Pokémon Go oder Pokémon No?

Hype, Hype, Hype – All aboard the Hype Train!  Wenn es ein Thema gibt, an dem man in den letzten Tagen nicht vorbeigekommen ist, dann ist das definitiv Pokémon Go. Egal ob der Sitznachbar in der U-Bahn gerade auf seinem Handy nachsieht, ob in der näheren Umgebung virtuelle Beute lauert, am Mittagstisch ein normalerweise gaming-unkundiger Kollege erzählt, dass er gestern einen “Schlurp” gefangen hat oder man beim Blättern in diversen Tageszeitungen seitenweise Beiträge zu diesem Thema findet – es scheint fast so, als gebe es aktuell nichts wichtigeres als Nintendos neues Smartphone Game. Normalerweise sind wir sehr Hype-resistent, aber für Pokémon Go machen wir eine Ausnahme und wollen herausfinden, ob die Hysterie rund um das Spiel gerechtfertigt ist.

Meine ersten Erfahrungen mit Pokémon machte ich wie viele andere auch, gegen Ende der Neunziger Jahre auf dem Gameboy. Das Spielprinzip war schon damals ziemlich simpel, aber auch genial: Fange die in der Spielwelt verstreuten Pokémons (Fabelwesen von unterschiedlicher Gestalt und Größe), trainiere sie und schicke sie in den Kampf gegen andere Pokémons. Das Spiel zielt dabei vor allem auf einen ganz bestimmten Urinstinkt des Menschen ab, den Jäger- und Sammlertrieb. Nach über 20 Spielen und diversen Ablegern zählt das derzeit bekannte Pokémon Universum rund 720 unterschiedliche Wesen. Nach langer Abstinenz kehre ich nun endlich als Pokémon Trainer zurück, denn seit dieser Woche habe ich Pokémon Go auf meinem Smartphone installiert. Das gibt es sowohl für Android, als auch für iOS und ist, bis auf optionale In-App-Käufe, gratis erhältlich. Solltet ihr Pokémon Go noch nicht im Google Playstore finden ist noch etwas Geduld für uns Österreicher angesagt, in Deutschland ist die App aber bereits verfügbar. Wer trotzdem schon spielen will zumindest für Android gibt es das etwa 58 MB große Programm auch als APK-Datei zum Download auf diversen Seiten. Aber aufgepasst, ladet die App von einer vertrauenswürdigen Seite, es sind auch schon Versionen mit einem Trojaner gesichtet worden. [UPDATE]: Am Wochenende ist Pokémon Go nun offiziell in Österreich gestartet. Den Download gibt es hier:

iOS: https://itunes.apple.com/de/app/pokemon-go/
Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.nianticlabs.pokemongo&hl=de

Die Jagd beginnt

Dabei bleibt Pokémon Go den grundlegenden Spielprinzipien der Reihe treu – fangen, trainieren, kämpfen! Nur eines ist neu: die Spielewelt ist nun die wirkliche, reale Welt! Dank Google-Maps und aktiviertem GPS sehe ich meinen Avatar genau dort auf einer virtuellen Landkarte stehen, wo ich mich selbst auch befinde. Auf Kommandos hört meine Spielfigur auch nicht, sie bewegt sich nur dann, wenn ich mich auch bewege. Ich kann mehrere markierte Punkte erkennen, die liegen rund 700 Meter von meiner aktuellen Position entfernt. Das klingt weit – ist es auch. Liegt aber vermutlich daran, dass ich mich gerade in meinem Heimort befinde, welcher von Stadtmenschen vermutlich als “ländlicher Raum” bezeichnet wird. Voller Motivation starte ich meine erste Erkundungstour. Die führt mich direkt auf den Hauptplatz, der sich auf meinem Smartphone als Kampf-Arena entpuppt. Leider darf ich da erst mit Level 5 rein, somit geht die Reise weiter. Der nächste Punkt auf der Karte führt mich zur Stadtkirche, die ist laut Anzeige ein Pokéstop. Dort bekomme ich mehrere Pokéballs und ein Ei geschenkt. Ersteres benötige ich zum Einfangen der Pokémons, Zweiteres kann ich ausbrüten, wofür ich aber vorher mindestens 2-10 Kilometer zu Fuß zurücklegen muß. Ein paar Schritte weiter steht eines der wenigen Sehenswürdigkeiten meiner Heimatgemeinde, laut Pokémon Go ist es “The Iron Horse”. Auch das ist ein Pokéstop und ich erhalte weitere Pokébälle. Von einem Pokémon fehlt aber jede Spur, enttäuscht mache ich mich auf dem Heimweg. Dabei bemerke ich, dass die verwendete Karte nicht ganz aktuell ist, Orientierungsprobleme habe ich aber dennoch nicht. Kurz bevor ich mein Ziel erreicht habe, schlägt die App Alarm – ein Rattfratz ist in meiner Nähe. Mit meiner Smartphone-Kamera überprüfe ich die Umgebung und tatsächlich, dank Augmented-Reality Technologie sehe ich am Handy eine komische lila Maus auf dem Boden sitzen. Jetzt wird es ernst! Mittels Wischbewegung werfe ich einen der zuvor gesammelten Pokébälle Richtung Nagetier. Der erste Versuch schlägt fehl, mit dem zweiten erwische ich es und der Rattfratz wird in meiner Sammlung hinzugefügt. Zusätzlich zum gefangenen Pokémon bekomme ich  außerdem Erfahrungspunkte.

Challenge accepted!

Der erste Ausflug hat sich schon einmal gelohnt, aber bevor ich ihn endgültig beende, überprüfe ich nochmals die Karte auf meinem Smartphone. Laut Anzeige befinden sich weitere Hotspots nördlich von mir. Als ortskundiger erkenne ich gleich – das ist der Friedhof. Etwas makaber, deshalb beende ich meine erste Erkundungsreise. Ein paar Tage später, habe ich nun schon mehrere Pokémon-Jagdausflüge hinter mir, und vor allem in Ballungsgebieten macht es eindeutig mehr Spass, als in kleineren Ortschaften. Hier gibt es auf kleinerem Raum, weitaus mehr zu entdecken . Außerdem bin ich nun Mitglied eines Teams und darf endlich Arenen besuchen und diese gemeinsam mit meinen Kameraden gegen andere Gruppierungen verteidigen. Die Arena am Hauptplatz meines Heimatdorfes wird bald mir gehören, mal schauen wie lange es dauert, bis sich der Hype auch bis dorthin ausgebreitet hat und mich der erste Gegner herausfordert.

Die Pokémon Smombies kommen!

Aktuell kämpft Pokémon Go noch mit teilweise hoffnungslos überlasteten Servern, die zeitweilig das Starten des Spiels verhindern. Außerdem ist die Verteilung der Pokéstops manchmal etwas unglücklich gewählt. Der Friedhof bildet dabei nur die Speerspitze, Berichte über Markierungen in der Gedenkstätte Auschwitz oder am Arlington-Ehrenfriedhof in Washington sind dabei die negativen Highlights. Auch sonst hat die weltweite Pokémon-Jagd zu mehreren Zwischenfällen gesorgt. Krankenhäuser berichten über Jäger die in nicht-öffentliche Bereiche eindringen, Polizeistationen werden belagert und es kommt zu zahlreichen Unfällen, aufgrund  unachtsamer Spieler, die den ihren Blick nur auf den Bildschirm des Smartphone gerichtet haben.

Auf den Hype Train aufgesprungen

Pokémon Go ist nicht mehr und nicht weniger als die Kombination eines virtuellen Sammelspieles, mit einer Prise Geochaching  und einem interessanten Augmented-Reality Ansatz. Also grundsätzlich in seinen Einzelteilen nicht wirklich etwas Neues und schon gar nichts, was diesen gewaltigen Hype rechtfertigen würde. Das sagt zumindest der gestandene Hardcore-Gamer in mir. Und trotzdem ertappe ich mich selbst immer wieder dabei, wie ich mein Smartphone zücke, um zu sehen ob nicht doch irgendwo in de Nähe ein Pokémon lauert, welches ich noch nicht in meiner Sammlung habe. Oder ich mache noch schnell einen Umweg zum nächsten Pokéstop, um meinem Ausrüstung aufzustocken. Egal wie man nun dazu stehen mag, mit Pokémon Go hat Nintendo endlich wieder einmal einen echten Hit gelandet, auch wenn der Hype vermutlich in 3-4 Wochen wieder merklich abflauen wird. Aber das ist mir egal, jetzt hab ich endlich einen Grund für lange Spaziergänge am Strand. Meine Frau wird es freuen – sie muss ja nicht wissen, dass ich das nur mache, weil mir noch ein Tentacha und ein Quapsel in meiner Sammlung fehlen und die hauptsächlich dort anzutreffen sind.

Passende Beiträge

Gaming auf Zeit: Strategien, um schnell und effizient besser zu werden

IP-Hacks und Datenlecks – 5 gängige Cyber-Bedrohungen beim Gaming vermeiden

Gaming im Wandel – diese Trends dominieren aktuell die Branche