Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, blah, blah etc. pp. – inzwischen kennt ihr die üblichen Gründe und Begründungen ja. Neu sind nur die Titel, die sich irgendwann dazwischen doch irgendwie ausgegangen sind…
… auch wenn es dieses Mal wirklich nicht viele waren. Mitleid ist aber nicht angebracht, denn ich habe einfach zuviel Zeit in einen einzelnen Titel gesteckt, da blieb keine Zeit für andere(s). Aber der Reihe nach. Vor allem der September war wieder einmal hektisch und so blieb halt einiges auf der Strecke. Gerne wäre ich so mancher Empfehlung der Kollegen hier gefolgt: Nidhogg 2 ist schließlich der Nachfolger eines Titels, den ich lange als Multiplayer-Geheimtipp gesehen habe und Sundred klingt nach einem vielversprechenden Plattformer. Auch XCOM 2: War of Chosen und Life is Strange: Before the Storm stehen auf jedem Fall noch auf meiner ToDo-Liste. Als Sequel bzw. Prequel sollte ich aber vielleicht zuerst einmal die jeweiligen „Originale“ angehen. Von einem Bekannten wurde mir außerdem noch Hellblade: Senua’s Sacrifice sehr ans Herz gelegt. Ganz persönlich bin ich auch noch sehr auf SteamWorld Dig 2 gespannt – den ersten Teil habe ich schließlich regelrecht verschlungen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, auch wenn ich voraussichtlich erst im Dezember wieder mehr (Frei)zeit haben werde.
Weniger ist (mal wieder) mehr
Zumindest im August konnte ich aber noch zwei vielversprechende Titel ausprobieren. Kingdoms and Castles kostet nicht einmal zehn Euro und ist ein netter kleiner Aufbausimulator, der auf das absolut wesentliche reduziert wurde: Nur eine Handvoll Gebäude, eine überschaubare Anzahl von Ressourcen und eine absolut vertretbare Lernkurve. Also ideal für jene, die einfach mal ein mittelalterliches Dörfchen zur Hauptstadt eines neuen Reiches ausbauen wollen. Wer ein wenig mehr Action sucht, darf sich dabei außerdem noch gegen Wikinger-Invasionen und Drachenangriffe wehren.
Black The Fall schlägt in die gleiche Kerbe, wie das von mir sehr geschätzte Inside. Als betagter Maschinist hat man von der täglichen Plackerei unter einem futuristischen, kommunistischen Regime irgendwann genug und will einfach nur mehr raus. Köpfchen und ein zurückgelassener Roboter sind alle Hilfsmittel, die einem dabei zur Verfügung stehen. Der Titel schafft es zwar bei weitem nicht die selbe dichte Atmosphäre zu erzeugen, ist aber durchaus gelungen.
Wie eingangs schon erwähnt, habe ich den Rest meiner Zeit in einen einzigen Titel gesteckt und dabei auch gleich noch mit einer bisherigen Gewohnheit gebrochen. Wer unseren Fortnite-Test gelesen hat weiß, dass ich dem Titel einiges abgewinnen konnte. Inzwischen sind es doch einige Stunden, die ich mit Basenbau und Zombiehatz verbracht habe, und es macht immer noch Spaß. Was teilweise überraschend ist, denn eigentlich ist Fortnite ein Free2Play-Titel, wenn auch momentan – unter dem Deckmäntelchen von Early-Access – nur käuflich zu erwerben. Und eigentlich spiele ich keine Free2Play-Titel. Ich verstehe die wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die das Konzept mit sich bringt, aber irgendwie bin ich damit nie so richtig warm geworden. Niederträchtige Pay2Win-Titel einmal ausgenommen, ist es einfach zu oft so, dass man entweder Unmengen an Zeit investieren muss – die ich nicht habe – oder man beginnt eben nicht gerade wenig Geld einzuwerfen. Letzteres habe ich zwar in Maßen, aber leider nicht in Massen und entsprechend ungern gebe ich es wieder her. Bei Fortnite ist die Gratwanderung aber irgendwie geglückt. Nicht zuletzt, weil es vorwiegend gegen den Computer und nicht gegen andere Spieler geht (den neuen Modus Battle Royale natürlich ausgenommen), verursachen längere Spielpausen kein Problem. Wenn ich am Abend noch Zeit und Lust auf ein, zwei Runden habe: Wunderbar. Wenn nicht: auch kein Problem. Ich glaube zwar, dass ich demnächst mal ein längeres Päuschen einlegen werde, aber für den Moment bin ich immer noch ein großer Fan.
Nichts gelernt
Was mich an Fortnite hingegen sehr stört, ist die momentane Bindung an den Epic-Launcher. Wer das Spiel erwerben will, muss es dort kaufen, auf Steam usw. sucht man es vergeblich. Während man über das Quasi-Monopol von Steam geteilter Meinung sein darf und soll, geht mir der aktuelle Trend hin zu eigenen Launchern/Stores für jeden Publisher und teilweise sogar schon jeden Entwickler gehörig auf die Nerven. Microsoft versucht, obwohl man die für Gamer relevanten Titel an einer Hand mit (vielen) fehlenden Fingern abzählen kann, immer noch seinen Windows Store aufzuzwingen. Kann mir zu wenig, ist nicht ausgereift und außerdem gehöre ich zu der Generation, die unter dem „Games for Windows“-Trauma leidet. Also kein Gears of War 4 für mich. Schade. Electronic Arts bringt auch kaum mehr Titel heraus, glaubt aber trotzdem, dass ich unbedingt Origin haben sollte. Wenigstens ist man dort so schlau, dass man auch Keys von Retail-Versionen einlösen kann. Activision & Blizzard drücken mir Battle.net hinein, GOG hätte gerne, dass ich GOG Galaxy verwende. Ubisoft hält zwar an Uplay fest, hat aber zumindest eingesehen, dass es sinnvoll ist zumindest verkaufsseitig andere nicht auszugrenzen. Besonders wer Free2Play-Spiele frönt, könnte jetzt noch 100 andere Launcher aufzählen. Ich kann und will mir nicht dutzende Account-Namen & Passwörter merken und nicht nachdenken müssen, welche Zahlungsmittel möglicherweise kompromittiert sind, weil Anbieter XY mal wieder Opfer eines großen Datenklaus geworden ist. Bei länger nicht gespielten Titeln heißt es zudem nachdenken, in welchem Account/Store/Launcher sie gekauft/registriert wurden. Außerdem darf man sich sicher sein, dass man vorher noch 27 Patches für Launcher, Store oder Spiel installieren darf. Bevor es (vielleicht) startet, weil leider die in diesem Store verkaufte Version vom Entwickler/Publisher nicht mehr unterstützt wird. Vielleicht auch, weil er inzwischen einen eigenen Store hat…
Wehret den Anfängen!
Im Ernst: Ganz so schlimm ist es bislang nur in ganz wenigen Einzelfällen, aber die Entwicklung geht in eine Richtung die mir gar nicht gefällt. Ich mag ein absoluter Steam-Fanboy sein, aber trotzdem will ich gar nicht, dass alle Anbieter nur mehr auf Steam unterwegs sind. Das wäre auf Dauer AUCH (sehr) schlecht. Aber jeder Entwickler & Publisher wäre glaube ich gut beraten, wenn er zumindest Alternativen anbietet und keine (künstliche) Abschottung betreibt. Dass das auf Dauer nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt, sieht man an anderen Beispielen. Im VR-Bereich stößt Oculus mit seiner total abgeschotteten Store-Lösung auf wenig Gegenliebe. Apple, Google und all die anderen Musikverkäufer mussten auch irgendwann einsehen, dass sich Audiofiles, die nur in einer bestimmten Software/Hardware laufen, schlechter verkaufen. Es sind wohl vor allem Gier und Verlustängste, die viele (wieder einmal) in eine aus meiner Sicht absolut falsche Richtung laufen lassen. Ich warte nur darauf, dass wieder das Gejammer über den Schaden durch Raubkopien losgeht.
Selbst die Filmindustrie, die es langsam wirklich besser wissen sollte, rennt aktuell wieder mit Anlauf gegen eine Wand. Im noch relativ jungen Streaming-Bereich glauben einige noch (viel) mehr Geld verdienen zu können, wenn man die Benutzer nur lange genug quält, und zwingt ihre Filme und Serien über mehrere Accounts und Dienste zu verteilen. Netflix und Amazon streiten um Exklusivtitel, gleichzeitig brauen Sender wie Sky und HBO ihr eigenes Süppchen. Und Disney will die Partnerschaft mit Netflix aufkündigen und einen eigenen Dienst starten. Letzteres ist für mich übrigens das schönste Beispiel für akuten Größenwahn. Ich gebe gerne zu, dass ich auch als nicht-mehr-ganz-so-junger Erwachsener die meisten Disney-Filme mag und mit Marvel und Star Wars wird auch der Nerd in mir befriedigt. Aber ganz ehrlich: Mich interessieren eben hauptsächlich die großen Produktionen und davon gibt es nicht so viele neue pro Jahr. Die reinen Kinderserien interessieren mich nicht. Selbst falls es mal potenziellen Nachwuchs damit zu bedienen gäbe, werde ich nicht allein wegen diesem gleich das nächste Abo abschließen. Außerdem kommen wir zur Preisfrage. Selbst absolut unrealistische, weil finanziell nicht kostendeckende, 3-4 € pro Monat wären mir nämlich zu viel. Macht 36-48€ im Jahr oder mindestens 3-5 Blu-rays – so viele interessante neue Filme pro Jahr hat selbst Disney schlichtweg nicht.
Liebe Publisher, Entwickler, Filmstudios und andere Content-Produzenten. Bitte machte es mir nicht unnötig schwer und kompliziert, eure Inhalte zu konsumieren. Es sollte Unterhaltung bleiben und nicht Arbeit werden. Und auch wenn ihr euch das in der Theorie wunderbar ausrechnet: (viel) mehr Geld ist bei mir auch nicht mehr zu holen. Der Glaube, dass ich jeden Inhalt, denn ihr anderswo abzieht, dann (direkt) bei euch kaufen würde, ist nämlich leider ein Irrglaube. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mit dieser Einstellung nicht alleine bin.
Bis zum nächsten Mal
Onkel Tom