Returnal im Test

Gefangen in einer endlosen Wiederholung – die finnischen Entwickler von Housemarque bringen uns einen neuen Roguelike Shooter für den PC. Kämpfen, sterben, zurückkehren und es wieder versuchen – irgendwie muss der Kreislauf durch durchbrochen werden können? Schon wieder schafft es ein eigentlich PlayStation exklusives Spiel auf den PC. Auf der Konsole gilt Returnal als absoluter Geheimtipp – ist auch die PC Konvertierung ein Meisterwerk?

Returnal ist kein klassischer PC Shooter mit einer durchgehenden Story. Returnal ist ein Roguelike. Rundenbasierte Roguelikes gibt es bereits seit den 70er Jahren, so wirklich populär wurde das Genre aber erst vor einigen Jahren mit isometrischen Action-Roguelikes wie The Binding of Isaac oder dem grenzgenialen Hades. Wenn ihr in einem Roguelike sterbt, kehrt ihr jedes Mal an den Startpunkt zurück und sämtlicher nicht-permanenter Fortschritt geht verloren. Die Idee ist es, einerseits als Spielerin oder Spieler besser zu werden, andererseits aber auch die Spielfigur durch langsam freigespielte permanente Upgrades stärker zu machen und somit beim nächsten Versuch wieder ein wenig weiter zu kommen. So ähnlich wie im Kultfim „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray (1983). Oder besser, so wie im Film „Edge of Tomorrow“ (mit dem Untertitel: Live. Die. Repeat.) mit Tom Cruise aus dem Jahr 2014. Eine wesentlich Änderung zu den beiden Filmen ist allerdings die sich bei jedem Neustart (leicht) verändernde Umgebung. Bei Roguelikes bleiben nämlich die Levels nie vollkommen gleich sondern werden bei jedem Spieldurchgang (=Run) zufällig neu zusammengewürfelt.

Selene Vassos – mehr als nur 9 Leben

Wir spielen Selene, die mit ihrem kleinen Raumschiff auf dem Planeten Atropos abstürzt. Wir erwachen neben unserem abgestürzten und ziemlich schwer beschädigten Raumschiff. Uns geht es aber körperlich gut, also beginnen wir, die Umgebung zu erforschen. Wir sammeln diverse Ressourcen und bekämpfen die feindliche Tierwelt. Schon bald finden wir eine Leiche mit der Uniform unserer Firma, untersuchen diese und stellen fest… dass es sich bei der Leiche um uns selbst handelt. Sehr seltsam. Wir finden Sprachnachrichten, die an uns adressiert sind und die wir offensichtlich selbst aufgenommen haben. Allerdings können wir uns nicht daran erinnern, wann wir diese Aufnahmen gemacht haben. Bei der Erforschung des Planetens werden wir sterben. Allerdings bedeutet der Tod nicht das Spielende, sondern gehört zum Spielprinzip. Nach jedem Tod erwachen wir wieder in einer neuen Schleife – in der sich die Umgebung verändert hat, aber in der uns auch jedes Mal mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, weil wir bei unseren vorherigen Versuchen neue Gegenstände, Abkürzungen und Fähigkeiten freigeschalten haben, die wir nun benutzen können.

Gameplay

Returnal beginnt buchstäblich mit einem Knall. Auf einer Aufklärungsmission werden wir von einem seltsamen Signal (weißes Schattensignal) angelockt und nähern uns der Oberfläche von Atropos, allerdings wird unser Raumschiff beschädigt und stürzt auf die Planetenoberfläche. Nunja, scheinbar gab es einen Grund, warum unser Kommando es uns eigentlich verboten hat, dass wir uns dem Planeten nähern. Nach unserer spektakulären Bruchlandung müssen wir in der kargen Landschaft einer uralten Zivilisation nach einem Ausweg suchen, um von dem Planeten zu entkommen. Dazu suchen wir nach einer rätselhaften Übertragung, die nur als „weißer Schatten“ bekannt ist. Isoliert und allein kämpfen wir ums Überleben. Außer wir spielen im Mehrspielermodus, denn dann können wir das Abenteuer nämlich über das Internet gemeinsam mit einem Freund (oder einem Fremden) bestreiten. Jede Spielerin oder jeder Spieler steuert eine andere Version von Selene, die aus verschiedenen Zyklen stammt. Mit Hilfe des Chronosis-Geräts, das sich in jedem Biom befindet (eine große weiße Kugel), ruft der Host einen Zweitenherbei. Der Fortschritt des Gastgebers bestimmt dabei den verfügbaren Gegenstandspool.

Die Kämpfe in Returnal erinnern an Bullet-Hell Spiele. Unsere Feinde beschießen uns mit einer große Menge an Geschossen, die langsam und gut sichtbar in unsere Richtung fliegen. Um zu überleben müssen wir durch die Kugeln dodgen, vollkommen ausweichen oder eine Deckung finden. Nach links, nach rechts, oder wir springen mit unserem Jetpack einfach über die gegnerischen Kugeln. Mit unserem Jetpack am Rücken können wir ziemlich hoch und weit springen. Der Jetpack ist auch hilfreich um uns zu befreien, wenn uns ein Gegner gepackt hat. Das Spiel besteht neben den Kämpfen gegen die einheimischen „Parasiten“ vor allem aus dem Erforschen der Umgebung und dem Finden und Einsammeln diverser Ressourcen, Gegenstände, Waffen oder alter Logbücher. Wir können Laufen, Springen, Dodgen und Gegenstände scannen. Eine Übersichtskarte ist permanent eingeblendet und erleichtert uns die Orientierung.

Nach dem Tod beginnt man vollkommen neu… das stimmt nicht zu 100%. Wie in den meisten neueren Roguelikes gibt es permanente Upgrades, die uns erhalten bleiben. Ganz wesentlich ist beispielsweise die Verbesserung unseres Raumanzuges. Auch wenn wir bestimmte Checkpoints erreichen, haben wir auch nach unserem Tod direkten Zugang zu bestimmten Teilen der meisten Karten. Wenn man zum Beispiel den ersten Boss zum ersten Mal besiegt hat, öffnet sich das Portal zum nächsten Biom und bleibt nun durchgehend geöffnet. Ein weiteres wichtiges dauerhaftes Upgrade ist das Freischalten von Waffentypen und Gegenständen. Wenn wir sie einmal entdeckt haben, können wir sie im nächsten Spiel leicht wiederfinden. Auch die Verbesserung einzelner Waffen bleibt uns erhalten – sobald  wir eine Verbesserung vollständig freigeschalten haben, bleibt diese Verbesserung erhalten wenn wir die Waffe wiederfinden. Schließlich gibt es noch die Datenbank, wo Informationen über gefundene Gegner, Ausrüstungsgegenstände, Artefakte und Ressourcen gespeichert werden – auch diese Datenbank wird bei einem Neustart nicht gelöscht.

Housemarque

Housemarque ist nicht unbedingt eine neue Firma. Der finnische Entwickler aus Helsinki entwickelt schon seit Mitte der 90er Jahre fantastische Arcade-Spiele. Meiner erstes Spiel von Housemarque war Super Stardust HD, eine verbesserte Version von Super Stardust (das von Bloodhouse, einer der beiden Vorgängerfirmen von Housemarque, stammt) für den Amiga. Später hat Housemarque Dead Nation, Resogun, Alienation, Outland oder zuletzt Nex Machina (2017) entwickelt. Housemarque wurde 2021 von Sony Interactive Entertainment übernommen. Ich bin froh, dass Returnal nun nicht nur exklusiv auf der PlayStation verfügbar ist, sondern auch für den PC konvertiert wurde.

Roguelike Shooter

Sonderlich viele Shooter mit Roguelike Elementen (mal mehr, mal weniger) mit schnellem Gameplay in zufällig generierten Leveln, mit Permadeath und dauerhaften Upgrades gibt es am PC (oder besonders auf Konsole) ja nicht, nachdem Ziggurat das Genre vor ein paar Jahren quasi erfunden hat. Ich rede nicht von rundenbasierten und isometrischen Roguelikes, die gibt es inzwischen ja wie Sand am Meer, sondern von Roguelike Shootern. Ziggurat 2, Void Bastards, Immortal Redneck, BPM: BULLETS PER MINUTE, Nightmare Reaper, Risk of Rain 2, City of Brass oder Gunfire Reborn sind ein paar der besseren, die es aktuell auf Steam zu kaufen gibt – falls ihr nach Returnal weitere ähnliche Spiel zocken wollt. Oder falls ihr euch das Genre schlichtweg einmal anschauen wollt, während ihr auf den ersten Sale von Returnal wartet.

Zusammenfassung

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