Paper Beast im Test

Wo genau bin ich denn hier gelandet? In dem PSVR exklusiven Abenteuer Paper Beast ertappt man sich immer wieder dabei, sich genau diese Frage öfters als nur einmal zu stellen. Müsste man das Spiel mit einem Satz beschreiben, so könnte man sagen, es ist ein David Lynch Film über einen Zoo, der in eben dieser Form auf dem Wüstenplanet Arrakis vorkommen könnte. Man sollte dem Titel aber trotzdem eine Chance geben, denn gerade Paper Beast ist wie geschaffen für Virtual Reality.

Doch beginnen wir am Anfang: Wir starten in einem klassischen leeren Raum innerhalb der virtuellen Realität. Dieser empfängt uns mit einer Menge kleinerer Kalibrierungs-Prozeduren, die nach und nach abgearbeitet werden sollen. Wer sich jetzt denk „Was soll das, das habe ich doch alles schon gemacht?“, der soll sich nicht weiter wundern, denn bereits dieser Einstellungsraum ist Teil des Spiels. Diese Tatsache ist nicht gleich ersichtlich, aber wer die Texte der Prozeduren genau durchliest wird schnell feststellen, dass es sich um die Vorbereitungen für eine Simulation handelt und gar nicht um einen richtigen Kalibrierungsprozess für die Virtuelle Realität.

Sind die Einstellungen erst einmal abgeschlossen, findet ihr euch in einem Musik-Video wieder, welches wohl nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Es ist ein K-Pop- oder gar J-Pop-Song – als Laie erkennt man den Unterschied leider nicht so genau. Das tut aber auch eigentlich nichts zur Sache, denn schon hämmern einem die Happy-Sounds in den Ohren und man weiß gar nicht mehr wie einem geschieht. An dieses Gefühl, sollte man sich schnell gewöhnen, denn es wird einen das ganze Spiel lang begleiten.

Bitte nicht diese Musik…

Die Bässe dröhnen, das Teenie-Mädchen singt sich die Seele aus dem Leib und wir stehen mitten in einer Welt aus Blöcken, Spiralen, Konfetti und allerlei anderer Gegenstände, die man beeinflussen kann. Mittels des Dual Shock-Controllers können Objekte mit einer Art Angel aus einem Lichtbogen in andere Richtungen bewegen, herangezogen, abgestoßen – schlicht gesagt beeinflusst werden. Was zwar schnell ein wenig langweilig wird, ist in Wirklichkeit eine Art Tutorial, denn in diesem ausgeflippten Raum bringen euch die Entwickler alle wichtigen Funktionen näher. Der Punkt ist nur. Es wird nicht einfach erklärt, sondern man überlässt alles dem eigenen Forscherdrang, um sich mit den Elementen des Spiels und der Steuerung vertraut zu machen. Ganz ohne Hinweise geht es dann doch nicht, denn sobald ihr auf den Controller blickt, seht ihr ein paar Tool-Tipps zu den einzelnen Buttons.

Unwissenheit schützt nicht vor Lösungen!

Irgendwann ist auch das schönste Lied mal zu Ende und man gelangt endlich in das eigentliche Spiel – alles getarnt in einem fließenden Übergang, einem System-Crash. Dieser zerstört die Umgebung und plötzlich erwacht man mit dem Sound eines leisen Tonband-Songs in einem Zelt. Wir glauben zumindest es sei ein Zelt, doch was sollen wir nun tun? Bewegen funktioniert nicht, um uns herum passiert nicht viel. Hilfe was muss ich machen? Nun ja, wie schon eingangs erwähnt, euch wird nichts erklärt. Das Spiel baut auf euren Ideenreichtum, Beobachtungsgabe und jeder Menge Spieltrieb. So habt ihr vermutlich sehr schnell verstanden, dass sich die Tücher des Zeltes abreißen lassen und dann im Wind hinfort fliegen, was euch immer mehr Einblicke in die dahinter befindliche Wüste freigibt.

Aber was ist das? Die Zeltstangen bewegen sich plötzlich! Voller erstaunen seht ihr nun ein riesiges Ungetüm, komplett aus Papier, welches versucht mit euch zu kommunizieren. Natürlich nicht in Wort und Text, vielmehr mit Gesten und Aktionen, welche auch wieder interpretiert werden müssen und so zur Lösung eines Rätsels beizutragen, welches gar nicht gestellt wurde, sondern einfach da ist. Unser riesiges Monster gibt uns nach erfolgreichem Abschluss als Dankeschön einen Stein, der uns die Möglichkeit zur Teleportation gibt, um die gesamte Welt und neue Wesen zu entdecken.

Was zur Hölle mach ich hier, an diesem bizarr schönen Ort?

Wenn man das Konzept erst einmal verinnerlicht hat, findet man schnell zu einem guten Spielfluss. In kürzester Zeit erkennt man, wie die Umgebung mit all seinen Bewohnern geschickt manipuliert werden kann, um sein Ziel zu erreichen. Leider zeigt sich auch hier gleich eine der größten Schwächen des Spiels. Die Entwickler bekennen sich zu dem Konzept, indem nichts erklärt wird, aber leider sind die Aufgaben dadurch nicht sehr fordernd und gestalten sich als eher einfachere Rätsel. Man fühlt sich oft wie bei einem virtuellen Zoo-Besuch. Das Spiel lässt einen zwar mit den Tieren interagieren, doch leider kommt zu keiner Zeit echtes Tierpark-Feeling auf. Generell wirkt das Spiel in sich nicht fertig, viele Bereiche sind einfach leer und man weiß nicht wozu es diese überhaupt gibt. Auch diverse Animationen wirken gelegentlich nicht ganz ausgereift.

Trotz dieser Umstände und der geringen Auflösung der PSVR, sieht das Spiel sehr hübsch aus. Gelegentlich aber wünscht man sich die Grafik-Auflösung wäre doch etwas detaillierter, um sich mehr in dieser Welt verlieren zu können. Wer jetzt denkt, man spielt Paper Beast einfach linear durch und dann war es das, der irrt, denn in den Level gibt es kleine Regenbogensteine, die gesammelt werden wollen, um für den Sandbox-Modus, in dem ihr die Kontrolle über eure eigene Welt habt, neue Tiere, Pflanze oder Ereignisse freizuschalten.

FAZIT

Paper Beast ist ein schönes kurzweiliges Virtual Reality Puzzle-Spiel, dessen größtes Problem darin besteht, dass einfach nichts erklärt wird. Vermutlich genau deswegen, haben sich die Macher dieses Spiels dazu entschlossen, die Rätsel nicht allzu schwer zu gestalten. Die fehlende Herausforderung ist gerade für Hardcoregamer ein Grund sehr schnell gelangweilt zu werden und rasant durch das Spiel zu laufen, ohne es genug zu würdigen. Darüber hinaus muss man überhaupt erst einmal die Lust aufbringen es zu Ende zu spielen. Aber auch der Sandbox-Modus ist lediglich eine gut gemeinte Idee und hat zwar Potential, da man sich langfristig seine eigene Welt erschaffen kann, doch leider ist gut gemeint noch lange nicht gut gemacht. Er wird schnell langweilig und mit der Ausnahme von kleinen Ereignissen, wie beispielsweise dem Auslösen von Gewittern oder Explosionen, macht dieser nur wenig Spaß. Alles in allem ist Paper Beast ein schönes, kleines und kurzweiliges Spiel, das zwar nichts für Hardcoregamer ist, aber trotzdem für ein paar Stunden in eine andere Welt zu entführen vermag.

Was ist Paper Beast? Eine Reise in die virtuelle Rätsel-Realität eines wilden und simulierten Ökosystems.
Plattformen:  PSVR
Getestet: PSVR
Entwickler / Publisher: Pixel Reef
Release: 24. März 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 4

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