Ratchet & Clank: Rift Apart im Test

Endlich ein neuer Ratchet & Clank Titel! Ganze fünf Jahre ist es her, dass ein Ableger der beliebten Serie von Insomniac Games zuletzt das Licht der Öffentlichkeit erblicken durfte. Wobei es sich schon dabei lediglich um ein Remake handelte. Mit Ratchet & Clank: Rift Apart soll nun nicht nur die Leistung der aktuellen Konsolengeneration voll ausgereizt, sondern auch eine neue Protagonistin vorgestellt werden. Bleibt da noch Platz für Nostalgie oder wird Ratchet & Clank nicht mehr wiederzuerkennen sein?

Beginnen wir am Anfang von Ratchet & Clank: Rift Apart. Auch in der Fiktion der Serie ist seit dem letzten Abenteuer von Ratchet und seinem treuen Wegbegleiter Clank einiges an Zeit vergangen. Verunsichert, ob sie überhaupt noch das Zeug zu Heldentaten haben, kommt es wie es kommen muss. Die Galaxie, vielleicht das ganze Universum, gerät in Gefahr ausgelöscht zu werden und nur das ungleiche Duo kann es verhindern. Doch möglicherweise haben unsere Helden diesmal ihre Grenzen erreicht. Risse zwischen den Dimensionen drohen die Welt zu verschlingen und richten das pure Chaos an. Aber noch ist nicht alles verloren. Denn manche dieser Dimensionen bergen nicht nur Gefahren, sondern auch neue Verbündete.

Bevor es aber so richtig losgehen kann, gilt es von einer Zwischensequenz zur nächsten zu laufen. Dazwischen gibt es ein bisschen Platforming und erste Schusswechsel. Dieser eher langsame Start hilft dabei einige der altbekannten Spielmechaniken wieder in Erinnerung zu rufen. Gerade für Neueinsteiger hätten die Tutorials aber möglicherweise etwas ausführlicher ausfallen können. Dank Tooltips im entsprechenden Kontext sollte etwaige Verwirrung in der Regel jedoch nicht allzu lange anhalten.

Chaos mit Knalleffekt

So richtig los geht das von einem Ratchet & Clank Titel zu erwartende Chaos dann sobald man in die Rolle der neuen Protagonistin Rivet schlüpft. Diese teilt sich nicht nur ihr Waffenarsenal mit Ratchet, sondern steht ihm auch sonst in keiner Weise nach. Das Spielgeschehen wechselt dabei regelmäßig zwischen den beiden Lombaxen. Bis auf wenige Ausnahmen erfolgt dieser Wechsel aber nicht mitten in einem Level. Das Geschehen von Ratchet & Clank: Rift Apart ist, wenig überraschend, recht linear gehalten. Meist stehen jeweils zwei Planeten zur Verfügung die beide erkundet werden müssen, um weiterzukommen. Die Reihenfolge kann man sich an dieser Stelle aussuchen. Auf einem davon verfolgt man die Abenteuer von Ratchet, auf dem jeweils anderen erlebt man, was Rivet so treibt. Dadurch wirkt die Zeit die man mit den beiden verbringt sehr ausgewogen. Übergänge von einer Welt zur nächsten sind übrigens die einzigen Stellen an denen man so etwas wie Ladebildschirme zu Gesicht bekommt. Dies aber lediglich in Form einer kurzen Animation eines Raumschiffes im Landeanflug.

Aber wo bleibt das versprochene Chaos? Keine Sorge, Ratchet & ClankRift Apart ist voll davon. Man kann genug Waffen in Besitz bringen, um stolze drei radiale Menüs zu füllen; der zuvor verwendete Begriff „Waffenarsenal“ ist also wirklich kein Euphemismus. Jede der Waffen ist irrwitziger als die vorige. Neben alten Favoriten gibt es auch ein paar neue Prachtstücke zu finden. Da wäre etwa der Topiary Sprinkler, der Widersacher für kurze Zeit in Formschnitt Gartenfiguren verwandelt. Besonders erfreulich: Spezialeffekte wie dieser funktionieren gegen sämtliche Gegner auf die man treffen kann. Die adaptiven Trigger des PS5 Controllers werden genutzt, um so mancher Knarre einen alternativen Feuermodus zu spendieren. Bei anderen wiederum zeigen sie die Trajektorie des Projektils bevor man ganz durchdrückt. Leider fühlt sich dieser Aspekt der Steuerung aber im Vergleich etwa zu Returnal etwas schwammig an. Neben der Einführung neuer Waffen wurde vor allem auch überarbeitet wie sich Ratchet beziehungsweise Rivet fortbewegen können. Beispielsweise erlaubt eine neue Mechanik, dank den namensgebenden Rissen in den Dimensionen, augenblicklich an einer anderen Stelle des Schlachtfelds aufzutauchen. Außerdem ist es nun nicht nur möglich zu sprinten, sondern unseren Helden wurde zudem eine Dash-Fähigkeit spendiert. Für Letzteres war ich besonders in brenzligen Situationen und Kämpfen gegen Bossgegner dankbar.

Liebe zum Detail

Gerade solche kleineren Neuerungen wirken auf den ersten Blick vielleicht nicht so wichtig, machen einem das Leben aber um einiges leichter. Würden sie hingegen fehlen hätte dies sofort negativen Einfluss auf das Spielerlebnis. Solche Feinheiten sind es die gelegentlich daran erinnern wie weit Spieleentwicklung in den letzten Jahren gekommen ist. Ein Auge für Details schadet auch nicht, wenn es darum geht versteckte Gegenstände zu finden. Neben Kristallen, mit denen Waffen verbessert werden können, gibt es noch eine ganze Reihe anderer Geheimnisse zu entdecken. Diese dienen gleich mehreren Zwecken. Manche davon helfen in erster Linie etwas mehr über die Welt von Ratchet & Clank zu erfahren. Andere hingegen sind offensichtliche Spielereien: Von grafischen Filtern bis hin zur Option allen Charakteren gigantische Köpfe zu verpassen. Hier kann man sich so richtig austoben. Auch so manche Anspielung auf andere Videospiele kann gefunden werden.

Von solchen Extras einmal abgesehen lohnt es sich schon alleine deshalb die Umgebung zu erkunden, um den witzigen Dialogen so mancher Nebencharaktere zuhören zu können. Die Synchronsprecher haben durch die Bank ausgezeichnete Arbeit geleistet, zumindest in der englischen Fassung die mir zur Verfügung stand. Bei solchen Szenengrößen wie Jennifer Hale (e.g. Commander Shepard aka “FemShep” in Mass Effect) als Rivet war das auch nicht anders zu erwarten. Leider ist es mir aber gelegentlich passiert, dass eine Konversation plötzlich unterbrochen wurde, weil ich zu schnell weiterrannte. Ich vermute, dass es sich hierbei um Feinschliff handelt der vor der Veröffentlichung noch vorgenommen wird. Ein tiefgreifendes Narrativ sollte man allerdings nicht erwarten. Die neuen Charaktere haben zwar ihre eigene Vorgeschichte, aufgrund ihrer Natur ist diese aber recht dünn. Dem Spielvergnügen tut das trotzdem keinen Abbruch.

Der Ton macht die Musik

Auch der Soundtrack von Mark Mothersbaugh (Thor: Tag der Entscheidung, Disenchantment) weiß zu begeistern. Meist halten sich die Sci-Fi Untertöne im Hintergrund um in den passenden Momenten bombastisch aufzuspielen. Dabei zeigt sich der Sound erstaunlich vielfältig. Ohne sich aufzudrängen trägt jedes Stück einen Kern der auf die jeweilige Umgebung angepasst scheint. Und wenn wir schon dabei sind: Die Soundeffekte der Waffen sind ebenso gut gelungen. Gemeinsam mit flashigen Licht- und Partikeleffekten bringen sie das Arsenal von Rift Apart zum Leben. Natürlich sind hübschere Spezialeffekte aber nicht das einzige was sich in puncto Grafik seit der letzten Installation von Ratchet & Clank getan hat. Alles sieht einfach… besser aus. Die Modelle sind detailreicher und in den Pfützen einer neonbeleuchteten Stadt spiegelt sich die Umgebung. Um die am dichtesten besiedelte Spielwelt der Geschichte handelt es sich nicht. Im Vergleich zu vorherigen Einträgen der Serie wirken die neuen Welten jedoch um ein Vielfaches lebhafter. Wer ohne Raytracing auskommt kann den “Performance” Grafikmodus wählen der – statt der 30 FPS im Standardmodus – 60 Bilder pro Sekunde verspricht. Nimmt man eine geringere Auflösung in Kauf, kann man auch einen Mittelweg wählen der 60 FPS trotz Raytracing bietet. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass ich nur den Standard “Fidelity” Modus testen konnte.

Damit man den neuen Look so richtig genießen kann, wurde übrigens ein Fotomodus eingebaut. Dieser funktioniert so wie man es heutzutage erwartet. Man kann zwischen verschiedenen Posen wählen, einzelne Spielelemente verstecken, Filter einstellen, et cetera. Auch Kameraeinstellungen wie Tiefenschärfe kann man natürlich vornehmen. Trotz den vielen Verbesserungen versucht Ratchet & Clank: Rift Apart nicht etwas zu sein das es nicht ist. Es behält seinen comichaften Stil und Humor bei. Die Animationen sind stilsicher übertrieben und flüssig. Im direkten Vergleich zum PS4 Remake gibt Clank weniger freche Sprüche von sich. Das erklärt sich aber mit Charakterprogression und dem Ton der neuen Geschichte. Die KI-Gegner sind dafür umso unverschämter und machen nach einem gelungen Treffer auch mal ein selbstsicheres Selfie. Vielleicht ist es dann doch an der Zeit zu einem größeren Kaliber zu greifen. Der Standardschwierigkeitsgrad sollte dabei jedoch keine allzu großen Probleme bereiten. Falls doch gibt es noch eine Stufe darunter. Auch die Platforming-Elemente halten sich in Grenzen und fühlen sich nachsichtiger an als gewohnt. Dafür gilt es nun auch das eine oder andere Puzzle zu lösen.

Zusammenfassung

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