New Pokémon Snap im Test

Im Jahr 2000 ist Pokémon Snap im europäischen Raum für die Kultkonsole N64 erschienen – und an mir ist der Titel damals einfach vorbeigezogen. Ich habe zwar unzählige Stunden in Pokémon Stadium verbracht, aber die Existenz des Foto-Spieles war mir damals nicht geläufig. Immer wieder habe ich meine Freunde in einer Welle von Nostalgie versinken hören, wenn es um Pokémon Snap ging, und ich war ein wenig enttäuscht, welch Spielspaß mir hier entgangen ist. Umso erfreuter war ich nach der Ankündigung von New Pokémon Snap, denn diesmal wollte ich unbedingt dabei sein, wenn es darum geht der Meister (der Taschenmonster-Fotografie) zu werden.

Im ersten Ableger der Snap-Reihe schlüpft ihr in die Haut des jungen Todd, der von Professor Eich eingeladen wird, um auf einer Insel das Verhalten von Pokémon zu erforschen. Diese bahnbrechenden Ergebnisse dienen Professor Mirror aus der Lentil-Region als Grundlage für seine wissenschaftlichen Untersuchungen. Denn auf den Inseln dürfte sich vor langer Zeit etwas Legendäres zugetragen haben, und kleine Blumen, die in einem ganz besonderen Glanz leuchten – dem Lumina-Phänomen – geben Hinweise darauf. Ihr dürft dem Forscher in New Pokémon Snap mit eurer Kamera zur Hand gehen und ihm dabei helfen, das Geheimnis der Inseln zu lüften und mehr über das Verhalten von Pokémon in ihren natürlichen Lebensräumen herauszufinden.

Zu Beginn könnt ihr das Aussehen und Geschlecht eures Avatars festlegen.

Zeit zum Knipsen

Wie bereits im Vorgänger bewegt ihr euch auf Schienen durch verschiedenste Areale und fotografiert aus eurem Hover-Fahrzeug, dem sogenannten Neo-One, Pokémon, die in den verschiedenen Gebieten beheimatet sind. Ziel ist es euren Fotodex mit jeweils vier Bildern eines jeden Taschenmonsters zu befüllen. Eure Kamera ist mit einer Zoom-Funktion versehen, um den Wesen so nahe wie möglich zu kommen. Habt ihr die Funktion aktiviert, registriert das euer Fahrzeug praktischerweise und ihr bewegt euch ein wenig langsamer fort, um den Moment gut einfangen zu können. Zusätzlich könnt ihr Samtäpfel aus eurem Gefährt werfen, um die Pokémon zu animieren, etwas Interessantes zu machen. Manche freuen sich über den gesunden Snack, andere könnten nicht weniger Interesse haben. Doch die, die dem Apfel nicht widerstehen können, geben ein tolles Foto-Modell ab. Auch mit Musik lassen sich gewisse Bewohner der Lentil-Region bezirzen und fühlen sich dazu veranlasst das Tanzbein zu schwingen – immer ein gutes Motiv. Eure Umgebung lässt sich auch scannen, und so bekommt ihr Hinweise auf den Aufenthaltsort von eher scheuen Pokémon, oder Informationen zur Geschichte der Region. Zudem reagieren auch manche der Taschenmonster auf das Geräusch des Scanners, so könnt ihr diesen auch für besondere Foto-Momente benutzen.

Auf den Strecken verteilt befinden sich immer wieder die geheimnisvollen Lumina-Blüten, die ihr nach erfolgreicher Erforschung, mit Lumina-Kugeln bewerfen und aktivieren könnt. Dadurch ergeben sich neue Situationen, die ihr mit eurer Kamera einfangen könnt. Viele Pokémon fühlen sich zum Licht hingezogen, und kommen so endlich aus ihren Verstecken. Doch nicht nur Blumen verfügen über das Lumina-Phänomen, auch spezielle Taschenmonster scheinen ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Effekt zu haben, was natürlich von euch erforscht werden muss. Bewerft ihr Pokémon mit Lumina-Kugeln, kann es zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen kommen und euer Modell wird zudem in einen schicken Glanz gehüllt. Die verschiedenen Inseln besitzen zudem jeweils eine Lumina-Zone, in der jeweils ein ganz besonderes Lumina-Pokémon im Fokus steht, und deren Erforschung die Puzzlestücke zur Lösung der sagenumwobenen Vergangenheit der Lentil-Region darstellen. Diese Strecken sind ein wenig blass im Vergleich zu den anderen Arealen ausgefallen, und manchmal ist nicht ganz klar, was denn jetzt genau getan werden muss. Achtet also immer auf die eingeblendeten Tipps am Anfang der Lumina-Zone, damit ihr auch das richtige Motiv einfangt.

Die verschiedenen Strecken besitzen zudem ein Forschungslevel, das sich nach erfolgreicher Foto-Tour und genügend erhaltener Punkte, erhöht. Ein höherer Level bedeutet, dass sich Pokémon an euch gewöhnen, zutraulicher werden und neue Verhaltensweisen an den Tag legen, wodurch ihr wiederum bessere Motive zur Bewertung vorlegen könnt. Zusätzlich könnt ihr bei den meisten Strecken bei höherem Level auch die Fahrt bei Nacht freischalten und eure liebsten Pokémon im Schatten der Dunkelheit beobachten. Pro Fahrt hat eure Kamera begrenzt Platz für Fotos (etwas mehr als 70), daher solltet ihr genau den richtigen Moment abpassen, um ein Bild zu knipsen. Ein Tipp vorweg: die Kamera ist zu Beginn standardmäßig sehr langsam (ich nenne es liebevoll Schneckentempo) eingestellt, also direkt vor eurer ersten Tour empfehle ich euch die Bewegungsgeschwindigkeit zu erhöhen, um ein flinkeres Zielen und Umsehen zu ermöglichen – so verpasst ihr weniger Gelegenheiten! Nach Abschluss der Haupt-Story habt ihr außerdem die Möglichkeit den Strand bei Abendrot zu erkunden und in den Einstellungen die Serienaufnahme (entweder 3, 6, oder 9 Bilder am Stück) zu aktivieren – ein praktisches Tool, das euch besondere Momente effizienter einfangen lässt.

Die bunte Welt der Lentil-Region von New Pokémon Snap

Die Gestaltung der Strecken ist sehr liebevoll und divers ausgefallen – ihr erforscht Wiesen und Wälder, Strände und Riffe, taucht ab in die Weiten des Ozeans, erkundet feurige Vulkanhöhlen oder schlagt euch durch frostige Eislandschaften. Und auf den Strecken tummeln sich viele Pokémon, die nur darauf warten, von euch fotografiert zu werden. Bei der ersten Fahrt auf einer neuen Strecke kann es durchaus vorkommen, sich von der schieren Menge an Taschenmonstern erschlagen zu fühlen, und man nicht weiß, wo man denn zuerst hinsehen soll. Die Motivation zur Erkundung wird zusätzlich erhöht, indem ihr auch geheime Abzweigungen und Wege auf den Strecken finden könnt, auf dessen Wegen unbekannte Taschenmonster und Geheimnisse lauern. Hinweise für besondere Verhaltensweisen lassen sich auch in eurem Auftrags-Log finden.  Für die Erfüllung dieser kleineren Aufgaben, wie das Einfangen eines Chelterrar beim Gähnen, gibt es Belohnungen.

Seit dem Release des ersten Pokémon Snap sind einige neue Generationen an Taschenmonstern hinzugekommen, Personen, die schon ein wenig länger nicht in das Universum der Pokémon-Reihe eingetaucht sind, werden viele der inkludierten Monster nicht kennen. Während ich nur zwei Titel der Reihe verpasst habe in den letzten Jahren, hat mein Verlobter seit Gold/Silber keine Edition mehr gespielt und dadurch eine große Anzahl an Pokémon noch nicht gekannt – was aber den Sammelspaß nicht gemindert hat.

Nicht nur das Design der Strecken von New Pokémon Snap ist gut gelungen, auch grafisch sehen die Umgebungen prima aus. Dem Optik-Vergleich mit Current-Gen Konsolen hält die Switch natürlich nicht stand, aber die Spielwelt sieht verhältnismäßig gut aus. Hier und da fällt einem das Kantenflimmern sehr deutlich auf, und auch die Texturen hätten ein wenig mehr Polishing vertragen können. Doch im Großen und Ganzen waren die Pokémon und ihre diversen Lebensräume sehr nett anzusehen. Es kam während des Tests auch zu keinen Einbrüchen der Framerate und es gab stets ein flüssiges Spielerlebnis.

Heute hab‘ ich leider kein Foto für dich

Nachdem ihr eine Runde mit dem Neo-One gedreht habt, beginnt der spannende Teil: Aus euren geschossenen Bildern könnt ihr nun eines, pro fotografiertem Pokémon, dem Professor zur Bewertung vorlegen. Leider sind die Bilder in dieser Vorschau verpixelt, was nicht sehr hübsch anzusehen ist. Die Bilder werden in Stern-Kategorien geteilt und je nach Motiv könnt ihr bis zu vier Sterne erhalten. Bereits in der Vorauswahl seht ihr, in welche Sterne-Kategorien die von euch geschossenen Bilder fallen. Höhere Sterne erhaltet ihr durch das Einfangen von seltenen Verhaltensweisen bei Pokémon, ob Jubel nach einem verspeisten Samtapfel, oder Freude über eine aktivierte Lumina-Blüte. Gute Gelegenheiten rare Momente einzufangen, ergeben sich wiederum mit steigendem Forschungslevel bei den Strecken. Doch nicht nur das gezeigte Verhalten, also die Pose, ist für die Bewertung relevant, auch Blickrichtung, Größe und der Hintergrund fließen in das Urteil des Professors mit ein. Nach der Bewertung könnt ihr eure Favoriten auch in eurem Album speichern, das ihr euch im Labor ansehen könnt.

Und im Labor könnt ihr übrigens nicht nur eure Erfolge und Fotos im Album ansehen, sondern auch bearbeiten und ihnen mittels Filter oder Stickern einen neuen Touch verleihen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr eure Werke auch online mit anderen Spielern teilen und direkt im Spiel hochladen. Im Laufe der Geschichte schaltet ihr durch Erfolge immer wieder neue Rahmen, Sticker und Filter frei, um eure Bilder zu bearbeiten. Die Idee des Editors ist nett, in der Ausführung aber ein wenig lasch. Ihr könnt zwar verschiedene Filter benutzen, doch immer nur einer kann auf dem Bild angewendet werden. So hättet ihr gerne einen etwas zu dunklen Schnappschuss ein wenig aufgehellt, verliert dadurch aber an Sättigung. Doch der Filter zur Erhöhung der Sättigung kann leider nicht auf den anderen Filter gelegt werden. Die Intensität lässt sich bei den Filtern zwar stufenweise einstellen, doch leider gibt es keine Live-Ansicht des Effekts, schade! Mit den Stickern könnt ihr euren fotografierten Modellen lustige Gesichter oder Hüte verpassen, oder aber auch Sprech- oder Gedankenblasen einfügen, ihr könnt eurer Kreativität hier freien Lauf lassen. Die Sticker lassen sich in ihrer Größe sowie Ebene einstellen und ihr könnt ohne Probleme mehrere davon auf eurem Bild platzieren.

Zusammenfassung

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