Resident Evil 7 Biohazard im Test

Ist ein Resident Evil ohne T-Virus, Umbrella Corporation, S.T.A.R.S. Söldner und Zombies überhaupt noch ein echtes Resident Evil? Reicht es wenn man sich auf die Wurzeln der Spielreihe besinnt und damit ein haarsträubendes Horror-Erlebnis verspricht? Im Falle von Resident Evil 7 Biohazard können wir mit ruhigem Gewissen sagen, Ja!

In Teil Eins der Spielreihe war es die Spencer-Villa, im fiktiven Raccoon City, in der ein geheimnisumwobener Pharmakonzern namens Umbrella Corporation Biowaffenforschung sowie Genmanipulation betrieb und damit eine globale Zombie-Apokalypse auslöste. In Resident Evil 7 Biohazard ist die Prämisse ungleich banaler: In der Rolle des Ethan Winters begebt ihr auch auf die Suche nach eurer spurlos verschwundenen Frau, welche ihm nach drei Jahren Funkstille eine mysteriöse Videobotschaft zukommen lässt. Euer Weg führt euch in die Südstaaten der U.S.A., nach Louisiana. Im Keller eines heruntergekommenen Landhauses gibt es dann auch schon relativ bald ein Wiedersehen mit Mia. Aber das ist erst der Beginn eines Horror-Trips, denn die Bewohner des Anwesens, die Baker Familile, hat etwas dagegen, dass ihr lebendig aus dem Haus wieder rauskommt. Auch wenn sich die Story zunächst eher nach dem Drehbuch eines neuen Texas Chain Saw Massacre-Films anhört, Kenner der Resident Evil Spiele werden nach und nach zahlreiche kleinere und größere Hinweise finden, die den Konnex zu den anderen Teilen herstellen. Über den Protagonisten Ethan erfährt man aber auch während des knapp zehn stündigen Horror-Trips nicht viel, somit bleibt er einerseits etwas farblos, anderseits ergeben sich dann doch einige Plot Holes, in der insgesamt doch etwas seichten Story. Obwohl, die Inkonsistenzen in der Geschichte sind vermutlich nicht ganz ohne Absicht und werden voraussichtlich erst mit den bereits angekündigten DLCs ganz aufgeklärt werden.

Übrigens: Ob in Resident Evil 7 Biohazard jetzt wirklich keine Zombies, T-Virus oder die Umbrella Corporation vorkommen und wie jetzt genau der neue Serienteil in den Kanon der vorherigen Spiele hineinpasst, das verraten wir euch in unserem Test nicht. Um das herauszufinden müsst ihr selbst die Baker Familie besuchen.

Voll Retro

Während sich die Spielreihe mit den letzten Teilen immer mehr zum brachialen Action-Shooter mit Horror-Einlagen verwandelten, verspricht Capcom mit Resident Evil 7 eine Rückkehr zu den alten Wurzeln. Das gelingt auch schon von Anfang an sehr gut, denn steht man zum ersten Mal vor dem Baker-Landhaus, wird man unweigerlich an die Spencer-Villa aus dem ersten Teil erinnert. Aber nicht nur in Sachen Atmosphäre besinnt man sich wieder an die Anfänge, vielmehr auch spielerisch. Stumpfsinniges Herumgeballere führt nicht zum Erfolg, denn die einzelnen Familienmitglieder der Baker Familie können, wenn überhaupt, nur an bestimmten Stellen in der Story endgültig vernichtet werden und auch der Vorrat an Munition ist ziemlich begrenzt – genauso wie euer Platz im Inventar. Dafür gibt es an bestimmten Orten so etwas Ruheräume, in denen der Protagonist nicht nur vor Feinden geschützt ist und durchschnaufen kann, sondern in denen sich auch eine Truhe mit unendlich viel Platz befindet. Außerdem kann dort gespeichert werden. War es im ersten Teil noch eine Schreibmaschine mit Farbbändern, ist es nun ein Tonbandgerät. All das ist zwar nicht sehr komfortabel und zeitgemäß, erinnert aber insgesamt an den Beginn der Spielreihe.

Der direkte Kampf ist somit immer nur die zweite Wahl. Weitaus öfters ist man auf der Flucht, versteckt sich oder versucht an seinen Gegner vorbeizuschleichen. Hier muss man dem Architekten des Landhauses, besser gesagt den Level-Designern, wirklich Respekt zollen, denn der Gebäudekomplex wirkt durchdacht und wird durch die typischen Schlüssel- und Statuen-Rätsel perfekt ergänzt. Leider können die Außenareale ab der zweiten Hälfte des Spieles damit nicht ganz mithalten, wodurch viel Atmosphäre verloren geht. Auch die Gegnervariation ist ziemlich beschränkt. Abseits von Jack, Marguerite und Lucas Baker wollen immer nur die gleichen Monster Ethan an den Kragen, welche auch in ihrem Verhalten nur sehr wenig voneinander abweichen. Relativ schnell hat man herausgefunden mit welcher Waffe, welcher Gegner am einfachsten zu besiegen ist, wodurch sie, abgesehen von vereinzelten Jump-Scares, sehr viel an Schrecken verlieren.

Horror in VR

Einen großen Unterschied im Vergleich zu seinen Vorgängern gibt es in Resident Evil 7 dann doch. Ihr steuert den Helden nun nicht mehr mittels Third-Person View, sondern in der Ego-Perspektive. Das hat nicht unbedingt einen spielerischen Hintergrund, sondern eher einen technischen, denn das komplette Spiel kann auf der Playstation 4 auch mittels PSVR-Headset gezockt werden. Spielerisch wirkt sich das insofern aus, dass nun das Fadenkreuz eurer Waffen mittels einfachen Kopfbewegungen gesteuert wird und ihr könnt nun auch im die Ecken schauen ohne gleich entdeckt zu werden. Atmosphärisch ist das VR-Erlebnis natürlich der absolute Wahnsinn! Ich war teilweise so angespannt, dass sogar das Aufpoppen der Energieanzeige des Controllers bei mir fast einen Herzinfarkt auslöste. Motion-Sickness war für mich kein Thema, denn zugegeben, länger als eine Stunde am Stück habe ich das mitreißende Abenteuer in VR nicht durchgehalten und musste sowieso eine Pause einlegen.

Natürlich muss man auf der PSVR mit einigen technischen Abstrichen, etwa in Sachen Texturen sowie bei Licht- und Schatteneffekten, aber das fällt kaum ins Gewicht. Wer die optisch schönere Fassung spielen möchte, der sollte auf die PC-Version zurückgreifen, aber Capcoms neue RE Engine beweist auch auf den beiden Konsolen seine Leistungsfähigkeit. Die Charaktere, inklusive Sprachausgabe, sind hervorragend gelungen, das stimmige und detaillierte Leveldesign teilweise außergewöhnlich und die Framerate läuft anstandslos flüssig. Aber auch Grafikpuristen sei geraten, wer die Möglichkeit hat, der sollte Resident Evil 7 Biohazard unbedingt in VR zocken, denn spielerisch und atmosphärisch ist es da eine Klasse für sich. Leider wird aktuell nur Sonys PSVR-Brille untersützt, Umsetzungen für HTC Vive und Oculus Rift wurden bislang offiziell noch nicht angekündigt.

FAZIT

Nach der ersten Ankündigung von Resident Evil 7 Biohazard war ich sehr skeptisch: Kann die Begegnung mit der wahnsinnigen Hillbilly-Familie genauso nervenaufreibend sein, wie das Blutvergießen als kampferprobter Söldner gegen Zombie-Horden? Um es kurz zu machen: Jein. Das liegt aber definitiv nicht an den Bakers, sondern am eher farblosen Ethan Winter, der als Identifikationsfigur nicht mit einer Jill Valentine oder einem Chris Redfield mithalten kann. Auch die Story erreicht insgesamt nur B-Movie Niveau. Hier hoffe ich noch auf weiter DLC’S, die einige Ungereimtheiten aufklären und das Verhalten des Protagonisten besser klarlegen. Dass Resident Evil 7 Biohazard trotzdem zu einem der besten Teile der Spielreihe zählt verdankt es vor allem der spannenden Atmosphäre im gruseligen Horror-Haus. Wirklich begeistert bin ich aber von der VR-Unterstützung. Nach den zahlreichen Tech-Demos und Mini-Spielen gibt es nun endlich ein vollwertiges VR-Erlebnis, welches nicht nur die Immersion steigert, sondern auch spielerisch extrem viel Mehrwert mit sich bringt. Aber egal ob mit oder ohne VR-Brille, Resident Evil 7 Biohazard bietet nervenzerreißenden Survival Horror der alten Schule und nicht nur Resi-Fans sollten deswegen unbedingt zugreifen.

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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