Pokémon Schwert und Schild: Die Schneelande der Krone im Test

Die letzten Pokémon-Abenteuer lösten im Herbst 2019 definitiv Kontroversen in der Spielerschaft aus – und auch der erste Part des DLCs – Die Insel der Rüstung – spaltete die Meinung der Community. Konnte mich Part 1 des DLCs nicht ganz überzeugen, so setze ich nun meine ganze Hoffnung in Die Schneelande der Krone. Denn ein wunderschönes Wintersetting, ansprechende Outfits, noch mehr neue(/alte) Pokémon fürs Team? Das ist doch fast ein Selbstläufer. Oder?

Ab ins kalte Winter-Wunderland!

Auch wenn mich damals Pokémon Schwert und Schild wirklich sehr überzeugen konnte, umso enttäuschter war ich leider vom ersten DLC Die Insel der Rüstung. Irgendwie passte dort für mich einfach zu viel nicht zusammen. Keine wirkliche, eingebundene Story, grafisch wenig anzusehen – vor allem aber das Fehlen der Arenen hinterließ dort einfach einen zu fahlen Beigeschmack.

Die Schneelande der Krone verhieß nun bereits ab den ersten Trailern und Gameplay-Eindrücken Besserung. Dieser erste Eindruck bestätigte sich auch sofort, als ich das neue Gebiet des zweiten DLC-Teiles betrat. Eine eisige Winter-Wunderlandschaft bot sich mir – und zog mich auch sogleich in die Geschichte. Denn die Entwickler scheinen aus einigen Kritikpunkten der Insel der Rüstung gelernt zu haben. Diesmal werden wir nicht einfach kurzerhand auf die Insel geworfen, sondern direkt mit einer kleinen Geschichte an die Hand genommen.

Die Kronen-Schneelande stellt dabei, wie auch die Insel der Rüstung und die altbekannte Naturzone, eine Art „Open World“ dar. Pokémon tummeln sich in der Umgebung und lassen die dieselbe sehr belebt wirken. Wir können meist selbst entscheiden, ob wir uns einem Kampf gewachsen fühlen, oder nicht. Zeit also, sich ins neue Abenteuer zu stürzen. Auch in diesem Test wage ich mich erneut an die Schild-Version des DLCs. Wer den DLC noch komplett selbst erleben möchte, sollte den Review erst zu einer späteren Zeit lesen – kleine Spoiler können nicht ausgeschlossen werden!

Die Schneelande der Krone erwarten uns!

Eisige Schneelande, aber schön anzusehen!

Die Insel der Rüstung hatte mich vor allem im grafischen Bereich wirklich enttäuscht. Einerseits sagte mir das äußerst langweilige Setting – ja, eine Insel am Meer, und sonst – nicht wirklich zu. Zugleich wurde deutlich, dass an vielen Ecken die Liebe für das Detail gefehlt hatte. Dies ist bei den Kronen-Schneelanden definitiv wieder etwas anders! Ja, auch hier gilt, dass Die Schneelande der Krone kein absolutes grafisches Meisterwerk sind. Aber die Winter-Wunderlandschaft ist wirklich wieder um einiges liebevoller gestaltet als der gesamte DLC-Part-1.

Passend zu den auch draußen fallenden Temperaturen begrüßen uns weitläufige Schnee-Landschaften, Wälder, und glitzernde Schneeflocken. Auf unserer Reise verschlägt es uns in uralte Tempel und Ruinen, aber auch in das etwas verschlafene Dörfchen Freezedale mit den dazugehörigen Bewohnern. Darüber hinaus ist diesmal die Anzahl der angetroffenen Pokémon um einiges höher und die Welt wirkt viel lebendiger.

Ein Winter-Wunderland erwartet uns!

Atmosphärisch definitiv geglückt – die Pfade im Schnee!

Die Grafik gefällt mir also in Die Schneelande der Krone wirklich gut. Ja, auch hier gibt es noch kleine, matschige Ecken bei manch kleinen Steinwänden, die man dennoch nicht ignorieren kann. Somit reicht es nicht ganz für die maximale Sternenanzahl – aber es ist ein angenehmes, grafisch nett anzusehendes Abenteuer! Der Soundtrack dazu untermalt die Landschaft dezent, aber dennoch bestimmend. Kleine Winter-Melodien wurden hierzu eingefügt, welche je nach Umgebung an Fahrt aufnehmen, oder uns mal kurz mit den Gedanken alleine lassen. Die gesamte Aufmachung gelang hier Nintendo schon ganz gut.

Die Kronen-Schneelanden haben dabei aber auch den großen Vorteil, sich von den bisherigen Gebieten deutlich abzuheben. Denn ja, obwohl es bereits ein Schnee-Gebiet in der Grundgeschichte von Pokémon Schwert und Schild gab, so sind die neuen Schneelanden doch ganz anders aufgebaut, und mischen bekannte Elemente mit neuen Einflüssen. Und so ein kleines bisschen muss ich mir hier auch meine Subjektivität eingestehen: denn in einer Decke eingekuschelt mit der Switch am Schoß in einem Winter-Wunderland auf Pokémon-Beutezug zu gehen, das ist dann doch einfach atmosphärisch gesehen ein ganz anderes Kaliber als auf der sommerlichen Insel der Rüstung unterwegs zu sein!

Ich habe euch noch einige, weitere Eindrücke in folgender Galerie mitgebracht:

Auf geht’s auf eine legendäre Erkundungstour!

Gerade erst mit dem Zug in die Schneelande getuckert, treffen wir gleich auf die zwei neuen Protagonisten der Geschichte. Diesmal sind dies Mila und Peony – Vater und Tochter, welche es auf einer Erkundungsreise hierhin verschlagen hat. Vater Peony war früher ein Arenaleiter mit einem Faible für Stahl-Pokémon und besteht nun darauf mit seiner Tochter auf eine selbstgenannte „legendäre Entdeckungstour“ zu gehen. Letztere hat darauf aber gar keine Lust und lässt ihren alten Herren kurzerhand im Schnee stehen.

Es liegt also an uns, nicht nur Tochter Mila zu Beginn der Geschichte zu finden, sondern auch anschließend mit ihrem Vater auf besagte legendäre Tour aufzubrechen. Schließlich ist ja wohl auch kein anderer aktuell zur Stelle. Etwas negativ viel mir hier auf, dass leider auch im Dörfchen Freezedale die Leute immer noch keine Ahnung haben, wer wir eigentlich sind. Hallo, wir haben immer noch die ganze Welt gerettet! Mehrfach! Da es mir gerade im Grundspiel so gefiel, dass sich NPCs mir gegenüber als Champ neu und anders verhielten, fehlte mir das auch in den Kronen-Schneelanden etwas.

Es gefällt mir hingegen wirklich gut, dass der Spieler hier ab der ersten Minute wieder in eine richtige Geschichte eingebunden wird. Auch wenn man alle Freiheit hat, die Schneelanden eigenständig zu erkunden, so gibt es doch einen roten Faden welchem man folgen kann – und nein, damit meine ich keine 150 Digdas!

So stürzte ich mich mit Vater Peoney ins Abenteuer – naja, so fast..

Ein neues Koop-Labyrinth – das Dynamax-Abenteuer

Gleich in den ersten Zügen des bereits erwähnten Abenteuers führt uns das Spiel dabei zu einem der größten neuen Features: dem Dynamax-Abenteuer. Dieses erweist sich als Koop-Labyrinth, was alleine, oder gemeinsam mit bis zu vier Spielern bestritten werden kann. Gekämpft wird hier jedoch nicht mit den eigenen Pokémon. Diese könnten im Labyrinth aufgrund der dort vorherrschenden, intensiven Galar-Partikel nicht kämpfen. So wählt jeder Spieler vor Beginn eines Dynamax-Abenteuers eines der ihm zufällig angebotenen Pokémon aus.

Entweder mit NPC-Unterstützung oder drei anderen Spielern der realen Welt kämpft man sich also durch eine Reihe von Dynamax-Pokémon. Am Ende jedes Labyrinths wartet als finaler Boss ein legendäres Pokémon, welches, wie auch die zuvor besiegten Dynamax-Pokémon, ins eigene Team aufgenommen werden kann. Dieses neue Feature machte mir im gemeinsamen Koop-Test durchaus Freude und steigert definitiv den Wiederspielwert des DLC. Denn am Ende jedes Runs erhält man hier auch eine neue Währung: das Dyna-Erz. Dieses kann man zu Beginn des Labyrinths gegen neue Items, TMs, und Co. eintauschen.

Eine legendäre Suche, geprägt von vielen Rätseln

Nach einem ersten Ausflug in das neue Feature des DLC geht die legendäre Tour dann auch so wirklich los. Mit einem neuen, der Kälte trotzenden Outfit ausgestattet, gilt es legendären Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. Denn laut Peony wurden in den Kronen-Schneelanden zahlreiche legendäre Pokémon gesichtet. Doch die Suche danach gestaltet sich schwieriger als erwartet. Ein Rätsel nach dem Anderen will gelöst werden, welche einen quer durch das ganze Gebiet führen.

Für die Rätsel muss man da teilweise auch wirklich oft aus einem anderen Blickwinkel denken. Denn einmal muss ich vor einer Tür pfeifen, einmal muss ich ein Schneeflocken-Pokémon an erste Stelle meines Teams setzen, und einmal dem ersten Pokémon des Teams einen Ewigstein geben. Die Rätsel zeigen sich dabei immer mit Textlücken und nur kryptischen Hinweisen.

Die Rätseljagd machte mir wirklich sehr viel Spaß. Ich mag es, mir an der einen oder anderen Formulierung die Zähne auszubeißen. Und auch wenn es bereits zahlreiche Guides gibt, so kann nichts das Erfolgserlebnis am Ende schlagen, alle Rätsel wirklich selbst gelöst zu haben! Diese sind eine wirklich sehr gelungene Ergänzung. Gerne in zukünftigen Abenteuern mehr davon!

Ein Winterland voller altbekannter – und vor allem spezieller – Bewohner!

Während unserer Erkundungstour fällt dann auch vor allem eines auf: in den Kronen-Schneelanden wimmelt es nur so von legendären Pokémon! Denn nicht nur über die Geschichte, oder die Dynamax-Abenteuer, auch in der freien Wildbahn trifft man immer wieder auf sehr starke, alte Bekannte! Manches Fan-Herz wird dabei definitiv höher schlagen, wenn man beispielsweise auf das Vogel-Trio Arktos, Zapdos und Lavados trifft.

Doch nicht jedes legendäre Pokémon ist in seiner ursprünglichen Variante anzutreffen. Denn die drei Lieblings-Vögel haben beispielsweise andere Typ-Kombinationen, da sie eine spezielle Galar-Version erhalten haben. So bleibt es spannend, welches Mitglied auch wirklich ins alte Team passt – nicht nur der Nostalgie geschuldet!

Mir gefällt es wirklich gut, in den Schneelanden auf so viele legendäre Pokémon zu treffen. Denn auch wenn viele Legendarys vor meiner Zeit das Licht der Welt erblickten, so fühlen sich die Schneelanden dank dieser Bewohner wirklich mächtig an. Die Kämpfe sind herausfordernd, und man hat das erste Mal das Gefühl, als Spieler im „Endgame“ von Pokémon Schwert und Schild angekommen zu sein.

Alte Bekannte statten uns mit teils neuen Fähigkeiten einen Besuch ab!

Bewohner in Not, und das neue Legendary Coronospa

Ein Pokémon-DLC wäre jedoch auch nicht vollständig, ohne nicht mindestens ein neues, legendäres Pokémon selbst einzuführen. Dies ist auch in Die Schneelande der Krone der Fall. So beschaulich das Leben in Freezedale auch wirkt, so groß sind teilweise die Sorgen der Bewohner. Denn in dem kleinen Dorf fehlt seit Jahren eine erfolgreiche Ernte. Der „König der reichen Ernte“ – der Hüter des Dorfes – fehlt. Seine Statue in der Mitte des Dorfes ist zerbrochen. Was es mit derselben auf sich hat dürft ihr selbst entdecken.

Das Rätsel der Statue stellt das große Finale des Expeditionsstranges dar. Unsere dort getroffenen Entscheidungen beeinflussen auch, mit welchem Typ sich Coronospa am Ende der Reise unserem Team anschließen kann: entweder  „Psycho-Eis“ oder „Psycho-Geist“. Die Geschichte um Coronospa war für mich also definitiv ein würdiges Finale. Sie rundete das Abenteuer in den Kronen-Schneelanden wirklich gut ab! Mit etwas mehr als zehn Stunden Spielzeit finde ich den Umfang auch wirklich angemessen, und bin gespannt, was es in den Schneelanden demnächst noch zu entdecken geben wird.

FAZIT

Pokémon Schwert und Schild: Die Schneelande der Krone hatte es unter den Fans definitiv nicht leicht – so ging es dem zweiten DLC-Part jedenfalls bei mir. Doch nach einigen Stunden im Winter-Wunderland kann ich definitiv sagen: Die Schneelande der Krone macht im Vergleich wirklich vieles richtig, und kann die Weiterentwicklung von Schwert und Schild definitiv wieder in richtige Bahnen lenken!

Amüsante und teils auch wirklich schwierige Rätsel wissen zu überzeugen und fügen sich gut in die gesamte Pokémon-Umgebung ein. Das Dynamax-Abenteuer kann als neues Feature überzeugen und bringt einen höheren Wiederspielwert mit sich. Vor allem das neue Winter-Wunderland gefällt mir grafisch und atmosphärisch äußerst gut und ich habe mich gern darin verloren einfach zu erkunden und zu schauen, was sich ums nächste Eck noch so verbergen kann. Die Geschichte rund um alte und neue legendäre Gefährten gefiel mir gut und brachte auch einige Stunden an Spielzeit mit sich. Gleichzeitig zeigt Part 2 dabei aber leider auch, wie viel Potential im ersten Teil des DLC verschenkt wurde, nämlich eine ganze Menge!

An das eigentliche Gefühl der Grundspiele Pokémon Schwert und Schild kommt jedoch auch Die Schneelande der Krone für mich einfach doch nicht ganz ran. Da fehlt mir als absolute Liebhaberin immer noch das Flair und Feeling der spannenden Arenakämpfe. Auch der nicht ganz vollständige Pokédex liegt mir schwer im Magen. Ich bin gespannt, ob Nintendo noch weitere DLCs für Pokémon Schwert und Schild ankündigen wird, oder unser Abenteuer in der Galar-Region nun sein endgültiges Ende gefunden hat. Möglichen neuen DLCs würde ich nun definitiv weniger skeptisch gegenüber stehen. Denn der Abstecher in die Kronen-Schneelanden hat mir definitiv viel Spaß gemacht!

Was ist Pokémon Schwert und Schild: Die Schneelande der Krone? Der zweite Teil des DLC-Passes von Pokémon Schwert und Schild.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Schild-Version
Entwickler / Publisher: Game Freak / Nintendo
Release: 23. Oktober 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

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