StarCraft II Legacy of the Void TEST

Alle guten Dinge sind drei, das Beste kommt zum Schluss und am Ende wird alles gut? Gleich mehrere Weisheiten die wir anhand von StarCraft II Legacy of the Void ganz einfach überprüfen können.

Wir rekapitulieren: In Wings of Liberty kämpften wir an der Seite von Jim Raynor gegen die terranische Liga und befreiten Sarah Kerrigan aus den Fängen der Zerg. Genau diese Kerrigen wird aber in Heart of the Swarm von den Terranern gefangen genommen und für Experimente missbraucht. Mit Hilfe von Raynor gelingt ihr aber die Flucht, bemächtigt sich der Kontrolle über die Zerg und tötet ihre Peiniger. StarCraft II: Legacy of the Void knüpft nahtlos an diese Ereignisse an, jedoch übernehmen wir dieses Mal das Kommando über das Volk der Protoss und schlüpfen dabei in die Rolle ihres Anführers, dem Hierarch Artanis. Mit einer wieder erstarkten Armee geht es gegen einen neuen, uralten Feind, den fiesen Xel’Naga Amon. Viel mehr wollen wir aber über die Geschichte an dieser Stelle nicht preisgeben, denn die Inszenierung der Einzelspielerkampagne inklusive zahlreicher Story-Wendungen zählt traditionell zu den Stärken der StarCraft-Reihe und wir wollen nicht zu viel davon verraten.

Der Anfang vom Ende

Nur so viel sei noch erzählt: In knapp 19 Missionen erkunden wir neue geheimnisvolle Planeten und versuchen die verschiedenen Protoss-Fraktionen zu vereinen. Durch diesen Story-Trick schaltet man damit in der Einzelspieler-Kampagne immer wieder neue Einheiten frei und werden so behutsam mit den Eigenheiten der Protoss vertraut. Unterwegs sind wir dabei mit der Protoss-Arche „Speer des Adun“, welches des Pedant zur Hyperion aus Wings of Liberty oder dem Leviathan aus Heart of the Swarm darstellt. Dieses Flagschiff können wir zwischen den Missionen individuell konfigurieren und damit vier aktive, sowie zwei passive Fähigkeiten freischalten. Erstere können wir im Kampf jederzeit per Tastendruck aktivieren, wogegen die anderen zwei diverse Boni gewähren. Außerdem kann man zu Beginn eines jeden Auftrags zwischen bis zu drei verschiedenen Varianten der Protoss-Einheiten auswählen, wodurch sich die Missionen teilweise sehr unterschiedlich lösen lassen. Nach der Protoss-Kampagne ist aber noch lange nicht Schluss, denn  mit dem Epilog “Die Leere wartet” werden die Geschichten von  Jim Raynor, Sarah Kerrigan und Artanis in drei zusätzlichen Missionen zusammengeführt und zu einem fulminanten Abschluss gebracht.

Schneller, umfangreicher, härter

Zusätzlich zur neuen Einzelspielerkampagne hat Blizzard jede Fraktion um zwei neue Einheiten ergänzt. Weil diese aber teilweise sehr mächtig sind, wurde an allen Ecken und Enden ein paar Werte verändert und bestehende Einheiten aus Wings of Liberty und Heart of the Swarm mit neuen Fähigkeiten ausgestattet, sodass sich die Veränderungen nicht negativ auf das Balancing im Multiplayer auswirken. Generell hat sich die Geschwindigkeit  in den Mehrspieler-Partien mit Legacy of the Void deutlich erhöht und auch das Micromanagement wurde um einiges anspruchsvoller. Was in der professionellen eSports Szene überwiegend positiv aufgenommen wurde, wird Neueinsteiger hingegen leicht überfordern. Als Ausgleich, quasi als Trainingsmöglichkeit mit Unterstützung, gibt es nun zwei zusätzliche Mehrspielermodi, die man gemeinsam mit anderen, eventuell erfahreneren, Mitspielern zocken kann. Da wären zum einen die Koop-Missionen, welche spielerische Anleihen an Blizzards MOBA Heroes of the Storm nimmt. Auch in dieser Variante wählen sich die Spieler zunächst ihre Helden aus, welche aber nicht selbst gesteuert werden, sondern lediglich mit ihren individuellen Fähigkeiten die kommandierenden Armeen unterstützen. Durch das Abschließen von Missionen gewinnt dann ein eine solche Heldenfigur an Erfahrung, seine Stufe erhöht sich, er bekommt neue Fertigkeiten und wird somit stärker. Die zweite Neuerung ist der Archon-Modus, bei dem zwei oder mehr Spieler gemeinsam ein Volk steuern. Ja, richtig gelesen, ihr befehligt GEMEINSAM ein einzelnes Volk. Das bedeutet ihr kontrolliert eine gemeinsame  Basis, teilt euch sämtliche Ressourcen und steuert alle Einheiten miteinander. Inwieweit sich die beiden neuen Mehrspielermodi durchsetzen können, hängt sicher auch vom zukünftigen Content ab. Aktuell besteht etwa die Koop-Variante lediglich aus insgesamt fünf Missionen. Blizzard verspricht aber schon jetzt mittels DLC’s für entsprechenden Nachschub zu sorgen.

Alt, aber gut

Wings of Liberty, der erste Teil der Trilogie, ist vor mehr als fünf Jahre erschienen und war damals auf einem Rechner mit 2,4 GHz Dual-Core-Prozessor, sowie 2 GB RAM lauffähig. Diese Spezifikation reicht ebenso für Legacy of the Void, auch wenn die empfohlene Konfiguration nun auf einen Intel Core i5 Prozessor oder AMD FX-Serie mit 4 GB RAM angehoben wurde. War StarCraft II schon damals kein optisches Highlight, darf man sich auch heute kein technisches Wunderwerk erwarten. Die einzelnen Modelle und verschiedenen Texturen wurden zwar aufgehübscht, aber man merkt dann doch, dass die verwendete Engine schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Dennoch ist es sehr beeindruckend welche Grafikpracht Blizzard unter den gegebenen Voraussetzungen noch auf den Bildschirm zu zaubern vermag. Vor allem die Zwischensequenzen in Spielgrafik wurde wieder einmal spektakulär in Szene gesetzt. Da kann man es auch durchaus verkraften, dass es lediglich zu Beginn die Blizzard typischen Rendervideos zu sehen gibt. Insgesamt kein Technikwunder, aber alles zusammen eine toll inszenierte Geschichte, mit hervorragender Musikuntermalung sowie guten, professionellen Synchronsprechern.

FAZIT

Oscar Wilde sagte einst „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ Und weil Legacy of the Void weit mehr als nur “gut” ist, ist es auch eindeutig das große Finale geworden, auf das ich, und vermutlich die gesamte RTS-Fangemeinde, seit fast acht Jahren gewartet habe. Spektakulär, großartig, intensiv und stellenweise brillant, so würde ich StarCraft II in wenigen Worten umschreiben. Seit WarCraft III und Warhammer 40.000: Dawn of War II hat mich kein Echtzeitstrategiespiel so sehr vor den Bildschirm gefesselt wie das Finale von Blizzards Weltraum-Epos. Das liegt sicherlich unter anderem an der packenden Inszenierung ganz im Stile eines großen Hollywood-Blockbusters, der spannenden Story die den Handlungsbogen der drei Kampagnen zu einem konsequenten Abschluss bringt, sowie dem abwechslungsreichen Missionsdesign welches selbst eingefleischte Strategen noch überraschen und dazu auch noch spielerisch fordern kann. Und all diese großartigen Einzelteile fügen sich zu einem beeindruckenden Spiel zusammen und beweisen vor allem eines: Das Genre ist noch lange nicht tot, sofern man nur genug Zeit, Geld und Herzblut investiert! Danke Blizzard, für einen weiteren Meilenstein im Genre der Echtzeitstrategie – ihr habt einen alten RTS-Fan sehr glücklich gemacht und ich hoffe inständig, dass ich nicht wieder acht Jahre auf ein neues WarCraft  warten muss…

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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