Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa, es hat mal wieder etwas länger gedauert. Arbeitspensum und Stresslevel meines „Real Life“ sind zwar immer noch auf halbwegs vernünftigen Niveaus unterwegs, aber langweilig wird mir noch lange nicht. Zudem durfte ich letzte Woche mal wieder als Vortragender über Videospiele & Jugendmedienschutz tätig sein. An meiner eigenen Alma Mater, der Donau-Universität Krems, habe ich ja schon einige Male unterrichtet, doch letzte Woche verschlug es mich erstmals nach Luxemburg! In Kooperation der Donau-Uni mit staatlichen Stellen des kleinen Großherzogtums können sich luxemburgische LehrerInnen und andere PädagogInnen jetzt zu „MedienspielpädagogInnen“ ausbilden lassen, um den richtigen Umgang mit Computer- und Videospielen im Unterricht, aber auch im Alltag zu erlernen bzw. zu verbessern.
Wer sich fragen sollte: Ich hätte zwar auf Wunsch auch auf Englisch unterrichtet, aber die meisten Luxemburger sprechen ausgezeichnet Deutsch – was neben Französisch und Luxemburgisch auch Amtssprache ist. Während meiner nicht ganz drei Tage in Luxemburg habe ich außer dem Lehrsaal und dem modernen, aber trotzdem putzig kleinen Flughafen nicht viel gesehen, aber eines hat mir wirklich gut gefallen: Das unglaubliche Sprach-Potpourri, das trotzdem funktioniert! Nicht alle sprechen französisch, nicht alle deutsch, nicht alle luxemburgisch. Aber dadurch, dass eigentlich jeder mindestens zwei der drei Sprachen gut im Griff hat, kann man sich trotzdem wunderbar untereinander verständigen. Diese gelebte Sprachenvielfalt zieht sich auch durch den Alltag, deutsche und französische Werbungen hängen nebeneinander, in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist manches in der einen, manches in der anderen Sprache beschriftet. Mein inzwischen über Jahrzehnte verkümmertes Schulfranzösisch hat mit zum Glück nicht im Stich gelassen…
Er will doch nur spielen
Genug Arbeit zum Trotz hatte ich endlich wieder ein wenig Zeit für Spiele. Die meiste Zeit habe ich eindeutig in das neueste Abenteuer der jungen Frau Croft gesteckt. Obwohl ich den gelegentlich Action-Plattformer durchaus zu schätzen weiß, haben es mir die ursprünglichen Titel nie so richtig angetan. Der Reboot von 2013 konnte mich hingegen durchaus begeistern, auch wenn ich einige der häufigsten Kritikpunkte – Stichwort zu viel Ballerei – durchaus teile. Rise of the Tomb Raider macht hier vieles deutlich und/oder noch besser und ich kann mich der sehr positiven Meinung unseres Testers nur anschließen. Ich bin nach gut 20 Stunden Spielzeit vermutlich schon fast am Ende des Spiels und kann jetzt schon sagen, dass ich mehr als zufrieden bin. Ok, Story-Twist Nr. 1 habe ich meilenweit kommen sehen und (der vermutliche, aber bei mir noch nicht aufgelöste) Story-Twist Nr. 2 war von fast Anfang an fast schon lächerlich offensichtlich. Aber vielleicht irre ich mich ja, und die Autoren haben mich perfekt getäuscht – ich schätze irgendwann nächste Woche werde ich es wissen…
It’s that time of the Month
Was das “Humble Monthly Bundle” betrifft, war es wieder ein etwas sub-optimaler Monat für mich persönlich – und trotzdem bin ich immer noch und sogar mehr von dem Konzept überzeugt. Den Beginn des Jänner-Bundles machte nämlich das von mir hochgeschätzte und gelobte The Talos Principle, der erste Plattform-Puzzler, der mich seit bzw. neben Portal sowohl spielerisch, atmosphärisch als auch story-technisch so richtig packen konnte. Mit Grim Fandango Remastered erhält das Bundle zudem die erfreulich dezent überarbeitete Version eines der besten „klassischen“ Adventures überhaupt. Subjektiv war das für mich natürlich dumm, da ich beide schon längst hatte. Aber objektiv betrachtet rechtfertigen diese Titel alleine schon den Preis von nicht einmal 12 Euro…
Die restlichen vier Jänner-Titel waren zwar nicht ganz so große Kaliber und keiner konnte mich auf Dauer vor den Bildschirm fesseln. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich sie ausprobiert habe. Sie alle bieten nämlich durchaus interessante und/oder ungewöhnliche Spielideen, die ich gerne ausprobiert habe, mir einen vollwertigen (Einzel-)Preis aber nicht wert gewesen wären. Machen wir den Anfang mit dem spielerisch ungewöhnlichsten Titel. In Mushroom 11 sind wir … ein Pilzgewächs. Richtig gelesen: Vor dem Hintergrund einer fast komplett zerstörten, postapokalyptischen Welt müssen wir als eine neue Art von Lebewesen wachsen und gedeihen, indem wir andere Lebewesen absorbieren, ohne aber von der lebensfeindlichen Umgebung zerstört zu werden. Das wirklich ungewöhnliche an dem Indie-Plattformer: Wir steuern nicht den Pilz direkt – der sich nicht bewegen kann – sondern fungieren als Kraft, welche mittels Mauswisch Gruppen von Zellen des Gewächses zerstört. Diese wachsen jedoch beinahe sofort an gegenüberliegenden Stellen des Pilzes nach. Durch diese Kombination aus Zerstörung und Wachstum sorgt man dann teils direkt, teils indirekt für die Fortbewegung. Schwer zu erklären, aber durchaus interessant – auch wenn es mir schnell zu anspruchsvoll wurde, da man teilweise extrem schnell reagieren muss. Mit Spelunky wird noch ein weiterer Plattformer geboten, der vielen zumindest dem Namen nach schon bekannt sein könnte. Kurzum: ein 2D Jump’n’Run mit viel Retro-Charme und vielen, WIRKLICH vielen zufallsgenerierten Leveln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist entsprechend fantastisch, die Grafik knuffig, der Humor nett. Mir fehlt trotzdem eine Geschichte oder das Gefühl „wirklich“ etwas erreicht zu haben.
Wer vor doch schon ein paar Jährchen gerne Der Clou gespielt hat, könnte sich auch mit The Masterplan wohlfühlen. Als kriminelles Brüderpaar arbeitet man sich langsam von einfachen Supermarkt-Überfall bis zum ultimativen Preis – dem Knacken von Fort Knox – nach oben. Gespielt wird ähnlich einem Echtzeitstrategie-Titel. Ein Slowmotion-Modus erlaubt allerdings die Aneinanderreihung mehrer, teils gleichzeitiger Befehle an unsere Gangster. Grafik und Inszenierung sind nett, die Steuerung jedoch etwas zäh und die AI manchmal etwas doof. Trotzdem ein netter Strategie-Titel für den (hoffentlich) gesetzestreuen Bürger, der schon immer das perfekte virtuelle Verbrechen begehen wollte. Last und in diesem Fall auch tatsächlich least: Am wenigsten konnte ich diesen Monat mit A Fistful of Gun anfangen. Das Konzept des fast schon Bullet-Hell-artigen Shooters – verschiedene Charaktere haben verschiedene Waffen und damit auch Spielweisen – ist zwar ebenfalls interessant, aber mir fehlt irgendwie komplett die Übersicht und es sowieso alles viel zu hektisch.
Was war da sonst noch
Abseits von Robotern, Pilzen und (Grab)räuberei habe ich mich diesen Monat noch mit den Risiken intergalaktischer Frachtzustellung und einem neuen Party-Game beschäftigt. Ein guter Freund mit mehr Freizeit, als ich jemals habe werde, hat mir ein neues Spiel für lokalen Party-Multiplayer empfohlen: 8Bit Fiesta. Eigentlich ein 2D-Plattformer, der auch eine Art Single-Player-Story hat (die mir allerdings wenig zusagt), sind es die zahlreichen Mini-Games, die den Titel interessant machen. Wer kommt schneller durch einen tödlichen Hindernisparcours, weicht einem mörderischen Stier länger aus, erschießt mehr Zombies, spielt besser Volleyball, und, und, und. Kurzum: Die Möglichkeiten sind zahlreich und machen in der richtigen Gruppe auch verdammt viel Spaß.
Bekommt dieses Spiel aber zumindest einen Daumen nach oben, müssen es für Crashlands wohl eher zwei oder sogar drei sein. Die Mischung aus Crafting- und Survival-Titel, eingepasst in das Spielprinzip guter alter 2D-Zelda-Titel hat mir gut gefallen. Bonus-Punkte gibt es für die Möglichkeit das Spiel für ein paar Euro mehr parallel auch auf einem Android-Device zu spielen. Dank Cloud-Save kann man sowohl auf PC als auch Tablet immer dort weitermachen, wo man zuletzt aufgehört hat.
Verpreche keine Besserung
Wie eingangs erwähnt tut es mir leid, dass es wieder einmal etwas gedauert hat. Die nächste Kolumne wäre eigentlich schon in zwei Wochen fällig, aber ich kann a) nicht versprechen, dass ich Zeit habe und – viel wichtiger – b) habe ich bis dorthin vielleicht nicht viel neues zu erzählen. Mein (wahrscheinlich nur für mich) oft spannender Job und mein (auch für mich) nicht spannendes Privatleben gibt nämlich für diese Kolumne meistens nicht viel her. Aber man wird sehen – wir lesen uns, wenn wir uns lesen…
Liebe Grüße, Euer Onkel Tom
Foto Donau-Universität Krems: Suzy Stöckl
[FEBRUAR UPDATE]
OK, das war anders geplant: Ich war mit der Jänner-Kolumne diesmal sehr spät dran und entsprechend reumütig waren auch manche meiner Zeilen (hoffe das ist aufgefallen!). Doch dann kam auch noch der Redaktionsleitung etwas dazwischen, der fertige Beitrag wurde eine Weile vergessen und ging damit noch später als eh schon zu spät online. Es hat daher kaum Sinn eine zu späte Februar- und/oder zu frühe März-Kolumne zu schreiben. Darum an dieser Stelle einfach ein kleines Februar-Update, in der Hoffnung, dass der März dann wieder rund (a.k.a. pünktlich) läuft (a.k.a. online geht).
Die monatliche Bescheidenheit
Auch im Februar enttäuschten die Kuratoren des Humble Monthly Bundle objektiv gesehen nicht, auch wen ich persönlich leider schon wieder etwas unbeeindruckt bleibe. Alien: Isolation – eigentlich nicht meine Art Spiel, nicht mein Genre und nicht meine Marke. Ich habe ein paar der Spin-offs und den vierten Teil gesehen, aber ausgerechnet die berühmt-berüchtigte Trilogie kenne ich nur ausschnittweise. Trotzdem: Gutes Spiel mit dichter Atmosphäre, auch wenn ich es (wie so viele Titel) nicht weit gespielt habe. Broken Age – die Rettung des „klassischen“ Adventures, Kickstarter-Wunder und Frustfaktor für viele Backer, die immer noch auf Teile ihrer Rewards warten. Backer wie ich zum Beispiel …
Titan Souls war dann endlich ein Titel, den ich nicht bereits in meiner Bibliothek hatte. Interessantes Konzept: Pixelart, Top-Down-Ansicht, alte Zelda– und Final Fantasy-Titel lassen grüßen. Allerdings gilt es keine Prinzessinen zu retten, keine magischen Artefakte zu finden und vor allem nicht Horden von generischen Gegnern zu besiegen. Die wurden in Titan Souls wegrationalisiert (ob Unternehmensberater an der Entwicklung beteiligt waren, ist nicht bekannt – andererseits ist das Spiel gut und das Konzept funktioniert, also ziemlich sicher nicht). Übrig geblieben sind die Bosskämpfe gegen die namensgebenden Titanen und als einzige Waffe ein einzelner magischer Pfeil, der auf Knopfdruck immer wieder zu uns zurückkehrt. Da unsere Spielfigur außerdem schon beim ersten gegnerischen Treffer das Zeitliche segnet und man den jeweiligen Bosskampf von vorne beginnen muss, ist Sitzfleisch gefragt: Angriffs- und Bewegungs-Muster des jeweiligen Bosses analysieren, Schwachstelle ausmachen und dann im richtigen Moment mit einem einzigen Schuss – ja, auch die Bosse sind Glaskanonen – dem Ungetüm den Garaus machen. Und bloß nicht von den unzähligen virtuellen Toden frustrieren lassen.
Zeuge des virtuellen Ablebens der eigenen Spielfigur wird man auch in Penarium zu Genüge. In einer sadistischen Zirkus-Arena voller tödlicher Fallen gibt es bei diesem 2D-Plattformer nur ein Ziel: Überleben! Ganz nett, aber auf Dauer zu abwechslungsarm für meinen Geschmack. Wenn wir aber schon bei abgedrehten Zirkus-Szenarien sind: Mit Dropsy enthält das Februar-Paket noch ein zweites Point-and-Click-Adventure alter Schule. Es gilt die persönlichen, existenziellen und auch psychologischen Probleme eines eigentlich herzensguten Clowns zu lösen. Das ist manchmal gruselig, manchmal herzerwärmend und vor allem ziemlich abgedreht. Vielleicht, später, irgendwann… was das bei mir heißt, sollte inzwischen (leider) bekannt sein…
Last und zumindest für mich persönlich auch least (was bei der Qualität der Bundles aber wie immer noch ein objektiv gutes Spiel bedeutet): Volume. Stealth-Missionen in virtuellen Welten, die von der Community (mit)entwickelt werden. Klingt interessant, klingt ungewöhnlich und die Grafik erinnert mich an die VR-Missionen aus Metal Gear Solid. Die habe ich auch nur kurz angespielt. Mag mein Versäumnis sein, aber damit werde ich auch im Fall von Volume wohl leben können.
Fazit: Das erste Drittel der Spiele war gut, aber ich hatte sie schon. Das zweite war zwar interessant, aber der Funke sprang nicht über. Und der Rest war zwar (in guter Weise) ungewöhnlich, aber irgendwie nicht mein Fall. Die offensichtliche Verbesserungsmöglichkeit einfach keine Spiele mehr zu kaufen, weil sie scheinbar sowieso innerhalb von 10 Monaten im Humble Monthly Bundle landen ist mir übrigens auch schon gekommen, aber die verdammte Ungeduld und Sammelwut…
Alles andere
Ansonsten ist nicht viel vorgefallen – außer der enorme Frust beim (Vor)bestellen der HTC Vive. Ist nach meinen Fanboy-Allüren der letzten Monate jemand überrascht, dass ich tatsächlich die letzten Sekunden des Vorbestellungs-Countdowns mitgezählt habe, Kreditkarte schon in der Hand? Weltweit kam es in den ersten Stunden zu Problemen bei den Vorbestellungen, weil die Server überlastet waren. Überrascht mit eigentlich gar nicht, denn mit Digital River (dem ecommerce-Anbieter, den auch HTC nutzt) habe ich über die Jahre ausschließlich (und ich meine WIRKLICH ausschließlich) abgrundtief schlechte Erfahrungen gemacht. Der österreichische Store war dann überhaupt fast von Anfang an defekt und es konnten KEINE Bestellungen abgeschlossen werden. Erst am NÄCHSTEN Tag in der Früh (und ich habe es oft probiert) hat es dann endlich geklappt. Aktueller Stand daher: Es ist nicht sicher, ob ich noch im April meine Vive bekomme, es könnte Mai werden. Drückt mir also bitte die Daumen, dass es klappt…
Tom