SERIENKRITIK: MADE IN ABYSS – STAFFEL 1.2

Der erste Teil der Staffel hat ordentlich Lust auf mehr gemacht und da der zweite mittlerweile verfügbar ist, wollt ich natürlich auch nicht zu lange warten und herausfinden wie es mit Riku und Reg weitergeht. Soviel kann ich vorweg verraten: Die Staffel ist viel zu kurz und die Nächste viel zu weit weg! Das darf in diesem Fall aber ganz eindeutig als Kompliment verstanden werden, denn am Ende will man einfach nur mehr. Die Besprechung zu Made in Abyss Staffel 1.1 findet ihr hier.

INHALT

Nachdem unsere beiden Helden, Riku und Reg, nach einigen Abenteuern das Teifentaucher Camp in der zweiten Teifen-Ebene erreicht haben, machen sie mit der äußerst exzentrischen Weißpfeife Ozen Bekanntschaft. Die brummt den Beiden ein knallhartes Überlebenstraining auf, bevor sie ihnen erlaubt, weiter in die Tiefe zu steigen. Dafür gibt sie ihnen wertvolle Informationen über die unbekannten Tiefen mit.

Vor allem Riku ist glücklich, als die Reise endlich weitergehen kann. Auch wenn die Umgebung immer unwirtlicher und die Fauna immer aggressiver wird, kommen sie zunächst gut voran und lassen die dritte Teifen-Ebene recht bald hinter sich. Doch kaum in der vierten angekommen, stehen die Zwei einem Gegner gegenüber, dem sie nicht gewachsen sind und ihre Reise scheint ein frühzeitiges Ende zu nehmen…

c)2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS. All rights reserved.

KRITIK

Zu gleichen Teilen mit Freude und Entsetzen muss ich feststellen, dass sich meine Annahme über den Fortlauf der Geschichte bewahrheitet hat. Denn Made in Abyss wird in der Tat immer düsterer. Sowohl die eigentliche Reise unserer beiden Helden, als auch die immer dichter werdenden Hintergründe rund um das Abyss und die Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, es zu erforschen, lassen dem Zuschauer gerade gegen Ende den Atem stocken.

Was als beschwingte Abenteuer-Reise begonnen hat wird hier ganz schnell zum Höllentrip mit tief philosophischen Denkansätzen. Darüber was den Menschen antreibt, was sie fürchten und wie sie mit gänzlich unmenschlichen Realitäten völlig unterschiedlich umgehen. Ganz klar sind auch die Parallelen zur Tiefseeforschung und die eine unter allem liegende Symbolik, die kluge Fragen über Glauben generell, den Himmel und die Hölle aufwirft.

c)2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS. All rights reserved.

An dieser Stelle muss ich dann auch gleich meine Warnung für zarte Gemüter wiederholen, ja sogar nachdrücklich bestärken. Was hier manch liebgewonnenen Charakteren alles widerfährt ist auch für hartgesottene Naturen nur sehr schwer mitanzusehen. Man hat allerdings nie das Gefühl, diese Dinge passieren aus reinem Selbstzweck, einfach um zu schockieren. Es geht ganz klar darum die Emotionen und Motivationen der Akteure zu definieren und darzustellen, denn hier ist kaum jemand eindimensional. Jeder hat seine tiefen Wunden und seine Art mit diesen umzugehen.

Und da wir schon beim Thema Emotionen angelangt sind: Ja, man muss nicht unbedingt nahe am Wasser gebaut sein um von den Emotionen auf dem Bildschirm mitgenommen zu werden. Sei es aus purem Mitgefühl, Freude oder Trauer, die eine oder andere Träne wird definitiv fließen. Ganz besonders das bitter-süße Ende lässt einen nur sehr unwillig los. Womit wir auch beim einzigen (und auch sehr kleinen) Kritikpunkt angekommen wären.

Wie die Überschrift vielleicht schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um die erste Staffel zu einer noch laufenden Manga-Reihe. Das bedeutet, dass jeder der ein richtiges Ende erwartet, schwer enttäuscht sein wird. Auch wenn der Abschluss sehr schön gemacht ist, so bleibt man doch in dem Wissen zurück, dass Riku noch weit von ihrem eigentlichen Ziel entfernt ist. Eine zweite Staffel ist zwar schon offiziell angekündigt, wann diese erscheinen wird, steht aber noch in den Sternen.

c)2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS. All rights reserved.

Die Animations-Qualität ist gegenüber der ersten Hälfe nicht abgefallen (ein oft gesehenes Problem bei Anime-Serien, denn oft wird im Laufe der Produktion das Geld knapp), sondern steigert sich gefühlt eher. Soundtrack und Synchronisation sind freilich unverändert gut, wobei ersterer in den späteren Folgen mehr in den Vordergrund tritt, was durchaus positiv zu werten ist. Ein kleines Manko sind auch weiterhin die etwas groben und augenunfreundlichen Untertitel.

DVD: Technische Infos & Extras

An Bild- und Tonqualität beziehungsweise entsprechenden Option hat sich selbstverständlich gegenüber der ersten Scheibe nichts geändert. Alles sieht einwandfrei aus und auch hier wird wieder sowohl Deutsch, als auch Japanisch in 2.1 geboten. An Extras gibt es dieses Mal, neben der üblichen Trailershow, wieder ein (anderes) Making of, eine Featurette über die Musik, sowie die Opening- und Endcredit Sequenzen ohne Texteinblendungen zu sehen. Also auch dieses Mal gilt: Geht absolut in Ordnung, gewinnt aber keine Ausstattungs-Preise.

c)2017 Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS PARTNERS. All rights reserved.

FAZIT

Wenn nach der ersten Hälfte noch nicht klar war, dass es sich bei Made in Abyss nicht um eine Kinderserie handelt, lässt der Abschluss keinen Zweifel daran. Wir haben es mit einer sehr erwachsenen, psychologische wie auch philosophische Fragen aufwerfenden Serie zu tun, die mehr ist als nur ein fesselndes Abenteuer. Die beiden Protagonisten mögen anfangs noch Kinder sein, am Ende sind sie das (ungeachtet ihres tatsächlichen Alters) aber ganz sicher nicht mehr. Wer sich gerne mit tiefgreifenden Themen auseinandersetzt und vor der teils sehr harten Darstellung nicht zurückschreckt, den erwartet eine emotionale und spannende Achterbahnfahrt. Absolut empfehlenswert.

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