Resident Evil 4 Remake im Test

Mit Resident Evil 4 hat Capcom im Jahr 2005 ein Brett von Game abgeliefert. Der Legendenstatus ist hier heute nicht ohne Grund vorhanden. Als 2019 das Remake von Resident Evil 2 kam und für große Begeisterung sorgte, war es nur eine Frage der Zeit bis auch weitere Teile ihre Neuauflage bekommen sollten. Nach Teil drei nun endlich auch der vierte Ableger der Reihe. Ob die Erfolgsgeschichte weitergeht oder es nun wirklich zu viel des Guten ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Ok Leute, das hier wird dieses Mal etwas anders als sonst. Wieso? Ganz einfach, weil wir der Meinung sind, dass Resident Evil nicht unbekannt ist und die meisten von euch schon mal in den ein oder anderen Teil reingezockt haben. Wir wollen euch hier das Game nicht schmackhaft machen oder euch lang und breit erklären WAS Resident Evil ist. Versteht das hier einfach mehr als Lobeshymne von Fans für Fans. Natürlich gehen wir auch ein wenig auf Neuerungen ein und ziehen Vergleiche zum Original. Damit aber auch Resi-Neulinge ihre Freude haben, verzichten wir natürlich wie immer auf jede Art von Storyspoiler.

Vom Horrorerlebnis zum Actionblockbuster

Gleich zu Beginn muss ich euch gestehen, ganz unbefangen bin ich nicht. Seit ich als Kind mit Videospielen angefangen und die niedlichen Geisterlevel, der Super Mario Games durch hatte, begann meine Suche nach neuen und aufregenderen Games. Für Horror hatte ich immer schon was übrig und so kam es, dass ziemlich schnell Silent Hill und eben auch Resident Evil in der Konsole landeten. Wo ersteres heute noch für puren Horror steht, hat sich die RE-Reihe mit den Jahren immer mehr zum trashigen Actionfeuerwerk entwickelt. Manche mögens, manche eher nicht. Darum solls hier aber heute nicht gehen. Für mich gehört die Reihe zum Besten, das wir je auf Konsole bekommen haben.

Remakes sind ja so ne Sache. Die Chancen, dass die Entwickler*innen es schaffen wirklich allen Fanwünschen gerecht zu werden sind oft sehr gering. Zudem könnte es einen Titel eventuell sogar in Verruf bringen. Andererseits bleiben Meisterwerke sehr oft nur so für neue Gamer zugänglich oder werden aufgrund von diversen Verbesserungen in der Barrierefreiheit überhaupt erst spielbar. Und auch ich persönlich muss sagen, dass Resident Evil 4 für mich damals ein Cupcake war auf dem mir NUR die Kirsche gefehlt hat. Soll heißen ich fand es bis auf die zähe Steuerung einfach nur großartig. Aber jetzt, nachdem ich das Remake gespielt habe kann ich nur sagen wie falsch ich gelegen hatte. Versteht mich nicht falsch, das Spiel war und ist immer noch toll aber das Remake zeigt uns wie man Resident Evil 4 einfach nur besser macht. In meiner Erinnerung ist es einfach so viel großartiger gespeichert als es tatsächlich war. Warum ich zwar mit dem Remake wieder nicht zu 100% zufrieden aber dennoch überglücklich bin, dass wir es haben möchte ich euch gerne erklären.

Der Puls steigt!

Die ersten paar Spielminuten sind bereits vergangen und ich merke, dass mein Kiefer schmerzt. Anscheinend sitze ich seit ich das Game gestartet habe mit einem brutalen Dauergrinser vor der Glotze. Ja ich fühle mich gerade als wäre Weihnachten auf meinen Geburtstag gefallen. Das Herz schlägt schnell, meine Füße wippen auf und ab und ich kann es kaum erwarten zu sehen was jetzt alles besser aussieht als im Original. Nachdem kurzen Einstieg dürfen wir endlich die Steuerung über unseren Helden Leon S. Kennedy übernehmen. Wir streifen durch den dunklen Wald und der herab scheinende Mond erzeugt eine grandiose Stimmung. Kleinigkeiten wie das beiseite drücken von Sträuchern oder das Schimmern des Lichts in Pfützen runden das Erlebnis ab. Nicht notwendig aber absolut überzeugend. Dank der PlayStation 5 Pulse 3D Kopfhörer kommen die Geräusche von Raben und knackenden Ästen aus allen Richtungen. Oh mein Gott ich bin so aufgeregt. Immer wieder pausiere ich das Spiel, um mich perfekt hinzusetzen und sage mir „Ok jetzt gehts gleich los, da kommt gleich was“. Und was da kam, hat mich vollends mitgerissen.

Alles sieht so gut aus!

Grafisch gibt’s hier wirklich nichts zu bemängeln. Charaktere, die Umgebung, Details an Gebäuden, und und und. Einfach ALLES sieht hier wirklich besser aus. Überhaupt das ganze Feeling hat sich durch die dunkle Lichtstimmung sehr stark verändert. War damals noch alles in grau-braunem Matsch gefärbt und einfach viel zu hell, bekommen wir hier auf Schritt und Tritt pures Gruselfeeling geliefert. Hier hat man wie auch schon im Remake zu Teil 3 viel von der Stimmung des RE2 Remakes übernommen. Und ich sage euch, das war die beste Idee überhaupt. Selbst Abschnitte ohne Gegner in der Umgebung sorgen für ein unbehagliches Gefühl und treiben den Puls eine Spur nach oben. Genau SO habe ich mir Resident Evil 4 immer gewünscht.

Neben der Grafik wurde auch an der Steuerung geschraubt. Das Zielen geht nun leichter von der Hand und auch der Nahkampf fühlt sich lockerer an als zuvor. Da wir uns jetzt auch ducken können, müssen wir nicht alle Gegner direkt bekämpfen, sondern können uns auch anschleichen und diese hinterhältig mit dem Messer erledigen. Im Jahr 2023 vielleicht nichts Neues aber für UNS Resi-Fans schon irgendwie! Einzig die Bewegungsgeschwindigkeit von Leon ist manchmal fragwürdig. Während wir ein durchaus normales Lauftempo haben wirkt unser Held beim Gehen eher als hätte er hier einen Spaziergang und keine Rettungsmission vor sich.

Diverse Quality of Life-Verbesserungen haben ebenfalls ihren Weg in Spiel gefunden. Neben einer zusätzlichen automatischen Speicherfunktion (keine Sorge, die Schreibmaschinen und die dazugehörige wundervolle Hintergrundmusik gibt es immer noch), haben wir nun auch die Möglichkeit blitzschnell zwischen den Waffen zu wechseln. Ach und wenn wir schon bei Waffen sind bleiben wir doch gleich bei dem Thema. Kaufen können wir die natürlich wieder bei unserem Freund dem Händler. Ok Freund ist vielleicht übertrieben. Wir kennen seinen Namen nicht und er nennt uns ohnehin immer nur „Fremder“. Da er aber außer uns keine Kunden hat und immer genau da rumsteht wo wir in brauchen, finde ich verbindet uns einfach etwas. Wir kaufen also Waffen, Ressourcen um Munition zu craften und lassen unser Messer reparieren. Ja unser Messer ist wieder ein Verbrauchsgegenstand. Unseren Koffer können wir auch erweitern und so mehr Platz schaffen. Das nötige Kleingeld dafür bekommen wir in dem wir Edelsteine oder Schätze verkaufen. Am besten setzen wir die Steine zuvor in die Schmuckstücke ein und steigern somit deren Wert.

Mit Messer, Charme & massig Eingeweiden

Gut ausgestattet geht’s dann auch ordentlich ab in dem kleinen Dorf. Wir ballern uns durch eine mittlerweile viel größere Anzahl an Gegnern als früher und erleben stellenweise wieder ein Fest für Splatter-Fans. Kugeln spalten Schädel, Granaten zerfetzen unsere Feinde regelrecht und sollte uns doch einer zu nahe kommen gibt’s entweder einen gepflegten Roundhouse-Kick ins Gesicht, der sogar Ziegelwände einreißt oder unser geliebtes Messer in den Hals. So brutal das alles auch klingt, das ist eben einfach der Resi-Charme den wir alle kennen und lieben.

Den Charme macht aber nicht nur die übertriebene Gewalt aus. Auch der trashige Humor kommt nicht zu kurz. Leon haut hier echt einen Oneliner nach dem anderen raus. Cool wie eh und je. Kein Witz ist wie unglaublich stark unser Messer ist. Kettensägen, Mistgabeln, Äxte die auf uns zufliegen. Einfach alles kann damit pariert werden. Kann’ste ja reparieren!

Wir sind doch ein Team oder?

So aber nun mal zu unserer eigentlichen Mission und somit leider auch zu einer der meistgehassten NPCs aller Zeiten. Ashley aka Baby Eagle. Ich mach’s hier jetzt echt kurz Leute. Nervt Ashley immer noch so sehr wie damals? Nein! Also nicht direkt. Klar sie könnte mehr helfen und uns zum Beispiel mal ein Heilkraut zuwerfen so wie Luis das mit Munition macht. Auch irgendwo verstecken können wir Ashley nicht mehr bzw. kaum mal. Die Optionen beschränken sich auf größeren Abstand halten oder sie anzuweisen nah bei uns zu bleiben damit die Arme nicht in jeden Las Plagas verseuchten Sektenanhänger hineinläuft. Wieso sie mich aber nicht mehr so nervt, ist schnell erklärt. Sie ist mir in den Cutscenes einfach ans Herz gewachsen. Sie ist eben keine Supersoldatin wie wir. Durch die neuen und wirklich sehr gut vertonten Zwischensequenzen wirken generell alle Charaktere einfach menschlicher als damals. Eine Analyse laut Sigmund Freud gibt’s hier aber dennoch nicht. Hier wurde sich streng an das Original gehalten und nur das Nötigste über die Figuren erzählt.

Was unsere Begleiter aber gemeinsam haben ist ihre anscheinend miserable Ausdauer. Also echt jetzt, die keuchen und schnaufen euch hier lautstark in den Nacken da würde man gerne mal alleine weitergehen. Leider ist der Sound so ein Thema für sich. Während Kämpfe und Umgebungsgeräusche sehr gut klingen machen mich andere Sounds echt fertig. Da wären zum einen die Gegner an sich. Es klingt als wären sie direkt neben uns, obwohl sie noch Meter entfernt sind. Das sorgt oft für Verwirrung und lässt uns Pirouetten drehen ohne sinnvolles Ergebnis. Zum anderen find ich es schade, dass man uns mit Musik immer vorwarnt, wenn Gegner in der Nähe sind. Geht das Orchester los, wissen wir, dass hier irgendwo jemand ist. Gibt’s keine Musik brauchen wir auch keine Sorge haben gleich in einen der Los Illuminatos zu laufen. Sehr schade, denn sobald man das durchblickt hat gibt es keinen Grund mehr Angst zu haben, solange die Musik aus ist. Diese Mechanik hätte man wirklich weglassen können.

Weggelassen wurde stattdessen manch anderes. Ein Boss-Kampf und der ein oder andere Abschnitt fehlen komplett. Wirklich auffallen wird das aber den wenigsten, denn das ganze fügt sich so nahtlos zusammen, dass ihr nie das Gefühl habt man würde euch hier etwas vorenthalten. Jeder Abschnitt ist wirklich super gelungen. Mein absolutes Lieblingskapitel war…naja, blaue Wobbel sag ich nur. Creepy AF!

Leute ich könnte noch stundenlang so weitermachen aber ich will euch echt nicht jede Überraschung nehmen. Genießt die Atmosphäre, die Boss-Kämpfe und das Gameplay. Besser habt ihr RE4 noch nie gespielt! Vielleicht hab ich nen Parasiten oder bin mit dem T-Virus infiziert aber ich bin so unglaublich verliebt in das Resident Evil 4 Remake wie auch schon in die beiden Remakes zuvor. Die gut 14 Stunden die ich für den ersten Durchlauf gebraucht habe, waren einfach nur ein Genuss. Das Jahr ist noch jung aber sollte das Remake zu Silent Hill 2 nicht noch dieses Jahr kommen ist die Sache für mich so gut wie klar. Die zwei oder drei kleinen Mankos des Games mindern die Gesamtqualität für mich keineswegs. Wie ein wundervolles Gemälde in einem nicht perfekten Rahmen bleibt das Kunstwerk an sich bestehen.

Zusammenfassung

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