Omensight im Test

Ein Krieg zwischen verfeindeten Nationen, ein Mord, der die Welt ins Chaos stürzt, und eine Bedrohung, die so fatal ist, dass Feinde zu Verbündeten werden müssen, um ihr Herr zu werden. Omensight schickt euch auf Zeitreise einmal quer durch die letzten Stunden Urralias, um den einzigen Weg zu finden, die Zerstörung der gesamten Welt noch zu verhindern.

Eine Geschichte aus zwei Nationen

Die Welt Urralia ist in zwei Nationen geteilt: Das Pygarische Imperium, das vom Vogel-Imperator Indrik regiert wird, der unter sich Katzen und Hunde vereint hat, sowie das rebellische Rodentia, das von der Nager-Anführerin Ratika geleitet und von den Bären unterstützt wird. Nach langen Jahren des Kriegs, deren letztes Opfer die eigentlich unsterbliche Gottlose Priesterin war, soll nun die finale Schlacht erfolgen, bei der sich entscheidet, welche der beiden Fraktionen den endgültigen Sieg davontragen wird – doch die Ereignisse werden von einem noch viel düsteren Geschehnis überschattet: Nun, da die Seele der Gottlose Priesterin nicht länger auf Urralia ist, kann sich der uralte Gott der Zerstörung, Voden, befreien und vernichtet in seiner Auferstehung alles Leben in Urralia. Wie gut, dass gerade rechtzeitig vor dem Untergang noch ihr auf den Spielplan tretet …

Täglich grüßt der Harbinger

Es gibt eine Legende in Urralia: Wann immer die Welt sich ihrer größten Bedrohungen entgegensieht, wird der Harbinger erscheinen – ein mystischer Krieger, der alleine die Welt retten kann. Eure Aufgabe in Omensight ist es somit, in die Rolle eben jenes Recken zu schlüpfen und herauszufinden, was zu tun ist, um Voden aufzuhalten und Urralia vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Um euch die Sache etwas leichter zu machen, erhaltet ihr Unterstützung von einer weiteren Beschützerin der Welt: einer alten Hexe, die die Fähigkeit besitzt, euch immer wieder zum Morgen des letzten Tages vor Vodens Befreiung zurück zu schicken. Gerade als Voden so also drauf und dran ist, alles zu zerstören, werdet ihr von der Hexe in ihre zeitlose Dimension geholt und erfahrt, dass der Schlüssel zur Rettung der Welt darin liegt, herauszufinden, warum die Seele der Gottlose Priesterin Vera diesmal nicht nach Urralia zurückgekehrt ist – indem ihr den vergangenen Tag immer wieder erlebt und dabei Hinweis über Hinweis sammelt.

Wer Spearheads voriges Spiel Stories: Path of Destinies gespielt hat, dem wird das Prinzip spätestens jetzt sehr bekannt vorkommen: Durch eure mystischen Kräfte reist ihr von hier an immer wieder an die Seite von insgesamt vier bedeutenden Charakteren im Krieg von Urralia: Ratika, die Anführerin von Rodentia, Ludomir, ihrem treuen Bären-Verbündeten, Imperator Indrik, sowie Draga, seinem Katzen-General. Im Laufe der Story steht ihr somit einmal auf der Seite des Imperiums, einmal auf Seiten Rodentias und seht dabei schnell, dass Kriege selten Auseinandersetzungen à la „Gut gegen Böse“ sind, sondern jede Fraktion Gründe hat, um sich selbst im Recht zu sehen – und genau dieser ständige Perspektivenwechsel verleiht der Story von Omensight auch so wundervollen Tiefgang. Je nachdem, auf Seite welchen Charakters ihr euch stellt, erfahrt ihr so mehr über die Motive der einzelnen Protagonisten und ihrer Nationen – und kämpft an einem Tag gegen Charaktere, die ihr am vorigen Tag noch beschützt habt.

Am Ende jeden Tages erhaltet ihr schließlich eine Zusammenfassung darüber, welche Hinweise ihr zum Schicksal Veras sammeln konntet, und müsst diese am folgenden Tag nutzen, um andere Entscheidungen zu treffen und somit noch mehr Hinweise aufzuspüren. Habt ihr euch in euren Ermittlungen ob des Mordes der Gottlosen Priesterin so weit genug vorangetastet, erhaltet ihr zudem nach und nach einen von insgesamt vier Schlüssel-Hinweisen – Visionen davon, was mit Vera tatsächlich geschah. Und hier kommt nun jene besondere Fähigkeit des Harbingers zum Einsatz, die dem Spiel ihren Namen gibt: Mittels Omensight könnt ihr jeden der vier Charaktere entweder gleich zu Beginn des Tages oder auch während Konfrontationen im Laufe dieses Veras Visionen zeigen, ohne jeglichen Zweifel daran, dass ihr die Wahrheit sprecht. Die Konsequenz: Feinde werden im Nu zu Verbündeten im Kampf gegen ein viel größeres Unheil, ehemalige Kontrahenten, die euch blind vor Wut attackierten, besinnen sich eines Besseren, und wohlbehütete Geheimnisse werden im Angesicht der Bedrohung durch Voden bereitwillig preisgegeben. So durchlebt ihr Tag für Tag immer wieder neu, gelangt an neue Orte, bringt neue Informationen ans Licht und kommt der Rettung Urralias Schritt für Schritt näher.

Interaktiver Film oder actionreiches Mystery-Hack’n’Slay

Wie ihr aus den vorigen Absätzen vielleicht schon herauslesen konntet, dreht sich bei Omensight in erster Linie alles um die Story, ihre Charaktere sowie die möglichen Pfade, die diese nehmen können – je nachdem, mit welchen Informationen ihr sie konfrontiert. Wem das bereits mehr als genug ist, der hat in Omensight die Möglichkeit, zu Beginn den „Story-Fokus“ Modus zu wählen, bei dem die Gegner leichter zu besiegen sind und die Hinweise zur Lösung des Rätsels rund um die Gottlose Priesterin für euch automatisch gesammelt werden. Sehnt ihr euch nach etwas mehr Herausforderung, könnt ihr noch vier weitere Modi wählen: Von immer anspruchsvolleren Kämpfen im „Ausgewogen“ und „Wahrer Krieger“ Modus über einen Durchgang ganz ohne automatische Hinweissammlung im Spiel im „Wahrer Detektiv“ Modus bis hin zum „Wahrer Harbinger“ Modus, in dem euch die härtesten Kämpfe und keinerlei Hilfe bei der Hinweissuche erwarten.

Wo wir gerade beim Kämpfen sind: Omensight bedient sich hier des typischen Hack’n’Slay-Prinzips – mit einem kleinen Twist: Nutzt ihr spezielle Fertigkeiten oder blockt Attacken von Gegnern im richtigen Moment, könnt ihr für ein paar Momente lang die Zeit verlangsamen und erhaltet somit einen gewaltigen Vorteil im Kampf. Während der Tage sammelt ihr zudem Erfahrungspunkte sowie Amber. Erfahrungspunkte helfen euch dabei, im Level aufzusteigen und somit neue Fertigkeiten – etwa Fernkampf- oder Sprint-Attacken – freizuschalten, während ihr Amber gegen Status-Updates wie mehr Lebensenergie, stärkere Angriffe oder kürzere Cooldowns beim Einsatz der Support-Fähigkeiten eurer vier potenziellen Verbündeten eintauschen könnt.

Neben Erfahrung und Amber gibt es zudem noch etwas anderes zu finden: Erinnerungen. Diese kurzen Textpassagen dürft ihr nach dem erstmaligen Einsammeln jederzeit im Pause-Menü lesen und dabei mehr über die Vergangenheit aller Charaktere sowie Urralias erfahren.

Und auch die Präsentation gefällt

Abschließend sei noch die audiovisuelle Präsentation von Omensight erwähnt – und auch hier kann der Titel überzeugen: Die hübsche Zeichentrick-Optik mag nicht gerade revolutionär sein, passt aber perfekt zur Atmosphäre des Titels und trumpft obendrein mit hübschen Umgebungen sowie Charakteren. Beim Sound erwarten euch mystische Klänge, die die Stimmung gekonnt unterstreichen, und auch die (leider nur englische) Sprachausgabe ist größtenteils gelungen – lediglich bei den Nebencharakteren hätte man ab und an etwas mehr Mühe zeigen können.

In Sachen Handling macht Omensight ebenfalls alles richtig: Die Steuerung selbst geht nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand und um euch ewige Wiederholungen der immer gleichen Passagen zu ersparen, gibt es an Tagen, an denen ihr mehrere Entscheidungen treffen könnt, die Möglichkeit, direkt zum kritischen Moment zu springen, ohne euch erst wieder durch bereits Gesehenes kämpfen zu müssen. Einzig die Möglichkeit, Dialoge direkt zu überspringen (nicht bloß zeilenweise) wäre noch wünschenswert gewesen.

FAZIT

Omensight ist eindeutig ein Spiel für Story-Fans: Im Laufe der immer neuen Varianten desselben Tages lernt ihr jeden der vier Charaktere von unterschiedlichen Seiten kennen und erlebt jegliche Perspektive eines Krieges, der euch mit jedem gesammelten Puzzle-Teil zur Lösung des eigentlichen „Murder Mystery“ im Zentrum des Plots und im Angesicht der immer näher kommenden Bedrohung durch Voden immer sinnloser erscheinen wird – und genau das macht Omensight aus: Die tiefgründige Handlung in Kombination mit spaßigem Gameplay, das dank Hinweissuche auch alle Hobby-Detektive und Sammel-Fans ansprechen wird. Das Ganze mag dabei zwar nicht ganz ohne Schwächen kommen – so gestalten sich die Levels trotz immer neuer Geschehnisse, alternativer Pfade und anderer Verbündeter schnell etwas repetitiv –, motiviert aber dennoch ungemein dazu, immer tiefer in die Events und Intrigen Urralias einzutauchen. Für all jene, denen eine gut durchdachte Story somit wichtiger ist als massig Gegnertypen und Kampfarenen, gibt es für Omensight eine eindeutige Kaufempfehlung.

Was ist Omensight? Stark Story-fokussiertes Hack’n’Slay-Detektivspiel mit düsterem Zeitreise-Plot.
Plattformen: PC, PS4
Getestet: PS4-Version
Entwickler / Publisher: Spearhead Games
Release: 15. Mai 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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