Neulich trieb mich meine Tätigkeit als Journalist wieder in den Geburtsort des legendären Dichters Johann Wolfang von Goethe, nach Frankfurt am Main. Eingeladen wurden wir von Bandai Namco Entertainment zu einem Anime-Showcase. Der Publisher gab uns die Möglichkeit, seine noch unveröffentlichten Anime-Titel anzuspielen, um ein erstes Fazit dazu abzugeben und euch schlussendlich die Entscheidung leichter zu machen, ob es sich lohnt in den Hypetrain für die besagten Titel einzusteigen (Hier bitte die obligatorische Zugpfeife einfügen).
Unter anderem hatte ich die Möglichkeit, mir den erst kürzlich angekündigten Arcade-Fußballtitel Captain Tsubasa anzusehen, und den ersten offiziellen Presse-Build vorab zu testen. Passend dazu, gab es auch das Trikot des Protagonisten als Geschenk, geil! Insgesamt hatte ich ungefähr fünf Stunden Zeit, fünf Titel zu testen, und da ich bei manchen eine Demo hatte, die nicht länger als 15 Minuten dauerte, fällt es dementsprechend schwer, ein Fazit zu gestalten. Trotzdem will ich euch meine Eindrücke nicht vorenthalten!
One Piece: Pirate Warriors 4
In zwei Monaten erscheint der nächste Teil der Pirate Warriors Reihe: One Piece: Pirate Warriors 4. Wie es typisch für die Spieleserie ist, fällt auch der vierte Ableger als Beat ‘em up aus. Auf den ersten Blick hat sich in Bezug auf den Vorgänger also nicht viel verändert. Aber kommen wir zuerst zum Inhalt des Games: was habe ich überhaupt gespielt?
In der rund 15-minütigen Session, durfte ich in die erste Mission auf Whole Cake Island reinschnuppern. Zu meiner Überraschung kontrollierte ich nicht den Protagonisten des Animes, Monkey D. Ruffy, sondern seinen Rivalen Charlotte Katakuri, welcher Kennern ein vertrautes Gesicht sein wird. Im fertigen Spiel kann man natürlich auch den legendären Strohhut spielen, aber auch andere Piraten, wie beispielsweise Big Mom oder Kaido, werden für die Schlachten verfügbar sein.
Neben dem klassischen Button-Mashing, gab es während den 15 Minuten nicht wirklich viel zu tun. Leider war der Bildschirm auch so vollgeladen, dass es mir schwer fiel, mich zurechtzufinden. Der Titel sah zwar optisch sehr ansprechend aus und auch die übertrieben inszenierten Kombos, welche meinem Charakter zur Verfügung standen, waren schön gestaltet, aber in Kombination mit dem schnellen Gameplay und den gefühlt zig-tausend Einheiten auf dem Display, litt mein Hirn doch etwas an einer Informations-Überdosis.
Um ehrlich zu sein, liegen mir Beat ‘em ups aber auch nicht wirklich, deswegen kann ich mein Fazit auch nur mit einer leicht subjektiven Note vergeben. Alles in allem denke ich, dass One Piece Fans definitiv ihren Spaß an dem vierten Ableger der Pirate Warriors Serie finden werden, vor allem, da die Liebe zum Detail sogar für einen One Piece-Novizen wie mich, erkennbar ist. Mir persönlich konnte das Spiel jedoch nicht zusagen, was angesichts der Tatsache, dass meine Erfahrung mit dem Anime nicht einmal die 50 Folgen Marke überschreitet, nicht verwunderlich sein sollte, schließlich hat der Anime inzwischen schon über 900 Episoden.
My Hero One’s Justice 2
Die erste My Hero Academia Umsetzung ist noch genau in meinen Kopf eingebrannt. Damals, Ende 2016 war der Titel eine der wohl bekanntesten Animationsserien im japanischen Raum und auch eine Menge Leute aus meinem Umfeld, die mit Animes sonst nichts am Hut haben, fingen an, sich dafür zu interessieren. Natürlich dauerte es nicht lange bis das erste Videospiel auf dem Markt war und knappe zwei Jahre später erschien My Hero One’s Justice. Für meinen Geschmack eine leicht uninspirierte Umsetzung des Japano-Hits. Der Story Mode bot kaum etwas Interessantes für Serienfans und auch das Kampfsystem fiel sehr simpel aus und hatte nicht genügend Substanz, um auf Langzeit zu motivieren. Für mich als selbsternannten Fighting-Game-Aficionado eine Enttäuschung auf voller Länge. Eine Stunde hatte ich Zeit, mich davon zu überzeugen, dass Teil zwei die Fehler des Erstlings ausbessert.
Gespielt habe ich den Versus Mode gegen die KI. Zur Auswahl standen einige bekannte Gesichter des Animes, aber unter anderem auch Charaktere, die erst seit kurzem in der Animationsserie sind, und bis dato nur für Leser des Manga zu erkennen waren. Leider bewahrheiteten sich aber meine Bedenken und das Kampfsystem hat sich nur wenig, bis kaum geändert. Die Move-Liste repräsentiert die dazugehörigen Charaktere ziemlich genau, versucht aber nicht das Geschehen durch Innovationen zu verbessern. Hinzu kommt, dass wie im ersten Teil, zu wenig Komplexität herrscht, um eine ernsthafte Konkurrenz im Fighting-Game Genre bieten zu können. Vor allem, da es kein besonderes Merkmal gibt, dass My Hero One’s Justice 2 vorzuweisen hat.
Für mich bleibt nur zu hoffen, dass der Story Modus Interessierten genügend zu bieten hat, um diese auch am Ball zu halten. Der Versus Mode ist für meinen Geschmack zu simpel, um kompetitiv etwas zu taugen, was der Langzeitmotivation des Titels bestimmt zu Schaden kommen wird.
One Punch Man: A Hero Nobody Knows
Nicht mehr lange, dann dürfen wir den unbesiegbaren Helden Saitama auch selbst steu-….Was? Wir selbst spielen den namensgebenden One Punch Man gar nicht? Richtig, in der Tat! Während der gesamten Story steuern wir nämlich unseren eigens erstellten Helden. Entgegen meinen Erwartungen lenken wir nicht den Protagonisten des Animes, sondern ein unbeschriebenes Blatt. Eine coole Idee, denn eine besonders große Stärke der japanischen Zeichentrickserie ist das World Building. So gilt es für unseren Helden, sich erst einmal zu behaupten und mühsam Ränge aufzusteigen, bis man sich großen Gefahren stellen darf.
Simultan zur Handlung der Serie, spielen wir unsere eigene Geschichte nach, welche sich an einigen Punkten auch mit der, des Animes kreuzt. Ihm Titel bewegt man sich mit seinem Helden in offenen Arealen von einem Auftraggeber zum anderen und erledigt deren Aufgaben. Zwischendurch vermöbelt man auch Schurken, die sich einem in den Weg stellen. Nicht nur die Prämisse, sich seinen eigenen Namen aufzubauen, sondern auch das Kampfsystem, hat einen Twist, welcher den Titel für mich um einiges interessanter macht.
Die Möglichkeiten für Spieler sind ähnlich wie die in jeglichen anderen Fighting Games, mit dem springenden Unterschied, dass One Punch Man: A Hero Nobody Knows darauf ausgelegt ist, defensiv zu spielen. Wie genau ich das meine? Naja, wer den Anime kennt, kennt sicher auch Saitama, den Helden, der alles mit einem Schlag besiegt. Und genau das wurde zu einer Mechanik gemacht. In einigen Auseinandersetzungen ist unser Charakter nämlich deutlich schwächer als sein Gegner, durch den Zwang, auf andere Helden während des Kampfes warten zu müssen, musste ich darauf achten, möglichst effizient Schaden zu vermeiden. Neben den Heldenankünften gibt es auch einige Events, wie Naturkatastrophen, die den Ablauf der Kämpfe beeinflussen können. Was mich dennoch ein wenig gestört hat, ist die veraltete Grafik, welche dem Jahr 2020 nicht gerecht wird.
Um ehrlich zu sein, war One Punch Man: A Hero Nobody Knows bis zum Anime Showcase noch nicht auf meinem Radar, was das innovative Gameplay-Design aber auf jeden Fall geändert hat. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die restlichen Spielstunden so anfühlen wie die Erste!
Sword Art Online: Alicization Lycoris
Sword Art Online war mein erster Anime und obwohl ich von der zweiten Staffel größtenteils enttäuscht war, habe ich der dritten eine Chance gegeben. Glücklicherweise, denn sonst hätte ich zum neuen Titel Sword Art Online: Alicization Lycoris kaum bis gar keinen Bezug. Das Rollenspiel erzählt die Handlung rund um den aktuellen Arc: Alicization. Puh, was bin ich froh diesen Namen nicht aussprechen zu müssen. Zur Wahl standen mir entweder eine Mission, bei welcher ich die virtuelle Welt Underworld erkunden durfte, oder ein Bosskampf gegen Alice, einer Antagonistin und späterer Wegbegleiterin unseres Helden Kirito.
Egal ob Erkunden oder Kämpfen, die Komplexität aller möglichen Systeme und Spielmechaniken brachte meinen Kopf zum Rauchen. Nicht einmal das Beigelegte Cheat-Sheet, mit einer kurzen Beschreibung der Controls konnte mir helfen. Dass ich in der Demo ohne Tutorial, fast willkürlich ins Spielgeschehen geworfen wurde, machte es mir auch nicht leichter. Die Kämpfe finden in Echtzeit statt und können wahlweise pausiert werden, um seinen Gefährten Befehle zu geben. Wer Games dieser Art kennt, damit meine ich dich Dragon Age, weiß, dass es eine gewisse Zeit dauert, sich bei derartigen Umständen zurechtzufinden.
Nach einiger Zeit hatte ich annähernd eine Ahnung davon was ich mache, also wagte ich mich an den Bosskampf. Dieser war schön inszeniert und erinnerte stark an das Äquivalent des Animes. Prinzipiell konnte mich das Videospiel im Bereich der Optik auf voller Bahn überzeugen. Der Kampf war ziemlich schwierig, was vermutlich auch zum Großteil an meinem Unwissen gelegen ist. Generell hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ich dem Spiel nicht gerecht werde und nicht umgekehrt. Schließlich kann ich von einer Demo auch nicht verlangen, mir alle Mechaniken innerhalb weniger Minuten beizubringen, andererseits hatte ich deshalb auch nicht die Möglichkeit mich vollständig auf die Erfahrung einzulassen. Aufgrund dessen bin ich mit meinem Urteil ziemlich vorsichtig, dennoch würde ich mich aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass der Titel einiges zu bieten hat, wenn man sich darauf einlässt.
Captain Tsubasa
Wie sagt man so schön? Das Beste kommt zum Schluss! Und genauso war es für mich beim Testen der Videospiele bei Bandai Namco Entertainment. Wer kennt Captain Tsubasa nicht? Und nein, ich meine nicht Kickers, und wehe, jemand von euch verwechselt das! Captain Tsubasa ist wohl der bekannteste Fußball-Anime und war auch in den 80ern besonders im deutschen Raum sehr beliebt. Mit einem Reboot aus 2018 wagt sich die Fußball-Animationsserie auch an die heutige Jugend heran und weil das noch nicht genug ist, gibt es als Follow-up dieses Jahr auch gleich ein eigenes Spiel für den Anime, welcher sich mit dem Aufstieg von Tsubasa Oozora aus dem Schulsport, bis hin zur Profi-Liga befasst.
Ich hatte die Möglichkeit mit einem von zwei Teams, entweder gegen die KI, oder einen der freundlichen PR-Kontakte des Publishers, zu spielen. Wahlweise durfte ich mich zwischen der Toho Academy und der Nankatsu Middle School entscheiden, letztere Schule hat den namensgebenden Tsubasa Oozora unter den eigenen Reihen. Jeder der Spieler hat eigene aktive und passive Fähigkeiten, welche sich auf den Spielstil auswirken. Es gibt auch Kombo-Moves, welche mehr als nur einen Spieler involvieren, und somit von mehreren Fußballern ausgeführt werden können. Aber das war noch nicht alles! Typisch für den Sport, geht es darum den Ball ins Tor zu befördern. Somit gestaltet sich der Spielablauf vom Kernprinzip sehr ähnlich zu anderen Fußball Titeln.
Ein großer Unterschied dazu hingegen ist aber auf jeden Fall die völlig übertriebene Inszenierung. Wer den Anime kennt, weiß, wovon ich berichte. Bälle, die von zwei Spieler gleichzeitig Geschossen werden, Spieler, die sich akrobatisch zwischen Torschüsse werfen, es geht kaum banaler. Was nicht heißen soll, dass das etwas Schlechtes ist, im Gegenteil, genau das ist es, was mich so von Captain Tsubasa überzeugt. Und diese Übertriebenheit macht auch nicht davor halt sich auf das Gameplay auszuwirken. Keines der besagten Dinge ist etwa eine Zwischensequenz, sondern „normales“ Spiel für die Fußballer.
Wenn ich mein Notizbuch zitieren müsste, würde mein Fazit lediglich aus lauter Synonymen für das Wort Spaß bestehen, aber mir fällt es schwer mich diesbezüglich anders zu artikulieren. Der Arcade Titel hat mich nicht ohne Grund bis zur letzten Minute an meinen Stuhl gefesselt. Das Spielprinzip macht Spaß und das kluge Design legt den Grundstein für ein System, welches von den verschiedensten Spielern und Fähigkeiten ungemein profitieren kann. Bleibt nur zu hoffen, dass Bandai Namco Entertainment, anders als die Konkurrenz, die Spielerschaft nicht für diverse Fußballer zur Kasse bittet, dann kann sich Captain Tsubasa einen Platz in meiner Spiele-Kollektion sicher sein.
FAZIT
Das Anime Showcase hat mir erneut gezeigt, was Bandai Namco Entertainment alles im Petto hat, und worauf wir uns dieses Jahr freuen können. Natürlich gab es einige Titel, von denen ich persönlich weniger überzeugt war, als von anderen. Im Gespräch mit anderen Journalisten vor Ort, wurde aber auch mir wieder einmal klar, dass sich die Geister, besonders rund um Videospiele, scheiden.