Star Trek: Bridge Crew im Test

Treffen sich zwei Star Trek-Fans, fragt der eine: Kirk oder Picard? Was sich jetzt anhört wie der Anfang eines Witzes, würde jedoch durchwegs als legitime Begrüßung zwischen zwei sich nicht näher bekannten Trekkies durchgehen. Mit Star Trek: Bridge Crew gibt es nun eine zusätzliche Option, denn mit Ubisofts Weltraum-Abenteuer dürft ihr auch selbst das Kommando eines Sternenflotten-Schiffs übernehmen. Grundsätzlich nix Besonderes, aber erstmals darf man die unendlichen Weiten des Weltalls auch in VR erforschen.

Genau genommen schlüpft ihr nicht nur in die Rolle des Captains, sondern ihr könnt auch Steuermann, Taktischer Offizier oder Ingenieur werden. Jeder dieser Ränge hat unterschiedliche Aufgaben. Der Schiffsführer ist der einzige, dem die Missions-Ziele angezeigt werden und ist somit derjenige, der für die komplette Koordination aller Tätigkeiten verantwortlich ist. Der Navigator sorgt dagegen für die Geschwindigkeit und Richtung des Schiffs, sowie für wie die Ausrichtung zu feindlichen Objekten. Der taktische Offizier bedient Scanner, Waffen und Schilde und der Ingenieur teilt die Gesamtenergie des Schiffs auf die wichtigsten Systeme auf und ist auch für notwendige Reparaturen zuständig.

Mit dieser Crew steuert ihr nun das Sternenflotten-Raumschiff die USS Aegis und viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt ihr dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat…

to bodly go…

Star Trek: Bridge Crew ist somit grundsätzlich auf den Mehrspieler für vier Personen ausgelegt. Es kann aber natürlich auch mit weniger Crew-Mitgliedern gespielt werden. Die fehlenden Mannschaftsmitglieder werden dann von der AI besetzt, wobei die menschlichen Spieler jedoch jederzeit zwischen den vakanten Plätzen wechseln können. Lediglich der Stuhl des Captains bleibt dem zu Beginn eingeteilten Charakter vorbehalten. Der Solomodus besteht aus sechs Kampagnenmissionen – inklusive des einfachen Tutorials. Euer primäres Missionsziel: Einen weithin unbekannten Sektor des Weltraums, der als Der Graben bekannt ist, zu erkunden, in der Hoffnung, dort eine bewohnbare neue Heimat für die dezimierte Bevölkerung der Vulkanier zu finden. Weil aber auch die Klingonen ihren Anspruch an den Sektor gestellt haben, wird diese Aufgabe erschwert. Das hört sich jetzt spannender an, als es in der Praxis ist, denn die Geschichte wird trocken und oberflächlich inszeniert. Nach etwa 6-8 Stunden hat man dann die neue Heimat auch schon wieder gefunden. Danach gibt es für Solisten und auch Koop-Spieler die sogenannte „Fortlaufende Reisen“. Das sind nichts anderes als zufallsgenerierte Missionen die wahlweise an Bord der USS Aegis oder auch der USS Enterprise NCC-1701 absolviert werden. Weil diese aber meist aus sich ständig wiederholende Aufgaben mit geringer Variation bestehen, sind diese leider ebenso wenig spannend wie die Kampagne.

Auch das Gameplay beschränkt sich auf das Verschieben von Reglern und dem Drücken von Knöpfen. Hier geht es lediglich darum, möglichst schnell auf gewisse Ereignisse zu reagieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wer es etwas schwerer haben will, der beamt sich an das Deck der USS Enterprise NCC-1701. Hier wurde die Brücke der original Enterprise von James T. Kirk detailgetreu nachgebildet. Somit gibt es dann keine beschrifteten Displays und einige Funktionen sind nur mittels Tablet zu bedienen. Quasi ein Hardcore-Modus für echte Star Trek Fans.

… where no one has gone before

Star Trek: Bridge Crew ist für alle gängigen VR Systeme erhältlich, also für PSVR, HTC Vive sowie Oculus Rift. Das tolle daran: Es wird Cross-Plattforming unterstützt. Somit können sowohl PC als auch Konsolen-Spieler gemeinsam ein Schiff befehligen. Wir haben es auf der Playstation 4 gespielt und konnten es dort wahlweise mit dem Gamepad oder auch den Move-Controllern steuern. Bei letzteren werden die Handbewegungen übertragen und so die Regler und Knöpfe bedienen. Kommandos gibt man, indem man die jeweilige Spielfigur direkt ansieht, mit einem starren Blick nach vorne gilt der Befehl für alle Crew-Mitglieder. Vor allem im Mehrspieler ist dieser Steuerungsmethode empfehlenswert, da man dadurch auch zusätzlich mittels Gesten kommunizieren kann, was die Immersion deutlich steigert. Etwas simpel ist dagegen die Charakter-Erstellung ausgefallen. Es kann lediglich das Geschlecht und zwischen Menschen und Vulkaniern ausgewählt werden. Selbst das Individualisieren der Spielfigur ist nur sehr oberflächlich möglich. Verschenktes Potential.

Technisch basiert Star Trek: Bridge Crew auf der Unity-Engine. Die Grafik bietet zwar somit teils originalgetreue, gut bedienbare Konsolen und holografische Anzeigen, wirkt aber teilweise etwas steril. Selbst in Notsituationen gibt bis auf gelegentliche Funkenspritzer oder Feuerausbrüche nicht viel zu sehen. Keine panischen Crew-Mitglieder, keiner großartigen Explosionen. Dafür gibt es aber ein einfaches Schadensmodell – zumindest für den Innenraum. Aber auch das Weltall wirkt wenig glaubwürdig. Es gibt zwar teils hübsche Nebelfelder, Sonnenstürme und Gaswolken zu bewundern, aber das war es auch schon. Der restliche Weltall inklusive der anderen Raumschiffe und Objekte ist etwas detailarm ausgefallen. Wer außerdem auf aufwändige Zwischensequenzen gehofft hat, der wird sowieso enttäuscht. Die Sprachausgabe und alle Texte sind unter anderem auf Deutsch verfügbar. Bei all dieser geübten Kritik darf man aber nicht vergessen, dass es sich bei Bridge Crew um einen VR-Titel handelt und es trotz eher unterdurchschnittlicher Technik ein teilweise beeindruckendes, atmosphärisches Erlebnis erzeugen kann.

FAZIT

Star Trek: Bridge Crew ist wie ein Brett- oder Pen-&-Paper-Rollenspiel: Alleine macht es keinen Spaß, aber je mehr Leute teilnehmen, desto lustiger wird es. Das ganze Spiel lebt einzig und alleine von der Interaktion mit den anderen Mannschaftsmitgliedern und dem kooperativen Zusammenspiel. Ja es gibt sie auch im Singleplayermodus, diese vereinzelten typischen Star Trek-Momente, die einem dann ein einzigartiges VR-Erlebnis bescheren, aber abgesehen davon hat man eher das Gefühl einen trockenen und sehr simplen Flugsimulator zu spielen, als in die unendlichen Weiten des Weltalls vorzudringen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Deshalb mein Tipp: Selbst als eingefleischter Trekkie sollte man sich vorher ein paar Gleichgesinnte suchen, denn ein Captain ohne eigene Crew ist wie ein Raumschiff ohne Warp Antrieb – also eine echt lahme Angelegenheit.

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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