Secret of Mana im Test

Wenn es einen Trend gibt den man sowohl im Kino als auch in der Gamingbranche beobachten kann, dann ist es jener zu Reboots und Remakes alt bekannter Klassiker. So brachte dieser schon alleine auf der PS4 Fanlieblinge wie Crash Bandicoot, Ratched and Clank und Shadow of the Colossus mit altem Charme und neuen Look zurück auf unsere Bildschirme. Mit Secret of Mana nimmt sich Square Enix einen der großen Klassiker der SNES Zeit vor. Ob es auch gelingt an die Größen alter Zeiten heranzukommen, durfte ich vor kurzem selbst herausfinden.

Wie ich aus Versehen die Apokalypse auslöste

1993 erschien auf dem Super Nintendo mit Secret of Mana das zweite Spiel der Mana Reihe. Seiken Densetsu, wie die Reihe im Original heißt, erzählt mit jedem Ableger eigene Geschichten, in neuen Universen und mit neuen Figuren. Auch wenn jeder Teil für sich genommen funktioniert, gibt es doch wiederkehrende Elemente die eine Verbindung zwischen ihnen schaffen, wie etwa der Weltenbaum oder ein Heiliges Schwert.

Dieses Schwert wird dem Helden Randi zum Verhängnis, denn dieser wird zu Beginn von seinen Freunden getrennt. Um sich einen Weg zurück ins Dorf zu bahnen muss er sich seinen Weg durch Hecken schnetzeln. Wie praktisch, dass er bei seiner Suche nach geeigneten Werkzeug auf ein altes, rostiges Schwert in einem Stein stößt. Blöd nur, dass der Held beim Entfernen des Schwertes ein uraltes Siegel bricht, welches böse Mächte von der Erde fernhalten sollte. Als Auserwählter des Schwertes ist es jetzt am Rotschopf das von ihm ausgelöste Chaos zu beseitigen und das Böse zu besiegen. Anfangs stellt sich Randi – dessen Namen ihr übrigens frei ändern könnt – noch alleine dieser Mission, doch bekommt er später tatkräftige Unterstützung von einer jungen Frau Namens Prim, deren Liebster von einer Hexe geschnappt wurde, sowie dem Feenkind Popoi.

Fast so wie damals

Beim Gameplay orientiert sich Square Enix stark am Original von 1993. Ganz deutlich wird dies beim Kampfsystem. Ihr bewegt eure Helden frei über klar unterteilte Gebiete und zieht euren Widersachern mit diversen Waffen eines drüber. Damit Secret of Mana nicht zur Button-Mash-Orgie verkommt, bietet das Kampfsystem einen netten Kniff: Es gibt einen Angriffsbalken, welcher mit jedem Angriff sinkt. Es ist zwar prinzipiell möglich jederzeit auf den Gegner einzudreschen, allerdings entwickeln eure Angriffe erst bei einem Füllstand von 100% ihr ganzes Schadenspotenzial. Dies gibt den Kämpfen einen angenehmen Rhythmus und taktische Nuancen. Da sich der Balken aber nur auffüllt wenn man seine Angriffe pausiert, erfordert es oft ein genaues Abwägen zwischen Angriff und Rückzug. Wer hier im Leeroy Jenkins-Style einfach drauf los drischt, wird wohl schnell auf der Nase landen. Vor allem weil er merken wird, dass der Gegner nach einem gelandeten Treffer für kurze Zeit unverwundbar ist.

Eine weitere Komponente bekommt das Kampfsystem sobald man über seine beiden Begleiter verfügt. Mit dem Steuerkreuz lässt sich zwischen den einzelnen Figuren wechseln. Jene die gerade nicht vom Spieler gesteuert werden, übernimmt die KI. Diese lässt sich mit minimalistischen Möglichkeiten auch anpassen. Den größten Spaß aber entwickelt Secret of Mana wenn man zwei seiner Freunde im lokalen Koop-Modus die Begleiter übernehmen lässt.

Manchmal allerdings stieg Frust in mir hoch, nämlich immer dann, wenn der Gegner Treffer landet, obwohl man dem Angriff meterweit ausgewichen ist. Vielleicht lag es auch an mir und ich habe einfach die falsche Taktik gewählt, aber gerade der erste Boss deprimierte mich deswegen ein wenig. Auch negativ ist mir das Menü aufgefallen, denn dieses gestaltete sich als äußerst fummelig und unübersichtlich.

Manchmal ist halt weniger (Grafik) doch nicht mehr

Die Grafik von Secret of Mana lies mit mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits bietet es starke Farben – manche Gebiete sind in ihrer Farbgebung ein Traum – andererseits kommt es mit einem solchen Minimalismus in Puncto Animation daher, dass ich es schon fast ein wenig dreist finde. Obwohl es gesprochene Dialoge gibt wird auf Mimik oder Mundbewegung meistens vergessen. Prinzipiell sehen die Figuren ja nett und stimmig aus. Allerdings wirkt es befremdlich, wenn eine Figur ein lockeres Gespräch mit dir führt und dabei drein sieht, als würden ihm Nierensteine das Leben schwer machen.

Ich verstehe nicht warum sich Square Enix in diesem Bereich nicht mehr Mühe gegeben hat, denn obwohl nicht unbedingt hässlich, wirken die Charakter- und Umgebungsmodelle wie simple Auftragsarbeiten ohne große Leidenschaft dahinter. Da wäre auf der aktuellen Konsolengeneration ohne Zweifel mehr möglich gewesen.

Womit wir zum nächsten Problem kommen: die Ladebildschirme. Es ist mir ein absolutes Rätsel wie ein Game mit so wenig Animationsaufwand es schafft, auf einer PS4 Pro mit so vielen Unterbrechungen negativ aufzufallen. Beim Betreten eines jeden neuen Gebiets, ja sogar wenn man kleinere Häuser, wie zum Beispiel Händler besucht, erwartet uns ein kleiner, schwarzer Ladebildschirm von drei bis fünf Sekunden. Das mag auf den ersten Blick nicht nach viel klingen, aber in der Summe wurde es halt dann doch ziemlich nervig mit der Zeit.

Nervige Neugestaltung eines legendären Soundtracks

Wenn das Original von Secret of Mana für den SNES für etwas berühmt war, dann dafür, dass es einen der schönsten Soundtracks der 16-Bit-Ära zu bieten hatte. Das ist jetzt natürlich reine Geschmackssache, aber ich persönlich fand die neue Abmischung nicht besonders gelungen. Aber Freunde des Retro-Sounds müssen sich nicht Sorgen, denn Square Enix liefert unter den Einstellungen die Möglichkeit zum 16-Bit-Score zu wechseln.

FAZIT

Remakes sind eine schwierige Sache. Vor allem wenn es sich beim Stoff um ein so legendäres Spiel wie Secret of Mana handelt. Bei vielen Fans existieren Unsummen an Kindheitserinnerungen zu diesem Game, vielleicht gerade deshalb hatte ich mir von Square Enix mehr Herz für dieses Remake erhofft. Das Ergebnis sieht gerade in direkter Konkurrenz mit dem vor kurzem ebenfalls erschienenen Shadow of the Colossus äußerst blass aus. Man mag jetzt sagen, dass ich vielleicht spieltechnische Äpfel mit Birnen vergleiche, aber als Remake funktioniert die einsame jagt nach den Riesen für mich besser. Ich denke, der Unterschied ist die Leidenschaft der Entwickler dahinter und das Bewusstsein welchen Wert das Material für seine Fans hat. Dies fehlt für mich leider bei Secret of Mana an einigen Ecken und Enden. Das Gameplay und die Story funktionieren über weite Strecken gut und auch das Kampfsystem weiß trotz gelegentlichen Frustfaktor zu unterhalten, aber dass so wenig Wert auf Animation und Grafikgestaltung gelegt wurde verstehe ich nicht. Ich habe prinzipiell nichts gegen minimalistische Grafik und hätte sicher auch nichts gegen ein Remake mit Retro-Look gehabt, aber mit dem was hier geliefert wurde kann ich, trotz meist schöner Farben, nichts anfangen. Dies und die nervig häufigen Ladeunterbrechungen haben mir viel Freude an Secret of Mana genommen. Wer aber mit diesen Kritikpunkten keine Probleme hat und unbedingt eines der großen Games der SNES Ära zocken will kann einen Blick darauf werfen. Allen anderen würde ich eher raten weiterhin von ihren Erinnerungen zu zehren.

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/03/images.jpg‘ width=’100′ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist Secret of Mana ? Das Remake eines der großen SNES Klassikers.
Plattformen: PS4, PS Vita, PC
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Square Enix
Release: 15. Februar 2018
Link: Offizielle Seite

Gesamtwertung: 4.8

Einzelwertungen: Grafik: 4 | Sound: 6 | Handling: 4 | Spieldesign: 6 | Motivation: 4

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test