Star Wars Outlaws im Test

In Star Wars Outlaws verspricht uns der französische Publisher Ubisoft erstmals ein modernes Open World-Spiel im Star Wars Universum. In einem klassischen Action-Adventure erkunden wir diverse Orte, während wir mit unserem Raumschiff zwischen Tatooine und vier weiteren Planeten hin- und herfliegen, um unseren Charakter zu verbessern und Aufträge für die ortsansässigen Verbrechersyndikate erledigen.

Jedenfalls ist es eine Überraschung, dass Disney sich hier erstmals mit Ubisoft zusammengetan hat, um das Spiel zu produzieren. Disney hat vor über 10 Jahren Lucasfilm aufgekauft, und ist somit Eigentümer der Marke „Star Wars“ geworden. Der damals schon fast 70-jährige Schöpfer der Serie, George Lucas, hat sich über gut vier Milliarden US Dollar gefreut, während Disney in den folgenden Jahren zusammen mit Electronic Arts einige recht gute Star Wars-Spiele entwickelt hat. Nun ist erstmals Ubisoft zum Zug gekommen, und die haben ihr Studio Massive Entertainment (World in Conflict, Tom Clancy’s The Division, oder zuletzt Avatar: Frontiers of Pandora) mit der Entwicklung des Spieles beauftragt. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist am 30.08.2024 erschienen: Star Wars Outlaws.

Und es ist eine grafische Augenweide. Auf der Gamescom hat uns Nvidia hinter verschlossenen Türen einige Ausschnitte aus dem Spiel gezeigt, um die Leistungsfähigkeit ihrer neuen (leider ein klein wenig teuren…) Grafikkarten zu demonstrieren. Ich war absolut beeindruckt – das schaut gut aus! Viel wichtiger ist aber die Antwort auf die Frage „Wie spielt sich das Game?“. Hat es außer einer tollen Grafik auch ein gutes Gameplay zu bieten? Fakt ist, dass Ubisoft einen enormen Aufwand betrieben hat, das Spiel zu entwickeln – und bei solchen Mammut-Projekten kann immer wieder einmal etwas schiefgehen. Glücklicherweise ist die Entwicklung aber deutlich problemloser verlaufen als beispielsweise bei Skull and Bones. Auch das Marketingbudget von Star Wars Outlaws ist höher als jemals bei einem Ubisoft Spiel zuvor. Trotzdem ist dem Spiel von vielen Kommentatoren im Internet ein eisiger Wind ins Gesicht geweht, noch bevor es überhaupt erschienen ist. Was passt den Leuten denn nicht daran? Mal sehen.

A long time ago in a galaxy far, far away…

Die Handlung von Star Wars Outlaws ist nach den Ereignissen des besten aller Star Wars Filme, The Empire Strikes Back (1980), aber noch vor dem nächsten Teil, Return of the Jedi (1983), angesiedelt. Der erste Todesstern des Imperiums ist also zerstört, das Imperium kämpft gegen die Rebellen – und die Verbrechersyndikate freuen sich über die Ablenkung der Staatsmacht und versuchen, die Situation für sich selbst auszunutzen. In dieser Situation spielen wir eine junge Frau mit dem Namen Kay Vess, eine Kleinkriminelle, die versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Und so beginnt das Spiel auch… wir verlassen unser Zimmer (eine kleine Kammer am Dachboden) und betreten eine Bar. Und wir stehen mitten im Star Wars Universum. Was auch immer irgendwem an dem Spiel nicht passt, das ist einfach schon einmal episch. Das ist wie, wenn ihr auf einmal selber in die legendäre Mos Eisley Cantina gehen dürft. Seltsame Kreaturen, die unverständliche Spiele zocken, sich auf huttisch unterhalten und komische Drinks schlürfen. Und der Barkeeper (leider kein Wookie) gibt uns auch schon die ersten Hinweise.

Wir verlassen die Bar und stehen im Arbeiterviertel einer kleinen Ansiedlung auf dem Planeten Cato und haben auch schon die erste Aufgabe im HUD angezeigt – unseren Datenstick in einem Shop reparieren zu lassen. Der Ort schaut fantastisch aus – überall Bewohner, die ihrem Tageswerk nachgehen, viele die uns erkennen und mit uns reden, und allerhand Ressourcen, die wir einsammeln. Wir schicken Nix, unseren kleinen… Hund/Axolotl Mischling… los, um andere Leute zu bestehlen, streicheln ein paar herumstreunende Straßenköter und versuchen, das Geld für unsere Datenstick-Reparatur zusammen zu klauen. Oder vielleicht versuchen wir uns auch beim Glücksspiel in der Bar? Sobald wir ein wenig Schrott beim ortsansässigen Händler verscherbelt haben, haben wir auch schon genug Geld für die Reparatur unseres Datensticks beisammen. Noch ein paar Dokumente stehlen, und schon können wir den Planeten Cato verlassen und ein neues Leben irgendwo in der Galaxis starten… das ist zumindest der Plan. Das klappt natürlich alles nicht so ganz wie wir uns das vorgestellt haben. Die Dokumente finden wir, die Alarmanlage war jedoch nicht eingeplant… und wir werden nach einem weiteren geringfügig schief gelaufenen Coup in das eigentliche Spiel geworfen.

Wir sind auf einem neuen Planeten – ganz auf uns alleine gestellt. Das Imperium hat grundsätzlich andere Sorgen, aber wenn wir zu viele Verbrechen begehen, jagen uns auch die Soldaten des Imperators. Wichtiger für die Handlung sind aber die vier Verbrechersyndikate (das Hutt Kartell, der Ashiga Clan, Crimson Dawn, und das Pyke Syndicat), die um die Vorherrschaft in der Unterwelt kämpfen, und es liegt an uns, mit wem wir uns anfreunden wollen oder wen wir verärgern. Uns freundlich gesinnte Fraktionen versorgen uns mit Missionen und vergünstigten Einkaufspreisen, die anderen nerven uns mit Kopfgeldjägern.

Der Ballereinlagen absolvieren wir mit unserem Blaster, der über mehrere Feuermodi verfügt. Im Spiel gibt es über zehn verschiedene (aufrüstbare) Handfeuerwaffen, über das Scharfschützengewehr bis hin zum tragbaren Granatwerfer. Wir haben die (aufladbare) Fähigkeit, besonders schnell zu handeln (im Spiel durch eine Zeitverzögerung dargestellt), wodurch wir mehrere Feinde markieren können, die danach alle blitzschnell getroffen werden. Mit einem Enterhaken erklimmen wir sonst unerreichbare Orte, mit einem Hacking-Gerät manipulieren wir elektronische Geräte. Zusätzliche Spielzeuge wie ein Fernglas, einen Elektroschocker oder Rauchbomben finden wir im Laufe des Spieles. Immer dabei ist unser Schoßhund Nix, der die Umgebung für uns scannt, uns herumliegende Dinge bringt (oder sie von anderen Leuten… ausborgt), für uns unerreichbare Schalter drückt oder auch Feinde ablenken und sogar angreifen kann.

Im Weltall fliegen wir mit unserem Raumschiff Trailblazer zwischen mehreren Planeten umher, Raumstationen und Feuergefechte wie schon bei Wing Commander inkludiert. Über die Planetenoberflächen rasen wir mit unserem Anti-Grav Landspeeder, nicht einmal Wasser kann das Ding aufhalten. Durch das Verdienen von Geld können wir unser Raumschiff und unseren Speeder verbessern und neue Fähigkeiten bei Trainern sowohl für uns als auch für Nix freischalten. Dafür müssen wir die Hauptstory vorantreiben – oder Nebenmissionen erfüllen. Das macht Spaß, bedeutet aber auch einen gewissen Grind… wenn ich etwas Negatives anmerken will, dann natürlich, dass manche der Nebenmissionen schon ein wenig eintönig – oder besser: sehr ähnlich – sind. Über jeden Zweifel ist allerdings die Gestaltung der verschiedenen Lokationen erhaben – es gibt nämlich keine prozedurale Erstellung von Gebieten! Wer das Spiel so richtig genießen will, sollte sich ein wenig Zeit nehmen, um viele der Orte in Ruhe anzusehen. Hier haben die Entwickler einfach grandiose Arbeit geleistet – ich habe beispielsweise lange in der Disco einfach nur vor der Band gechillt, um mir deren Musik anzuhören. Sobald die Story weitergeht ist es aber oft vorbei mit Open World – hier gibt es klare Vorgaben, beispielsweise in Schleich-Abschnitten nicht entdeckt zu werden. Werdet ihr gesehen, heißt es „Game Over“. Oder ihr müsst durch manche Gebiete hindurchkommen – egal ob ihr eure Gegner mit dem Blaster abknallt oder euch von hinten an sie heranschleicht und sie wie Solid Snake lautlos ausschaltet.

Das Star Wars-Feeling ist stark in diesem Spiel

Ähnlich wie bei Star Wars Jedi: Survivor (2023) ist Star Wars Outlaws eine großartige Erfahrung, wenn ihr einfach nur in das Star Wars Universum entführt werden wollt. Es gibt nichts Besseres, als mit einem Speeder über die Wüste von Tatooine zu rasen oder in die örtliche Kantine zu marschieren, um sich ein wenig umzuhören. Spielt ein wenig an den herumstehenden Spielautomaten (sogar eure Highscores werden gespeichert), wechselt den Song in der Jukebox. Die ganzen kleinen Details – Grafik, Sound, Handlung – fühlen sich perfekt an, als wärt ihr in einem der Filme. Wie bereits erwähnt sind alle Orte von Hand erstellt – das bedeutet, dass sich das Spiel nicht so unendlich gigantisch anfühlt. Es ist nicht wie in No Man’s Sky, wo euch die Unendlichkeit des Universums förmlich erschlägt, sondern ihr bewegt euch durch überschaubar große, aber liebevoll designte Orte. Das Spiel greift überwiegend auf bereits bekannte Orte und Begebenheiten aus dem Star Wars Universum zurück – bringt aber auch neue Elemente, die es bisher noch nicht im Canon gab. Der Planet Toshara beispielsweise, das Ashiga Verbrechersyndikat, neue Kreaturen wie die niedlichen Merquaals, oder nicht zuletzt die Hauptfigur Kay Vess.

Es ist fast schon schade, wenn ihr dann wieder mit der Story weitermachen müsst. Denn dann geht es weiter mit Spielmechaniken, die es auch in anderen Spielen gibt, und die dort teilweise auch ein klein wenig besser umgesetzt sind. Schießereien, Schleicheinlagen (im hohen Gras verstecken, Gegner durch Pfeifen anlocken und mit Knopfdruck erledigen), das Klettern durch enge und verwinkelte Schächte oder entlang an Wänden (wie in Assassin’s Creed), über Dächer sprinten und Abhänge hinunterrutschen, Alarmanlagen in einem Hacker-Minispiel ausschalten und Schlösser in einem Rhythmus-Minispiel knacken, Dinge stehlen… und das alles nicht falls ihr Lust darauf habt, sondern dann, wenn es die Missionsdesigner vorgesehen haben. Open World? Ja schon, aber um der Story zu folgen könnt ihr trotzdem einfach dem Anzeiger auf eurem HUD folgen, der euch zum nächsten für die aktuelle Mission relevanten Schauplatz führt. Ganz so linear ist es aber dann doch nicht, es gibt schon immer wieder alternative Möglichkeiten, Missionsziele zu erfüllen. Eine Kletterpartie und beim Hintereingang reinschleichen oder Blaster raus und durch den Haupteingang?

Möglicherweise sind manche Leute nicht glücklich darüber, dass ihr keinen Jedi mit Jedikräften und Lichtschwert spielt, nicht als Rebell gegen die Sturmtruppen des Imperiums kämpft, dass eurer Raumschiff kein Tie-Fighter oder auch nicht der Millennium Falke ist – ihr spielt einfach eine (ziemlich wehrhafte) junge Frau, die sich mit Diebstahl und einigen noch schwereren Vergehen durch das Leben schlägt und auch nicht davor zurückschreckt, Wachen oder Banditen einfach zu töten.

Technik

Gespeichert wird automatisch an bestimmten Punkten in der Story. Ultrawidescreen (21:9) wird selbstverständlich unterstützt, ebenso der Xbox Controller am PC. Warum mein PlayStation DS 4 Gamepad nicht erkannt wurde, ist mir jedoch ein Rätsel. Die Sprachausgabe ist vollständig auf Deutsch (oder in einer anderen Sprache, wenn ihr beispielsweise lieber auf Englisch spielt). Die technischen Anforderungen sind überschaubar, Ubisoft gibt als Minimum eine Intel i7-8700K oder Ryzen 5 3600 CPU an. Dazu eine Geforce GTX 1660 oder RX 5600 XT Grafikkarte, und 16 GB RAM sollten auch im Hauptspeicher des Rechners stecken. Auch der auf der Festplatte (SSD stark empfohlen!) belegte Speicherplatz von 65 GB ist nicht so extrem.

Kaufen könnt ihr das Spiel für den PC direkt über Ubisoft oder auch im Epic Store, ohne dem Ubisoft Connect Launcher geht jedoch gar nichts. Ich habe ganz vergessen, wie sehr mich das Ding nervt. Ich verstehe ja, dass es nicht möglich ist, ein Spiel mit einem Account auf zwei Rechnern gleichzeitig zu spielen, aber ich kann mich ja nicht einmal auf zwei Rechnern gleichzeitig bei Ubisoft Connect einloggen. Ich installiere Star Wars Outlaws auf meinem Spiele-PC, gehe ins Wohnzimmer um dort den Download zu starten, um abends am Fernseher weiterspielen zu können – und schon bin ich im Spielezimmer ausgeloggt. Yea, sehr nett. Wenigstens die Cloud-Speicherstände funktionieren problemlos. Einen Season Pass gibt es ebenfalls zusätzlich zum Kauf – er beinhaltet vor allem zwei zusätzliche Story-Pakete, die in den nächsten Monaten erscheinen sollen.

Zusammenfassung

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