Oh…Sir! The Hollywood Roast im Kurztest

Bereits vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mir an dieser Stelle „Oh…Sir!! The Insult Simulator“ angesehen. Schon damals war das Spiel nicht ganz neu, ist es doch ursprünglich auf einem Gamejam-Event in nur 42 Stunden entstanden. Und da man nach dem offiziellen Release, einen für ein derart simpel gestricktes Spiel, beachtlichen Erfolg einfahren hat können, schiebt das kleine Studio Vile Monarch flott einen Nachfolger hinterher. Und auch den schau ich mir natürlich an.

Vom trüben England ins sonnige Hollywood

Die augenscheinlichste Veränderung verrät schon der Titel, geht aber im Spiel weiter als nur bis zum Setting. Denn während man im Original an offensichtlich von Monty Python inspirierten, typisch britischen Örtlichkeiten seine Verbal-Gefechte austrug, waren die verfügbaren Spiel-Charaktere allesamt frei erfunden. Nun treiben wir uns, wie der der Beiname The Hollywood Roast schon erahnen lässt, in allerlei skurrilen Filmsets herum. Doch dieses Mal scheint die Riege der streitbaren Gesellen irgendwie vertraut, handelt es sich doch durch die Bank um bekannte Hollywood-Größen oder hinlänglich bekannte Film-Charaktere.

Die tragen dann Namen wie Marilyn Nomore, Dirty Potter und The Greasy Wizard, wobei man allerspätestens, wenn man sie sieht, weiß wer das denn nun sein soll. Zusätzlich kann man sich dieses Mal auch selbst seinen Traum-Charakter zusammenbasteln, um mit dem dann seine Gegner von Feld zu schimpfen.

Nur aufgewärmte Ideen aus der Traumfabrik?

Was das eigentliche Spielprinzip angeht, hat sich nichts Grundlegendes geändert. Wieder steht man, wie in einem Fighting-Game, in einer der vielen Stages seinem Kontrahenten gegenüber und versucht ihn mit komplexen Beleidigungen zur Aufgabe zu bewegen. Dazu steht ein vor Beginn jeder Runde zufällig zusammengewürfelter Pool an Phrasen, Bindewörtern und Ausrufen zur Verfügung. Abwechselnd dürfen nun die beiden Kontrahenten aus diesem Pool Satzteile auswählen, mit dem Ziel die bestmögliche Beleidigung daraus zusammenzustöpseln.

Diese werden dann vom Spiel in Schaden umgerechnet, der wiederum von der Energieleiste des Gegners abgezogen wird. Wessen Balken als erstes leer ist, der hat die Runde verloren. Klingt sehr simpel und ist es in Wahrheit auch, macht aber besonders gegen menschliche Mitspieler überraschend viel Spaß und ist im entferntesten Sinne tatsächlich mit Fightern wie Street Fighter und Konsorten vergleichbar.

Das größte Manko des Vorgängers bleibt leider auch in Oh…Sir! The Hollywood Roast erhalten: Da das Game ausschließlich in Englisch zu haben ist und es hier um Satzbau und Aussagekraft geht, sind wirklich sehr gute Englischkenntnisse die Voraussetzung, um an der Sache wirklich Spaß zu haben. Denn nicht korrekt zusammengebaute Sätze kann das Spiel nicht verstehen und bestraft dies mit Punktabzügen.

Oder doch eine gerechtfertigte Neuauflage?

Neben der schon erwähnten Möglichkeit, sich selbst einen Charakter zu basteln, gibt aber dann doch noch einige weitere Neuerungen. So wurde Wortschatz und damit die zur Auswahl stehenden Phrasen mehr als verdoppelt. Auch das Punktesystem hat man überarbeitet, um es ein wenig nachvollziehbarer zu gestalten. Zudem wurde der Einzelspieler-Modus gehörig ausgebaut, was ein großes Plus gegenüber dem Erstling darstellt. Trotzdem bleibt Oh…Sir!! aber in erster Linie ein Multiplayer-Game, denn alleine nutzt sich der Spaß nur allzu schnell ab.

Technisch hat sich kaum etwas getan. Die Grafik wurde zwar ein klein wenig verfeinert, der sehr einfache, blockige Stil bleibt aber unverändert erhalten. Dasselbe gilt für die Sprachausgabe, die zwar wieder sehr gut gelungen ist, aber trotz der Übersiedelung nach Hollywood noch immer verdächtig britisch klingt. Letzteres gilt auch für den Humor: Setting hin oder her, die große Inspiration ist weiterhin Monty Python.

FAZIT

Ob es sich für Besitzer des Originals lohnt, sich Oh…Sir! The Hollywood Roast zuzulegen, wage ich zu bezweifeln, wobei man bei dem verlangten Preis kaum etwas falsch machen kann. Geneigten Neueinsteigern mit hervorragenden Englischkenntnissen, sei das Spiel aber dringendst ans Herz gelegt. Denn für so wenig Geld wird man anderswo kaum so viel Spaß damit haben können, Leute zu beschimpfen. Das gilt allerdings in erster Linie für Gefechte gegen menschliche Kontrahenten, allein gegen die KI macht die Sache bei weitem nicht so viel Laune.

Was ist [Spieletitel]? Neuauflage des Indie-Überraschungshits in dem sich alles darum dreht sich gegenseitig zu beleidigen.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Vile Monarch / Good Shepherd Entertainment
Release: 31. Mai 2017
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test