlich gut gefallen, aber das ist Geschmackssache. Sprachausgabe ist nicht vorhanden. Gespeichert wird automatisch (nicht nur jedes Kapitel, aber ihr müsst oft trotzdem einiges noch einmal durchspielen, wenn ihr am nächsten Tag weiterspielt), Cloud Speicherstände werden nicht unterstützt. Es gibt nur einen Spielstand  – wenn ihr ein neues Spiel startet, wird der alte Speicherstand überschrieben.

Zusammenfassung

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