Wenn, man bedenkt, dass wir 2016 mit Persona 5 den letzten Ableger der Reihe bekommen haben, fragt man sich natürlich wann da wieder mal etwas Neues auf uns zu kommt. Entwickler Atlus ist der Meinung, wir bräuchten statt eines neuen Teils, ein Remake von Shin Megami Tensei: Persona 3. Ob das die richtige Entscheidung oder doch alles vergeudete Zeit war, erfahrt ihr im folgenden Review!
Um eines gleich mal klarzustellen, Persona 5 ist und bleibt vermutlich auch eines der besten Rollenspiele überhaupt, denn die Meinungen der vielen Spieler*innen sprechen da eine eindeutige Sprache, aber es gibt einige Punkte, die Persona 3 zu meinem persönlichen Favoriten der Reihe macht. Nach diesem Artikel, wisst ihr wovon ich spreche.
Die Story!
Wir sind neu an der Gekkoukan High und nach einer kurzen Einführung wie der Alltag an der Schule so abläuft bekommen wir auch schon ein recht interessantes Angebot. Die Leitung unseres Wohnheims bittet uns dem Spezialisierten extrakurrikulären Exekutionssquad, kurz S.E.E.S beizutreten. Wieso? Tja, die Mitglieder dieses Squads haben uns Nacht für Nacht beobachtet und festgestellt, dass an uns etwas besonders ist, und zwar so besonders, dass wir mit ihnen ab jetzt Schatten jagen sollen. Hä?!.. Ich weiß, das klingt alles sehr kryptisch, ist es aber eigentlich nicht.
Ihr denkt vielleicht wie alle anderen Menschen auch, dass der Zeiger von Mitternacht einfach auf den nächsten Tag springt, oder? Falsch! Zwischen zwei Tagen versteckt, liegt die Dark Hour. In dieser Zeit verwandeln sich alle Menschen in Särge und bleiben an Ort und Stelle stehen. Am Nächsten Tag erinnert sich daran aber niemand mehr, außer Menschen mit gewissen Fähigkeiten. Sie bleiben wach und können sich während der Dark Hour frei bewegen und genau zu diesen Menschen gehören auch wir. Unsere Schule verwandelt sich in dieser Zeit in einen riesigen Turm der Tartarus genannt wird und voller Schatten ist. Unsere Aufgabe ist es nun mit unserer Crew regelmäßig den Tartarus zu betreten und herauszufinden was hier eigentlich los ist.
Plane deinen Tag!
Bevor ihr mitten in der Nacht loszieht, um irgendwelche Schattenwesen zu killen, müsst ihr erst mal den Tag „überstehen“ und für einen Teenager kann der Tag gar nicht genug Stunden haben. Einen Teil davon verbringt ihr in der Schule. Dort müsst ihr lernen oder an freien Aktivitäten teilnehmen, um eure Werte zu verbessern. Habt ihr den Schulalltag geschafft, steht es euch frei wie ihr den Rest des Tages verbringen wollt. Rein theoretisch könnt ihr sofort ins Wohnheim zurückkehren und entweder in den Tartarus oder ins Bett gehen. Ihr verpasst dabei aber eine Menge! Viel spannender ist es mit euren Schulfreunden den Nachmittag so richtig auszukosten. Trefft euch mit ihnen in der Spielhalle, stöbert im örtlichen Plattenladen oder verabredet euch zum Essen und genießt die besten Ramen der Stadt. Je mehr Zeit ihr in die Beziehung zu anderen Personen investiert, umso enger wird eure Bindung. Es liegt an euch mit wem ihr wie viel Zeit verbringen wollt, aber bedenkt, dass die Zeit nicht stillsteht. Wie im echten Leben müsst ihr euren Tag also gut planen.
Voll auf die Zwölf!
Nach eurem spaßigen Tag beginnt die wirklich harte Arbeit. Wenn, die Zeiger auf Mitternacht springen, geht’s nämlich ab in den Tartarus. Wen aus eurem Team ihr mitnehmt, bleibt euch überlassen. Wichtig ist allerdings ein ausgewogenes Repertoire an Fähigkeiten zu haben. Ihr startet gleich mal zu dritt euren ersten Ausflug in den Tartarus. Yukari Takeba und Junpei Iori begleiten und unterstützen euch. Während Yukari auf Fernangriffe mit Pfeil und Bogen setzt, prügelt Junpei mit seinem gigantischen Schwert auf die Gegner ein. Ihr selbst liegt mit eurem Säbel oder Kurzschwert irgendwo dazwischen.
Die Kämpfe laufen hier rundenbasiert ab. Wählt eure Attacke oder euer Item und wartet bis ihr wieder an der Reihe seid. Doch ganz so einfach wie das in zwei Sätzen klingt ist es nicht. Zuerst einmal müsst ihr die Schwächen der Gegner rausfinden, denn ignoriert ihr die, braucht ihr ganz schnell mal drei oder vier Angriffe um sie platt zu machen, statt sie mit einem Hieb zu erledigen. Außerdem habt ihr die Möglichkeit Feinde mit der passenden Attacke kurz zu betäuben und so gleich einen weiteren Angriff machen zu dürfen. Läuft alles nach Plan, könnt ihr so drei Gegner hintereinander betäuben ohne euren Zug abgeben zu müssen. Gelingt euch das, könnt ihr einen mächtigen Gruppenangriff starten, indem euer komplettes Team gleichzeitig angreift. Gerade bei Bosskämpfen ist das sehr hilfreich. Apropos Zug abgeben, neu in Persona 3 Reload ist, dass ihr euren Zug an eure Mitstreiter abgeben könnt. Braucht ihr zum Beispiel gerade keine Attacke, sondern wollt als Nächstes euer Team heilen, gebt ihr den Zug einfach dem passenden Charakter, der euch dann heilt. So kommt noch ein bisschen mehr Strategie in die Kämpfe.
Personas!
Könnt ihr einen Kampf mal nicht mit roher Gewalt gewinnen, kommen die namensgebenden Personas ins Spiel. Personas sind, wenn ihr so wollt die physische Manifestation eurer Psyche. Um eure Persona zu rufen, müsst ihr euch, und Achtung jetzt wird’s heftig, mit einer Waffe in den Kopf schießen. Richtig gelesen, euer Charakter zieht eine Pistole, hält sie sich an die Schläfe oder vor sein Gesicht und drückt ab. Keine Sorge, Blut spritzt dabei nicht, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben. Jedes Teammitglied hat seine eigene Persona, aber eben nur eine. Ihr seid natürlich ’ne ganze Nummer härter und wechselt easy zwischen mehreren Personas hin und her. Jede Persona hat eigene Fähigkeiten, einige überschneiden sich aber auch. Ihr könnt auch eure eigenen Personas erschaffen, indem ihr zwei von ihnen fusioniert. Dabei könnt ihr auch entscheiden welche Fähigkeiten die neue Persona von den alten übernehmen soll. Die Ergebnisse könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Naheliegend, dass ihr dabei sofort an Pokémon denkt und genauso fühlt es sich auch an. Das soll aber keine Kritik sein, denn das sammeln und fusionieren der einzelnen Personas macht einen großen Reiz des Spiels aus.
Schlauchlevel & Labyrinthe!
Der Tartarus ist wie schon erwähnt ein Turm, heißt ihr wollt ganz nach oben. Leichter gesagt als getan. Jede Etage ist einzigartig und als Labyrinth konzipiert. Ihr erkundet jede Ecke und jeden Raum um Loot einzusammeln und Schatten zu erledigen, um letztendlich die Treppe zur nächsten Etage zu finden. Ihr könntet zwar auch einfach direkt die Treppe nehmen aber dann fehlen euch die Erfahrungspunkte, die ihr in den Kämpfen bekommt und braucht. Zwar werdet ihr auf gewisse Art auch stärker, wenn ihr eure Beziehungen pflegt und Personas habt, die zu euren Charakteren passen, die guten alten EP solltet ihr aber dennoch nicht vernachlässigen. Alle paar Etagen wartet nämlich ein Boss-Gegner auf euch und der bringt euch schnell mal an die Grenzen eurer Lebenspunkte. Habt ihr mal Angst mit zu wenig Heil-Items oder Energie in die nächste Etage zu gehen, solltet ihr lieber den Teleporter zurück zum Eingang des Tartarus nehmen. Dort könnt ihr entscheiden wie ihr weiter machen wollt. Eine Nacht drüber schlafen kann da schon helfen. Ein Besuch im Velvet Room bei Igor. Dort könnt ihr zum Beispiel Personas fusionieren. Die örtliche Polizeistation ist auch sehr hilfreich, da dort im Hinterzimmer Waffen und Rüstungen verkauft werden… Ja bei der Polizei… Fragt nicht.
Die einzelnen Ebenen des Tartarus bieten wenig Abwechslung und das ist vermutlich der größte Punkt, weshalb einige der Spielerinnen und Spieler nach den ersten Stunden bereits die Lust an P3 Reload verlieren. Andererseits entsteht auch gerade wegen diesem einseitigen Leveldesign ein gewisser Flow. Ich habe selbst mehrmals den Wechsel meiner Stimmung während einer Spielsession bemerkt. Schwer zu sagen was genau mich dann doch wieder ermutigt hat weiterzumachen und doch noch eine Ebene weiter hinaufzugehen, wohl wissend, dass da auch nichts Spannenderes auf mich wartet. Personas sammeln, die Story vorantreiben oder einfach nur die Neugier wie wohl der nächste Boss aussieht. Vermutlich ist es einfach das Zusammenspiel der einzelnen Punkte.
Für Augen & Ohren!
Da es sich bei Persona 3 Reload um ein Remake des Originals handelt und keine aufpolierte HD Remaster-Version oder sonst etwas Halbherziges, gibt es auch ein paar Neuerungen. Man wollte den Titel hier auf das Niveau von Persona 5 holen. Dazu gehören zum Beispiel eine frei schwenkbare Kamera oder eine komplett überarbeitete Grafik. Gleich geblieben ist der wundervolle Soundtrack. Ob im Kampf oder beim Erkunden der Stadt, die Hintergrundmusik wird nicht umsonst von vielen audiophilen Gamern geliebt. Auch die Synchronisation ist wirklich gut gelungen. Zur Auswahl steht neben der japanischen auch eine englische Sprachausgabe, welche mir diesmal besser gefallen hat. Die verrückte und verpeilte Art von manchen Charakteren ist den englischen Sprecher*innen unglaublich gut gelungen. Überhaupt wachsen einem die Charaktere schnell ans Herz und tragen die Story selbst mit wenigen Sätzen auf einem hohen Level.
Zusammenfassung
FAZIT
Von der besseren Optik und kleinen Änderungen wie z.B. dem Weitergeben von Spielzügen erwartet euch hier der Charme des Originals. Das etwas düsterere Setting steht dem Game auch heute noch gut und hebt sich dadurch von den anderen Persona-Teilen ab. Die Kopfschuss-Animation, wenn ihr eine Persona ruft, zeigt gut wohin die Reise geht und verharmlost nichts. Das finde ich persönlich auch gut so. Zu viele Games entscheiden sich niedlich oder einfach heftig zu sein. Hier haben wir zwar die unschuldige Grafik wie sie viele Spiele haben, aber zugleich auch eine Story und einzelne Gameplay-Elemente die nicht immer zur Optik passen. Am Spielablauf hat sich nicht viel geändert. Die Mischung aus Dungeon-Crawler und minimalistischer Life-Sim ist definitiv nicht für jeden etwas. Lässt man sich aber einmal darauf ein, erlebt ihr eine tolle Story und ein Kampfsystem mit angenehmer Schwierigkeit.