Semblance im Test

Was wäre, wenn man nicht einfach nur durch die Spielwelt reisen, sondern diese auch verformen und so für sich nutzen könnte? Dieses Spielprinzip haben sich das südafrikanische Indie-Entwicklerstudio Nyamakop und der niederländische Publisher Good Shepherd Entertainment zu Herzen genommen und in den 2D-Puzzle-Plattformer Semblance gepackt.

Eintauchen in eine formbare Welt

In Semblance spielst du einen ballförmigen Protagonisten, der – wie auch seine Umgebung –  aus modellierbarer Knetmasse besteht. Durch verschiedene Bewegungen lassen sich Plattformen nach links, rechts, oben oder unten verschieben, wodurch anfangs unzugänglich erscheinende Orte erreicht werden können. Das Spiel beginnt mit einem vergleichsweise kurzen Intro, dass die kunstvoll minimalistisch gestaltete, eigentlich formbare und „weiche“ Spielwelt zeigt, wie sie virusartig von der sogenannten „grünen Härte“ befallen wird. Die meisten Bewohner der namenlosen Spielwelt sind nun in einer festen Kristallmasse gefangen und auch Plattformen sind davon betroffen  – nun liegt es an dir, die grüne Seuche wieder zu vertreiben und die Welt zu heilen.

Eine der Wandmalereien die im Spiel zu finden sind, welche die von der „grünen Härte“ befallenen Bäume zeigt.

 

Regeln brechen

Die im Intro gezeigte Spielwelt gliedert sich in vier Levelabschnitte, die jeweils einen befallenen Baum im Fokus stehen haben. Zu Beginn werden dir, durch das Sammeln von Lichtkugeln, die Grundlagen der simplen und gängigen Jump’n‘Run Steuerung erklärt. Dann geht es auch schon los – per Portal in den ersten Baum. Nun heißt es noch mehr Lichtkugeln sammeln, welche zur Heilung der „grünen Härte“ führen. Da gibt es nur ein kleines Hindernis: Wie soll man an diese herankommen, wenn ein normaler Sprung nicht ausreicht? Normalerweise ein Problem, doch nicht bei Semblance – denn durch die Fähigkeit des Protagonisten, die Umgebung und sich selbst zu verformen, können hier Regeln gebrochen und mit der Physik gespielt werden. Auch der Ablauf ist unkonventionell, denn die Lichtkugeln müssen nicht linear eingesammelt werden, sondern es wird die Möglichkeit geboten, jederzeit zum nächsten Rätsel weitergehen und zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorherigen Teil zurückzukehren.

Eines der Rätsel zu Beginn des Spiels – der Laser kann durch das Verformen der Plattform so gelenkt werden, dass die Lichtkugel eingesammelt werden kann.

Go with the Flow

Semblance spielt sich flüssig und es macht Spaß, als formender Ball den richtigen Weg zum Ziel zu finden – mal geht es darum eine Plattform zu erhöhen, ein anderes Mal darum, seine Körper so zu formen, dass man sich durch einen engen Spalt quetschen kann. Die Anzahl der zu sammelnden Lichtkugeln wird in der Reihenfolge in der sie zu finden sind links oben am Display angezeigt und sorgt so dafür, dass keine Lichtkugel vergessen werden kann. Die liebevoll gestalteten Rätsel lassen sich mithilfe von etwas Geschick und gutem Timing im Regelfall ohne größere Frustmomente lösen. Der Schwierigkeitsgrad nimmt im Laufe des Spiels jedoch stetig zu und lässt dich, besonders gegen Ende des Spiels, einige Zeit grübeln und probieren, bis man eine Lösung gefunden hat. Da man im Zuge des Spielverlaufs jedoch immer wieder neue Fähigkeiten erlernt und Hindernisse wie Laser oder Lichtstrahlen, die bei Berührung mit der verformten Masse diese wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen, hinzukommen, bleibt das Spiel stets motivierend.

Durch das Verformen der Plattformen kann ein Trampolin-Effekt erzeugt werden, der den Protagonisten mit genug Wucht an die Decke katapultiert.

Wandelbare Atmosphäre

Der Verlauf der Geschichte des Spiels wird mittels verschiedener Wandmalerei erzählt, die man immer wieder während der Erkundung der Spielwelt finden kann. Eine Sprach- oder Textausgabe gibt es nicht – unterstützt und getragen wird die Atmosphäre durch einen stimmigen progressiven Soundtrack, der den Zustand der Spielwelt widerspiegelt. Anfangs durch verschiedene Hintergrundgeräusche schon fast ein wenig unheimlich, wandelt sich dieser im Laufe des Spiels und fortschreitender Heilung und beginnt immer positiver und voller zu klingen.

Die „grüne Härte“ beeinträchtigt nicht nur Plattformen, sondern auch die Umgebung.

Das Auge spielt mit

Semblance strebt danach sich von anderen Puzzle-Plattformern und 2D-Jump’n’Run Spielen abzuheben und das ist ihnen gelungen. Das Spiel ist optisch wunderschön anzusehen – die vorhandenen Elemente sind liebevoll gestaltet und die Farbkonzepte der einzelnen Welten stets stimmig aufeinander abgestimmt. Beim Spielen über den Fernseher kam es im Test leider immer wieder zu Einbrüchen in der Framerate, welche das Lösen der kniffligeren Rätsel etwas erschwert haben. Kantenflimmern oder andere störende Artefakte  sucht man aber sowohl am Display der Switch, als auch am heimischen 4K-TV zum Glück vergebens.

FAZIT

Semblance ist anders und das ist gut so. Mit seiner liebevoll gestalteten Welt und kniffligen Rätseln muss sich der Puzzle-Plattformer trotz seiner relativ kurzen Spieldauer nicht vor der Konkurrenz verstecken und ist sowohl für Genre-Neulinge als auch Veteranen definitiv einen Blick Wert!

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Was ist Semblance? Minimalistisch kunstvoll gestalteter 2D Singleplayer Jump’n’Run Puzzle-Plattformer in dem knifflige Rätsel durch das Verformen von sich selbst und der Umgebung gelöst werden müssen.
Plattformen: PC, Mac, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Nyamakop / Good Shepherd Entertainment
Release: 24. Juli 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6

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