Craften, Ressourcen sammeln, überleben, entdecken: Jeder kennt sie, die Nische der Multiplayer Open World Survival-Aufbau Spiele. Dieselbe ist riesig, die Spiele darin bieten leider oft nichts Neues. Redbeet Interactive hingegen zeigt, wie man das Ganze anders machen kann, ohne gut funktionierende Mechaniken zu verlieren. Das Spiel beginnt auf dem namensgebenden Raft und alles was man sieht ist Wasser, Treibgut, der Wurfhaken in der eigenen Hand und der Hai.
Das zentralste Spielelement von Raft ist, wie der Name vermuten lässt, das eigene Floß. Unser Gefährt wird im Laufe des Spiels nicht einfach zum mobilen Eigenheim. Auch alle Crafting Stationen, Öfen, Tiergehege und vieles mehr werden auf dem Raft platziert. Die Inseln, die man ansteuern kann, sind zwar reich an Ressourcen, aber wenn die Ressourcen am Festland einmal erschöpft sind, geht’s wieder auf das eigene Floß. Des Weiteren gibt es einige Ressourcen, die nicht auf allen Inseln vorhanden sind.
Aber noch eine Mechanik stellt das Floß in den Mittelpunkt, nämlich das Spieldesign. Während ihr in anderen Open World Survival Spielen herumlauft, um Ressourcen zu finden, schwimmt in Raft eine nicht enden wollende Flut an Ressourcen statisch im Meer. Und ja, ihr habt richtig gelesen, die Ressourcen sind genauso wie die Inseln statisch, denn das Floß ist das einzige im Spiel, außer einigen Tieren, Gegnern oder Spielern, was sich bewegt. Und das gibt dem Spieler das Gefühl, der Mittelpunkt der Welt zu sein.
Sandbox mal anders
Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen seiner Art lässt Raft dem Spieler zwar vollkommene Freiheit wie er spielt, aber es bietet auch für Freunde von guten Geschichten viel Content. Ich erinnere mich noch genau daran, als ich auf meinem kleinen schwimmenden Holzstück zu dem ersten Happen Story getrieben wurde. Plötzlich war da etwas anderes als bloß Meer, Treibgut und den tropischen Inseln. Es fesselte mich sofort, ich wollte mehr solcher Momente. Als ich die Story von Raft entdeckte, fühlte ich mich wie ein Archäologe, der Stätten alter Zivilisationen ausgräbt und nur langsam erahnen kann, wie es damals gewesen sein muss. Immer genau dann, wenn man denkt, dass gerade die Abwechslung fehlt, bringt Raft eine neuartige Insel, ein Stück Geschichte oder Ähnliches ins Sichtfeld und hält den Spieler damit bei der Stange.
Die Feinde
Die größten Feinde im Spiel sind Hunger, Durst, Grind und erst danach kommen die wirklichen Gegner. Der Hai beißt einem zwar immer wieder ein Stück aus dem Floß und greift einen an, wenn man zu lange im Wasser verweilt, andererseits ist der Hai aber auch eine immer wieder erscheinende Quelle an Nahrung, sobald man eine Waffe hat. Die anderen Gegner gibt es nur auf speziellen Inseln. Hunger, Durst und Grind hingegen, hängen eng zusammen, es muss dafür gesorgt werden, immer Kokosnüsse oder Süßwasser zu haben, man muss Essen zubereiten, was am Anfang aufgrund des gut gemachten Kochsystems zwar witzig ist, aber im aktuellen Endgame die Zeit hinauszögert, bis man sich wieder den spannenderen Sachen widmen kann.
Der Grind hingegen ist nur schlimm, wenn man sein Floß immer größer, schneller und besser machen möchte. Man kann die Story auch ohne Grind genießen, aber wenn man gerne baut, verschönert und verbessert, muss man sich mehrere Farmen mit Bäumen, Gemüse und Tieren anlegen, und dennoch gibt es Ressourcen, die man nur bekommt, indem man mit seinem Floß durch die Gegend fährt und diese in Auffangnetzen gefangen werden oder mit dem eigenen Haken zu sich gezogen werden.
Die eigentlichen Gegner sind zwar nicht das Hauptaugenmerk des Spiels, aber auch nicht zu vernachlässigen. Je nach Insel gibt es Gegner mit verschiedensten Jagdmechaniken und Angriffsmustern, zu Wasser, in der Luft und zu Land.
Zusammen überleben
Jeder, der Raft spielt, kann seine eigene Welt öffentlich oder für Freunde freigeben und theoretisch mit unendlichen Mitspielern gemeinsam die Welt erkunden. Jedoch hängt die tatsächlich maximale Spieleranzahl von der Rechenleistung des Hostcomputers ab. Bei Tests in meinem Freundeskreis zeigte sich, dass selbst High End PCs bei ungefähr 10 Spielern einknicken.
Jeder kann auswählen, ob die eigene Spielfigur weiblich oder männlich sein soll, aber es gibt nur zwei unterschiedliche Modelle. Dennoch macht das Spiel zu zweit oder zu dritt deutlich mehr Spaß als allein zu überleben.
Early Access
Raft ist im Mai 2018 in den Early Access gestartet und hat sich seitdem stark weiterentwickelt und verbessert. Es ist zwar noch einiges zu tun, aber die Entwickler arbeiten aktiv daran. Es gibt regelmäßige Updates sowie Blogeinträge und zumindest diesen zufolge auch noch genug Ideen. So soll etwa die Story noch länger werden und auch mehr Tiere, Inseln und Geheimnisse soll es zu entdecken geben. Das Spiel kostet auf Steam aktuell 20€.
FAZIT
Raft ist bereits jetzt einer der stärkeren Genre-Vertreter, die ich je gespielt habe. Das Abenteuer wird aktiv weiterentwickelt und bietet eine spannende Story. Darüber hinaus sind schon viele Inseln enthalten, die das Feeling eines angenehmen Sommerurlaubs versträmen. Auch in der Early Acces-Version hält einen Raft bei der Stange. Es ist eines der Spiele, bei denen man sich erwischt, während der Arbeit darüber nachzudenken, was man denn heute Abend in demselben machen kann. Während meiner Spielzeit sind mir keine schlimmen Bugs aufgefallen und der Multiplayer lief auch sehr stabil.
Der ständige Grind, wenn man etwas verbessern, sein Floß vergrößern oder umgestalten will, ist zwar nervig, aber er dauert auch nie so lange, dass man die Lust an dem Spiel verliert. Raft hat den Entdeckergeist, aber auch gleichzeitig das Kreative in meinem Hirn angesprochen. Den aktuellen Preis ist es auf jeden Fall wert, da hier der Early Access keine Ausrede ist, um ein unfertiges Spiel zu verkaufen, sondern tatsächlich als Austauschmöglichkeit zwischen Spielern und Entwicklern genützt wird.