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Nintendo Labo Event in Frankfurt – Angespielt

Wenn sich rund drei Dutzend erwachsene Menschen aus Österreich und Deutschland einfinden, um gemeinsam mit Karton zu basteln und ihre Kreationen mit Filzstiften, Aufklebern und Fensterputzern zu verzieren, dann ist entweder Aktionstag im Kindergarten oder Nintendo hat sich mal wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Wir durften letzte Woche nach Frankfurt fliegen, um Nintendos neuesten Streich, Nintendo Labo, für euch schon ein Monat vor Release ausgiebig zu testen!

Nostalgie pur

Wer schon seit seinen Kindertagen fleißig zockt, der hat womöglich auch schon mal etwas wie „Leg doch mal den Controller weg und bastel etwas!“ aus elterlicher Richtung gehört. Ab Mitte April können alle konsolenaffinen Kinder dieser Welt dem nun beruhigt Folge leisten, ohne auf ihren Switch-Spaß verzichten zu müssen: Nintendo Labo verbindet traditionelle Bastelei mit Videospielen, indem es euch eure Game-Controller aus Pappe selbst bauen lässt und obendrein noch zu jeder Menge weiteren kreativen Abenteuern einlädt – und so startete auch das Nintendo Labo Event in Frankfurt damit, dass wir uns nach kurzer Einführung zunächst mal ans Ausbrechen, Falten, Zusammenstecken und Verzieren machten.

Auch, wenn ich kindlichen Aktivitäten im Normalfall sehr zugetan bin (Wer bitte sagt, dass Bällebäder nur für die Kleinen sind? Oder dass ich im Prater nicht mehr in die Märchenbahn darf?), war es zugegebenermaßen schon eine ganze Weile her, dass ich aus Karton lustige Figuren gebaut habe – scheinbar verhält es sich damit allerdings wie mit Fahrradfahren, denn im Nullkommanix war mein erstes Labo-Auto auch schon fertig gebaut und mit Kulleraugen-Stickern und anderem bunten Kram verziert. Noch schnell die Joy-Cons an das Auto und eine Papp-Antenne auf die Switch gesteckt – es muss ja alles seine Ordnung haben – und los ging’s mit den ersten Toy-Con-Erlebnissen: Per Touchscreen-Eingabe wurden die Joy-Cons entweder einzeln, zum Lenken, oder gemeinsam, zum Geradeaus-Fahren, aktiviert – und siehe da: So einfach das Prinzip, so spaßig! Wo man seine Eltern früher monatelang um ferngesteuerte Autos anbetteln musste, bastelt man sie sich mit Nintendo Labo einfach in wenigen Minuten selbst. Und das war erst der Anfang …

Angeln, Motorradfahren, als Roboter durch die Lüfte brausen, …

Beim Nintendo Labo Event durften wir alle ab Start verfügbaren Toy-Cons ausprobieren – und gleich vorweg: Wir hatten riesen Spaß damit! Zum Multi-Set gehören dabei ein Klavier zum verrückten Musizieren (Miau-Konzert anyone?), eine Angel zum virtuellen Fischen, ein Motorradlenker für wilde Rennen mit Körpereinsatz, das oben beschriebene ferngesteuerte Auto sowie ein Haus, in dem eine lustige kleine Kreatur wohnt, mit der man verschiedene Spiele spielen kann. Das Robo-Set beinhaltet hingegen den namensgebenden Roboter, mit dem ihr per Gestensteuerung in einer offenen Welt herumfliegen, springen und fahren oder diverse Gebäude zerboxen und zerstampfen könnt.

Meine persönlichen Favoriten waren dabei das Haus und das Motorrad: Beim Labo-Haus habt ihr drei Slots – einen an der Unterseite sowie je einen seitlich – sowie drei verschiedene Stecker, einen Druckknopf, eine Kurbel und einen Drehschalter, die ihr in allen möglichen Kombinationen einstecken könnt. Je nachdem, wie ihr sie anordnet, erscheinen am Bildschirm verschiedene Räume mit unterschiedlichen Spielen, mit denen ihr eure kleine Puschelkreatur unterhalten könnt. So müsst ihr einmal Gegenstände aus einem Regal schießen, einmal Seilspringen, und wieder ein andermal in einem Bergwergskarren Bomben ausweichen. Auch wenn die Minispiele selbst nicht sonderlich fordernd sind, ist das Spielen mit der Kreatur vor allem deshalb so toll, weil es so viel zu entdecken gibt: Die vielen Kombinationen der Stecker auszuprobieren, um zu sehen, was jeder von ihnen in den unterschiedlichen Räumen bewirkt, motiviert unglaublich!

Beim Toy-Con-Motorrad dürft ihr hingegen Rennen fahren – und euch dabei wie auf einem richtigen Bike fühlen: Der Toy-Con wird gegen euren Oberkörper gestemmt und ihr fasst den Lenker wie bei einer echten Maschine. Auch das Gasgeben erfolgt – wie im echten Leben – per Handgelenksdrehung. Um dann tatsächlich zu lenken, müsst ihr euch nun wie auf der Straße nach links oder rechts in die Kurve lehnen. Wo das Haus mit Entdeckungen punktet, gewinnt hier eindeutig das witzige Spielgefühl.

Angeln im Wohnzimmer

Ein weiteres Highlight, und meine Nummer drei auf der Liste, war das Angelspiel – das ich gemeinsam mit Kollege Gregor auch selbst bauen durfte. Apropos bauen: Alle Toy-Cons werden auf A3-Pappbögen geliefert, aus denen ihr die nötigen Teile dann ausbrechen und laut Anleitung auf dem Switch-Display zusammenbauen könnt. Neben den Grundteilen gibt es dabei oft auch zusätzliche Teile, um eure Kreationen euren eigenen Wünschen anzupassen – beispielsweise sorgt ein beigelegter Rüssel schnell dafür, dass aus eurem ferngesteuerten Auto ein ferngesteuerter Elefant wird.

Jetzt aber wieder zurück zur Angel: Laut Anleitung sollte die Bauzeit hierfür bei ca. 60 bis 90 Minuten liegen – dank unvergleichlichem Teamwork und meiner vorhin schon angesprochenen Erfahrung im Bausatzbauen (Danke, Papp-Dinos der 90er-Jahre!) konnten wir die Angel jedoch in bloß knapp 30 Minuten zusammenbauen. Und lasst euch gesagt sein: Niemand ist jemals zu alt dafür, um dabei Spaß zu haben – ich in keinem Fall.

Ist die Angel dann erst mal fertig und mittels Schnur mit dem – ebenfalls gebastelten und mit der Switch bestückten – „Meer“ verbunden, geht es daran, ein paar digitale Fische zu fangen. Dafür lasst ihr per Papp-Kurbel die Schnur tiefer ins Wasser und wartet darauf, das etwas anbeißt. Spürt ihr das Ziehen des nibbelnden Fisches, zieht ihr die Angel schnell hoch, um ihn an den Haken zu bekommen, und kurbelt dann behutsam hoch, um ihn zu fangen – oder ihr nutzt den Fisch am Haken, um noch größere Fische anzulocken.

Stabiler als gedacht

Eines meiner größten Bedenken im Vorfeld der Test-Session war, wie stabil die Nintendo Labo Toy-Cons tatsächlich ausfallen würden – immerhin ist Pappe nicht gerade das beständigste Material, gerade dann, wenn damit nicht nur volljährige Erwachsene, sondern auch ausgelassene Kinder spielen wollen. Meine Sorgen wurden allerdings beruhigt: Die fertigen Toy-Cons wirken erstaunlich robust und sollten zumindest einige Stunden lang problemlos allen Strapazen trotzen. Selbst der Roboter, der wie ein Rucksack getragen wird, mit Schnüren, Haltegriffen, Fußpedalen und Stirnreif doch recht komplex ist und durch Schlag- und Tretbewegungen bedient wird, konnte sich während der Spiele-Session bewähren. Wie das Ganze im Langzeit-Einsatz aussieht, ist natürlich noch fraglich.

Für kleine – und große – Entdecker: Die Labo-Werkstatt

Eines der besten Features haben wir uns bis ganz zum Schluss aufgehoben: Die Labo-Werkstatt. Nachdem wir beim Event alle Toy-Cons mit ihren unterschiedlichen Funktionen antesten und kennenlernen durften, war es nun an der Zeit, unsere eigenen Toy-Cons zu kreieren: In der Werkstatt stand uns dabei eine einfache Benutzeroberfläche zur Verfügung, in der wir Eingaben mit gewünschten Effekten kombinieren konnten, um neue, witzige Spiele zu entwerfen.

Als Beispiel gab es kleine Pappmännchen, die im Multi-Set mit dabei sind und an einem der Joy-Cons befestigt werden. Diesen kleinen Stehmännchen durften wir dann noch reflektierende Sticker als Gesicht verpassen, die dank Infrarot-Schnittstelle von den Joy-Cons der Switch erkannt werden. Legt man nun fest, dass „reflektierender Sticker im Blickfeld“ von Joy-Con A in Kombination mit „Trigger-Abzug“ an Joy-Con A das Vibrieren von Joy-Con B (durch den das Männchen aufrecht steht) bewirkt, kann man diese Vibration nutzen, um das Männchen umzuwerfen – man zielt also mit Joy-Con A auf das Männchen und hat man es im Blickfeld und drückt ab, erschießt man es und die Vibration von Joy-Con B lässt es zu Boden purzeln.

Die Möglichkeiten, die mit dieser simplen Art von modularer Programmierung möglich sind, sind beinahe unendlich – vor allem deshalb, da man schließlich nicht nur die mitgelieferten Teile, sondern wirklich jedes Stück Karton und jeden Gegenstand, den man zuhause findet, mitverwenden kann – beispielsweise kann man die Musik-Funktion des Toy-Con-Pianos mit Bewegungen des Joy-Con kombinieren und so aus jedem Besen eine tatsächlich tönende (Luft-)Gitarre machen, die erklingt, wenn man sie mit Joy-Con in der Hand „spielt“. Umso kreativer man ist, umso mehr Möglichkeiten stehen einem offen! Der einzige kleine Nachteil: Da das Multi-Set und das Robo-Set auf unterschiedlichen Switch-Modulen geliefert werden, kann man die Funktionen der beiden Sets auch in der Labo-Werkstatt (zumindest bislang) nicht kombinieren.

FAZIT

Eines steht nach unseren ersten drei Stunden mit Nintendo Labo eindeutig fest: Das Basteln, Bauen, Herumexperimentieren, Spielen und Kreieren macht einfach riesen Spaß! Die Toy-Cons sind wider voriger Bedenken erstaunlich stabil und allein das Basteln wird euch schon stundenlang gut unterhalten. Geht es dann erst ans tatsächliche Spielen, sieht man schnell, wie viele kreative Ideen in Nintendo Labo geflossen sind, und dank der Labo-Werkstatt sind auch eurer eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. In letzterer liegt meiner Meinung nach auch das größte Potenzial von Labo, denn so spaßig die Minispiele anfangs sind, werden sie alleine euch und eure Kids wohl kaum dauerhaft fesseln – ganz im Gegensatz zur Werkstatt, in der ihr euch nach Herzenslust für Tage, Wochen und womöglich sogar Monate austoben könnt. In jedem Fall möchten wir noch mal ein herzliches Danke an Nintendo für die Einladung aussprechen und zumindest diese Redakteurin hier kann es kaum erwarten, sich ab April auch zuhause dem Labo-Fieber hinzugeben.

Was ist Nintendo Labo? Eine hyper-kreative Kombination aus Basteln mit Pappe und Videospielen
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Labo-Sets am Nintendo Labo Event in Frankfurt
Entwickler / Publisher: Nintendo
Release: 20. April 2018
LinkOffizielle Webseite

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