Onkel Toms Spieleecke #35: Februar & März 2018

Sparen ist angesagt bei Onkel Tom. Ende 2017 waren ein paar kostspielige Reparaturen fällig und dem kleinen Bruder nebst Schwägerin muss, ob Wohnungskauf, auch ein wenig unter die Arme gegriffen werden. Wo kann, darf & sollte aber nicht (zuviel) gespart werden? Richtig, bei den Spielen!

Die Zeit vergeht momentan wie im Flug, 20% von 2018 sind schon wieder vorbei und ich habe das Gefühl, dass es noch eine Weile mit Vollgas bei mir weitergehen wird. Februar und März waren privat wie beruflich fordernd und auf meinen Terminkalender für April blicke ich mit großem Respekt. (Übersetzung: Hilfe!) Darum deckt diese Kolumne auch wieder einmal gleich zwei Monate des fröhlichen Spieleschaffens ab. Früher ist es sich leider nicht ausgegangen.

Schrullige Hasen und…

Eine (Dauer-)Leihgabe für meine neue Switch hat mich unerwartet lange an deren Bildschirm gefesselt. Schon zu meiner aktiven Zeit standen viele kleine und große Kinder auf die von Ubisoft erdachten Rabbids. Auch ich selbst konnte über sie schmunzeln, am Ende des Tages waren sie mir dann aber doch etwas zu abgedreht. Eine Empfehlung aus verlässlicher Quelle, dass Mario + Rabbids Kingdom Battle ein durchaus anspruchsvoller und fast schon mit XCOM vergleichbarer Strategietitel wäre, überraschte mich daher sehr. Und noch mehr überrascht mich, dass ich mich diesem Urteil inzwischen anschließen kann.

Mit Mario und Luigi im Schlepptau – warum sich die beiden Universen irrtümlich vermischen, ist Grundlage der dünnen, aber trotzdem ganz witzigen Hintergrundgeschichte – machen die Rabbids das Pilzkönigreich zum Schlachtfeld. Man feuert mit passenden Waffen auf die Gegner, springt fleißig auf und über Gegner und sucht nach jeder möglichen Deckung. Nur mit Köpfchen und der richtigen Strategie und Taktik wird man die immer schwerer werdenden Missionen auf Dauer überstehen. Da war Nintendo wieder einmal für eine Überraschung gut.

… schrullige Raumfahrer

Es geht zurück auf meine Heimatplattform, den PC. Interessant und ungewöhnlich war auch die Erfahrung mit Planetoid Pioneers. In einer nicht so fernen Zukunft, so die Vision des Spiels, schießen sich reiche alte Leute ins All, um als Erforscher unbekannter Planetoiden noch ein paar letzte Abenteuer zu erleben. Im Gepäck jede Menge Hightech mit der u. a. Hindernisse und Gegenstände auf Knopfdruck atomisiert und wieder zusammengebaut werden können. Außerdem immer mit dabei: Die Rückversicherung in Form von Ersatzkörpern, in die man im Notfall sein Bewusstsein herunterladen kann. Und das ist gut so, denn der von uns gespielte (über)reife Erforscher ist nicht mehr ganz so gut zu Fuß und die Fortbewegung entsprechend gewöhnungsbedürftig. Die außerirdische Flora und Fauna zeigt für diese unsere Probleme nämlich wenig Verständnis und so sollte man regelmäßig seine Körperdoubles platzieren.

Planetoid Pioneers bezeichnet sich selbst als Physicsvania, nach dem ersten Planetoiden waren die Ideen der Entwickler aber scheinbar fast verbraucht und der Rest wirkt eher generisch. Das Spiel will aber auch mehr Sandbox für die Community sein, deren Inhalte direkt in das Spiel einfließen sollen. Entsprechende Modding-Tools wären auch ausreichend vorhanden. Im Moment hege ich allerdings noch Zweifel, ob die Community groß genug ist (bzw. wird), um nachhaltig interessante Inhalte zu liefern.

Gewusel und Strategie

Vertreter der Siedler-Reihe habe ich immer wieder ganz gerne gespielt. Das Gewusel des eigenen Volkes war nett anzusehen und komplexe Wirtschaftskreisläufe sprechen meinen inneren Organisator an. Die militärische Komponente empfand ich allerdings stets als zu handzahm. Bei militärisch intensiveren Titel vermisste ich hingegen wieder die Wirtschafts- und Baukomponenten schnell. Ein vielversprechender Kompromiss bietet sich mir seit Neuestem mit Northgard. Der von der nordischen Geschichte und Mythologie beeinflusste Titel ist ein waschechtes Echtzeitstrategie-Spiel, zwingt aber auch erfahrene Kommandanten zum Überdenken Ihrer Strategie.

Zuallererst steht nämlich das Überleben unseres Clans in einer neuen, Feindseeligen Heimat im Vordergrund. Dem Land müssen Ressourcen wie Nahrungsmittel und Holz erst mühsam abgerungen werden. Wer nicht vorausdenkt, verhungert schon kurz nach der Ankunft oder erfriert (oder verhungert) spätestens im ersten Winter, wenn die Produktion nachlässt und der Verbrauch gleichzeitig steigt. Nur eine gesunde & stabile Wirtschaft kann sich Militär überhaupt leisten, denn es kostet nebst Ressourcen eben auch Arbeitskraft, die dann an anderer Stelle fehlt.

Northgard macht sowohl alleine (gegen den Computer) als auch im Mehrspieler Spaß. Es gibt mehr als einen Weg zu gewinnen und während das Spiel einsteigerfreundlich ist, kann die Lernkurve durchaus anspruchsvoll sein. Klare Empfehlung von mir für Strategie-Interessierte.

Tom Cruise lässt grüßen

Ich denke ich bin nicht der einzige, der sich bei der Prämisse von Into the Breach ein wenig an den Science-Fiction-Film „Edge of Tomorrow“ erinnert fühlt. Das neue Spiel der FTL-Macher wirft uns in eine ferne Zukunft, in der Aliens unseren Planeten bedrohen und schon kurz vor der Zerstörung der Menschheit stehen. Zum Glück verfügt diese aber über sogenannte Rift Walkers, gigantische Mechs unterschiedlichster Varianten, die wir rundenbasiert gegen die außerirdischen Aggressoren in die Schlacht führen. Leider sind wir jedoch zahlenmäßig – maximal drei Mechs können gleichzeitig in den Kampf geworfen werden – stark unterlegen und das Ende scheint unabwendbar. Hätten wir nicht noch ein As im Ärmel: Zeitreisetechnologie! Zwei Vorteile sorgen nämlich wieder für etwas mehr Chancengleichheit am Schlachtfeld. Einerseits können unsere Piloten am Schlachtfeld ein klein wenig in die Zukunft sehen und wissen, welches Ziel welcher Feind als Nächstes angreift. Ist das Ziel ein Mech, kann man so (hoffentlich) rechtzeitig ausweichen. Aber auch starre (Infrastruktur-)Ziele können mit etwas Geschick noch gerettet werden. Bestimmte Angriffe schieben Gegner nämlich zur Seite – vielleicht in die Schussbahn eines anderen Feindes, in ein Hindernis das Schaden verursacht, oder verhindern einfach nur, dass ein Ziel getroffen wird. Im Idealfall schafft man das alles auf einmal, quasi als Kettenreaktion zu planen, wodurch mit nur einem durchdachten Angriff die Gegnerschaft möglicherweise auf einen Schlag dezimiert wird.

Genügt das alles nichts und sieht man das Ende der Menschheit gekommen, gibt es noch einen zweiten und letzten Ausweg: Man kann einen einzigen Piloten – mit all seiner/ihrer Erfahrung und seinen/ihren Fähigkeiten – zurück in die Vergangenheit schicken. Damit beginnt man das Spiel quasi von vorn, Mech-Upgrades und Spielfortschritt gehen verloren, aber der stärkere Pilot und die eigene Erfahrung helfen hoffentlich, es diesmal besser zu machen.

Ähnlich wie FTL versteht es Into the Breach ein paar einfache Spielprinzipien zu einem abwechslungsreichen, hoch komplexen und trotzdem nachvollziehbaren Ganzen zu vereinen. Einziges gelegentliches Manko ist – ebenfalls wie im Erstlingswerk – der Zufall. Alle Karten und Kämpfe sind randomisiert und so kann es mit Pech passieren, dass man gelegentlich in ausweglosen Situationen landet, bei denen noch soviel geschickte Planung nichts mehr hilft. Unfair? Vielleicht, aber was ist im Leben schon fair?

Auf samtweichen Pfoten

Gelegentlich muss auch ich ein wenig Abbitte leisten für meine Vorurteile. Nicht selten habe ich mich im Laufe der Jahre über Leute geärgert, die Spiel-Entwickler & -Publisher wüst beschimpfen und dämonisieren, weil das von Ihnen gekaufte Spiel bei ihnen nicht richtig läuft. Natürlich ist das ärgerlich und darf und soll auch kritisiert werden, aber müssen die Überreaktionen wirklich sein? Damals wie heute bin ich außerdem der Meinung, dass bei vielen (den meisten?) die Installation der richtigen Treiber schon helfen würde und/oder Besonderheiten des eigenen Setups der (Haupt-)Grund für die Probleme sind. Über zahlreiche Spielerechner hinweg hatte ich selbst eigentlich nie wirkliche Probleme, selbst das von vielen verfluchte Batman: Arkham Knight lief bei mir eigentlich von Anfang an problemlos. Jetzt hat es mich – zum Glück nur kurz – aber auch einmal erwischt.

Das sehr nett anzusehende Ghost of a Tale war mir schon während der Early Access-Phase aufgefallen, aber erst zum Release wollte ich mir den Titel jetzt wirklich ansehen. Freigeschaltet, installiert und … schwarzer Bildschirm. Standard-Checkliste abgearbeitet: Grafiktreiber-Update, Download noch einmal verifiziert. Der schwarze Bildschirm bleibt. In die Steam-Foren geschaut, scheint soweit für alle gut zu laufen, nur einer berichtet von (anderen) Problemen mit seinem Dual-Monitor-Setup. So eines habe ich auch, darum testweise den zweiten Bildschirm abgehängt und siehe da: Das Intro beginnt … und friert nach drei Sekunden ein, während die Musik weiterspielt. Frustfaktor beginnt zu steigen, noch ein wenig herumprobiert, in den Foren gesucht, aber am ersten Abend sollte es nicht sein. Am nächsten Abend patcht das Spiel zwar brav, es will aber immer noch nicht. Geistig habe ich mich schon darauf vorbereitet ein umfangreiches Support-Ticket an den Entwickler zu schreiben. Meine vermeintliche Spielzeit laut Steam inzwischen 48 Minuten, fast schon Hohn. Drei Tage (es wurde ein paar Mal spät in der Arbeit) und zwei Patches später wollte ich mich eigentlich an das Support-Ticket machen. Doch plötzlich läuft es. In den Patch-Logs steht nichts von technischen Änderungen und auch in den Foren werde ich nicht fündig, aber einem geschenkten Gaul usw. …

Bedeutet aber auch, dass ich noch nicht viel Zeit in den Pfoten von Mäuse-Barde Tilo verbringen konnte. Bisher gefällt das stealth-lastige Action-RPG durchaus. Die Schleicheinlagen sind mir bisher etwas zu lang und zahlreich und die KI ist nicht die Hellste. Aber die Grafik ist auf jeden Fall unglaublich hübsch, auch wenn immer wieder düstere Motive daran erinnern, dass wir uns in keinem Kindermärchen befinden.

Cartoon-Gangster und -Zombies, die Zweite

Es ist schon ein paar Spieleecken her, aber mancher erinnert sich vielleicht noch an mein (kurzes) Feedback zu Guns, Gore and Cannoli. Ich darf mich hier selbst zitieren: Ein zeitweiliger, von Hand gezeichneter Sidescroller, der mich stark an die Metal Slug-Reihe erinnert. Man nehme einfach den Arcade-Klassiker, stecke ihn in eine Gangster-Welt der 1920er, füge noch die Videospielwunderdroge „Zombies“ hinzu und fertig ist die Geschichte rund um Mobster Vinnie Cannoli. Der Stil gefällt, Local Coop mit bis zu vier Spielern ist unterhaltsam, aber schlussendlich fehlt mir persönlich einfach das gewisse Etwas. Ein einfaches Upgrade-System oder Online-Multiplayer wären ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Einen vergangenen Samstagabend, auf der Suche nach Koop-Unterhaltung sind ein Freund und ich über die Fortsetzung – wenig überraschend Guns, Gore and Cannoli 2 betitelt – gestolpert. Wir hatten unseren Spaß und obige Beschreibung kann praktisch 1:1 übernommen werden. Nur befinden wir uns inzwischen in den 40ern und so gibt es neben Gangstern, Zombies und Zombiegangster jetzt auch noch Nazis & Zombie-Nazis. Technisch haben die Entwickler einiges dazugelernt, die Steuerung samt neuer Waffenauswahl ist deutlich flüssiger und grafisch hat man sich wirklich um zahlreiche und abwechslungsreiche Gegner-Animationen bemüht. Mein Wunsch nach Online-Multiplayer wurde ebenfalls erfüllt und ganz allgemein gibt es mehr Abwechslung. Storytechnisch muss (und wird) der Titel keine Preise gewinnen, aber es ist wieder ein lustiger Titel für zwischendurch geworden, vor allem wenn man eine kurze Runde auf der Couch mit Freunden spielt.

April is coming

Das war es für den Moment auch schon wieder. Vielleicht schaffe ich im nächsten Monat ein paar traditionelle Artikel, mit der nächsten Kolumne würde ich allerdings erst wieder im Mai rechnen. Der April wird dafür vermutlich keine Zeit lassen.

Bis dahin alles Gute
Euer Onkel Tom

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