Remnant II im Test

Ist das eben erschienene Remnant II vom Entwickler Gunfire Games aus San Francisco wirklich der beste Looter-Shooter aller Zeiten? Kurzfristig stand es bei Steam auf der Nummer 1  der Verkaufscharts, wo normalerweise Counter-Strike: Global Offensive seinen Fixplatz hat. Wir haben uns das Game angeschaut, ob es tatsächlich die neue Genrereferenz bei den Looter-Shootern wird.

Der Anfang ist ja noch recht harmlos. Nach der vergleichsweise einfachen Erstellung unserer Spielfigur, wo wir nicht viel mehr als Geschlecht, Haare, Bart, Narben und Stimme auswählen können, haben wir noch die Wahl aus vier Schwierigkeitsgraden (der vierte – Apokalypse – wird erst nach dem erstmaligen Durchspielen entsperrt), und schon geht es los. Wir wandern zusammen mit einer Freundin durch eine postapokalyptische Welt, durch eine zerstörte und verlassene Stadt, in der die Vegetation bereits wieder Vieles überwuchert und Großwild zwischen den Häuserruinen herumspringt. Mich hat das Ganze an Joel und Ellie erinnert, die in The Last of Us durch die Gegend ziehen. Unsere Freundin ist wie Ellie ebenfalls von einer Pilzkrankheit befallen, allerdings ist sie leider offensichtlich nicht immun. Wir plappern in automatischen Zwischensequenzen mit unserer Begleiterin, öffnen gemeinsam Türen und klettern auf umgestürzte Container um höher gelegene Ebenen zu erreichen und voranzukommen. Infizierte gibt es keine, dafür aber mutierte Monster, die uns erbarmungslos angreifen. Sie sind bei weitem nicht so gefährlich wie die Infizierten, dafür aber viel zahlreicher. Anfangs reichen aber bereits zwei Treffer mit unserer Pistole um ihnen den Garaus zu machen.

Story und Gameplay

Nach kurzer Wanderung geraten wir in eine Nest von Holzmonstern inklusive des ersten Bosses (der natürlich nicht nach nur zwei Treffern das Zeitliche segnet) und werden von zwei Fremden in letzter Sekunde gerettet, die uns in ihr Lager begleiten. Hier beginnt dann das eigentliche Spiel. Das Lager mit dem Namen Station 13 dient als (relativ großer) Hub, in dem sich viele NPCs befinden mit denen ihr ein kurzes Gespräch führen könnt. Die mürrische Ava modifiziert unsere Waffen, wenn wir genug Altmetall (= Währung) mitbringen. Bei ihr könnt ihr auch neue Mods kaufen oder altes Zeug verscherbeln. Der Pan Dwell verkauft Reliktfragmente, um euren Charakter zu verbessern. Rigs verbessert eure Waffen und Rüstungen, Brabus verkauft euch neue. Obwohl wir nur ein Neuling sind, werden wir sofort mit einer schwierigen Aufgabe betraut, die schnell zu einer Mission führt, die über das Schicksal der ganzen Welt entscheidet. Irgendetwas ist offensichtlich besonders an uns. Also absolut kein Stress.

Im Hub wählen wir unseren Archetypen, also unsere Spezialisierung. Die Auswahl führt auch zu der ersten Waffe und Rüstung, die wir erhalten. Wir können zwischen verschiedenen Typen wählen, wie unter anderem Jäger (Scharfschütze), Draufgänger (Tank), Revolverheld oder Doktor. Einer der Archetypen (Helfer) hat einen Hund als Begleiter, der uns wiederbeleben kann. Zusätzliche Archetypen werden im Laufe des Spieles freigeschalten, und außerdem könnt ihr nach Erreichen eines bestimmten Levels eine zweite Spezialisierung auswählen. Jeder Archetyp hat unterschiedliche Fähigkeiten, die wir im Laufe des Spiels durch Sammeln von Erfahrung verbessern können.

Neben eurer Nahkampfwaffe habt ihr immer zwei Schusswaffen bereit, zwischen denen ihr per Knopfdruck blitzschnell wechseln könnt. Gegnerischen Angriffen weicht ihr mit einem beherzten Sprung aus. Ihr könnt laufen, schleichen, klettert auf Leitern, redet mit anderen Bewohnern der Welt. Dazu könnt auch eine Fülle von Ringen, Amuletten und Mods ausrüsten, um euren Charakter weiter zu verbessern und zu individualisieren. Mods werden auf Waffen angewandt, um alternative Feuermodi zu ermöglichen, wie eine vernichtende Raketensalve. Die verfügbaren Waffen machen im Regelfall Spaß, denn jede von ihnen hat eine befriedigende Wirkung und unterschiedliche Möglichkeiten, sie einzusetzen. Remnant II wird besser, je länger ihr es spielt und je besser ihr in der Lage seid, die Stärken eures Charakters und eurer Ausrüstung gezielt einzusetzen.

Spielt allein oder im Koop mit zwei anderen, um die unfreundliche Außenwelt zu erkunden und Böses daran zu hindern, die Realität zu zerstören und die Menschheit auszulöschen. Es gibt unterschiedliche Biome, die einzigartige Monster, Waffen und sonstige Gegenstände beinhalten. Die wesentliche Spielmechanik ist natürlich der Kampf, aber ihr müsst immer wieder auch kleine Rätsel lösen um voranzukommen. Die Lösung findet sich jedoch immer in unmittelbarer Nähe. Eure Freunde (oder andere euch freundlich gesinnte NPCs) könnt ihr in den hektischen Kämpfen (oder im Lager) nicht unabsichtlich verletzen. Auf Knopfdruck steht euch jederzeit eine dreidimensionale Übersichtskarte des aktuellen Gebietes zur Verfügung, die auch noch nicht gefundene Gegenstände anzeigt. Hier wird auch angezeigt, wohin ihr gehen müsst um die Story voranzutreiben. Remnant II wurde vollständig ins Deutsche übersetzt, nicht nur die Texte sondern auch die Sprachausgabe. Die Steuerung funktioniert sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit dem Gamepad. Ultrawidescreen Auflösungen werden unterstützt. Nach dem ersten Durchspielen wird der Adventure-Modus freigeschalten, bei dem ihr gezielt einzelne Welten starten dürft, ohne noch einmal die ganze Geschichte durchspielen zu müssen.

Besser als Teil 1?

Remnant II ist die Fortsetzung des bereits überaus guten Remnant: From the Ashes, das 2019 erschienen ist und in dem Überlebende der Menschheit gegen tödliche Kreaturen und gottartige Bosse in furchterregenden Welten antreten. Der erste Teil wurde damals als „Dark Souls mit Waffen“ beschrieben. Remnant 2 ist eine Fortsetzung, die ihren Vorgänger in fast jeder Hinsicht übertrifft. Das Gunplay wurde gestrafft und verfeinert, die verschiedenen Schauplätze sind farbenfroher und abwechslungsreicher, und die verschiedenen RPG-Elemente und die Charakterentwicklung wurden deutlich erweitert, sodass Ihr mehr Möglichkeiten habt, einen einzigartigen Charakter zu erstellen. Wie im ersten Teil werden auch in Remnant II die Quests dynamisch generiert und ihr werdet daher nie die ewig gleichen Levels spielen. Es gibt auch viele Geheimnisse zu entdecken, die mehrere Spieldurchläufe erfordern.

Die Benutzeroberfläche wurde verglichen mit dem ersten Teil deutlich überarbeitet. Eine neue Funktion ist die Möglichkeit, auf dem Inventarbildschirm Waffen, Nahkampfwaffen oder sogar Schmuckstücke als Favoriten festzulegen. Gegenstände werden immer nach „Ausgerüstet“ > „Neu erhalten“ > „Favoriten“ > „Alles andere“ sortiert. Das ist sehr nützlich, um eure besten Gegenstände ganz oben auf der Liste zu platzieren und so einen einfachen Zugriff zu ermöglichen. Sofern ihr gerade einen Buff oder Debuff habt, könnt ihr auch auf ihrer Charakterseite links oben nachsehen, was damit beeinflusst wird, indem ihr einfach mit der Maus über das Symbol fahrt. Sehr komfortabel! Während im ersten Spiel die prozedurale Generierung durch Veränderung des Layouts eines Levels und der gegnerischen Spawn-Punkte zum Einsatz kam, wurde sie in Remnant 2 erheblich erweitert. Nun werden auch Gegnertypen, die Ästhetik einer Region, Boss-Charaktere, NPCs sowie die Handlung und Quests des Spiels zufällig generiert.

Performance

Remnant II ist von Valve für das Steam Deck verifiziert. Trotzdem würde ich es euch darauf nicht empfohlen, weil die Performance darauf erbärmlich ist. Es mag sich zwar perfekt steuern lassen, aber die Framerate bricht in anspruchsvolleren Gefechten deutlich ein, und zwar so weit dass man fast den Glauben an die Zuverlässigkeit des Testprozesses zur Verifizierung verlieren könnte. Generell wurde Remnant II nicht in verschiedenen nativen Auflösungen entwickelt, sondern skaliert mit Hilfe neuer Technologien die Bild-Ausgabe auf die benötigte Bildschirmauflösung. Das funktioniert zwar und ist für die Entwickler einfacher umzusetzen, benötigt aber auch relativ viel Leistung. Im Ergebnis läuft das Spiel daher auch auf toller Hardware nicht ganz so flüssig, wie es bei einer speziell angepassten Programmierung möglich wäre. Empfohlen wird zumindest eine RTX 2060 beziehungsweise RX 5700, benötigt wird rund 80 GB Platz auf eurer Festplatte.

Zusammenfassung

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