Onkel Toms Spieleecke #13: März 2015

Letzten Monat kamen die Spiele etwas kurz, darum will ich diesen Monat nicht ganz so lange schwadronieren. Ein Trend, der mir aber schon länger auffällt und sich auch in der folgenden Spielauswahl widerspiegelt, ist die zunehmende Anzahl von „Remastern“. Im Gegensatz zu Remakes und Reboots ist das qualifizierende Kriterium für einen Remaster, dass man das Spiel – vor allem was Gameplay und Story betrifft – eigentlich nicht verändert. Aufbohren von Sound und Grafik, Kompatibilität mit aktueller Hard- und Software schaffen und vielleicht ein ganz klein wenig die Steuerung optimieren (Grim Fandangos Panzersteuerung…) ist hingegen erlaubt und teilweise sogar ausdrücklich erwünscht. Ein Remake verändert hier schon deutlich mehr und bei einem Reboot kann sowieso alles passieren – und das kann dann gut (Tomb Raider) oder weniger gut (Shadowrun, Dungeon Keeper Mobile … ) ausgehen.

Teile unserer – leider oft sehr undankbaren – Spielergemeinschaft bemängeln natürlich, dass die Entwickler/Publisher nur auf schnelles Geld aus sind. Ein bestehendes Spiel „nur“ aufpolieren kostet natürlich deutlich weniger, als komplett bei Null anzufangen. Trotzdem sollte der Aufwand nicht unterschätzt werden. Und wann genau ist es ein „Verbrechen“ geworden, für seine Arbeit Geld verlangen zu wollen? Aber das ist leider ein modernes Paradoxon, mit dem nicht nur die Spieleindustrie zu kämpfen hat. Die in vielen Variationen bekannten weisen Worte „wählt mit euren Brieftaschen“ mögen alt, abgenutzt, klischeehaft und was weiß ich noch sein, aber sie sind nun einmal wahr.

Neu und schmackhaft

Damit wären wir auch schon bei Remaster (oder schon Remake? Die Übergänge sind zugegebenermaßen fließend…) Nummer 1: Oddworld: New ’n‘ Tasty ist eine Neuauflage von Abe’s Oddysee und setzt damit den Trend fort, dass die bisherigen Oddworld-Titel modernisiert werden. Munch’s Oddysee und Stranger’s Wrath gibt es ja bereits in HD und damit fehlt nur mehr Abe’s Exoddus. Schneller Beitrag aus der Kategorie „Unnötiges Wissen“: Abe’s Oddysee ist auch der Start der Oddworld Quintology, zu der aber nur die Odysseen von Abe und Munch zählen, die anderen Titel sind gewissermaßen Nebengeschichten. Der „wirkliche“ dritte Teil soll gerüchteweise Squeek’s Oddysee heißen, ob und wann wir diese zu Gesicht bekommen ist aber noch nicht bekannt.

Ich weiß gar nicht mehr, warum ich Abe’s Oddysee nicht weit(er) gespielt habe. Ich spiele zwar ganz prinzipiell eher selten Jump’n’Runs, aber wenn mir eines gefällt (z.B. Dust: An Elysian Tail), dann spiele ich es meistens durch. Auch sonst passt(e) eigentlich alles in mein Beuteschema: Humor, nette Grafik, abwechslungsreiches Gameplay und Hirnschmalz ist auch noch nötig. Aber wie sagt man so schön: Man sieht sich im Leben immer zweimal und vielleicht erreichen Abe und ich diesmal das Ende seiner Odyssee…

Der lange Weg nach Hause

Noch ein Remaster und noch ein Titel, den ich eigentlich schon damals weiter spielen wollte: Homeworld ist für viele einer der besten Strategietitel aller Zeiten und schon die bloße Ankündigung der Remastered Collection wurde darum (ausnahmsweise) vorwiegend positiv aufgenommen. Meine persönliche Erinnerung an den Titel war leider bestenfalls schwammig. Ich kann mich erinnern, wie sehr ich von der Technik fasziniert war und einige Male habe ich einfach nur dabei zugesehen, wie eine ganze Armada winziger Schiffe um das gigantische Mutterschiff düst. An dieser Tendenz hat sich auch in der Neuauflage nicht viel geändert. Am besten Dutzende, nein Hunderte Schiffe bauen und in verschiedensten Formation durch den dreidimensionalen Raum fliegen lassen ist nach wie vor ein Augenschmaus. Und ja: Ein gutes Strategiespiel ist es auch noch…

Nicht Geheimtipp & wenig Österreich, aber gut

Bitte die Überschrift nicht missverstehen: Ori and the Blind Forest ist ein wirklich wunderschönes Spiel und hat jegliches Lob mehr als verdient, mit dem es von vielen Seiten derzeit überhäuft wird. Mich irritiert nur der Wirbel, der um den Titel vor allem in der österreichischen Presse gemacht wird. „Geheimtipp” verwenden zwar viele Redaktionen schon lange inflationär, aber bei einem Titel, hinter dem die geballte Marketinggewalt von Microsoft steht, wirkt es etwas lächerlich. Und die häufige Behauptung „aus Österreich” überdehnt die Wahrheit schon gewaltig. Zur Klarstellung: Moon Studios, der Entwickler hinter Ori, ist eine (Online-)Kollaboration mehrerer Entwickler, Grafiker, usw. aus den verschiedensten Ländern. Einer der Gründer, Thomas Mahler, ist allerdings tatsächlich Österreicher und sitzt als Geschäftsführer der Moon Studios GmbH in Wien – das war es dann mit dem Österreich-Bezug aber eigentlich auch schon wieder…

Aus, in oder mit Österreich(erInnen) ist aber eigentlich auch egal: Ori and the Blind Forest ist ein bezauberndes Jump’n‘ Run und besonders die wunderschöne Grafik hat es nicht nur mir angetan. Spielerisch wird das Genre vielleicht nicht neu erfunden, aber Gameplay und Steuerung sind ausgereift und der Schwierigkeitsgrad knackig: Gerade so fordernd, dass man (noch) nicht in den Controller beißt. Mein Rat: kaufen, spielen und genießen!

Pong’em Up

Lethal League schlussendlich ist eine dieser positiven Überraschungen, die man leicht in den Ritzen des inzwischen gigantischen Steam Stores übersehen könnte. Die Grafik ist zwar eher gewöhnungsbedürftig, passt aber gleichzeitig irgendwie zum Spielprinzip. Und das ist genial einfach und einfach genial. Zwei bis vier Spieler prügeln mit den absurdesten Schlägern auf einen Ball ein. Dieser nimmt immer die Farbe des Spielers an, der ihn zuletzt getroffen hat, und ist für alle anderen Spieler fortan „tödlich“. Trotzdem sollte der aktive Spieler nicht einfach abwarten, sondern sich weiter ins Getümmel stürzen. Mit jedem zusätzlichen Treffer wird der Ball nämlich schneller und schneller, und mit einem Drall versehen erschwert man den Mitspielern das digitale Weiterleben noch mehr. Irgendwann versagen dann die Reflexe und manchmal ist es dann nur mehr Gespür oder schlichtweg Glück, die zwischen Sieg und Niederlage entscheiden. Das Spiel macht auf jeden Fall eine Menge Spaß, auch wenn ich es persönlich eher in die Schublade „immer mal wieder zwischendurch“ stecken würde.

Das war es wieder für diesen Monat. Wir lesen uns im nächsten Monat sicher, irgendwann in Richtung Sommer werde ich mir aber vermutlich eine Auszeit nehmen, um mich hundertprozentig auf meine Diplomarbeit zu konzentrieren. Ja, das ist dann schon die Zweite – einen leichten Hang zum Masochismus muss ich mir wohl langsam eingestehen…

Euer Onkel Tom

Links des Monats

Oddworld: New ’n‘ Tasty
http://store.steampowered.com/app/314660/

Homeworld Remastered Collection
http://store.steampowered.com/app/244160/

Ori and the Blind Forest
http://store.steampowered.com/app/261570/

Lethal League
http://store.steampowered.com/app/261180/

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