Onkel Toms Spieleecke #34: Jänner 2018

Meine letzte Kolumne habe ich kurz vor Beginn meines – 2017 einzigen – Urlaubs geschrieben. Anfangs noch sabotiert von Problemen handwerklicher Natur (Verzögerungen beim Fenstereinbau und dann auch noch eine undichte Fußbodenheizung…) war dann doch irgendwann Ruhe und ich konnte mal einen Gang runter schalten.

Kurzum: Der Urlaub war nötig, der Urlaub war erholsam. Und irgendwie doch schon wieder so lange her…

Winterurlaub

Spielerisch war mein Urlaub von zwei Titeln und einer Konsole bestimmt. Normalerweise hätte ich mir niemals alle drei gleichzeitig gekauft, doch rund um Weihnachten gab es ein paar verlockende Angebote, die mich schwach werden ließen.

Den Anfang machte die Nintendo Switch, die es bei einem österreichischen Großhändler sehr kurze Zeit um einen sehr guten Preis gab. Dass ich überhaupt eine bekommen habe, war reines Glück und ist einem Kollegen zu verdanken, der so schlau war, gleich bei Bestellung anzuzahlen – alle Bestellungen ohne Anzahlung wurden später nämlich storniert. Nach ein paar Wochen mit dem Gerät kann ich sagen: Die Switch macht endlich all das, was ich mir eigentlich schon von der Wii U erwartet/erhofft hatte. Nur die Virtual Console fehlt noch schmerzhaft. Pflichtkauf zusammen mit der Switch war aber natürlich das (nicht mehr ganz so) neue Zelda, Breath of the Wild. Damit war meine Urlaubsplanung eigentlich abgeschlossen. Doch dann stolperte ich im PlayStation-Store über ein fast schon unmoralisches Sonderangebot: die Complete Edition von Horizon Zero Dawn zum halben Preis. Da bin ich gleich noch einmal schwach geworden.

Beide Titel hatte ich davor noch nie gespielt und beide haben mich ob ihres Umfangs und der zahlreichen Möglichkeiten anfangs richtiggehend eingeschüchtert. Was aber beiden trotzdem gelungen ist, ist es mich in ihren Bann zu ziehen. Nur besser nicht gleichzeitig, wie ich schnell feststellen musste. Beide bieten eine große offene Welt, in der es zu navigieren gilt und machen umfangreich von Pfeil und Bogen Gebrauch. Die Ähnlichkeiten waren für mein armes Gehirn vielleicht etwas zuviel und so kam es zu einigen sehr peinlichen Unfällen, vor allem wenn ich die Titel abwechselnd spielte. Zeldas Link kann auf fast jeder Oberfläche klettern, von hohen Hindernissen gleitet er mittels Schirm elegant hinunter. Horizon-Heldin Aloy klettert ebenfalls wie ein Eichhörnchen, allerdings nur an bestimmten Stellen. Nicht selten hüpfte ich mit ihr mehrmals frustriert gegen eine Wand, bis mir dann doch dämmerte: falsches Spiel. Zumindest nur einmal und auch erst spät am Abend, ist mir aber noch etwas viel schlimmeres passiert. Mit vollem Anlauf bin ich mit unserer Heldin von einer hohen Felskante gesprungen. Der Sturz war zumindest lang genug, dass ich noch vor dem Aufprall meine Idiotie realisieren die Konsole für diese Nacht abdrehen konnte. Link erging es in dieser Phase zumindest etwas besser, bei ihm kam ich nur bei der Nutzung von Pfeil und Bogen durcheinander. Hier hat Aloy dem Jüngling mit den spitzen Ohren einiges voraus. Dumm daher, wenn man mitten im Kampf mit den Tasten durcheinander kommt und plötzlich den Schild statt den Bogen hochreißt oder statt einen Pfeil aufzulegen, dem Gegner sein Schwert vor die Füße wirft…

Entsprechend musste eine Entscheidung her und sie lautete (ohne Wertung): zuerst Zero Dawn, dann Zelda. Da das Spiel den urzeitlichen Jäger und Sammler in mir wieder einmal zum Leben erweckt hat, bin ich immer noch nicht mit dem Spiel, geschweige denn dem inkludierten Add-on The Frozen Wilds, durch. Ich kann aber sagen, dass ich verstehe, warum viele den Titel für den derzeit vielleicht besten auf der PlayStation 4 halten. Die Grafik ist ein Traum, die Figuren toll animiert, die Landschaft vielfältig. Die Story ist durchaus packend, die Hauptfigur Aloy eine der am besten geschriebenen, gespielten und gesprochenen weiblichen Videospielheldinnen, die ich kenne. Auch das Gameplay ist hervorragend, einzig die Möglichkeit, übernommene Maschinen aktiver zu steuern, habe ich vermisst. Vielleicht in der Fortsetzung, die gar nicht früh genug kommen kann.

Ausnahmsweise lieber nicht allein

Wer mich – oder zumindest ein paar meiner Artikel – kennt, weiß, dass ich kein besonders großer Fan der meisten Mehrspielertitel bin. Psychologisch und charakterlich mag das ein wenig mit der ungewollten „Abhängigkeit“ von anderen zusammenhängen: Im Wettkampf SpielerIn gegen SpielerIn kann das (unsportliche) Verhalten anderer ganz gehörig nerven. Aber auch bei kooperativen Titeln kann man beim Spielen mit Randoms gewaltig daneben greifen und der Aufbau eines eingeschworenen Teams fällt schwer, wenn man – so wie ich – keinen Job hat, der sich an reguläre Arbeitszeiten hält. Daneben könnte man noch andere Dinge anführen – ich mag zum Beispiel gut erzählte Geschichten, Abwechslung und irgendwann das Gefühl eines Abschlusses. Doch am Ende des Tages muss ich trotzdem eingestehen, dass der Hauptgrund ein ganz anderer ist: Ich bin einfach nicht besonders gut. Für einen langjährigen Computer- und Videospieler ist meine Augen-Hand-Koordination nur mittelmäßig, meine Reflexe oft einen Tick zu langsam. Erfahrung mag einiges wettmachen, aber meistens lande ich eben nur im guten Mittelfeld. Und das ist auf Dauer langweilig. Ausnahmen zur „Kein Multiplayer“-Regel sind daher Titel, wo es nicht nur auf gute Reflexe, sondern auch auf ein wenig Köpfchen ankommt. Denn davon habe ich ein bisschen mehr, zumindest passen mir keine Standardgrößen bei Helmen und Mützen. Behauptungen, dass dies einfach nur von einem dicken Sturschädel kommt oder einfach viel (potenziell heiße) Luft enthalten ist, haben allerdings ebenfalls ihre Daseinsberechtigung.

Genug Geschwafel, ein Multiplayer-Titel, der Onkel Tom gefällt: Invisigun Heroes. Geboten wird auf den ersten Blick gewohnte Kost: Eine bildschirmfüllende Arena im Stil von Bomberman; bis zu vier Spieler; ein Treffer und man ist für die Runde weg. Der Clou offenbart sich erst auf den zweiten Blick (bzw. eben nicht): Alle Spielfiguren sind unsichtbar. Für eine Sekunde sichtbar wird nur, wer seine Waffe abfeuert – man sollte sich also halbwegs sicher sein, wo man selbst, und wo die anderen sind. Die restliche Zeit hilft nur „Schritte“ durch die rasterförmig aufgebaute Arena zu zählen. Und gleichzeitig auf Hinweise achten, durch die sich die anderen verraten. Fußspuren im Wasser/Schnee sind ein klarer Fall, aber auch wenn jemand gegen ein Hindernis rennt, verrät ein optischer Effekt, dass dort jemand ist. Die eigene Position im Kopf behalten, Gegner einschätzen und auf Hinweise bezüglich Ihrer Bewegungen achten und dann auch noch im richtigen Moment reagieren: Das ergibt eine unterhaltsame und fordernde Mischung, die trotzdem einsteigerfreundlich bleibt.

GLaDOS als Bauherrin

Casual Games spiele ich zwar selten, selten heißt aber nicht nie. So sind mir gerade Puzzler für zwischendurch, wie zum Beispiel Bridge Constructor und seine Ableger/Nachahmer natürlich ein Begriff. Wäre aber sowieso egal gewesen, denn Bridge Constructor Portal trägt zudem den Namen meiner Lieblingsserie im Titel und war damit sowieso einen genaueren Blick wert. Enttäuscht wurde ich nicht und ich denke auch viele andere Fans von einem oder beiden Titeln könnten ihre Freude daran haben.

Auf absurde Weise passt es nämlich irgendwie zusammen. Abartige Konstrukte, schräge Szenarien und nicht selten das Gefühl, dass manche Spieler geradezu darauf erpicht sind neue, absurde Todesszenarien zu kreieren. Passt auf beide Titel, oder? Und was vielleicht noch wichtiger ist: Beide Titel nehmen sich selbst auch nicht ganz ernst. Daher ist es irgendwie passend, dass wir plötzlich für GLaDOS bzw. Apperture Brücken bauen. Forschungsmaterial von A nach B, durch die Portale C und D zu bringen und dabei Sentry Turret E und Laserfalle F auszuweichen war noch nie so unterhaltsam. Wobei gelegentlich auch ein katastrophaler Zusammenbruch unterhalten kann…

Das war es von mir für den ersten Monat des Jahres. Ich bin gespannt, was 2018 so alles bringen wird und wir lesen uns hoffentlich demnächst wieder.

Bis dahin liebe Grüße
Onkel Tom

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