Paper Mario: The Origami King im Test

(Paper) Mario und Luigi wollten eigentlich nur Prinzessin Peach abholen und gemeinsam ein Festival in Toad Town besuchen. Aber irgendwas ist schief gefaltet im papierenen Pilzkönigreich. Die Toads sind verschwunden und Peach verhält sich mehr als merkwürdig…

Schnell wird jedoch klar, was los ist: Neo-Antagonist König Olly, der Origami-König, hat sie zu einem geistlosen Origami gefaltet und die Kontrolle an sich gerissen. Marios Widersacher Bowser schmachtet schon ganz klein zusammengefaltet im Kerker, während seine Truppen in Origami verwandelt wurden. Derart als Faltschergen wiedergeboren, fressen und reißen sie Löcher in die Papierwelt und falten Toads zusammen, wo immer sie welche vorfinden. Mario allein gelingt die Flucht aus dem Schloss, das von Olly mit magischen Luftschlangen versiegelt und auf einen weit entfernten Gipfel verfrachtet wird.

Neue Freunde, alte Probleme

Mario selbst stürzt in einem Wald ab und wenig überraschend liegt es nun an ihm Peach, die Toads und gleich noch das ganze Königreich zu retten. Unterstützt wird er dabei von Olivia, der Schwester des selbsternannten Origami-Königs. Anders als ihr Bruder ist sie jedoch gutmütig und großherzig und stellt sich gegen dessen Pläne. Doch auch ihre Einfalt und Unschuld ist groß. Alles ist neu und aufregend für sie und nicht selten wird sie von ihr unbekannten Emotionen überrollt. Sie ist keine große Kämpferin, aber weiß Mario einmal nicht weiter, steht sie mit Rat und Tat zur Seite und stellt auch gerne ihre eigenen Origami-Fähigkeiten zur Verfügung: Mit ihren Faltarmen werden z.B.  Verstecke und Türen aufgerissen oder neue Wege in Position gezupft.

Die ersten Ableger der Paper Mario-Reihe mischten noch Rollenspiel-Elemente in den Genre-Mix, aber das ist – teilweise noch immer zum Unmut der Fans – schon länger passé. Auch die Jagd nach dem Origami-König ist „nur“ mehr ein Action-Adventure mit sanften Puzzle-Elementen, aber keinen wirklichen Rollenspielelementen mehr – zumindest im klassischen Sinn. Der Großteil des Spiels bietet gameplaytechnisch daher keine großen Überraschungen. Mit Mario & Co. erkunden wir unterschiedliche Teile des Pilzkönigreichs, stets auf der Suche nach den Enden der eingangs erwähnten Luftschlangen, welche uns daran hindern zu Prinzessin Peach vorzudringen. Nebst Schatzkisten und ?-Blöcken halten wir dabei auch die Augen nach armen Toads auf, die Opfer der Faltschergen wurden: Zusammengefaltet zu den unterschiedlichsten Origami-Kreationen, in Spalten gestopft oder zusammengeknüllt in eine Ecke geworfen, warten sie nur darauf, dass Mario sie mit einem liebevollen Hammerschlag wieder „glättet“ und damit rettet.

Kampf den Falten

Läuft man hingegen in einen Gegner oder Hinterhalt, wechselt das Spiel in eine zum Level passende Arena und die von uns befreiten Toads jubeln uns von den Zuschauertribünen zu. Zumindest für diese rundenbasierten Kämpfe hat man sich etwas einfallen lassen, das auch die kleinen grauen Zellen etwas fordert. Mario selbst befindet sich im Mittelpunkt mehrerer konzentrischen Ringe, in denen sich die gegnerischen Schergen positionieren. Vor jeder Runde bekommen wir ein wenig Zeit und eine begrenze Anzahl an Zügen, um die Gegner zu unserem Vorteil „anzuordnen“. Die einzelnen Ringe lassen sich nämlich einerseits drehen und andererseits können Kreissegmente durch den Mittelpunkt hindurch verschoben werden. Angeordnet sollte so werden, dass Mario mit seinen zwei Standardattacken möglichst alle Gegner schon in der ersten Kampfrunde erwischt: Für die klassische Sprungattacke sollte man die gegnerischen Faltschergen in einer Reihe anordnen. Der Hammerangriff empfiehlt sich hingegen für kürzere Distanzen und Gegnergruppen, die in Zweierreihe geschlichtet wurden. Nur wenn alle Gegner „toll angeordnet“ wurden, gibt es nämlich einen Bonus auf Marios Angriffsstärke und das richtige Material vorausgesetzt – es gibt verschiedene Arten von Schuhen und Hämmern, die gekauft und gefunden werden können – kann er üblicherweise alle Gegner in nur einer einzigen Runde ausschalten. Außerdem gibt es einen fetten Münzbonus am Ende des Kampfes, wenn alle Gegner richtig angeordnet wurden und/oder Mario im Kampf keinen Schaden genommen hat.

Nur einer Sonderform der Faltschergen, den sogenannten Pappmachos, stellt sich Mario direkt in der Spielwelt. Diese sind aus Pappmaché und Draht gefertigte XXL-Varianten klassischer Gegnertypen wie Gumbas oder Buu Huus. Ihr Schwachpunkt ist ein Siegel des Origami-Königs, das Mario mehrere Male mit seinem Hammer bearbeiten muss, bevor sich die Bösewichte in Papierschnipsel auflösen.

Apropos Papierschnipsel: Mario soll und darf auch gleich noch die Löcher in der Welt flicken, welche die Schergen hinterlassen. Dazu wirft er zuerst gesammelte und in einem magischen Beutel verstaute Schnipsel in die Luft, die sich dann netterweise selbstständig positionieren und alles wieder gut machen.

Pergamenton, du bist dran

Nebst den in Origami verwandelten klassischen Schurken erwarten uns auch einige abstruse (Boss-)Gegner, wie z.B. ein größenwahnsinniger Malkasten oder ein durchgeknallter Locher. Letzteren stellen wir uns in entsprechenden Bosskämpfen, die das Kampfsystem in gewisser Weise auf den Kopf stellen. Diesmal sitzt der Boss in der Mitte der anordenbaren Kreise und Mario ist der Angreifer von außen. In den Ringen finden sich statt Gegnern Richtungspfeile, Pickups und Aktionssymbole. Den Richtungspfeilen folgt Mario blind, sammelt dabei brav alles auf seinem Weg liegende ein (Herzen, Power-Ups usw.), bis er auf ein Hindernis stößt oder auf einem Aktionssymbol landet. Diese erlauben ihn den Gegner anzugreifen, doch nicht jeder Angriff funktioniert zum Beispiel von jeder Seite gleich gut und manche Spezialangriffe gilt es erst über mehrere Kampfrunden vorzubereiten. Dabei kommt auch Olivia immer wieder zum Einsatz, die sich mit der Zeit in verschiedene Pergamentons, mächtige Papier-Elementare, falten kann. Welche Eigenmarke hier kräftig aufs Korn genommen wird, sollte eigentlich keiner Erklärung bedürfen.

Hat man kein Talent für diese Art von räumlichen Puzzles können die Kämpfe doch langwierig werden und auch sonst wird das ständige Wiederholen der stets selben Schemas mit der Zeit etwas langweilig. Das schien auch den Designern bewusst zu sein und mit Zeit erhält man Zubehör, um zumindest reguläre Kämpfe einfacher zu machen oder sogar zu vermeiden. Der sogenannte Schlachten-Ordner zeigt zum Beispiel eine mögliche Anordnung der Gegner an, verrät aber nicht, wie man sie erreicht. Und mit einem laminierten Anzug kann sich Mario kurzfristig unsichtbar machen und wird dann von regulären Schergen nicht mehr wahrgenommen – außer er greift sie natürlich an.

Was für Witze erzählt Papier? Flachwitze.

In Anbetracht der einzigartigen Spielwelt und ihrer Bewohner überrascht es nicht, dass man versucht diese Umstände für eine ganz eigene Art von Humor im Spiel zu verwenden. Insgesamt klappt das – zumindest in der deutschen Übersetzung – meistens, aber nicht durchgehend. Gelegentlich muss man schon schmunzeln, aber immer mal wieder fallen die Witze schon sehr flach aus. Ironischerweise ist das Spiel sich dessen aber auch durchaus „bewusst“ und trieft immer wieder vor Selbstironie. Manchmal schwer zu entscheiden, ob das für oder gegen das Spiel als ganzes spricht.

FAZIT

Unterhaltsames Action-Adventure im Paper Mario-Universum, das in teilweiser Origami-Optik anders, aber doch vertraut anmutet. Das Kampfsystem ist anfangs erfrischend ungewöhnlich, verliert im Laufe der unzähligen Wiederholungen aber leider an Reiz. Die wie immer abwechslungsreich und makellos gestalteten Level und Figuren und (seltener) auch der unbeschwerte Humor und die Geschichte verleiten aber weiterzuspielen. Kein epischer Meilenstein, aber ein solides und unterhaltsames Abenteuer aus und mit Papier.

Was ist Paper Mario: The Origami King? Kunterbuntes Action-Adventure im Paper Mario-Universum mit interessanten Ansätzen beim Kampfsystem.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Version 1.0.0 auf Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Intelligent Systems / Nintendo
Release: 17. Juli 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test