Past Cure – Angespielt

Die deutschen Indie-Entwickler von Phantom 8 haben sich dem Wahnsinn verschrieben. Nun gut, vielleicht nicht im echten Leben, aber in ihrem nächsten Projekt Past Cure wird sich vieles um geistige Gesundheit drehen. Oder eben nicht. Ein Genremix aus Action- und Horrorelementen soll den Spieler mittels spannender Story um einen psychisch angeschlagenen Ex-Soldaten das Fürchten, aber auch den Spaß, lehren.

Nie mehr zu spät kommen

Die Geschichte klingt im ersten Moment zwar interessant, aber ein wenig generisch. Ein ehemaliger Soldat namens Ian wurde in einem Gefängnis festgehalten und parapsychischen Experimenten ausgesetzt, die ihm im Lauf der Zeit übernatürliche Kräfte verliehen haben. Beispielsweise kann Ian die Zeit verlangsamen oder mittels Telekinese entfernte Objekte manipulieren. Nach einem zünftigen Freiheitsentzug sinnt ein guter Krieger selbstverständlich nur auf eins: Rache. Die erweist sich jedoch als ungemein schwieriger, wenn man allmählich ein wenig plem plem wird.

Horrorpuppen im Albtraumland

Eine Tablette zu viel oder zu wenig? Denn selbst stahlharte Muskeln und  todbringende Waffen können nichts gegen seelische Wehwehchen ausrichten, und diese quälen Ian im selben Maße, wie sie ihn unterstützen. Jeder Einsatz der paranormalen Fähigkeiten raubt ihm nämlich einen Teil seiner geistigen Gesundheit. Zu Beginn nimmt er seine Umgebung dadurch nur eingeschränkt oder gar gespiegelt wahr, dies soll sich aber sogar bis hin zu Halluzinationen und schlimmerem steigern können. Klingt im ersten Moment spannend, aber ebenso nach Frustmomenten. Etwa wenn wir einmal zu sehr mit unseren Geistesfähigkeiten geprasst haben und dann in einem entscheidenden Kampf aufgrund der Beeinträchtigungen unterliegen. Immerhin kann diesen Symptomen mit Tabletten, die in den Levels verteilt sind, entgegengearbeitet werden.

Doch spielt sich die ganze Geschichte des Rachefeldzugs nicht nur in der realen Welt ab. Immer wieder befinden wir uns in surrealen Parallelrealitäten, zum Beispiel in einem Gefängnis. In diesem flieht unser Hauptdarsteller vor weißen Mannequins, schleicht an ihnen vorbei oder befördert sie mittels Waffengewalt ins nächste Universum. Oft ist man hierbei Überzahlsituationen ausgesetzt, flinke Finger sind also schon während des Tutorials ein Muss. Von Seiten der Entwickler wird uns ohnehin der Schleich-Modus nahegelegt, da ansonsten die Anzahl der Gegner bei einem Durchlauf in Rambo-Manier irgendwann nicht mehr bewältigbar sein soll. Die Handhabung mittels Maus und Tastatur funktioniert im zur Verfügung gestelltem Testmuster gut, die Steuerung dürfte aber generell auf Controller getrimmt zu sein.

Antagonist im Adamskostüm

Selbstbedienung mit Abstrichen

Ein enorm hohes Verbesserungspotential weißt die technische Umsetzung dennoch auf. Immer wieder stolpert man über Bugs, die teilweise sogar ein Voranschreiten im Spiel verhindern. In einem Parkhaus ist Ian plötzlich unverwundbar und kann auf Schleichen getrost verzichten, an einer anderen Stelle führt die Benutzung einer Fähigkeit plötzlich zum Absturz und macht ein Weiterspielen unmöglich. Nur gut, dass der Release von Past Cure vorerst auf Februar 2018 verschoben wurde. Der Support von Phantom 8 wiederum ist sehr bemüht, immerhin haben sie innerhalb weniger Tage eine besser funktionierende Version des Spiels zur Verfügung gestellt.

In Punkto Inszenierung drängt sich der Vergleich mit der Max Payne-Reihe sehr penetrant auf. Der Protagonist ist ein Einzelgänger, der aufgrund eines tragischen Ereignisses zur rachsüchtigen aber instabilen Killermaschine wird, kontinuierlich Monologe führt und über eine „Bullet time“ verfügt. Im ersten Moment wirkt das wenig innovativ, kann sich aber durchaus zu einer gut spielbaren Geschichte entwickeln. Vor allem dann, wenn der Fokus vor allem mehr auf die lautlose Fortbewegung und die Thriller-Szenen gelegt wird.

Immer mitten in die Fresse rein

FAZIT

Die größten Sorgen von Past Cure sind im Moment die technischen Schwierigkeiten. Hier scheint das Entwickler-Team noch mit ausgiebigen Problemen zu kämpfen zu haben, sollte die Testversion der aktuelle Stand sein. Im Endeffekt kann sich aber durchaus ein spaßiges Kleinod anbahnen, wenn sich Phantom 8 genug Zeit lässt. Vielleicht leihen sie sich einfach von Ian die Bullet Time ausborgen, denn ansonsten könnte ein Release im ersten Quartal 2018 knapp werden.

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