Mit Sackboy: A Big Adventure ist (nach Gods of War, Uncharted: Legacy of Thieves oder Ratchet & Clank) nun ein weiterer bisher PlayStation exklusiver Hit für den PC erschienen. Ihr könnt die Abenteuer des sympathischen Helden aus Sackleinen ab sofort nun auch auf Steam oder Epic erleben. Auf der PlayStation ist das Spiel seit bereits fast 2 Jahren am Markt.
Wer ist Sackboy eigentlich? Manche haben vielleicht den Namen noch nie gehört? Nunja, Sackboy ist der gestrickte Held aus den Little Big Planet-Spielen. Zum Start der PlayStation 5 von Sony hat er endlich sein erstes, eigenes eigenständiges Abenteuer bekommen. Im Gegensatz zu den Little Big Planet-Spielen, in denen die Spieler:innen ihre eigenen Spiele erstellen und mit der Community teilen konnten, ist Sackboy: A Big Adventure allerdings ein reiner 3D-Plattformer mit dem Fokus auf Action und mit einem witzigen Mehrspielermodus. Ein Level Editor ist jedoch nicht mehr inkludiert.
Die Steuerung
Ein Jump’n’Run lebt und stirbt mit seiner Steuerung. Das Designziel von Sackboy: A Big Adventure war daher eine Steuerung, die wirklich einfach und zugänglich ist, die aber auch eine gewisse Tiefe hat. Daher ist das Bewegungsrepertoire von Sackboy verglichen mit den Vorgängerspielen gehörig erweitert worden. Er kann natürlich springen, er kann rennen, und das Greifen und Ziehen von Sachen ist ein wirklich wichtiger Teil das Spieles. Aber dann ist noch ein Haufen weiterer Bewegungen hinzugefügt worden. Beispielsweise eine Rollbewegung zum Ausweichen, einen grafisch total niedlichen Schwebe-Modus, die Möglichkeit eines Schmetter-Sprunges… Sackboy verfügt nun auch über Bewegungsmöglichkeiten, die in anderen 3D Spielen zu finden sind. Dazu kommt sein Faustschlag, der nun einfach durch Druck auf die Taste X auszulösen ist, und mit dem kleinere Gegner bereits mit einem Treffer ausgeschaltet werden. In Kombination dieser Bewegungsmöglichkeiten sind nun auch recht komplexe Sequenzen möglich, die für ein herausforderndes und spannendes Jump’n’Run einfach notwendig sind. Ein Lebensverlust setzt euch an den letzten (der zahlreichen) Speicherpunkte innerhalb eines Levels zurück, wenn ihr jedoch alle Leben verliert, geht es zurück auf die Weltkarte.
Der Held aus Sackleinen
Worum geht es in Sackboy: A Big Adventure eigentlich? Nunja, die Geschichte ist kein Meisterwerk, sondern lehnt sich sehr an die übliche Heldenstory von Computerspielen an. Gerade bei Jump’n’Run Spielen habe ich sie irgendwie schon öfters gesehen… Bösewicht taucht auf, entführt alle meine Freunde, nur ich kann meine Freunde (und die ganze Welt) noch retten. Das war nicht nur im fantastischen Sonic Generations schon genau so. Aber wozu etwas Neues erfinden, wenn die alten Stories doch gut funktionieren? In diesem Fall ist es der heimtückische Vex, der plötzlich angeflogen kommt und mit seinem Staubsauger alle Dorfbewohner aufsaugt, nur Sackboy kann mit einer kleinen Rakete noch schnell flüchten. Vex zwingt unsere Freunde nun dazu, ein sehr seltsames und bösartiges Gerät zu bauen, mit dem die ganze Welt in einen ausgedörrten, kargen Schandfleck voller Albträume verwandelt werden soll. Das müssen wir natürlich verhindern!
It’s really easy to pick up and play this game. But you will find as you combine different moves at different times, you gain mastery as this character, the more time you spend with him.
Unser Abenteuer um den fiesen Vex aufzuhalten führt uns durch vollkommen unterschiedliche Welten. Von verschneiten Bergen, einem tropischen Dschungel, einer Unterwasserwelt oder sogar einem Abstecher in den Weltraum ist alles dabei. Die Ansicht erfolgt dabei in isometrischer Darstellung – wir sehen unseren Helden von hinten oder von der Seite, wobei hier interessanterweise der Blickwinkiel fest vorgegeben ist. Im Gegensatz zu den meisten vergleichbaren 3D Jump’n’Runs können wir die Ansicht nicht mit dem rechten Stick bewegen – sondern wir sehen Sackboy immer von etwas weiter weg aus einem vorgegebenen Blickwinkel. Es ist daher ungeübteren Spieler:innen nicht mehr so leicht möglich, die Übersicht zu verlieren. Allerdings ist unser Held durch die etwas weiter entfernte Kamera etwas kleiner am Bildschirm zu sehen, wodurch Präzisionssprünge schwieriger durchzuführen sind. Generell gewöhnt man sich aber sehr schnell an diese Darstellungsweise und steuert Sackboy wie ein Profi durch die immer komplexer werdenden Spielabschnitte. Außerdem ist es so praktisch unmöglich, dass es einem aufgrund der 3D Grafik schlecht wird. Jeder Abschnitt ist randvoll mit Sammelgegenständen und versteckten Herausforderungen außerhalb des direkten Weges zum Levelende. Sogar auf den Übersichtskarten gibt es viele versteckte Bereiche zu finden.
Kreativmodus bei Zom Zom
Sackboy: A Big Adventure beinhaltet keinen Level Editor. Eure Kreativität beim Zusammenstellen neuer Dinge könnt ihr jedoch trotzdem ausleben – indem ihr eure Spielfigur ganz nach eurem Geschmack anpasst. Im Shop von Zom Zom können wir unsere während dem Spiel eingesammelten Sammelgegenstände (Glocken) gegen neue Outfits (und Hüte oder Gesichter) eintauschen. Ihr könnt auch die Farbe eures Helden ändern und eure Kreationen aus Outfit, Hut, Gesicht und Farbe abspeichern. Die Auswahl an bereits von Anfang an frei geschalteten Objekten für Sackboy ist groß. Sehr umfangreich. Manche weitere Skins können auch direkt im Spiel selbst entdeckt und freigeschalten werden. Auf Steam könnt ihr schließlich noch zwei zusätzliche gratis DLCs herunterladen, mit denen ihr Sackboy in Nathan Drake oder Chloe Frazer aus Uncharted verwandeln könnt.
Auch im Multiplayer
Eine Besonderheit von Sackboy: A Big Adventure ist der Oline-Mehrspielermodus. Ihr könnt die Abenteuer von Sackboy auch mit bis zu vier Spieler:innen angehen. Es handelt sich dabei grundsätzlich um einen kooperativen Mehrspielermodus, wobei ihr euch auch aber gegenseitig nerven könnt. Die andere Spielerin oder den anderen Spieler aufheben und durch die Gegend werfen mag in vielen Situationen nützlich sein, kann aber auch ziemlich mühsam sein, wenn es ohne ersichtlichen Grund passiert. Alle Level können gemeinsam gespielt werden, und neben den Hauptmissionen gibt es noch einige reine Mehrspielerlevel, bei denen das kooperative Vorgehen notwendig ist, um zum Ende zu gelangen.
3D Jump and Run Spiele am PC
Sind nicht eigentlich die Konsolen die artgerechte Lebensumgebung für klassische 3D Jump’n’Runs? Super Mario 64 (für das Nintendo 64) gilt ja auch heute noch als das erste so richtig gute Spiel seiner Art, und lange gab es am PC kaum vergleichbar gute Sachen. Diese Zeiten sind aber inzwischen wohl vorbei. Mit Megahits wie A Hat in Time, Psychonauts 2, oder dem erst kürzlich erschienenen Kao the Kangaroo gibt es auch für den PC erstklassige Genrevertreter. Gerade Kao the Kangoroo hat mich unheimlich an die gute alte Zeit mit dem Nintendo 64 erinnert. Auch viele der ursprünglich auf Konsolen erschienenen Klassiker haben es auf den PC geschafft, und sind hier (da viel später als das Original erschienen) technisch die bei weitem besten Fassungen. Nur eine kleine Auswahl der empfehlenswerten Sachen: Crash Bandicoot n Sane Trilogy mit den ersten drei Spielen der ursprünglich PlayStation exklusiven Geschichte von Naughty Dogs liebenswerter Bandikutratte, die Spyro Reignited Trilogy mit den ersten drei Teilen der Abenteuer des jungen Drachen Spyro, oder die gar nicht so kindischen Abenteuer von Sponge Boob in SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated. Im Juli kam schließlich mit Hell Pie ein neues Spiel von einem leicht unappetitlichen Teufelchen auf den Markt, dass sich vor den alteingesessenen Marken auch nicht verstecken muss.
Zusammenfassung
Grafik
Die Grafik wirkt auf den ersten Blick nicht so aufregend. Liegt vielleicht daran, das ich auch die Vorgänger Little Big Planet nicht sonderlich gut aussehend empfunden habe – das war jedoch mein persönlicher Geschmack. Auf den zweiten Blick muss ich aber sagen, dass Sackboy: A Big Adventure auch in grafischer Hinsicht ein absolutes Topspiel ist. Die Levels sind überaus abwechslungsreich gestaltet, es gibt unzählige Animationen, Gegnertypen und immer neue Überraschungen zu finden. Die Grafik ist farbenfroh, hochaufgelöst und technisch hat der Entwickler die Fähigkeiten moderner PCs (bzw. Grafikkarten) voll ausgeschöpft. Ihr könnt das Spiel in einer gestochen scharfen 4K (3840 × 2160) Auflösung auf eurem neuen Fernseher zocken, ihr könnt es auf eurem ultrawide Gamingmonitor mit 3440×1440 (21:9) spielen, ihr spielt bei entsprechender Hardware mit 60 FPS, neuere Nvidia Grafikkarten bieten Super Sampling (DLSS) und eine entsprechend hohe Bildschirmaktualisierungsrate weit jenseits der 60 Hz ist auch kein Problem. Was jedoch ein Problem sein könnte, um all diese grafischen Wunder zu genießen, ist eure Hardware. Während das Spiel grundsätzlich bereits mit relativ alter Hardware läuft (ab GeForce GTX 660), so ist für grafischen Genuss zumindest ein System mit GeForce GTX 1060 (AMD Radeon RX580), Intel Core i7-4770K (AMD Ryzen 5 1500X) und 12GB RAM empfohlen, um auf 4K zu spielen und alle Effekte auszureizen sogar noch deutlich mehr (GTX 3080, i9 und 16GB RAM). Ein alter Gaminglaptop reicht dafür eindeutig nicht mehr.
Sound
Der flotte Soundtrack bietet eigene Songs für jeden Level, die zahlreichen Soundeffekte sind gut gemacht und unterstützen das Spielerlebnis. Sackboy: A Big Adventure ist voll vertont und verfügt im Gegensatz zu den meisten nicht ganz so aufwendigen Produktionen auch über eine vollkommen deutsche Sprachausgabe. Wer will kann das Spiel auch durchgehend in Englisch, Spanisch, Italienisch oder Französisch genießen.
Handling
Ganz wichtig für ein Spiel wie Sackboy: A Big Adventure ist eine straffe Steuerung und ein flüssiges Gameplay. Diese Herausforderung haben die Entwickler hervorragend gemeistert. Ich habe mit meinem X-Box Gamepad gespielt, was hervorragend funktioniert hat. Eine frei belegbare Tastatursteuerung ist jedoch ebenso möglich. Und dann gibt es noch eine Besonderheit, die ich (mangels Pad) jedoch nicht testen konnte – mit einem DualSense Wireless-Controller für PlayStation 5 sind laut Hersteller besondere haptische Feedbackelemente und dynamische Trigger-Effekte enthalten. Allerdings kann dieser Controller bis heute am PC nicht kabellos, sondern nur mit Kabelverbindung betrieben werden…
Spieldesign
Sackboy: A Big Adventure macht sowohl Anfängern als auch Profis Spaß. Es ist nämlich vergleichsweise einfach, einen Level abzuschließen und damit die Hauptgeschichte voranzutreiben. Will man jedoch jeden Level wirklich meistern, die höchste Punktzahl erreichen, alle Geheimnisse finden, alle Inhalte freischalten und alle Gegner besiegen, so ist es absolut notwendig, die Figur und ihre Steuerung, inklusive der Spezialmoves, wirklich zu beherrschen.
Motivation
Das Spiel ist in Levels unterteilt, die von der Weltkarte aus angesteuert werden. Bereits absolvierte Abschnitte kann man jederzeit noch einmal spielen. Am Ende jedes Levels werden die erreichten Punkte angezeigt, und außerdem wieviel Sammelgegenstände gefunden und aufgenommen wurden. Damit ist der Spagat zwischen Anfängerfreundlichkeit und unzähligen schwierigen und versteckten Zusatzinhalten überaus gut gelungen. Der Anfänger spielt durch den Level, der Hardcore Platformfreak kämpft um den Highscore und sammelt alles ein, was nur irgendwo einzusammeln ist.
FAZIT
Sackboy: A Big Adventure ist gut, so richtig gut. Eines der besten 3D Jump’n’Run Spiele, die es aktuell am PC gibt. Eine so detaillierte Grafik und so abwechslungsreiche Abschnitte voller Sammelgegenstände habe ich lange nicht mehr gesehen. Nicht nur technisch macht das Game eine gute Figur, auch die Spielbarkeit ist hoch. Es macht einfach Spaß, durch die Level zu laufen und niedliche Gegner zu beseitigen, während man immer neue Geheimnisse entdeckt. Der witzige Mehrspielermodus ist schließlich noch die finale Zutat, die das Spiel zu meinem neuen Lieblings 3D Jump’n’Run Game am PC macht.