Sigi: A Fart for Melusina im Test

Ein furzender Ritter mit Vorliebe für Hotdogs auf der Suche nach seiner „großen Liebe“. Kleiner Haken: Er hat sie nur einmal gesehen und sie nahm flugs Reißaus vor ihm … Das ist die Story von Sigi: A Fart for Melusina. Der in jeder Hinsicht überschaubare Platformer wartet mit Retro-Jump’n’Run-Grafik, -Sound und -Gameplay auf und ist im Nu auch schon wieder vorbei. Wir verraten euch, ob das Spiel trotzdem einen Ausflug in die Ritterzeit wert ist.

Super Klon’s &Ghosts‘ World

Schon der erste Blick auf den (Anti-)Helden macht deutlich, woran sich die Entwickler orientiert haben. Der Einfluss klassischer Mario Games ist nicht wegzuleugnen. Auch Fans der Ghouls ’n Ghosts-Reihe werden Anlehnungen an die Serie wiedererkennen. Sigi stehen zwei Angriffe zur Verfügung: ein Sprung auf den Kopf der Gegner oder eine Distanzwaffe. Außerdem sind in jeder Welt die Buchstaben S-I-G-I verteilt, sehr ähnlich der K-O-N-G Lettern aus Donkey Kong Country. Gut geklaut wäre ja halb gewonnen – leider sind die Buchstaben jedoch meistens auf dem direkten Weg durch das Level und somit auf einfachste Weise auffindbar. Zumindest gibt es einige wenige besser versteckte Schätze zu finden, die euch (je nach Plattform) Trophäen einbringen. Diesen Ansporn gibt es jedoch nur für Xbox- , PC- und PlayStation-Spieler, da die Switch ja leider kein eigenes Trophy-System unterstützt. Unabhängig seiner Vorbilder setzt Sigi: A Fart for Melusina auf einen zwar reichlich infantilen Humor, beweist dabei aber immerhin etwas Charme und Selbstironie.

In keiner Hinsicht Kostverächter: Ritter Sigi

Halbgares Würscht’l

Leider steht das Spiel seinen großen Vorbildern in nahezu jeder Hinsicht nach. Das beginnt beim Leveldesign: die einzelnen Spielwelten sind durch die Bank extrem kurz geraten und mit Checkpoints geradezu durchwuchert. Ihr habt es irgendwie geschafft, drei Treffer zu kassieren? Kein Problem, wenige Pixel weiter hinten startet ihr erneut! Spätestens beim nächsten Anlauf solltet ihr durchkommen, sind die Welten doch auch auf simple, geradezu uninspirierte Weise aufgebaut. Außerdem gibt es insgesamt nur 20 Levels, davon vier Boss-Fights. Das führt dazu, dass mein erster vollständiger Playthrough nur etwas mehr als eine halbe Stunde gedauert hat. Das ist auch für ein günstiges Spiel wirklich kurz. Es gibt auch wirklich keinen Grund, die Levels nicht zusammenzufassen – außer, dass es dann noch mehr auffiele, wie kurz das Spiel wirklich ist. Einzig die in jeder Welt versteckten Höhlen bringen den Hauch einer Challenge ins Spiel, doch auch diese sind im Regelfall rasch gefunden, sind sie doch mit einem (zwar kleinen, aber bemerkbaren) „X“ markiert. Dass Sigi: A Fart for Melusina ein unglaublich kurzes Spiel ist, wissen die Entwickler offenbar selbst: Es gibt eine eigene Trophäe für euch, wenn ihr das gesamte Game in unter einer halben Stunde zu 100% durchspielt. Und nicht mal das ist schwer …

Das 20. und gleichzeitig letzte Level steht euch nach etwa einer halben Stunde Spielzeit offen

Böse Kreaturen im Wald

Sigi: A Fart for Melusina bietet eine solide Anzahl verschiedener Gegner. Im Spielverlauf bekämpft ihr nicht nur immer mehr Kontrahenten gleichzeitig, sondern müsst auch auf deren (sehr ähnliche) Angriffsarten achten. Leider sind alle 20 Levels in ein und derselben Waldumgebung gehalten, weshalb auch die Gegner keine große optische Vielfalt bieten. Ein zufälliger Tag-/Nachtwechsel sorgt immerhin dafür, dass ein und dasselbe Level durchaus unterschiedlich empfunden wird, untereinander bieten die Stages aber leider kaum Unterscheidungsmerkmale. Durch das Aufsammeln von Schwert-Symbolen könnt ihr eure Waffen wechseln. Dies sollte jedoch mit Bedacht geschehen, sind manche Waffen doch deutlich stärker und besser einzusetzen als andere. Manche schleudert Sigi direkt, andere werden in hohem Bogen geworfen, was deren Einsatz komplizierter macht und euch so eher Treffern aussetzt. Trotz teilweise größerer Horden sind die Gegner weniger euer Problem, als den Überblick zu bewahren. Widersacher sterben nicht, sie explodieren meist, wobei der Bildschirm wackelt. Das verkompliziert, Projektilen auszuweichen. Schwer ist das Spiel aber dennoch zu keinem Zeitpunkt, da ihr durch das Aufsammeln von Münzen und Schildsymbolen ausreichend Leben anhäuft, um nie einen „Game Over“ Screen zu sehen. Zusätzlich ist auch reichlich Essbares in jedem Level verteilt, mit dem ihr je eines eurer drei Herzen wieder auffüllen könnt.

Die Endbosse sind abwechslungsreich gestaltet. Hier bekämpft ihr eine Packung Pommes.

Boss-Kämpfe

Somit bleiben als potentielle Lebens-Fresser nur noch die Bosse übrig. Diese sind witzig und abwechslungsreich designt und halten allesamt reichlich Treffer aus. Leider haben aber alle nur jeweils eine Angriffsart und sind leicht durchschaubar. Solltet ihr im Kampf alle drei Herzen verlieren, seid ihr auf der Stelle wieder im laufenden Kampf und könnt die Energie der Bosse somit auch über mehrere von Sigis Leben hinweg weghacken. Einzig der letzte Boss stellt eine kleine Herausforderung dar, aber mit ausreichend Leben ist auch dieser schnell ins Jenseits verfrachtet. Am Ende seht ihr, zu wie viel Prozent ihr das Game durchgespielt habt, und könnt die Levels nach Belieben erneut spielen. Leider gibt es keine Möglichkeit, zu erkennen, welche Collectables ihr pro Level bereits gesammelt habt, und welche euch noch fehlen. Auch hier hätte etwas Feinschliff nicht geschadet.

FAZIT

Natürlich sind Jump’n’Runs nicht gerade für ihre ausgefeilten Stories bekannt; im Falle der Sagenfigur Melusine hätte aber durchaus die Möglichkeit bestanden, mehr aus dem Stoff herauszuholen. Interessierten sei der Wikipedia Artikel  ans Herz gelegt. Im vorliegenden Spiel wird die historische Hintergrundinformation völlig ignoriert, sodass sich die Frage aufdrängt, warum die Entwickler diese überhaupt verwendet haben. All die genannten Punkte verdeutlichen, dass Sigi: A Fart for Melusina ein Spiel ist, das sehr viel Potential gehabt hätte. Es ist auch kein grottenschlechtes Spiel. Es ist nur kurz, uninspiriert und halbgar. Mehr Welten, Settings und längere Levels hätten dem Titel gut getan, um Spieler länger und besser zu unterhalten. So gehen nämlich auch die positiven Aspekte fast unter. Die grafische Umsetzung ist in stimmigem 8-Bit Retro-Stil gehalten. Der Soundtrack ist passend und gelungen und die versteckten Schätze erhöhen den Wiederspielwert ein wenig. Warum hier nicht mehr Sorgfalt auf eine vernünftige Länge gelegt wurde, ist diesem Tester schleierhaft. Hoffentlich finden all diese Kritikpunkte Beachtung im zweiten Teil, Sigi: Lost in Lululand, der sich bereits in Entwicklung befindet.

Was ist Sigi: A Fart for Melusina? Retro Jump’n’Run
Plattformen: PC (Steam), Switch, PS4, PS Vita, Xbox ONE
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Pixel
Release: 22. Dezember 2017 (PC), 07. September 2018 (Konsole)

Gesamtwertung: 5.2

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 4 | Motivation: 4

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