Star Wars: Squadrons im Test

Es war einmal vor langer Zeit in einer gar nicht so weit, weit entfernten Galaxie… da gab es noch die coolen Weltraum-Flugsimulationen der X-Wing Spielreihe. Nach einer langen Durststrecke nehmen wir in Star Wars: Squadrons endlich wieder Platz in den Cockpits der ikonischen „Krieg der Sterne“-Raumschiffe und bekämpfen dabei wahlweise das Imperium oder die Rebellenallianz.

Auch wenn die letzten Filme des Franchise im Kino nicht ganz so rund gelaufen sind, die Spiele im Star Wars-Universum sind meist deutlich besser als viele andere Lizenz-Gurken. So ist beispielsweise der schlechte Ruf, der Battlefront 2 kurz nach dem Release aufgrund des Lootboxen-Ärgers angehaftet ist, schon lange nicht mehr gerechtfertigt, Vader Immortals bietet ein kurzes, aber sehr intensives VR-Erlebnis und Star Wars Jedi: Fallen Order wurde nicht umsonst zu unserem Spiel des Jahres 2019 gewählt. Geht man noch weiter in der Zeit zurück, dann findet man darüber hinaus auch solche Klassiker wie Knights of the Old Republic oder die schon eingangs erwähnten X-Wing Alliance und TIE-Fighter-Spiele. Fans der letzten beiden Titel haben vermutlich im Juni gejubelt, als EA mit Star Wars: Squadrons sehr überraschend eine neue Weltraum-Flugsimulation ankündigte, in der man die Kontrolle über verschiedene Klassen von Sternenjägern übernimmt und dabei X-Flügler, TIE-Jäger und andere Schiffe der Neuen Republik sowie des Imperiums steuern kann.

Richtig gelesen, ihr müsst euch nicht für eine Seite der Macht entscheiden, sondern könnt in der Singleplayer-Kampagne abwechselnd auf der Seite des Imperiums und der Rebellen spielen. Die Geschichte knüpft nahtlos nach der Schlacht von Endor und der Zerstörung des zweiten Todessterns an (Ende der Original-Trilogie) und fokussiert sich auf zwei verschiedene Flugverbände an Kriegsschiffen: Das Vorhutgeschwader der Neuen Republik und das Titan-Geschwader des Galaktischen Imperiums. Ihr erstellt dabei für jede Seite einen eigenen Charakter mit denen ihr dann die rund 14 Missionen umfassende Geschichte absolvieren könnt. Diese wird zwar nicht unbedingt immer spannend erzählt und ist nach etwa fünf bis sechs Stunden auch schon wieder vorbei, ist dafür aber teils bombastisch inszeniert und vermag nicht nur dank bekannter Schauplätze und prominenter Alien-Rassen das Flair der Vorlage sehr gut einzufangen.

Das bin nicht ich, das ist das Schiff

Der Großteil spielt sich zwar direkt im Cockpit ab, jedoch dürft ihr euch zwischen den Aufgaben in den Hangars mit euren NPC-Kollegen unterhalten oder macht einen kurzen Abstecher in den Besprechungsraum, um euch dort die neuen Einsatzziele abzuholen. Frei bewegen könnt ihr euch dabei aber nicht, was sicherlich auch daran liegt, dass Star Wars: Squadrons komplett in VR gespielt werden kann (unterstützt werden sowohl HTC Vive, Valve Index, Oculus Rift als auch PSVR). Habt ihr euch dann hinter den Steuerknüppel gesetzt, geht die Action auch schon los und ihr habt volle Handlungsfreiheit, natürlich alles innerhalb der vorgegeben Missionen und dem begrenzten Einsatzraum. Die verschiedenen Szenarien sind dabei stets abwechslungsreich und reichen etwa von einfachen Eskort-Aufträgen über Dog-Fights bis hin zu groß angelegten Raumschlachten. Die Atmosphäre ist wirklich erstklassig, was vor allem an der gelungenen Präsentation liegt. Lasersalven mit originalgetreuen Waffensounds, spektakuläre Explosionen sowie hitzige Funksprüche von den Kameraden treiben den Adrenalinspiegel während der actiongeladenen Kämpfe extrem nach oben und erzeugen ein spektakuläres Mittendrin-Gefühl.

Im Lauf der Kampagne werden die Schiffe, die wir steuern dürfen, meistens vorgegeben. Finde ich persönlich auch eine gute Entscheidung, denn damit erlernt man nicht nur den Umgang mit den verschiedenen Fluggeräten, sondern wird vor allem mit den Unterschieden der einzelnen Schiffstypen vertraut gemacht. Hier stehen pro Seite vier verschiedene Fluggeräte zur Auswahl, die man in gleich viele Klassen unterteilen kann: Allrounder (X-Wing, TIE-Fighter), schneller Flitzer (A-Wing, TIE Interceptor), schwere Bomber (Y-Wing, TIE Bomber) und Support-Schiffe (U-Wing, TIE Reaper). Vor allem im Mehrspieler-Modus ist es wichtig diese Unterschiede nicht nur zu kennen, sondern auch zu beherrschen und richtig einzusetzen.

Ich werde Pilot. Der Beste in der Galaxis

Überraschenderweise ist die Singleplayer-Kampagne wirklich stark und versprüht vor allem dank der großartigen sowie stimmungsvollen Zwischensequenzen atmosphärisches Star-Wars-Flair. Das ist deswegen sehr unerwartet, da doch der eigentliche Fokus von Star Wars: Squadrons auf dem Mehrspielermodus liegen soll. Hier stehen dann aber leider nur zwei verschiedene Spielmodi zur Auswahl. Im Luftkampf können etwa 5-gegen-5 Dogfights ausgetragen werden. Gerade hier ist ein ausgewogener Mix aus den verschiedenen Sternenjäger-Klassen mit erfahrenen Piloten von entscheidender Bedeutung. Das gilt aber natürlich auch für die Flottenkämpfe. In dieser Variante kämpfen jedoch zwei Teams zu ebenfalls je fünf Spielern in monumentalen Schlachten gegeneinander und müssen verschiedene Ziele an mehreren Schauplätzen erfüllen. Ja nach Erfolg verschiebt sich die Front. Wird dann auch noch das eigene oder gegnerische Flaggschiffs zerstört, ist die Partie vorbei. Mitspieler zu finden war in unserer Testphase eigentlich nie ein Problem, was sicherlich auch daran liegt, dass Star Wars: Squadrons Cross-Play unterstützt, sodass PC- und Konsolenspieler mit- und gegeneinander fliegen können. Wer trotzdem lieber alleine spielen will, der kann das auch, da die menschlichen Mitspieler wahlweise auch gegen Bots ausgetauscht werden können. Vice versa funktioniert das übrigens leider nicht – die Singleplayer-Kampagne verfügt über keinen Koop-Modus und  muss ausschließlich im Alleingang absolviert werden. 

Aber egal, ob Einzelspieler- oder in Mehrspieler-Partien, das Flug-Gefühl, wenn man dann endlich im Cockpit sitzt, kann man einfach nur als spektakulär beschreiben – vor allem wenn man zusätzlich noch ein VR-Headset verwendet. Wer darüber hinaus noch echtes Simulations-Erlebnis haben will, der schaltet zusätzlich sämtliche Hilfen und HUD-Elemente wie Ziel-Anzeigen aus. Eine kleine Vorwarnung sei hier aber angebracht, denn der Schwierigkeitsgrad steigt mit diesen Einstellungen dann eher exponentiell an. Das ist sicherlich vor allem darin begründet, dass sich hinter Star Wars: Squadrons kein Arcade-Shooter versteckt, sondern eine waschechte Weltraum-Flugsimulation. Aber keine Sorge, denn dank der vier einstellbaren Schwierigkeitsgrade sollte für jeden Piloten, egal ob Rookie oder Flieger-Ass, etwas dabei sein.

Der größte Lehrer Versagen ist

EA hat scheinbar aus der Vergangenheit gelernt, denn der Publisher verzichtet in Star Wars: Squadrons auf den Einsatz von Echtgeld. Es gibt zwar zwei verschiedene Währungen, diese können aber ausschließlich spielerisch verdient werden. Zum einen sind das Requisitionspunkte mit denen Loadouts, Raumschiffe und Komponenten freigeschalten werden können und damit auch Vorteile in den Kämpfen bringen – sowohl im Single- als auch im Multiplayer-Modus. Weiters gibt es noch die Ruhm-Punkte, welche benutzt werden können, um Piloten und Raumschiffe mit kosmetischen Gegenständen zu individualisieren. Die Möglichkeiten wie ihr diese Währung verdienen könnt, sind vielfältig, etwa durch das Absolvieren von täglichen Herausforderungen, Operationen die sich über mehrere Wochen hinweg erstrecken oder ganz einfach durch Erfahrungspunkte, welche ihr in der Single-Player-Kampagne oder im Mehrspieler-Modus bekommt. Mithilfe der Ingame-Währung können so sämtliche Inhalte im Spiel freigeschalten werden. Weiters verspricht EA, dass es auch zukünftig keine Lootboxen in Star Wars: Squadrons geben wird und auch keine Bezahl-DLCs. Nicht angedacht ist darüber hinaus auch ein Live-Service, beispielswiese in Form eines Game as a Service-Modells. Wie es somit mit der Zukunft der Weltraum-Flugsimulation und demzufolge auch mit Content-Nachschub ausschaut, ist deswegen eher ungewiss. 

FAZIT

Es war ja schon sehr cool in Ace Combat 7 im virtuellen Cockpit einer F/A-18 Hornet Platz zu nehmen, aber in Star Wars: Squadrons eines der ikonischen Raumschiffe zu steuern, toppt das locker. Tolles Fluggefühl, spektakuläre Weltraumkämpfe und eine beeindruckende Präsentation, lassen das Fan-Herz höher schlagen. Von der Singleplayer-Kampagne hatte ich mir eigentlich nicht viel erwartet, war dann aber wirklich positiv überrascht! Okay, die Story erreicht nie die Qualität der Vorlage (Die dunkle Bedrohung vielleicht mal ausgenommen) und der Umfang ist etwas spärlich ausgefallen, trotzdem fühlte ich mich gut unterhalten und die Zwischensequenzen sind teilweise wirklich erstklassig. Ob mich der Mehrspieler-Modus längerfristig motivieren kann, dass muss sich erst zeigen. Die Dogfights sowie Flottenkämpfe mit menschlichen Gegnern sind zwar spaßig, aber hier sollten EA und MOTVIE unbedingt für regelmäßigen Nachschub an Content sorgen – idealerweise mit umfangreicheren Events, inklusive starkem Bezug auf das bekannte Star Wars-Universum sowie mit Gastauftritten prominenter Charaktere! Star Wars: Squadrons ist ein Spiel, bei dem ich mir ein Games as a Service-Modell nicht nur vorstellen könnte, sondern sogar begrüßen würde. Kurzum: Eine würdiger Nachfolger der X-Wing-Spielreihe, von der ich unbedingt mehr haben will!

Was ist Star Wars: Squadrons? First-Person Sternenjäger-Gefechte im Star Wars-Universum
Plattformen: PC (HTC Vive, Valve Index, Oculus Rift), Xbox One, PS4 (PSVR)
Getestet: PSVR
Entwickler / Publisher: MOTIVE / EA
Release: 02. Oktober 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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