Schlangen als die „Helden“ in Computerspielen sind zwar eher die Ausnahme, haben aber eine lange Tradition. Vor allem Besitzer eines Nokia Handys verbrachten sicherlich schon mehr Zeit in der Rolle eines schlängelnden Reptils, als sie vermutlich zugeben wollen. Snake Pass sieht zugegebenermaßen auf den ersten Blick aus wie ein Remake des alten Klassikers Snake, bietet aber nicht nur technisch weit mehr als das alte Spielprinzip im neuen Gewand.
Das Spielprinzip des Computerspielklassikers Snake ist zwar den meisten hinlänglich bekannt, aber weil es relativ schnell erklärt ist, zur Auffrischung eine Zusammmenfassung der Grundidee in aller Kürze: Man steuert eine Schlange über ein Spielfeld und muss dabei Punkte aufsammeln. Genau hier enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten mit Snake Pass von Sumo Digital. Anstatt auf rudimentäres und simples Gameplay zu setzten sind vor allem die etwas ungewöhnliche Steuerung sowie physikbasierten Rätsel die Kernelemente dieses Spiels. Die Idee zu Snake Pass stammt übrigens von dem Entwickler Seb Liese, der diese auf einer, durch Sumo Digital veranstalteten, Game Jam Session erstmals in Form eine Tech-Demo präsentierte. Diese kam damals so gut an, dass nun daraus nun ein ganzes Spiel geworden ist. Und schon einmal vorweg genommen – sogar ein ziemlich gutes.
Storytechnisch bietet Snake Pass lediglich Schonkost: Als die Ruhe von Haven Tor von einem mysteriösen Eindringling gestört wird, können nur Noodle die Schlange und ihr bester Freund, Doodle der Kolibri, wieder alles ins Lot bringen. Gemeinsam müssen sie die Schlüsselsteine zurück zu den magischen Toren bringen, die Haven Tor seine geheimnisvolle Kraft verleihen. Über speziell Fähigkeiten verfügt Noodle jedoch nicht: Er ringelt sich durch die Spielewelt, indem er den Kopf neigt ändert er die Richtung und wenn er ihn anhebt, kann er kleinere Stufen überwinden. Auf diese Weise ist es ihm auch möglich Bambusrohren zu umschlängeln und erreicht so höher gelegene Plattformen. Bei Bedarf greift Kumpel Doodle der Schlange „unter die Arme“ und hebt dessen Schwanz an. Das rettet Noodle manchmal vor drohenden Abstürzen oder bringt ihn mit etwas Windglück über Abgründe.
Die Aufgabe des ungleichen Duos ist relativ simpel: In jedem Abschnitt gilt es die drei Schlüsselsteine zu finden, diese müssen zu einem bestimmten Ort gebracht werden, damit sich das Tor zum nächsten Abschnitt öffnet. Als zusätzliche Herausforderung können weitere, optionale Objekte wie blaue Sphären und goldene Münzen eingesammelt werden. Auch ein Time Trial-Modus fehlt nicht.
Steuerung ungewöhnlich, Technisch einwandfrei
Kernelement des Gameplays ist die Steuerung der Schlange und die damit verbundenen, meist auch physikbasierten, Rätsel. Natürlich funktioniert nicht alles immer auf Anhieb und Snake Pass bietet diesbezüglich sicherlich genügend Frustmomente, aber wer bei einem Puzzle-Game etwas anderes erwartet, der hat vermutlich noch nie eines gespielt. Wirklich ärgerlich dagegen sind die manchmal echt störenden Kameraprobleme. Man muss fast immer manuell nachjustieren, um die rettende Stelle oder bestimmte Objekte rechtzeitig im Blickfeld zu haben. Auch der Umstand, dass man nach einem virtuellen Ableben alle mühsam verdienten Sammelobjekte seit dem letzten Speicherpunkt wieder verliert, ist auf Dauer etwas lästig.
Technisch basiert Snake Pass auf der Unreal 4 Engine. Optisch wirkt das Spiel zunächst wie ein knallbuntes, kindgerechtes Jump’n’Run Spiel, aber dieser Ersteindruck kratzt nur die Oberfläche. Die Welt ist detailliert, die Bewegungsanimationen von Noodle butterweich und die Mimik des Helden bringt auch ohne Sprachausgabe eine Prise Humor ins Spiel. Was an akustischer Ausdrucksweise fehlt, wird mit dem tollen Soundtrack aus der Feder des Donkey Kong Country-Komponisten Dave Wise wieder wett gemacht. Einziger Wehrmutstropfen: Den rund 15 verschiedenen Welten fehlt es auf Dauer etwas an Variation und versierte Spieler sollten das Abenteuer von Noodle in 5-6 Spielstunden durch haben.
FAZIT
Snake Pass ist ein absolut liebenswerter, aber unspektakulärer Puzzle-Plattformer ohne Jump und ohne Run, bei dem man maximal die auf Dauer mangelnde Abwechslung und die kurze Spieldauer bekritteln kann. Dafür trumpft es mit einer ungewöhnlichen Spielidee und einem gelungenen Leveldesign auf, die beide technisch einwandfrei umgesetzt wurden.
Gesamtwertung: 7.2
Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8