Cyan bringt das meistverkaufte Spiel des Jahres 1997 zurück auf unsere Computer. Nur 27 Jahre nach Erscheinen des Originals ist nun ein kompletter Remaster von Riven erschienen. Handelt es sich um eine billige Neuveröffentlichung oder eine zeitgemäße Renovierung des Point and Click Adventures aus der Ego-Perspektive?
Riven (von den Brüdern Robyn und Rand Miller) ist der direkte Nachfolger von Myst. Myst ist bereits 1993 veröffentlicht worden und hat die Welt damals vollkommen überraschend im Sturm erobert. Es wurde zum meistverkauften Spiel überhaupt, und hat diese Position einige Jahre verteidigt, bis es dann 10 Jahre später von den Sims abgelöst wurde. Die Gründe für den durchschlagenden Erfolg damals war wohl die hervorragende Grafik (als eines der ersten guten PC-Spiele, das die CD-ROM als Medium verwendet hat – zusammen mit Klassikern wie Rebel Assault oder The 7th Guest). Zusätzlich war es aber auch ein Spiel, das auch bei weiblichen Spielern extrem gut angekommen ist. Myst wurde im Laufe der Jahre mehrmals in einer verbesserten Fassung neu veröffentlicht, und schließlich 2021 einem hervorragenden kompletten Remaster unterzogen.
Wie schaut es aber mit Riven aus? Mit Riven haben die Entwickler von Cyan die Erfolgsgeschichte von Myst fortgesetzt, allerdings hatten sie diesmal ein etwas größeres Budget. Bei Erscheinen im Jahr 1997 war es schon üblich (und technisch kein völliges Neuland mehr), neue PC Spiele auf CD-ROM zu veröffentlichen. Riven hat damals fünf CDs belegt. Es hat zwar keine neuen Verkaufsrekorde mehr gesetzt, sich aber dennoch hervorragend verkauft. Im Gegensatz zu Myst gab es aber in den nächsten Jahren keine neuen Versionen von Riven (abgesehen von einer DVD-ROM Fassung, Konsolen- und Handyports). Wer also bis jetzt Riven spielen wollte, konnte entweder versuchen, sein altes Original irgendwie auf neuer PC-Hardware zum Laufen zu bringen (schwierig), es über ScummVM zu installieren, es am Handy spielen oder eine Konsolenfassung (PlayStation, Saturn) zocken. Die auf Steam verfügbare Edition war auch nur das alte Original ohne jegliche Verbesserung und mit ScummVM als Emulator. Es war also wirklich Zeit für eine Neufassung – und die ist nun endlich erschienen!
The Story continues
Riven wirft uns unmittelbar in die Story. Wer nicht zuvor Myst gespielt hat, wird zumindest von der Geschichte her anfangs wenig verstehen. Wir spielen weiterhin einen Dimensionsreisenden, der von Atrus in die Welt von Riven befördert wird, um dessen Frau Catherine zu finden und zu retten. Riven wird von seinem bösartigen Vater Gehn beherrscht und langsam zerstört. Artus macht uns klar, dass wir Riven nicht auf die selbe Weise verlassen können, wie wir hingereist sind, aber er wird uns hoffentlich zurückholen, sobald wir seine Frau gefunden haben und Gehn neutralisiert ist. Und darüber hinaus hat er vielleicht eine Möglichkeit gefunden, uns in jene Welt zurück zu bringen, aus der wir ursprünglich gekommen sind…
In Riven angekommen wird gleich eines unserer Bücher gestohlen, allerdings kann sich der Dieb auch nicht sonderlich lange an seiner Beute erfreuen. Nach dieser Einleitung beginnt das Spiel – und es ist sehr ähnlich wie der Vorgänger aufgebaut. Wir sind in einer Welt, die nur sehr spärlich von anderen Lebewesen bevölkert ist, dafür aber voll mit seltsamen Gebäuden und anderen Konstrukten ist. Wir haben keine Ahnung, wozu die diversen Gerätschaften dienen und wie sie funktionieren. Das Gameplay besteht darin, die Welt zu untersuchen und unterschiedliche Rätsel zu lösen, die im Regelfall mit den Maschinen in der Umgebung in Zusammenhang stehen. Schalter und Knöpfe drücken, Hebel umlegen, Dinge verschieben, immer mit dem Ziel, dadurch neue Wege zu öffnen und voran zu kommen. Insgesamt fünf große Inseln gilt es zu erforschen. Manche Rätsel verwenden auch musikalische Hinweise. Wir müssen unseren Intellekt und unsere Intuition einsetzen, um die Wahrheit über Riven und seine Bewohner zu erfahren. Riven hat mehrere mögliche Enden – von einem positiven Ende bis hin zum absoluten Versagen des Spielers.
Remaster
Die neue Version von Riven wurde, wie bereit zuvor das Remaster von Myst, vollkommen neu programmiert. Im Gegensatz zum Original bewegen wir uns nun völlig frei in einer mit der Unreal Engine entwickelten 3D Umgebung, und können nicht mehr nur von Punkt zu Punkt reisen. Darüber hinaus wurde aber auch die Geschichte an einigen Punkten erweitert und neue Grafiken eingefügt. Manche Rätsel wurden an unsere neuen Bewegungsmöglichkeiten angepasst. Wer das Original bereits kennt, wird aber dennoch die meisten Orte und Rätsel problemlos wiedererkennen. Die Grafik schaut auch in hohen Auflösungen hervorragend aus, die vielen kleinen Filmsequenzen im Spiel haben nun eine deutlich höhere Qualität als zuvor.
Speicherstände in der Cloud werden ebenso unterstützt wie eine 4K-Auflösung oder Gamepads. Wer über die entsprechende Hardware (Quest 2, HTC Vive Pro, Valve Index) verfügt, kann das Spiel auch in VR genießen. Kaufen könnt ihr Riven für den PC sowohl auf Steam als auch auf GOG.
Zusammenfassung
FAZIT
So muss eine aufwändige Neuauflage aussehen. Mit der neuen Version von Riven wurde der alte Klassiker aus 1997 perfekt überarbeitet und für die aktuelle Spielergeneration angepasst. Die Grafik schaut toll aus, moderne Hardware wird unterstützt, die Geschichte ist jedoch weitgehend unverändert geblieben. Riven ist natürlich vor allem für Spieler interessant, die zuvor bereits Myst gespielt haben und nun – ohne großartige spielmechanische Änderungen – mehr davon haben wollen. Viele Puzzles, deren Lösung sich nur bei aufmerksamer Betrachtung der Umgebung erschließt, führen durch ein sich gemächlich entwickelndes Abenteuer – ohne Zeitdruck und Geschicklichkeitseinlagen. Ob ihr diese Art von Gameplay heutzutage noch zeitgemäß findet, müsst ihr für euch selbst entscheiden. Wer so etwa allerdings sucht, dem kann ich die liebevoll überarbeitete Neufassung von Riven nur uneingeschränkt empfehlen.