Onkel Tom’s Spielecke #7: September 2014

Schon Konfuzius hat gesagt: „Achte die Zombies und halte dich fern von ihnen!“.

Gut,  *genau* so hat er es natürlich nicht gesagt, aber der chinesische Philosoph hat ja auch nie einen Zombiefilm gesehen oder musste sich Horden von Untoten in Dead Rising erwehren. Eigentlich sollte man meinen, dass auch ich mit der Reihe nichts anzufangen weiß: Open World-Spiele (bzw. Spiele mit einer Tendenz dazu) meide ich ja eher, werden sie für mich doch schnell zum (Zeit)problem. Denn wenn ich mal wirklich in einen Titel reinkippe, dann will ich ihn nicht nur durchspielen, sondern auch wirklich, wirklich alles „wichtige“ erlebt und gesehen haben – einen „completionist“ nennt man jemanden wie mich in der Spieleforschung. Es nagt richtiggehend an mir, wenn ich bei einem 50 Stunden+-Titel zu spät herausfinde, dass ich vor 20 Stunden etwas übersehen oder vergessen habe – denn mit Komplettlösung spielen will ich halt auch nicht. Noch viel schlimmer ist es aber, wenn eine Nebenmission nicht so ausgeht, wie gewünscht, und ich  z.B. einen (rettbaren) NPC eben nicht retten kann. Darum lasse ich lieber gleich die Finger davon, wenn solche Frustmomente schon vorhersehbar sind. Mass Effect zum Beispiel: ein toller Titel, aber nach 15 Stunden in Teil 1 (die Trilogie war zu diesem Zeitpunkt bereits komplett) wusste ich, dass ich vermutlich nie die Zeit haben werde, um ein für mich zufriedenstellendes Ende zu erspielen. Klingt verrückt … ist es auch … aber drei von meinen zwei Psychotherapeuten meinen, ich mache Fortschritte …

Heimliches Laster: Zombiemetzeln

Vielleicht auch deswegen bin ich mit Dead Rising und Dead Rising 2 nie so richtig warm geworden. Es war zwar immer kurze Zeit lustig allerlei Alltagsutensilien zweckzuentfremden, um damit auf Zombiehatz zu gehen, aber das eigentliche Spiel konnte mich nie wirklich packen. Es zeigte sich zu schnell das oben genannte „Problem“: Wenn ich nicht um x Uhr am richtigen Ort war, dann passierte y nicht oder z tauchte nicht auf. Zum Haare raufen für mich! Von Dead Rising 3 hatte ich mir eigentlich nicht mehr und nicht weniger erwartet, aber im Moment sieht es tatsächlich danach aus, dass ich den Titel durchspielen werde. Die Entwickler scheinen einsichtiger geworden zu sein, weil man bekommt mehr Zeit um alle seine Aufgaben zu erfüllen und andere Überlebende (die man ja am Leben erhalten soll) sind nicht mehr ganz so lebensmüde wie früher und halten auch deutlich mehr aus. Deutlich hungriger als die Zombies sind nur leider die Hardwareanforderungen ausgefallen. Als motivierter Hardwarebastler ist mein PC zwar sicher etwas besser, als die durchschnittliche Gaming-Maschine, aber auch er plagt sich und wird zumindest laut. Wer also (zumindest im Moment noch, es wird schon fleißig gepatcht) auf flüssige Monsterjagd gehen will, sollte auch ein Monster von  einer Maschine am oder unterm Schreibtisch stehen haben!

Gefängnis-Schizophrenie

Als freies Journalist darf man sich schon einmal unsicher sein, was man wo und für wen geschrieben hat. Ich bin mir aber (leider) relativ sicher, dass ich noch gar nicht die Gelegenheit hatte, euch Introversion Softwares Prison Architect ans Herz zu legen. Der Titel befindet sich momentan in einer Early Access-Phase, hat mich und viele andere aber trotzdem schon unzählige Stunden gekostet. Ganz im Geiste vom Theme Park, Theme Hospital und Co. ist es hier das Ziel ein perfektes Gefängnis zu bauen und zu leiten. Doch dabei gilt es mehr zu beachten, als einfach nur absolut ausbruchssicher zu sein. Zu sehr unterdrückte Gefangene werden zum Beispiel über kurz oder lang rebellieren und der resultierende Sach- und Personenschaden kann einem schnell den Job kosten. Allerdings geht es mir hier und heute um eine ganz andere Gefängnis-Simulation, nämlich The Escapists von Mouldy Toof Studios. Das Setting mag dasselbe sein, die spielerische Herangehensweise könnte aber nicht verschiedener sein. In The Escapists ist man nämlich selbst Insasse eines Gefängnisses und plant seinen Aufenthalt auf Staatskosten vorzeitig zu beenden. Durch die Zwischenwände oder doch die Lüftungsschächte aus der Zelle? Dann über das Dach oder den Hof? Und wie überwindet man die Außenmauer? Fragen über Fragen, die viel Planung und Geschick verlangen. Zahlreiche (illegale) Gegenstände müssen beschafft, getauscht oder gebaut werden,  Gefallen für Mitgefangene erledigt werden. Und dabei muss man immer brav der Routine des Gefängnisalltags folgen, denn eines will man ganz sicher nicht: den Wachen auffallen. Auch The Escapists ist derzeit noch ein Early Access-Titel und die Entwickler haben noch einiges zu tun. Aber die Idee gefällt und ist auf jeden Fall mal etwas anderes. Jetzt noch eine Schnittstelle zwischen Prison Architect und The Escapists und man hat bereits den perfekten Multiplayer-Modus: Die einen bauen die Gefängnisse, die anderen müssen aus ihnen ausbrechen …

Noch ein Titel aus der Vergangenheit

Zum Abschluss mein nicht absichtlich fast schon regelmäßiger Kommentar zu einem Microsoft-Remake. Wozu auch neue Titel produzieren, wenn man im eigenen Katalog günstig(er) plündern kann! Darum hat jetzt auch am PC der erste Teil der Fable-Reihe eine Frischzellenkur verpasst bekommen und darf sich als Fable Anniversary zehn Jahre älter fühlen – was in diesem Fall ja ausnahmsweise besser ist. Inhaltlich und spielerisch wird nichts Neues geboten, es wurde wirklich „nur“ die Grafik aufgebohrt – aber genau das erwartet man sich ja eigentlich von einem HD-Remake. Leider hat man es dabei mit dem Weichzeichner etwas übertrieben und es kann ja wohl nur ein schlechter Witz sein, dass  im Jahr 2014 16:10 Auflösungen wie 1920×1200 mit schwarzem Balken ob und unten dargestellt werden. Auch die fehlende Maussteuerung in den Menüs soll sicher Retrocharme vermitteln und ist nicht einfach ein weiteres Zeichen dafür, dass man bei den Portierungskosten gespart hat … Trotzdem: Das Spiel selbst ist nach wie vor grundsolide und für mich eines des besten Rollenspiele überhaupt. Wer also Fable – The Lost Chapters (Teil 1 wurde am PC bereits mit einigen Erweiterungen veröffentlicht) ausgelassen hat oder nur von den Konsolen kennt kann ruhig zugreifen. Allen anderen wird für beinahe Vollpreis nur ein grafisches Update angedreht.

Der Rest ist Schweigen

Diesen Monat gibt es von mir ganz bewusst keinen Kommentar zur Industrie an sich. Würde ich einen schreiben könnte/sollte er sich vermutlich um das leidige Thema „GamerGate“ drehen. Es kommt nicht oft vor, aber was ich zu diesem Thema teilweise gelesen habe, macht mich schlichtweg sprachlos. Zum vielleicht ersten Mal kann ich wirklich nachvollziehen, was man unter Fremdschämen versteht. Aber ich will die Trolle nicht füttern, wird es doch langsam endlich, endlich wieder etwas ruhiger. Leider bedeutet das zwar nicht, dass die verursachenden Probleme verschwunden sind, aber vielleicht ist es – mit mehr Zeit zum Abkühlen für alle Beteiligten – bald möglich eine sachliche Diskussion zu beginnen, denn gewisse Ungerechtigkeiten müssen und sollten tatsächlich nicht mehr sein.

Bis dahin, euer Onkel Tom

Links des Monats:

Dead Rising 3
http://store.steampowered.com/app/265550/

The Escapists
http://store.steampowered.com/app/298630/

Prison Architect
http://www.introversion.co.uk/prisonarchitect/ 

Fable Anniversary
http://store.steampowered.com/app/288470/

Passende Beiträge

Wie wählt man eine Website für die Bestellung von Dienstleistungen von anderen Spielern aus

Zugang ohne Hürden: Wie Instant-Play-Konzepte das Gaming verändern

Die besten Stürmer, die man bei EA FC 25 günstig verpflichten kann