Onkel Toms Spieleecke #44

So pünktlich, so regelmäßig, ich kann es selbst fast nicht glauben. Sehen wir es als Herausforderung an, wie lange ich es schaffe, diesen Trend fortzusetzen. Spätestens Mitte des Sommers wird es leider/hoffentlich (?) wieder zu viel anderes zu tun geben. Aber wir werden sehen. Genug sinniert, reden wir lieber über interessante Spiele!

Es war einmal… ein Early-Access-Special

Vor langer, langer Zeit lasen die Leute noch gedruckte Spielemagazine und ich durfte an so einem mitarbeiten. Neben den obligatorischen Previews & Reviews versuchten wir mit unterschiedlichsten Specials für Abwechslung zu sorgen. Eines davon – ein Special über Early Access im Allgemeinen (damals noch ein relatives Novum) und diverse Early Access-Titel im Speziellen – kam mir vor Kurzem wieder in den Sinn, als mir Door Kickers: Action Squad zum ersten Mal unterkam. Door Kickers, ein taktischer Echtzeitstrategie-Titel, wurde nämlich in dem Special vorgestellt und ich konnte mich noch an die Kontaktaufnahme zu den Entwicklern erinnern. Als das Spiel im Oktober 2014 dann „fertig“ war und den Early Access verließ, waren mein Job und das Magazin – zumindest in Printform – aber schon lange Geschichte.

In meinem Oberstübchen blieb das Spiel – das ich selbst nie gespielt habe – aber trotzdem unter den Karteikarten „Counter-Strike von oben“ und „Jagged Alliance in Echtzeit“ abgelegt. Bei Door Kickers: Action Squad dachte ich daher zuerst an eine Fortsetzung – die tatsächlich auch schon in Entwicklung ist und noch 2020 in den (Überraschung!) Early Access starten will. Action Squad selbst ist aber ein Spin-off, welcher sich in zahlreichen Punkten von der Vorlage unterscheidet: Pixel- statt HighRes-Grafik, Kamera von der Seite statt von oben und Arcade-Action, wo sonst simulierte Strategie und Taktik an erster Stelle steht.

Als Mini-SWAT-Team – Mini im Sinn von alleine oder mit einem Coop-Partner – geht es gegen Gangster, Terroristen und Geiselnehmer durch side-scrollende Level. Unterschiedliche Klassen bringend verschiedene Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Spezialfähigkeiten mit sich. Neue Räume liegen tiefen Schatten, bis man die namensgebenden Türen eintritt. Meist erwartet uns auf der anderen Seite ein Kugelhagel, ein paar Wahnsinnige stürzen sich aber auch mit Nahkampf-Waffen auf uns, oder tragen einen Sprengstoffgürtel. Einfach fest zurückballern ist trotzdem nicht immer die richtige Lösung – bei längeren Feuerstößen leidet die Genauigkeit enorm und man will ja weder Explosivstoffe noch eventuelle Geiseln unabsichtlich treffen.

Eine Menge Kampagnen-Levels samst eingebautem Zombie-Mod, die Möglichkeit Klassen aufzuleveln und nicht zuletzt Workshop-Unterstützung liefern eine Menge Abwechslung. Ich darf aber dringend empfehlen, sich einen Coop-Partner für dieses Spiel zu suchen. Alleine wird es recht schnell richtig, richtig schwierig und den meisten Spaß hat man auf jeden Fall zu zweit.

Es liegt in der Familie

Pixelgrafik mag durchaus zu meinem Beuteschema gehören, ich spiele aber auch sehr viel anderes. Sowohl mit Gears Tactics, als auch mit Deliver uns the Moon hatte ich in letzter Zeit meinen Spaß. Nachdem sich die Kollegen aber bereits ausführlich mit beiden beschäftigt haben und ich ihnen ganz ehrlich in fasten allen Punkten absolut zustimme, gibt es stattdessen noch ein Pixelmeisterwerk als zweiten nicht so geheimen Geheimtipp für diesen Monat!

Children of Morta ist ein Rogue-lite Action-RPG… ja, ich bin noch da. Wer wenigstens gelegentlich Artikel von mir gelesen hat weiß, dass ich mit Titeln, bei denen Rogue- und/oder Souls-Like (oder -Lite) zur inhaltlichen Beschreibung gehören, meistens wenig anfangen kann. Ich mag Herausforderung in Spielen, aber ich beschäftige mich vorwiegend mit ihnen, weil ich interessante Geschichte erleben und ganz allgemein unterhalten werden will. Inhaltsarm prozedural generierte Endlos-Level, Perma-Death und absurd schwere Gegner sind für mich eher Vorstufen einer Selbstfolterung. Aber jedem das Seine und soll auch nicht heißen, dass es nicht Titel in diese Richtung gibt, die mir trotzdem gefallen *können*.

Children of Morta gelingt dieser Spagat dank einiger erzähl- und gameplaytechnischer „Tricks“. Zuallererst ist es aber ein recht klassischer Dungeon Crawler, der allerdings mit seiner hübschen Pixeloptik bestechen kann – wenn man dem Stil, so wie ich, etwas abgewinnen kann. Spielen dürfen wir als Mitglied der Familie Bergson – erfahrene Monsterjäger in der x-ten Generation, die immer dann ausrücken, wenn der von ihnen beschützte magische Berg von finsteren Mächten bedroht wird. Fast alle Familienmitglieder können nach und nach in die verschiedensten ober- und unterirdischen Dungeons geführt werden und ersetzen damit ein Klassensystem. Vater John tankt mit Schwert und Schild, Tochter Linda ist einer meisterhafte Bogenschützin, der jüngste Sohn Kevin bevorzugt Dolche und Angriffe aus dem Schatten usw. usf. Als Dungeon Crawler bietet das Spiel solide Standardkost und, wie es sich für ein Rogue-lite fast schon gehört, stirbt man … oft. Wie also hat es das Spiel verstanden, meine niedrige Frusttoleranz zu umgehen?

Folgende Dinge macht Children of Morta einfach gut bzw. sogar besser, als andere, ähnliche Titel: Viele der erspielten, gefundenen und/oder gekauften Upgrades sind permanent und mit der Zeit wird man immer stärker und kommt – auch mit eher mangelhafter Geschicklichkeit – immer weiter. Kennt man auch aus Titeln wie Dead Cells, das Spiel geht aber noch ein paar Schritte weiter. Steigen die einzelnen Familienmitglieder im Level – auch dieser Fortschritt geht nie verloren – schalten sie automatisch auch passive Fähigkeiten frei, von den denen wiederum ihre Angehörigen profitieren. Regelmäßig den Charakter zu wechseln wird also ermutigt und belohnt und man ist eher bereit seine Komfortzone zu verlassen und auch anderen Charakteren – und damit Spielweisen – eine Chance zu geben.

Und zu guter Letzt ist da noch die (Familien)geschichte selbst. Man kann dem Spiel fast nicht böse sein, wenn man wieder einmal das Zeitliche segnet. Fast immer wartet „zuhause“ – wir kehren zwischen den Missionen immer in das Anwesen der Familie zurück – nämlich eine kleine Geschichte auf uns. Nachdem wir wieder etwas über die alltäglichen Freuden & Sorgen des Familienclans gelernt haben, ist der Frust über das eigene Versagen schon fast wieder verflogen und wir stürzen uns motiviert wieder in die Schlacht…

Zurück zu … was eigentlich?

Wieder ein knapper Monat rum und ganz, ganz langsam kehren wir zu einer gewissen Normalität zurück. Manche mag in diesem Zusammenhang der Begriff der sogenannten „neuen“ Normalität unheimlich nerven, aber aus meiner Sicht ist das weder politisches Statement, noch Übertreibung: Es ist (leider) einfach eine Tatsache, dass die vergangenen Wochen und bald Monate vieles verändert haben und noch verändern werden.

Was, wie, wie lange, zum Guten oder zum Schlechten usw. wird erst die Zeit zeigen. Auch, ob wir als Gesellschaft und/oder als Einzelne(r) diese Änderungen (teilweise) akzeptieren möchten/können/wollen, ist noch nicht absehbar, bzw. noch in Entscheidungsfindung. Aber genug sinniert, es gilt noch viele Dinge zu erledigen, interessante Spiele zu entdecken und – ganz wichtig – einfach nur zu leben!

Bis demnächst
Onkel Tom

 

 

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