Onkel Toms Spielecke #27: Oktober-Dezember 2016

Er lebt! Nach einer etwas längeren Funkstille melde ich mich im neuen Jahr zurück. Dieses verspricht in vielerlei Hinsicht spannend zu werden – und hier denke ich ausnahmsweise nicht nur an Computer- und Videospiele oder meine beruflichen Aktivitäten. Die Zukunft beginnt aber erst morgen und darum geht es diesmal noch ein letztes Mal um Themen des vergangenen Jahres.

Ich arbeite gerne und meistens arbeite ich auch gerne viel. Aber nach einem sehr anstrengenden und in vieler (wenn auch nicht jeder – sonst wäre es ja auch langweilig) Hinsicht erfolgreichem Jahr war ich wirklich, wirklich urlaubsreif. Bis inklusive 22. Dezember ging es beruflich rund, dann folgten die familiären Verpflichtungen. Die anschließenden zwei Wochen relativer Ruhe – diverser Klein- und Großkram wollte natürlich trotzdem erledigt werden – haben aber sehr geholfen und mein Handy muss nicht mehr um sein Überleben bangen, wenn es klingelt. Mein inzwischen nur mehr in astronomischen Einheiten beschreibbarer Backkatalog – also Titel die ich irgendwann noch (weiter) spielen möchte – ist darum aber nicht kleiner geworden, leider ganz im Gegenteil.

Wiedersehen & Multiplayer

Denn die ruhigere Zeit wurde natürlich auch genutzt um einige Freunde & Bekannte zu treffen, die in letzter Zeit vernachlässigt wurden. Da es sich um meinen Freundeskreis handelt, sollte es eigentlich niemanden überraschen, dass auch Videospiele bei diesen Besuchen gelegentlich eine Rolle beim gemeinsamen Zeitverbringen spielten. Gerade was lokalen Multiplayer betrifft, kann ich momentan zwei Titel zu diesem Zwecke nur wärmstens empfehlen:

Tricky Towers einfach nur als Tetris mit (halbwegs) realistischer Physik-Engine zu beschreiben ist etwas kurz gegriffen, fasst es aber ganz gut zusammen. Ziel ist es gegen bis zu drei andere Zauberturm bauende Zauberer in einem von drei Game-Modi zu bestehen. In „Survival“ geht es darum eine vorgegebene Anzahl von Steinen zu verbauen, ohne zu viele Steine zu verlieren. Verlieren, weil wie gesagt auch die Physik-Engine immer eine Rolle spielt, und schiefe oder lückenhaft Konstruktionen kippen gerne einmal um und beenden die Runde für manche Spieler vorzeitig. „Race“ ist hier, was Steinverlust betrifft, etwas weniger nachtragend, verlangt aber, als Erste(r) eine gewisse Höhe zu erreichen. Ein schlecht gebauter bzw. geplanter Turm kann hier schnell jede Chance auf den Sieg verderben. Bleibt noch der „Puzzle“-Modus, der verlangt, dass man auf einem problematischen Untergrund möglichst viele Steine platziert ohne eine gewisse Höhe zu erreichen UND ohne zu viele Steine zu verlieren. Erschwerend kommen in allen Modi, je nach gewähltem Schwierigkeitslevel, noch andere Bosheiten hinzu, wie Zaubersprüche zur Selbsthilfe oder Fremdsabotage oder einfach nur ein ständiger starker Wind, der eine komplett andere Bauplanung nötig macht.

Wer lieber miteinander als gegeneinander spielt, sollte Overcooked eine Chance geben. Der schwer auf Koop ausgerichtete Titel – alleine finde ich es sogar langweilig und fast unspielbar – verlangt zu zweit, zu dritt oder zu viert in teilweise sehr fantasievollen Großküchen zu kochen. Es gilt unterschiedliche Gerichte zuzubereiten und unter Zeitdruck auszuliefern. „Einfache“ Gerichte wie Suppen bestehen zum Beispiel aus drei Grundzutaten, die aus einer Kiste geholt, geschnitten und dann in einen Suppentopf geworfen werden müssen. Ist die Suppe gekocht landet sie auf einem Teller und wird zur Ausgabe gebracht. Klingt einfach, wird unter Zeitdruck, bei parallelen Bestellungen, wegen der bewusst engen Verhältnisse in den Küchen und dank einiger Level-Besonderheiten aber zur echten Herausforderung. Wer hier nicht Arbeitsteilung betreibt und perfekt im Team arbeitet, wird kläglich scheitern. Aber selbst das kann mit den richtigen Mitspielern sehr viel Spaß machen.

VR wird langsam erwachsen

Die intensivste Multiplayer-Erfahrung hatte ich allerdings bei einem anderen Spiel und (zumindest physisch) ganz alleine. Der VR-Zombie-Ego-Shooter Arizona Sunshine ist für mich eine der ersten vollwertigen Spielerfahrungen für VR: keine reine Technikdemo, ansprechende Grafik, eine vernünftige Spielzeit (ich bin nach über drei Stunden im Singleplayer noch nicht ansatzweise durch) und abwechslungsreiche Level. Trotzdem lebt das Spiel rund um den Kampf gegen untote Horden natürlich vom VR-Faktor. Als normaler Ego-Shooter von der Stange würde er kläglich untergehen, so bietet er aber eine unglaublich intensive Erfahrung. Noch interessanter wird es aber eben im Multiplayer. Nach anfänglichen Verbindungsschwierigkeiten konnte ich mit einem Kollegen auch im Koop-Modus auf Zombiejagd gehen und das war nicht nur eine komplett neue Erfahrung, sondern auch lustig und spannend.

Einen ähnlichen Umfang verspricht ALICE VR, ein Titel, in dem es um das Erforschen eines fernen Planeten geht. Die Grafik ist ansprechend und die Idee die Geschichte von „Alice im Wunderland“ in einem Science-Fiction-Kontext neu zu interpretieren (inklusive der Möglichkeit sich zu schrumpfen und wieder zu vergrößern) ist durchaus interessant. Leider ist die Steuerung etwas hakelig und verursacht, zumindest bei mir, nach einiger Zeit Schwindel. Der Versuch, eine Alternative zur weitverbreiteten Teleport-Funktion zu schaffen, indem man sich auf Tastendruck genau in Blickrichtung bewegt funktioniert für mich einfach nicht. Darum leider ein Titel, den ich für den Moment zurückstellen musste. Ich hoffe den Entwicklern fällt hier noch etwas ein.

Nicht so vollwertig, aber zumindest für ein wenig Spaß zwischendurch gut geeignet, ist Serious Sam VR: The Last Hope. Der Charme des trashigen Shooters funktioniert auch in VR, obwohl das Gameplay auf die Verteidigung einzelner Punkte reduziert wurde – viel Bewegungsfreiheit gibt es also nicht. Wer diese sucht, ist bei der Google Earth VR deutlich besser aufgehoben. Die VR-Version des virtuellen Globus ist kostenlos und ein echter Zeitfresser. Fängt man erst einmal an über bekannte und/oder unbekannte Städte und Landschaften zu fliegen, vergisst man schnell einmal die Zeit.

Auch wenn die Titel immer besser und vielfältiger werden, mache ich mir auch 2017 keine Illusion darüber, dass VR zum wirklich Massenthema wird. Bezüglich Komplexität und Verfügbarkeit mag – nicht zuletzt dank PSVR – eine gewisse Massentauglichkeit bereits erreicht sein, auch wenn für mich persönlich solche Seated/Standing VR-Lösungen eigentlich nicht die erstrebenswerte Zukunft sind. Systempreise, Anforderungen an die Spielumgebung sowie Anzahl und Umfang der wirklich spielenswerten Titel wird den – trotzdem von mir erwarteten – wirklichen Siegeszug von VR noch eine Weile auf sich warten lassen. Ich bleibe trotzdem an dem Thema dran und bin z. B. schon sehr auf die neuen Tracking-Möglichkeiten und die neue Headset-Befestigung gespannt, die HTC auf der CES vor einigen Tagen angekündigt hat.

Klassisch

Eigentlich noch im November überkam mich nach langer Zeit wieder einmal die Lust, einen Dungeon Crawler zu spielen. Diablo III ist und war ein guter Vertreter, das endlose Durchforsten zufallsgenerierter Dungeons, damit sich hoffentlich irgendwann die Nachkommastellen irgend eines Angriffswertes verändert, ist mir aber schon vor einer Weile langweilig geworden. Lieber statische, kürzere und vielleicht auch nur einmalig spielbare Levels, in denen es dafür auch wirklich etwas zu entdecken gibt. Das von mir sogar auf Kickstarter unterstützte Grim Dawn war lange im Early Access, seit Februar ist es offiziell fertig. Anders als Diablo III ist es auf jeden Fall, für meinen Geschmack vielleicht aber etwas zu komplex und vor allem konnte mich die Story nicht so richtig packen. Simpler und vor allem voll herrlicher (Selbst)Ironie war The Incredible Adventures of Van Helsing: Final Cut die für den Moment eindeutig bessere Alternative für mich. Das Gameplay mag altmodisch sein, aber vielleicht werde ich auch langsam alt(modisch) …

Nicht weniger altbacken ist nämlich Owlboy, ein weiterer Titel, der hektoliterweise Retro-Charme versprüht. Neun (!) Jahre war der Titel in Entwicklung und herausgekommen ist ein hochpolierter Plattformer, der nicht nur Fans von Metroid und Castlevania gefallen wird.

Rückblick & Ausblick

Ich bin eigentlich niemand, der gerne über das Vergangene schwadroniert. 2016 war in seiner Gesamtheit ein Jahr, das mir vermutlich nicht so gut in Erinnerung bleiben wird, aber das würde ich nicht unbedingt auf die erschienenen Computer- und Videospiele zurückführen. Diese waren nämlich durchaus gut, auch wenn mir recht wenig einfällt, was für mich wirklich herausgestochen hätte. The Witness und INSIDE waren zumindest ungewöhnliche Titel und gut gefallen haben mir Rise of the Tomb Raider und Dishonored 2.  Das war es dann aber auch schon wieder – ich werde aber zugegebenermaßen auch mit jedem Jahr heikler. Persönliches Highlight des Jahres bleibt natürlich die Veröffentlichung der HTC Vive. Denn auch wenn es immer noch an vollwertigen Titeln mangelt, begeistern mich selbst die kürzeren Spielerfahrungen und Techdemos immer wieder.

Auch ein Blick in die Zukunft fällt mir nicht leicht. Mit Vorschauen von Spielen beschäftige ich mich schon länger nicht mehr und entsprechend bin ich nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand wie vielversprechend einzelne Titel aussehen. Auch für Demos und Early Access fehlt mir die Zeit und ganz ehrlich meistens auch die Lust. Mit einer Ausnahme: Resident Evil 7: Beginning Hour musste ich mir schon wegen des Hypes ansehen. Mein Ersteindruck: Sehr gruselig, durchaus vielversprechend und wirklich eine ganz neue Richtung für die Reihe. Ansonsten? „Schau ma mal“ wie man so schön sagt. 2017 soll ruhig kommen, ich bin (noch) wieder fit!

Euer Onkel Tom

Passende Beiträge

Wie man während Online-Spielen Konzentration und Aufmerksamkeit nicht verliert

Änderungen in der Gaming-Welt 2025 – Die neuen Trends

Das war die Vienna Comic Con 2024