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Onkel Toms Spiele für den Frühling – 2025 Edition

Der Frühling ist da – die Blumen blühen, die Vögel singen … und Onkel Tom zockt (meistens) trotzdem viel, viel lieber. Wenn es euch gelegentlich auch so geht, dann findet ihr hier vielleicht ein paar gute Ideen bis zum nächsten Ausflug … oder AAA-Release.

Minishoot’ Adventures
A Link to the Bullet Hell’s Awakening

Minishoot’ Adventures ist auf den ersten, zweiten und dritten Blick eine ausgesprochen abenteuerliche Mischung aus Top-Down-Shooter (a.k.a. Bullet Hell) und Action-Adventure im Stil klassischer Zelda-Titel. Das Ergebnis funktioniert aber extrem gut und kann sich absolut sehen lassen.

Im Spiel übernimmt man die Kontrolle über ein kleines Raumschiff-Wesen, das sich relativ frei durch eine offene 2D-Welt bewegt. „Relativ“, da sich erst mit zunehmenden Fähigkeiten immer weitere Bereiche erschließen. Der zentrale Gameplay-Loop besteht aus dem Erkunden der Welt, dem Kämpfen gegen Gegnerwellen in Bullet-Hell-Manier und dem Freischalten neuer Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten – etwa ein Boost, zusätzliche Feuerkraft oder Schilde – erleichtern das Leben und eröffnen neue Wege im Spiel und motivieren dazu, alte Gebiete erneut aufzusuchen.

Jeder der obligatorischen Bosse verfolgt ein klar erkennbares Angriffsmuster, das jedoch zunehmend komplexer wird und ein zumindest solides Reaktionsvermögen verlangt. Trotz des hohen Tempos bleiben die Begegnungen nämlich fair und der Schwierigkeitsgrad steigt gleichmäßig, was Frustration vermeidet und gleichzeitig eine konstante Herausforderung bietet.

Grafisch setzt das Spiel auf einen charmanten Pixel-Art-Stil mit sanften Farbverläufen, schafft aber auch in chaotischen Momenten für Übersicht zu sorgen. Die einzelnen Regionen unterscheiden sich deutlich, was das Erkunden abwechslungsreich hält. Soundtrack und Effekte unterstützen die Atmosphäre ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Minishoot’ Adventures überzeugt vor allem durch die gelungene Verschmelzung zweier Genres, die so noch kaum je kombiniert wurden. Wer Freude an präzisem, forderndem Gameplay und Erkundung offener Welten hat, bekommt hier ein überraschend tiefes Spielerlebnis, das trotz seines reduzierten Umfangs lange motiviert.

Minishoot’ Adventures auf Steam

Loco Motive
Mord im Pixel-Express

Ein klassisches Point-and-Click-Adventure mit komödiantischem Einschlag, welches sich stark an den goldenen Zeiten von LucasArts und Co. orientiert – das ist Loco Motive. Entwickelt in einem charmanten Retro-Pixelstil – der mit den richtig großen Pixeln – versetzt uns das Spiel in ein turbulentes Kriminalstück an Bord eines Zuges in den 1930er Jahren. Frau Christie lässt grüßen …

Die Handlung beginnt mörderisch: Lady Unterwald, eine reiche und exzentrische alte Dame, hat Familie, Freunde und Angestellte zu einer Fahrt in ihrem exklusiven Express-Zug geladen. Im Rahmen ihrer Ansprache will sie gerade verkünden, wer sie beerben soll, als sie plötzlich – und unfreiwillig – das Zeitliche segnet. Schnell entwickelt sich die Geschichte zu einem ausgewachsenen Kriminalfall, da gleich mehrere schräge Charaktere als Täter oder Täterin in Frage kommen. Wie könnte es anders sein, gehören auch die drei spielbaren Figuren – ein schusseliger Anwalt, ein arroganter Hobby-Detektiv und eine mysteriöse Spionin – zum Kreis der Verdächtigen. Zwischen ihnen wird im Verlauf der Geschichte mehrmals gewechselt und jede Figur bringt eigene Perspektiven und Lösungsansätze mit, wodurch das Gameplay etwas abwechslungsreicher bleibt.

Dieses folgt ansonsten den vertrauten Mustern des Genres: Umgebungen werden untersucht, Dialoge geführt und Gegenstände kombiniert, um Rätsel zu lösen. Die Rätsel selbst sind eher simpel aufgebaut, mit vielen Ausreißern in Richtung klassischer Point-and-Click-Absurdität. Eine Frage des persönlichen Geschmacks ist ein wenig der Humor. Loco Motive nimmt sich selbst nie zu ernst und spielt mit Genreklischees, Slapstick und britischem Wortwitz. Aber nicht jeder Witz landet gleichermaßen und die übertriebene Inkompetenz unserer Figuren kann manchmal sogar etwas nerven.

Die Zugumgebung ist detailreich und liebevoll gestaltet, jeder Waggon hat seine eigene Identität und die Figurenanimationen sind trotz ihrer Schlichtheit gelungen. Auch der Soundtrack passt gut ins Gesamtbild: Swing- und Jazzklänge unterstreichen das Setting, während Soundeffekte und die durchaus hochwertige Sprachausgabe das Geschehen lebendig machen.

Die Spielzeit ist mit rund vier bis sechs Stunden überschaubar und unterm Strich ist Loco Motive ein kurzweiliges Erlebnis, das sowohl Genre-Veteranen als auch Neulinge ansprechen kann.

Loco Motive auf Steam

Backpack Hero
Ich packe meinen Koffer … oder doch eher Rucksack?

Und noch eine ungewöhnlicher Genre-Mix: Backpack Hero verbindet Roguelike-Gameplay mit Inventar-Management – klingt wieder seltsam, funktioniert aber auch hier überraschend gut. Im Kern dreht sich alles um die geschickte Organisation von Items aller Art im Rucksack der Spielfigur. Was zunächst wie ein simples Puzzle-Element wirkt, entwickelt sich schnell zum zentralen taktischen Werkzeug.

Die Grundprämisse ist simpel: In zufällig generierten Dungeons werden Kämpfe bestritten, Beute gesammelt und der eigene Rucksack nach jedem Kampf neu organisiert. Dabei hat jeder Gegenstand bestimmte Eigenschaften, die oft von seiner Position, Ausrichtung oder Nachbarschaft zu anderen Objekten, aber möglicherweise auch vom gerade gespielten Charakter abhängen. Schwerter benötigen vielleicht benachbarte Energiequellen, Schilde profitieren von angrenzenden Rüstungen, Relikte entfalten Boni je nach Muster oder Symmetrie. Das Inventar wird so zur Spielfläche, auf der jede Entscheidung Gewicht hat.

Die Kämpfe selbst laufen rundenbasiert ab: Angriffe, Blocks, Zauber und Effekte werden über die platzierten Gegenstände im Rucksack ausgelöst. Dabei spielt nicht nur die Art des Gegenstands eine Rolle, sondern eben auch seine aktuelle Position. Durch kluges Umräumen zwischen den Kämpfen entstehen Synergien, welche die aktuelle Mission immer wieder in neue Richtungen lenken können.

Neben dem Dungeon-Modus bietet Backpack Hero auch eine Art Aufbausimulation. Zwischen Runs wird unser Heimatdorf nach einem Angriff wiederaufgebaut. So schalten wir nach und nach neue Gegenstände und Missionen frei, auch wenn dieser Teil im Vergleich zum Rest eher oberflächlich bleibt.

Visuell ist das Spiel funktional, aber nicht spektakulär. Die Pixelgrafik ist sauber und die unterschiedlichen Gegenstände gut erkennbar, wie die Dungeons und das Monsterdesign aber eher schlicht gehalten.

Die Lernkurve ist anfangs etwas steiler. Wer aus anderen Genres kommt, muss sich erst an das Inventar-zentrierte Denken gewöhnen. Doch gerade diese Herangehensweise kann das Spiel auch reizvoll machen. Jeder Fund, jeder neue Gegenstand kann zu einer taktischen Neuausrichtung zwingen und sorgt für viel Abwechslung.

Backpack Hero ist kein typisches Roguelike, sondern ein netter Hybridtitel, der unser Inventar zu einem zentralen Spielelement macht. Wer Freude an ungewöhnlichen Mechaniken und hohen Wiederspielwert hat, findet hier ein durchdachtes und überraschend tiefes Spielerlebnis.

Backpack Hero auf Steam

SteamWorld Heist II
Arrr, eine Handbreit Öl unterm Kiel und die Gischt auf den Zahnrädern – so ist das Roboter-Piratenleben!

SteamWorld Heist II baut die bewährte Formel des ersten Teils gekonnt aus. Im Zentrum steht erneut rundenbasiertes Taktik-Gameplay mit direkter Zielmechanik, diesmal aber eingebettet in eine umfangreichere Welt, die mehr Erkundungsmöglichkeiten und spielerische Vielfalt bietet. Gleichzeitig bleibt das Spiel seiner charmanten Steampunk-Ästhetik und seinem handgezeichneten 2D-Stil treu.

Die Geschichte setzt Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils an und ist stärker ausgearbeitet als im Vorgänger:  Eine postapokalyptische Welt voller dampfbetriebener Roboter und gefährlicher Meere steht vor einer existenziellen Bedrohung: Die Wasserquellen des Planeten scheinen vergiftet und damit stehen unzählige Maschinenleben auf dem Spiel. Es liegt an Captain Leeway und seiner Crew von Freibeutern aufzudecken, wer oder was hinter dieser Bedrohung steckt und das schlimmste aufzuhalten …

Kern des Gameplays bleiben die taktischen Gefechte. Diese laufen rundenbasiert ab, aber im Gegensatz zu vielen Genrevertretern muss selbst gezielt werden. Das verlangt neben taktischem Denken auch ein wenig Geschick, denn gezielte Kopfschüsse und trickreiche Querschläger machen oft den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage aus.

Auch außerhalb der Kämpfe gibt es mehr zu tun. Zwischen den Missionen wird das eigene Schiff (eigentlich U-Boot) durch ein kleines, aber erkundbares Meergebiet gesteuert, in dem Ressourcen gesammelt, Händler aufgesucht und Nebenmissionen entdeckt werden. Und – ein wenig fühlt man sich an Sid Meier’s Pirates! erinnert –gegnerische Schiffe dürfen bekämpft, versenkt und geplündert werden.

Unsere Ausrüstung spielt dabei stets eine große Rolle. Waffen, Hüte, Fähigkeiten und Klassen-Spezialisierungen lassen sich variabel kombinieren. Jede Figur kann aufgewertet werden, wobei bestimmte Talente oft interessante Synergien ermöglichen. Dadurch entsteht Raum für strategische Experimente, was vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden wichtig wird.

Optisch bleibt SteamWorld Heist II dem Serienstil treu: liebevoll animierte Roboter, detailreiche Umgebungen und kräftige Farben dominieren das Bild. Der Soundtrack, diesmal erneut mit Country- und Blues-Einflüssen, untermalt das Abenteuer atmosphärisch, die Dialoge bleiben allerdings – ebenfalls serientypisch – unvertont.

SteamWorld Heist II ist eine gelungene Weiterentwicklung des Vorgängers. Es erweitert um sinnvolle Mechaniken, ohne sich in unnötiger Komplexität zu verlieren. Die Mischung aus rundenbasierter Action, Erkundung und parallel erzählter Story ergibt ein taktisches Abenteuer, das sowohl Fans des Vorgängers als auch Neueinsteigende überzeugen dürfte.

SteamWorld Heist II auf Steam

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