Pathfinder: Wrath of the Righteous, ist die Fortsetzung von Pathfinder: Kingmaker aus dem Jahr 2018. Erneut von Owlcat Games aus Moskau entwickelt und veröffentlicht handelt es sich auch bei Pathfinder: Wrath of The Righteous wieder um ein Oldschool Rollenspiel. Dabei findet das Spielgeschehen in einer isometrischen Perspektive statt und wir kämpfen in Echtzeit, können jedoch jederzeit auf die Pause-Taste drücken. Wrath of the Righteous ist zwar eine Fortsetzung, erzählt aber eine komplett eigene Geschichte. Wer Pathfinder: Kingmaker mochte, wird hier viel Bekanntes in neuem Gewand wiederfinden.
Pen-&-Paper-Rollenspiel auf dem Computer
Pathfinder: Wrath of the Righteous versucht das komplexe Pen-&-Paper-Rollenspiel Pathfinder als PC-Spiel umzusetzen. Das bedeutet einen schwierigen Spagat zwischen Zugänglichkeit und Fanservice. Das beginnt bereits bei der Charaktererstellung. Das Regelwerk der Pen-&-Paper-Vorlage bietet sehr viele Charakterklassen und Subklassen. Die meisten davon finden sich auch in Pathfinder: Wrath of the Righteous wieder. Spieler die das Pen-&-Paper kennen, werden dementsprechend wenig bis kein Problem bei der Charaktererstellung haben. Spieler hingegen, die des Regelwerkes noch nicht mächtig sind, werden entweder einen vordefinierten Charakter wählen müssen oder aber sehr viel lesen müssen. Was die jeweiligen Klassen, Rassen, Subklassen und Charakterhintergründe können, ist dafür sehr schnell zu finden und eindeutig dem Auswahlmenü zu entnehmen. Es gibt nahezu unendlich viele verschiedene Kombinationen an Charakteren, die gebaut werden können. Die Charaktererstellung könnte daher für neue Spieler leicht überwältigend sein. Erfahrenen Spielern hingegen bietet sie alle Möglichkeiten, die sie sich nur wünschen können.
Und dann gibt es noch die 13 Prestige-Klassen und die „Mythic Paths”, die erst im Laufe des Spiels dazukommen. Um eine Prestige-Klasse, also fortgeschrittene Klassen, wählen zu können, muss ein Charakter zunächst einmal Level fünf erreichen und andere Voraussetzungen erfüllen. Über die „Mythic Paths” wiederum können wir für unseren Charakter bestimmte Entwicklungspfade festlegen, die über unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten entscheiden. Ich habe mich für den Weg der Engel entschieden und damit Heil-Fertigkeiten verliehen bekommen.
Die zahlreichen Möglichkeiten führten dazu, dass ich noch mehr Zeit als sonst damit verbrachte, darüber nachzudenken, wie ich meinen Charakter weiter entwickeln wollte. Vor allem aber nicht nur über die eigenen Klassen-Entscheidungen, sondern auch, wie meine Entscheidungen andere Charaktere ergänzen würden, oder diese auch behindern könnten.
Geschichte wird großgeschrieben
Owlcat stand jedoch nicht nur hinsichtlich Spielmechanik und Regelwerk vor der großen Herausforderung eine bestehendes Pen-&-Paper umzusetzen. Vielmehr musste auch die Geschichte an ein Videospiel angepasst werden. Obwohl das simpel klingen mag, ist es sehr schwierig die offene Welt mit vielen Möglichkeiten so einzufangen, dass der Spieler weiß, was er zu tun hat, nicht überfordert ist und sich auch nicht ständig verläuft, aber andererseits auch den Spieler so zu beschränken, dass dieser sich nicht in Nebenquests verliert, bis er die Story vergessen hat.
Pathfinder: Wrath of the Righteous beginnt mit viel Action, als eine Feierlichkeit von einer Horde Dämonen angegriffen wird. In Panik geratene Stadtbewohner und tapfere Wachen kämpfen gegen die Marodeure aus dem Abyss und es kommt zu einem spannenden Kampf zwischen einem Drachen und einem Dämonen Lord.
Nachdem der Dämonenfürst die Stadt in Stücke gerissen hat, führt der Einführungs-Dungeon in den Untergrund. Es folgen Kämpfe gegen teuflisches Ungeziefer (z. B. Riesenfliegen) und einige hilfsbedürftige NPCs und künftige Gruppenmitglieder. Sobald man diesen Teil hinter sich gelassen hat und überraschend eine unterirdische Zivilisation gefunden hat, entfalten Geschichte und Spielwelt ihr gesamtes Potential. Man nimmt es mit Kultisten und Dämonen auf, übernimmt Missionen in der von Dämonen verseuchten Stadt, findet Verbündete und Ressourcen und beteiligt sich an letzten Gefechten gegen die Monster.
NPCs mit Charakter
Auch die Gefährten haben eigene Persönlichkeiten und Geschichten, die man miterlebt. Einer meiner Favoriten ist Nenio, eine gelehrte Zauberin, die so sehr in ihre Studien vertieft ist, dass sie die Invasion der Dämonen als Chance sieht, die Kultisten über das richtige Verhalten im Kult zu befragen. Sie ist arrogant, aber ihre Neugierde auf alles, was sie umgibt, ist herzerwärmend. Ich mag auch Lann, einen Mischling (einen mutierten Menschen), der ein Nachkomme der ersten Kreuzritter ist und im Untergrund lebt. Er ist unerschütterlich, selbst im Angesicht des Verrats, und seine gute Laune hebt deine Stimmung, während du dich einem Dämon nach dem anderen stellst. Aber auch NPCs abseits der Party haben in Pathfinder: Wrath of the Righteous einige gute Handlungsstränge.
Zusammenfassung
Grafik
Pathfinder: Wrath of the Righteous sieht sehr gut aus. Der Grafikstil soll realistisch wirken, hat aber eine erhöhte Sättigung, was dem Fantasy Element gut tut. Die Partikeleffekte sind schön, werden aber nie so viel, dass man die Übersicht verliert
Sound
Das Sounddesign ist ähnlich wie beim Vorgänger. Der Soundtrack ist grandios, die vertonten NPCs hätten ruhig mehr sein dürfen. Die Musik untermalt jeden Moment nahezu perfekt, dafür gibt es aber NPCs die riesige Dialogboxen ausspucken, aber kein Wort davon vertont ist.
Handling
Die Steuerung des Spiels ist wohl auch sein größtes Problem, es ist wie in den meisten Oldschool Rollenspielen eine ziemliche Gewöhnungssache. Gerade die ersten 30 Minuten sind sehr anstrengend. Besonders schlimm war es, als ich mich gezwungen sah das Spiel gegen Ende von Akt 1 für einige Tage beiseitezulegen und dann ohne Tutorial die Steuerung neu lernen musste.
Spieldesign
Geniale Geschichte trifft hervorragendes Balancing mit schier unendlichen Charakteroptionen. Das Spiel muss sich nicht vor seinem großen Pen-&-Paper-Bruder verstecken. Jeder Schritt wirkt relevant, jedes Level Up muss gut durchdacht sein. Definitiv ein Plus für Rollenspieler und für alle die gerne Charaktere optimieren.
Motivation
Die Story bietet eine Rahmenhandlung durch die Welt von Pathfinder: Wrath of the Righteous, aber die Nebenquests und kleinen Sachen am Wegesrand machen es Interessant. Es ist sehr immersiv, und schwer zu schließen, wenn man einmal begonnen hat.
FAZIT
Pathfinder: Wrath of the Righteous ist ein Oldschool Rollenspiel wie kein anderes. Das hat jedoch auch seine Schattenseiten. Vielleicht fühlt es sich für mich nur aufgrund meiner vielen Spielstunden in Divinity: Original Sin II und Baldur’s Gate III so an aber ich finde, dass Pathfinder: Wrath of the Righteous sich wie ein Koop-Spiel anfühlt, in dem der Multiplayer fehlt. Aber außer meinem Verlangen nach Mitspielern, gibt es wenig zu meckern. Dass das Spiel nicht vollständig vertont ist, fällt durch die Immersion in der genialen Geschichte kaum auf und die etwas langatmigen Kämpfe machen durch die für sie notwendige Strategie viel Spaß. Die Charakteroptionen sind unzählbar und das Spiel liefert ohne Probleme 100 Stunden und mehr Spielspaß.