PRIM im Test

PRIM ist die Tochter des Todes und sie ist der Star in dem gruseligen, aber süßen 2D-Abenteuerspiel welches wir für euch am PC getestet haben.

Nicht viele Point & Click-Adventure-Spiele eröffnen damit, dass man eigenhändig ein Lebenslicht auszuknipsen hat. Derartiges erwartet man dann doch eher bei anderen Genres, vorrangig den Ego-Shootern. Mit recht vagen Informationen dreier Schicksalsgöttinnen ausgestattet, fassen wir mit – oder auch ohne – moralische Abwägungen den vom Spiel vorgegebenen Entschluss und durchschneiden einen Lebensfaden.

Dein Ende ist mein Anfang

Mit einem Abschied, welcher für uns Spieler zu einem Einstieg wird, beginnt das neu veröffentlichte Abenteuer PRIM. Beim Szenario geht man, wie der ersten Zeile schon entnehmbar ist, morbide Wege. Ihr spielt das namensgebende Mädchen Prim. Es ist ihre Mutter, die zu Beginn verstirbt. Der verbliebene Elternteil ist niemand geringeres als der Sensenmann Thanatos, welcher mit seiner neuen Rolle als alleiniger Sorgeberechtigter spürbar fremdelt. Widerwillig nimmt er seine Tochter zu sich, was den Alltag beider kräftig durcheinanderwirbelt. Denn auch Prim sieht sich nicht in der Totenwelt und möchte unbedingt zurück zu ihrem besten Freund Tristan. Bei diesem Beziehungsgeflecht stellt das Spiel zeitig selbst fest: „Der Tod hat eine Tochter … Das ist doch absurd.“

Mit diesem Ausgangsszenario beginnt PRIM und wirft uns in eine Welt, die stark von der griechischen Mythologie und ihren Orten und Charakteren geprägt ist. Die Spielwelt wird komplett in schwarz und weiß dargestellt. Bei dem Übermaß an Skeletten, Untoten und düsteren Lokalitäten fühlt man sich nicht ganz zufällig an den exzentrischen Filmemacher Tim Burton erinnert. Das Spiel hat seinen Ursprung in einer Kickstarter-Kampagne und wurde von dem in Frankfurt ansässigen Indiestudio Common Colors entwickelt.

Absurd mag das Szenario anmuten, die zugrunde liegende Spielmechanik vertraut dem Blick in die Vergangenheit. Vorbilder sind alte (Monkey Island) und neuere Genregrößen (Deponia). Auch der Vergleich mit der unvollendeten Vampir-Adventure-Reihe A Vampyre Story drängt sich auf. Heutige Standards wie das Mausrad zum Öffnen des Inventars, eine Schnellreisefunktion und das Rennen der Hauptfigur bei Doppelklick sind dabei alle im untoten Fährboot mit dabei.

Lange lässt der Tod nicht auf sich warten

PRIM dauert je nach Genreerfahrung sechs bis acht Stunden. Man wird also recht zügig wieder in die Welt der Lebenden entlassen, Längen kommen bis dahin allerdings auch nie auf.

Die Rätsel sind bis auf eins, zwei kompliziertere Aufgabenstellungen nicht sonderlich schwer. Vorbildlich ist dennoch, dass das Adventure neben einer Tagebuchfunktion auch über eine integrierte Lösungshilfe mit mehrstufiger Hinweisfunktion verfügt. Wir werden im Verlauf des Spiels – natürlich mit dem Tod -, aber auch mit anderen ernsten Themen wie Umbrüchen, Vertrauenskrisen und Schuld konfrontiert. PRIM gelingt es, dass dadurch zwar bittersüße Momente aufkommen, die Schwere aber nie das Spiel unter sich begräbt. Dafür versteht es sich zu gut, immer etwas Humor in das untote Treiben einzustreuen – etwa wenn man Zeuge der unbeholfenen Versuche von Prims Vater wird, sich seiner Tochter anzunähern oder ein an einem Ast baumelnder Baumbesetzer lautstark gegen die drohende Begrünung seines vertrockneten Stammes protestiert.

Licht und Schatten

Technisch sticht natürlich die monochrome Optik mit den handgezeichneten Figuren und Hintergründen hervor. Durch feine Abstufungen und schöne Details in den Hintergründen wirkt die über Visionaire Studio umgesetzte Grafik dabei nie trist, sondern unterstützt die besondere Atmosphäre des Spiels. Angesichts des kleinen Entwicklerteams kann natürlich nicht alles auf Hochglanz sein, teilweise wären mehr Animationsstufen schön gewesen und auch die Güte der Grafiken schwankt ein wenig. So ist nicht alles so detailliert gezeichnet wie unsere Prim, was manchmal etwas störend auffällt. Dennoch wird man dadurch nie aus der Spielwelt gerissen.

Zumal auch die teilweise über das Filmorchester Babelsberg aufgenommenen Musikstücke und die durch die Bank weg tollen Synchronsprecher den Schauplätzen unheimlich viel – so man das hier sagen kann – Leben einhauchen.

Zusammenfassung

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