Onkel Toms Spielecke #21: März 2016

Das Vernunft genannte Stimmchen hat es mir schon lange geflüstert aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und jetzt ist leider Realität geworden, was ich eigentlich schon längst gewusst habe: Keine HTC Vive für Onkel Tom am Launch-Tag. Auch mit dem Launch-Monat wird es wohl nichts und sogar das Launch-Quartal könnte knapp werden…

Dabei hatte ich doch vermeintlich alles richtig gemacht: Handy-Alarm für 15 Minuten vor Ende des Vorbestellungs-Countdowns gestellt, alles außer einem Browserfenster geschlossen, Kreditkarte, Meldezettel und Geburtsurkunde zur Hand (man kann ja nie wissen). Die letzten Sekunden verstreichen, der Countdown steht auf Null und… nichts passiert.

Schuld sind natürlich die anderen

Gut, Ruhe bewahren, das ist ganz normal, Umstellung auf Live-Betrieb kann immer etwas dauern. Einfach jede Minute refreshen, dann kommt schon noch was. Nach fünf Minuten dann doch etwas gegoogelt und bei Twitter vorbeigeschaut, auch andere haben das Problem. Mit zehn Minuten Verspätung gibt es dann endlich einen Shop-Link. Jetzt aber schnell, Daten eingeben, alles bestätigen, Timeout bei der Bezahlung… noch mal… wieder und wieder: Timeout, Kommunikation abgebrochen, irgendjemand tut es angeblich leid. Gut, immer noch ganz normaler Vorbestellungswahnsinn, das Problem haben viele. Nach guten 15 Minuten ändert sich jedoch das Bild: Andere Fehlermeldung und schon viel früher im Bestellprozess. Fällt zuerst gar nicht auf, inzwischen ist eine Stunde vergangen und leider muss man auch gelegentlich was arbeiten. Darum kann ich es nur mehr ein bis zwei mal pro Stunde probieren, jetzt aber immer der gleiche Fehler. Nach drei Stunden fällt es mir endlich wie Schuppen von den Augen: Irgendwas kann da nicht ganz stimmen, denn nach vier Stunden ist die Bestellnummer der (nicht abschließbaren) Bestellung immer noch die selbe! Das kann ja nicht sein, hat ganz Österreich oder gar Europa seit Stunden keine einzige Bestellung getätigt? Nachfrage bei der deutschen Hotline bringt Gewissheit: Ja, der österreichische Store hat – als einziger weltweit – ein Problem und man kann aktuell nicht bestellen. „Wir arbeiten daran“. Der Tag vergeht unter Qualen, letzter Check um Mitternacht, immer noch die Bestellnummer des Schreckens und kein Weiterkommen.

Nächster Tag, 7:00 früh: Es funktioniert, ich habe bestellt! Lieferdatum: „ab Mai“. Das kann doch nicht sein, HTC hat doch jetzt nicht etwa das österreichische Kontingent (das natürlich niemals gab) an andere Länder verteilt? Entsprechendes Ticket an den HTC Support am 29. Februar ist bis heute unbeantwortet. Inzwischen hat sich die Frage aber selbst beantwortet: Von Dutzenden Vive-Vorbestellern aus meinem Umfeld bekommt genau einer seine Vive (vielleicht) noch im April, er war der Einzige, der vor dem Zusammenbruch des österreichischen Stores noch bestellen konnte. Alle anderen haben meinen „irgendwann, vielleicht im Mai“-Status.

    

Phase 4

Viele werden schon einmal von den fünf Phasen der Trauer gelesen haben und ich bin jetzt gerade am Ende von Phase 4: Zuerst habe ich geleugnet (das kann doch nicht sein, dass man Österreich einfach blöd sterben lässt!), dann war ich zornig (NERDRAGE!), dann habe ich verhandelt (vielleicht schaffen sie es doch noch!) und dann war ich eine Weile depressiv und bin es teilweise immer noch. Langsam kommt aber die Akzeptanz (die fünfte und letzte Stufe). Es hat nicht sollen sein, ich werde halt doch kein Nutzer der ersten Stunde sein und darf meine Freude über die schöne neue Welt der Virtual Reality (und das ist ausnahmsweise keine sarkastische Anspielung auf Brave New World) nicht mit anderen teilen. Irgendwann wird sie natürlich kommen, der Spaß wird trotzdem da und groß sein aber ich werde mich trotzdem immer fragen: Hätte es noch groß- und einzigartiger sein können?

Spiele des Monats

Die (ich bin der Erste der zugibt: etwas übertriebene) Fixierung auf die Vive, gepaart mit viel Arbeit zuhause (Schlafzimmer neu eingerichtet) und in der Arbeit (also Arbeit², ist genau so anstrengend, wie es klingt) hat mir nicht viel Zeit für andere Aktivitäten gelassen. Selbst mein hochgeschätztes Humble Monthly Bundle blieb größtenteils auf der Strecke, obwohl es wieder einmal ein paar interessante Titel beinhaltet. Schaffen wir zuerst die obligatorischen „Hab ich leider schon“-Titel aus dem Weg: Zu Wasteland 2 brauche ich eigentlich nichts mehr sagen. Ich habe den Titel gebackt und die Entwicklung für die Druckausgaben (R.I.P.) von Gamers.at sogar redaktionell begleitet. Solider Endzeit-Titel, der sich technisch wie spielerisch auf die Stärken (für manche vielleicht auch Schwächen) der alten Fallout-Titel besinnt. ARK – Survival Evolved hatte ich glaube ich sogar schon mehrfach in dieser Kolumne: Der erste und bisher einzige Survival-Titel, der mich zumindest über einige Wochen packen konnte. Man kann zwar auf Dinos reiten, doch wie so oft fehlt mir a) die Zeit und b) gibt es für meinen Geschmack auch hier (zu) viele Spieler, die ihren Spielspaß nur auf Kosten von anderen finden.

Bleiben immerhin vier (!) Titel, die ich tatsächlich noch nie gespielt habe – man bemerke bitte die Gegenwartsform, ich habe sie nämlich noch immer nicht gespielt. Dabei klingt manches es sogar interessant: Shantae and the Pirate’s Curse scheint zum Beispiel ein ganz netter Metroidvania-Plattformer zu sein, während GRAV ein von vielen gelobter Early Access-Sandbox-Titel ist.

Weniger überzeugt bin ich hingegen von I am Bread. Ja, nicht jedes Spiel muss „sinnvoll“ sein und ich gestehe, dass auch ich schon so manchen sinnfreien Pseudo-Simulator (Goat Simulator, Surgeon Simulator etc.) angespielt habe. Trotz Vive-bedingter Depression habe ich aber trotzdem (noch) nicht das Bedürfnis eine Scheibe Brot zu sein… Auch Sentinels of the Multiverse – The Video Game ist nicht ganz mein Bier, auch wenn diese Aussage unfair anmutet, da ich den Titel ja noch nicht einmal ausprobiert habe. Mein Problem: Es gibt schon so viele (sehr) gute Kartenspiele (nicht nur am PC) und eigentlich habe ich keinen Bedarf nach mehr. Auch der Grafikstil gefällt mir persönlich nicht besonders. Vielleicht werfe ich mal einen Blick ins Spiel, verspreche aber – wie so oft – nichts.

 

 

Two more things

Meiner tendenziellen Abneigung gegen noch mehr Kartenspiele zum Trotz möchte ich aber ausgerechnet eben ein solches noch absolut empfehlen. Zu Silvester habe ich die Offline-Version von Ascension kennen- und liebengelernt und warte seither auf eine Gelegenheit es wieder mit Freunden zu spielen. Ein guter Trost für zwischendurch ist hier die digitale Variante des Spiels, die es für kleines Geld für PC (Steam), Android und iOS gibt. Reinen Brettspielern würde ich das Spielprinzip als „Dominion mit Kämpfen“ beschreiben. Ähnlich einem Sammelkartenspiel (der Designer hat u.a. auch an Magic: The Gathering mitgearbeitet) gilt es ein schlagkräftiges Deck zu bauen um sich am Ende gegen seine Mitspieler durchzusetzen. Der Twist: Die Kartenauswahl ist je nach gespielter Version (2x jährlich erscheinen Standalone-Erweiterungen, die beliebig kombiniert werden können) für alle Mitspieler fix vorgegeben. Jeder Spieler startet mit einem identischen Mini-Deck – nur bestehend aus ein paar Ressourcen-Produzenten – und kämpfen gegen das (nicht von einem Spieler kontrollierte) Mitteldeck. Dieses besteht aus einer Reihe von Karten in der Mitte des Spielfelds, die – falls käuflich – in das Deck des Käufers wandern, der die Karte dann in einer der Folgerunden entsprechend nutzen kann. (Monster)karten müssen hingegen besiegt werden. Sie werden ganz aus dem Spiel genommen, bringen dem Bezwinger aber Ehrenpunkte und andere Boni. Gegen die anderen Spieler wird nur indirekt gespielt, gewonnen hat, wer am Ende die meisten Ehrenpunkte gesammelt hat. Die PC-Fassung ist zwar nicht unbedingt gut programmiert und hat auch einige Bugs, aber für eine Runde Ascension zwischendurch immer wieder nett.

 

 

Last but not least: Stardew Valley. Frei nach der Devise „fehlt eigentlich nur das Logo“ ist die allumfassende *hust* „Inspiration“ durch Harvest Moon nicht zu übersehen. Ich habe die 2D-Variante des des Originals der Inspiration sehr gerne gespielt, für ein Stadtkind wie mich hatte die virtuelle Landwirtschaft immer etwas beruhigendes. Nichts was mich für Stunden vor den Bildschirm fesselt, aber ein wenig Feldarbeit war wieder dringend überflüssig.

 

 

So, das war es mal wieder für diesen Monat – Keine-Vive-sei-Dank sogar rechtzeitig! (Achtung, Galgenhumor).

Euer Onkel Tom

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