Rayman Legends: Definitive Edition im Test

Wenn man seine Jugend, sowie ich, vorwiegend mit dem Zocken auf Heimcomputern und PC verbracht hat, dann sind einem vermutlich nur genau zwei Jump ’n’ Run Helden im Gedächtnis hängen geblieben: Earthworm Jim und Rayman. Während Ersterer nach einem erfolglosem Ausflug in die dritte Dimension in der Versenkung verschwunden ist, feierte der andere mit Origins und später dann auch mit Legends ein fulminantes Comeback. Das ist aber auch schon wieder vier Jahre her und ein neues Spiel mit dem Helden ohne Arme und Beine lässt weiter auf sich warten. Dafür gibt es aber mit Rayman Legends: Definitive Edition eine Neuauflage seines letzten Abenteuers, nun auch für Nintendo Switch.

Was kann man an einem Spiel, das bei Metacritic einen Score von 92 hat, eigentlich noch verbessern? Ad hoc fällt mir die Story ein. Rayman Legends spielt rund hundert Jahre nach Rayman 2: The Great Escape und Rayman 3: Hoodlum Havoc, welche die Helden der Lichtung der Träume schlicht und einfach verschlafen haben. In dieser Zeit vermehrten sich die Albträume, wodurch wiederum neue Dämonen erschaffen wurden. Als unser Held und seine Freunde dazu noch im Zauberwald ein geheimnisvolles Zelt mit einer Reihe von faszinierenden Gemälden entdecken und plötzlich in eines der Bilder hineingesaugt werden, beginnt das Abenteuer. Das war es auch schon mit der Geschichte, denn im weiteren Spielverlauf sammelt ihr nur mehr Kleinlinge und Lums ein, mit denen ihre neue Gemälde, respektive Levels, freischalten könnt. Einen durchgehenden Handlungsfaden, also so etwas wie Prinzessin retten, gibt es nicht, dafür ist die Reihenfolge der Spielabschnitte nicht vorgegeben und kann durch den Spieler bestimmt werden, manche kann man sogar komplett ignorieren. Trotzdem schade, eine nette Hintergrundstory wäre ein zusätzlicher Ansporn gewesen. Ein Kritikpunkt der nun leider auch auf die Definitv Edition zutrifft.

Alte Welten, mehr Kung Foot

Nach wie vor ist das Abenteuer von Rayman in fünf Welt mit weit über 100 Levels unterteilt, die unser Held in bester Jump’n’Run-Manier absolvieren muss. Dabei kann er auf sein altbewährtes Repertoire an Spezial-Moves zurückgreifen. Neben alltäglichen Fähigkeiten wie hüpfen, schwimmen, tauchen und sprinten, sind das Faust- sowie Fuß-Attacken und natürlich kann er auch wieder seine Haare in einen Propeller verwandeln, um so für eine kurze Zeit in der Luft zu gleiten. Am Ende jeder Welt wartet genretypisch ein Bossgegner auf unseren Helden, hat man diesen erledigt wird eine Musik-Stage freigeschaltet. Aber nicht nur neue Welten werden so zugänglich auch neue Charaktere wie die Kriegerin Barbara oder auch Kostüme wie Sir Rayelot können danach ausgewählt werden. Spielerisch macht das aber keinerlei unterschied, denn alle Figuren steuern sich identisch. Wer will kann die Levels auch gemeinsam absolvieren, denn auch Rayman Legends: Definitiv Edition verfügt über einen drahtlosen, lokalen Mehrspielermodus für bis zu vier Spieler. Wer es lieber etwas kompetitiver möchte, der darf dann abseits des Haupt-Handlungsstranges in separaten, täglichen Online-Herausforderungen zusätzlich noch um Pokale wetteifern.

Gestrichen wurde dagegen der asymmetrische Koop-Modus aus der Wii-U, bei dem ein Spieler als Froschfee Murfy mittels Touchscreen des Controllers seinen, als Rayman spielenden Kumpel, den Weg freiräumt. Als Ersatz haben es dafür die aus der PS Vita bekannten „Murfy’s Touch“-Stages geschafft. In diesen läuft und hüpft der Held computergesteuert und automatisch von links nach rechts. Die Aufgabe des Spielers liegt nun darin, ihn mittels Touch- sowie Gyro-Sensor-Interaktionen durch die Levels zu lotsen, etwa indem er Seile durchtrennt, Feinde kitzelt oder Plattformen durch Drehbewegungen bewegt. Für Wii-U Spieler ist das natürlich ein gewaltiger Rückschritt, alle anderen werden den Wegfall aber leicht verkraften können, war er doch lediglich ein nettes Gimmick aber nichts was längerfristigen Spielspaß garantiert hat – vor allem für eingefleischte Solisten.

Die einzig echte Neuerung betrifft den Kung Foot Modus, einer simplen Mischung aus Fußballspiel und Brawler, bei dem man in 2vs2 Matches ganz einfach den Ball mit allen möglichen Mitteln in das gegnerische Tor bugsieren muss. Hier enthält die Definitiv Edition exklusiv einen Solo-Modus sowie einen Turnier-Modus, in dem sich bis zu acht Teams miteinander messen können. Außerdem können zwei Switch-Konsolen für den lokalen Coop-Modus miteinander verbunden werden. Vor allem in größeren Spielrunden mehr mit als einer handvoll Teilnehmer entpuppt sich dieser Modus als echtes Highlight.

Eindrucksvolle Präsentation, aber lange Ladezeiten

So wie spielerisch, muss man auch technische Veränderungen und vor allem Verbesserungen mit der Lupe suchen. Die Grafik ist nahezu identisch mit jener der Wii-U Version: Detailliert, farbenfroh, abwechslungsreich – kurz gesagt, im Bereich der 2D-Jump’n’Run gibt es wohl kein Spiel, das besser aussieht als Rayman: Legends, auch wenn bei genauerer Betrachtung der Definitive Edition,d ann doch ein paar kleinere Makel auffallen. Aber da muss man dann schon sehr genau hinschauen und ist vermutlich dadurch bedingt, dass die Spieldaten für Nintendo Switch stark kompiemiert wurden, um so wenig Speicherplatz wie möglich zu belegen. Akustisch sind vor allem die Musik-Stages mit den Remixes bekannter Musikstücke (darunter beispielsweise auch Eye of the Tiger) ein echter Ohrenschmaus. Aber auch die restliche Soundkulisse steht dem um nichts nach.

Ebenfalls handwerklich einwandfrei und toll ausbalanciert ist das Level-Design ausgefallen. Von einsteigerfreundlich, über fordernd bis hin zu bockschwer ist alles dabei – aber dabei niemals unfair oder frustrierend. Dafür sorgen einerseits die sehr human gesetzten Checkpoints, aber vor allem die sehr präzise und unkomplizierte Steuerung. Das einzige was etwas nervt sind die im Vergleich zu den anderen Versionen teilweise sehr langen Ladezeiten, was man aber angesichts der restlichen technischen Umsetzung durchaus verschmerzen kann.

FAZIT

Für mich ist Rayman: Legends nach wie vor einer der besten 2D-Plattformer, den ich jemals gespielt habe und hat selbst heute nichts an seinem Charme und seiner spielerischer Qualität eingebüßt. Wenn ich aber jetzt drei Gründe nennen sollte, warum Besitzer einer anderen Konsolen-Version sich auch die Definitiv Edition für Nintendo Switch zulegen sollten, dann würde ich vermutlich schon bei Punkt zwei scheitern. Ja gut, das Kung-Foot mit dem zusätzlichen Turniermodus ist eine echte Bereicherung, vor allem für lokale Mehrspieler-Duelle mit mehr als vier Personen, aber ansonsten bleibt alles beim Alten. Natürlich auf einem extrem hohen spielerischen und technischem Niveau, an dem selbst aktuelle Genre-Vertreter meist scheitern, aber Rayman: Legends: Definitive Edition fehlen einfach die zusätzlichen Neuerungen, welchen den Zusatztitel rechtfertigen würden. Und warum spiele ich es trotzdem, obwohl ich es schon auf PC und XBox durchgezockt habe? Ganz einfach, denn egal ob Standard oder Definitive Edition, Rayman: Legends ist ein verdammt guter Platformer mit herrlicher Optik, tollem Sound und hervorragender Spielbarkeit, den man gerne ein zweites, drittes oder sogar viertes Mal bis zum Ende durchspielen kann.

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test