Pokemon: Let’s Go! Evoli im Test

Eines der ersten Spiele, die mich als Kind absolut süchtig gemacht haben war Pokémon – Blaue Edition. Stundenlang bin ich durch hohes Gras gelaufen um zu Leveln und so viele verschiedene Taschenmonster wie nur möglich zu fangen – und nebenbei noch der beste Trainer aller Zeiten zu werden! Seitdem habe ich so gut wie alle erschienenen Editionen gerne gespielt, nur mit dem mobilen Ableger Pokémon Go konnte ich nie so richtig warm werden. Daher waren meine Gefühle eher gemischt, als ich vom Release von Pokémon: Let’s Go! Evoli & Pikachu – der Neuinterpretation der gelben Edition aus dem Jahre 2000, angelehnt an die Spielmechaniken der Mobile-App, erfahren habe. Aber dann habe ich das Spiel zum ersten Mal gestartet, die altbekannte Startmelodie des Gameboy-Originals vernommen und da war’s auch schon um mich geschehen.

Altes mit neuem Twist

Im kleinen Dorf Alabastia, das nun in aufpolierter 3D Optik daherkommt, ist der große Tag gekommen – Professor Eich wird euch euer erstes Pokémon überreichen. Doch es kommt ein wenig anders – der Forscher ist nicht in seinem Labor und ihr müsst ihn erst einmal suchen. Zum Glück ist er nicht weit weg und ihr begegnet ihm gleich am Rande des Ortes. Und dort werdet ihr in dem Moment von eurem zukünftigen Weggefährten angesprungen. Euer erstes gefangenes Pokémon möchte jedoch nicht in seinem Ball bleiben, somit startet eure Reise durch Kanto mit einem Pikachu auf der Schulter – oder einem Evoli auf dem Kopf.  Zusätzlich folgt euch ein zweites Pokemon nach Wahl auf Schritt und Tritt durch die verschiedenen bekannten Städte und Gegenden der Spielwelt. Für jedes Pokémon kann ein Spitzname vergeben und nun jederzeit im Spielmenü geändert werden. Die emotionale Bindung zu eurem Start-Pokemon lässt sich über regelmäßige Streicheleinheiten und Beerenfütterungen in sehr rudimentären Mini-Aktivitäten stetig verbessern. Dies führt dazu, dass sich euer Begleiter öfter selbst von Statusproblemen wie Vergiftung oder Paralyse ohne Zugabe von Hilfsmitteln heilt. Im Spielverlauf schaltet ihr außerdem Bekleidung und Accessoires für euch und euer Evoli bzw. Pikachu frei. Dem Siegeszug über die Siegesstraße im Partner-Look steht nun also nichts mehr im Weg!

Eine eurer Begegnungen mit dem legendären Duo Jesse und James.

Nostalgischer Sammelwahn

Natürlich sollt ihr auch diesmal wieder euren Pokédex mit Daten für Prof. Eich befüllen, was dank einiger Anpassungen an der Spielmechanik nun bei weitem effizienter funktioniert als je zuvor, denn Pokémon erscheinen nicht mehr permanent zufällig auf eurem Weg durch hohes Gras oder dunkle Höhlen. Ihr könnt nun schon von weitem kleine Rattfratz durch das Grün flitzen, oder Taubsis durch die Lüfte fliegen sehen. Ihr habt somit die freie Wahl, ob ihr es fangen möchtet, oder doch lieber euren Weg fortsetzen wollt. Das eigentliche Fangsystem ist simpel und funktioniert wie im Smartphone-Ableger Pokémon Go: Ihr zielt und werft einen Pokéball in einen immer kleiner werdenden Kreis – je kleiner der Kreis, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Fang. Die Farbe des Kreises zeigt euch, wie schwierig das Pokémon zu fangen ist: ist er orange oder rot, solltet ihr einen stärkeren Ball oder eine Beere als Köder verwenden, erscheint er grün, habt ihr im Regelfall leichtes Spiel. Generell bin ich persönlich nicht der größte Fan von Motion Control Elementen, aber das Fangen eines Pokémon durch das Ausführen einer Wurfbewegung mit dem Joy Con macht überraschenderweise Laune.

Ich will der Allerbeste sein

Auf eurer Reise durch Kanto müsst ihr euer Können wieder in acht Arenen und im Anschluss im Kampf gegen die Top 4 der Pokémon-Liga unter Beweis stellen. Serientypisch kämpft ihr rundenbasiert gegen eure Herausforderer und müsst die jeweiligen Schwächen und Stärken der Gegner beachten. Die Kampfanimationen sehen deutlich schöner aus als in den Vorgängern, auch wenn die eine oder andere Attacke leider immer noch etwas lieblos gestaltet wirkt. Auch das legendäre Team Rocket Duo, Jesse und James, trefft ihr in eurem Spielverlauf immer wieder – meistens von ihren bekannten Catchphrases wie „Das war mal wieder ein Schuss in den Ofen“ begleitet.

Neu ist diesmal, dass ihr jederzeit im Spiel einen Koop-Trainer anfordern und so zu zweit spielen könnt. Dazu müsst ihr einfach den zweiten Joy Con kurz schütteln und schon erscheint eine weitere Figur, die euch fortan zur Seite steht. Auf diese Weise könnt ihr euch einen großen Vorteil verschaffen, denn ihr tretet im Kampf dadurch nun immer mit zwei Pokémon an – egal ob in einem einfachen Trainerkampf auf der Straße oder in der Pokémon-Liga. Auch beim Fangen der Taschenmonster hat unser Koop-Trainer die Möglichkeit uns mit Pokébällen bewaffnet zu unterstützen.

Im Kampf gegen Arenaleiterin Misty gibt es einen der Orden zu gewinnen.

Bonbon Wahnsinn

Die nach einem Kampf oder erfolgreichen Fang erhaltenen Erfahrungspunkte werden gleichmäßig an euer Team verteilt. Neu an dieser Stelle ist die Möglichkeit, die Statuswerte eurer Pokémon durch verschiedene Bonbons permanent zu erhöhen. Diese erhaltet ihr von anderen Trainern nach einem gewonnenen Kampf oder das Senden doppelter Exemplare aus eurer Poké-Box an Prof. Eich. Das bedeutet, dass ihr jedes Pokémon fangen solltet, das euch auf eurem Weg begegnet. Und wer jetzt denkt, man müsse wieder hunderte Male zum PC im PokéCenter um diese zu verschicken, der kann erleichtert aufatmen, denn praktischerweise tragt ihr eine Lagerungsbox in eurem Beutel mit euch herum! Später im Spielverlauf erhaltet ihr auch die seltenen Mega-Steine – die bei bestimmten Pokémon eine besonders starke Entwicklung für die Dauer eines Kampfes auslösen können. Durch das ununterbrochen wiederholte Fangen eines bestimmten Pokémon über einen längeren Zeitraum, startet ihr eine Fangserie, in der ihr die Gelegenheit habt, besonders starke Exemplare oder Shiny-Varianten zu ergattern.

Geheime Techniken

Die VM gehören der Vergangenheit an – es handelt sich hierbei nun nicht mehr um Attacken, sondern „Geheime Techniken“, die allesamt von eurem Starter-Pokémon erlernt werden können. Auch optisch wurden diese überarbeitet, bei der Überquerung des Meeres beispielsweise surft ihr nun wirklich auf einem Brett oder reitet auf Lapras Rücken, sofern ihr es als Begleiter ausgewählt habt. Das Neu-Entdecken der altbekannten Landschaften in aufgehübschter 3D-Grafik zu den orchestral neu arrangierten Musikstücken – besonders auf dem Rücken von Glurak – fühlt sich beinahe so aufregend wie vor mittlerweile fast 20 Jahren an. Kleine Minuspunkte, die an dieser Stelle erwähnt werden müssen, sind zum einen die ungewöhnlich langen Wartezeiten beim Betreten und Verlassen von Gebäuden, zum anderen kommt es in den größeren Städten bei der Wiedergabe am TV-Bildschirm leider immer wieder zu Bildrucklern.

Evoli und Pikachu gemeinsam im Kampf.

Ab in den Go-Park

Die mitunter größte Neuerung bringt der „Go-Park“, in dem ihr Pokémon aus der App Pokémon Go auf eure Nintendo Switch senden könnt. Hierzu könnt ihr euer mobiles Gerät per Bluetooth mit der Konsole verbinden und eine Auswahl eurer gefangenen Monster übertragen (Kanto-Serie & Alola-Formen). Aber aufgepasst – einmal übertragene Pokémon können nicht mehr in die App zurückgesendet werden! Pro Sitzung habt ihr die Möglichkeit bis zu  50 Pokémon zu verschicken, maximalen Platz gibt es für 1000 Stück. Die gesendeten Pocket-Monster halten sich nun im Go-Park auf und können dort von euch gefangen werden. Ideal um schwer zu fangende oder nicht in der Edition enthaltene Monster zu bekommen und so seinen Pokédex zu vervollständigen.  Und sogar für ein wenig Beschäftigung nach eurem Sieg in der Poké-Liga ist gesorgt, nach dem Sieg über die Top 4 warten allerlei neue Trainer in Kanto, die sich auf ein bestimmtes Pokémon spezialisiert haben.

FAZIT

Nintendo hat bei dieser Neuauflage des beliebten Klassikers nicht enttäuscht, sondern einem Klassiker würdevoll frischen Wind eingehaucht. Für Veteranen der Serie ein herrlicher Nostalgie-Trip und für Neueinsteiger ein idealer Beginn ins Pokémon-Universum. Ich persönlich kann den Release des ersten eigenen Pokémon RPG für die Nintendo Switch nach Pokémon: Let’s Go! Evoli jedenfalls kaum noch abwarten und bin gespannt, ob sie den Sprung zum vollständigen 3D-RPG wagen.

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/12/packshot-eevee.png‘ width=’100′ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist Pokémon: Let’s Go! Evoli? Remake mit modernem Twist des Game Boy Klassikers Pokémon – Gelbe Edition
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: The Pokémon Company / Nintendo
Release: 16. November 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test