Eine sanfte Brise, welche durch die Bäume weht. Felder, die darauf warten bebaut zu werden. Leckeres Gemüse und saftige Früchte. Ach – das Farmerleben könnte doch so schön sein! Genau dieses Gefühl vermittelte jedenfalls das kleine Abenteuer in Story of Seasons: Friends of Mineral Town. Doch kann eine Neuauflage des damaligen Harvest Moon Abenteuers aus dem Jahre 2003 auf 17 Jahre später überzeugen?
Ein neues Leben im beschaulichen Stil!
Ach, was hab ich das kleine aber feine Dörfchen Mineralstadt vermisst. Denn bereits 17 Jahre ist es nun her, seit Harvest Moon: Friends of Mineral Town die heimischen Konsolen eroberte. Nun kehren wir mit Story of Seasons: Friends of Mineral Town erstmals in das beschauliche Dorf zurück – in einer Neuauflage des beliebten Game Boy Advanced – Klassikers. Zeit also, wieder die eigene Hacke zu schwingen, und die Gummistiefel anzulegen! Da Friends of Mineral Town das erste Harvest Moon Spiel war, mit welchem ich selbst als noch kleiner Zwerg in Berührung kam, hat es natürlich einen gewissen emotionalen Wert – verbunden mit einigen nostalgischen Erwartungen. Nichts desto trotz versuchte ich, möglichst unvoreingenommen an den Test heranzugehen!
Um mögliche Verwirrungen zur allgemeinen Spielreihe an dieser Stelle zu vermeiden, möchte ich hier nochmal auf die Debatte der Harvest Moon vs. Story of Seasons Titel hinweisen. Es ist vielen Spielern nämlich leider gar nicht bewusst, dass die aktuellen Harvest Moon Titel gar nicht die altbekannten Farming-Abenteuer, welche wir als Kinder kennen und lieben gelernt hatten sind. Nachdem sich die Entwickler Marvelous zu Beginn der 2010er Jahre von den einstigen Partnern Natsume Inc. trennten, gab es so einige Probleme in Bezug auf das Namensrecht – und so wurde aus Harvest Moon Story of Seasons! Alle Details dazu könnt ihr in unserem kürzlich erschienen Bericht dazu nachlesen. Nun aber mitten rein ins Farmer-Leben!
Von Kühen und Pflanzen, Herzen und Wichteln
Die Grundgeschichte von Story of Seasons: Friends of Mineral Town wurde natürlich vom Original übernommen – und entspricht dabei dem typischen Harvest Moon Schema. Unser geliebter Großvater vermacht uns erneut seine Farm, welche durch unsere Hand neu erblühen soll. Auch wenn es klar ist, dass bei einem Remake die Geschichte 1:1 übernommen wird, fühlte es sich doch nach all den Jahren voller Harvest Moon etwas repetitiv an, erneut die Farm des Opas zu übernehmen. Hatte ich das in den letzten Jahren nicht schon sicher an die zehn Mal gemacht? Ein kleiner fader Beigeschmack war hier leider nicht ganz vermeidbar. Dennoch handelt es sich hier natürlich um eine Neuauflage, daher ist es durchaus angebracht, die originale Geschichte zu verwenden – diese hat ein Harvest Moon bisher ja eh noch nie wirklich geprägt!
Um nun also unserer Farm zu neuem Glanz zu verhelfen, empfängt uns frisch im Dorf angekommen auch gleich Bürgermeister Thomas. Er gibt uns einen ersten Überblick über das Dorfleben, sowie Sitten und Bräuche. Spieler, welche bisher keine Berührungspunkte mit Harvest Moon Spielen hatten, bekommen auch optionale Tipps zur Steuerung und den täglichen Aufgaben, welche es auf der Farm zu erledigen gibt.
Nach der kurzen Einführung können wir uns auch bereits ins offene Getümmel stürzen. Wie auch sonst ist das Gameplay in Story of Seasons: Friends of Mineral Town komplett offen gehalten. Wir haben zwar ein paar Nachbarn, welche sich uns unbedingt vorstellen möchten, das war es dann aber auch schon an leitenden Quests oder Geschichtssträngen. Denn auch hier gilt es, unser eigenes Abenteuer zu verfassen!
Mühsam nährt sich .. die Farmerin!
Nun wollen also Pflanzen angebaut, Bäume gepflanzt, und Tiere aufgezogen werden. Wichtig ist hierbei auch auf die unterschiedlichen Einstiegsmöglichkeiten hinzuweisen. Zu Beginn können wir uns nämlich diesmal zwischen einem einfachen und normalen Start entscheiden. Wollen wir es etwas einfacher haben, startet unser Bäuerlein bereits mit 2500 Gold am Konto, und kann bereits am ersten Tag vorgesäte Pflanzen ernten. Um mich für den Test direkt in das Abenteuer zu stürzen, habe auch ich hierbei den einfachen Start gewählt.
Durch den kleinen Vorsprung konnte ich mich dadurch auch sofort an die heißgeliebte Farmer-Arbeit machen. Und dabei war eins sofort klar – es dauerte nicht lange, bis ich erneut dem Charme des Harvest Moon Genres verfiel. Die internen Tage des Spieles verflogen erneut im Nu. Denn es heißt wieder Felder pflügen, Pflanzen säen. Doch warte, meine Kuh muss gemolken werden! Und hab ich das Fohlen gefüttert?! Schon wieder vergessen! So wird es doch nie zu einem Pferd! Aber Moment, davor zuerst noch einen Abstecher zum Strand. Ach nein, der Tag ist fast vorbei, und der Samen-Laden hat schon zu!
Dennoch würde speziell zu Beginn die ein oder andere „Quest“ dem Spiel vielleicht noch ganz gut tun. Ich kann mir vorstellen, dass man gerade als Nicht-Veteran des Genres anfangs eher verwirrt und überfordert ist, und nicht weiß wo man eigentlich nun loslegen soll. Auf die Farm zuerst oder doch in den Wald? Äh, wo kommt plötzlich der Strand her? Wie, das Geschäft hat schon wieder zu? Für Anfänger sind hier einige mögliche Stolpersteine vorhanden, die man aus dem Weg hätte räumen können, wenn das Game einen gelegentlich etwas führen würde.
Ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen
Das einnehmende Spielprinzip funktioniert auch hier einfach wieder reibungslos, und zwar ab der ersten Minute. Der neue grafische Anstrich tut sein übriges, um den Spieler in die Welt zu saugen. Gleichzeitig sehen auch die eigenen Tiere diesmal noch dreißig mal liebevoller aus als im Original, und als Alpaka-Fan war ich sowieso von den Ablegern dieser Sorte einfach restlos begeistert. Und ja, vielleicht hab ich davon ein paar zu viel auf der Farm okay?! Jeder hat so seine Schwächen!
Etwas enttäuscht war ich von der Musik des Spieles. Die ist nämlich leider sowohl an das aktuelle Wetter, als auch den Ort des Charakters gebunden. In der Stadt herrscht eine andere Musik wie auf der Farm oder am Strand. Regnet es jedoch nun in unserem Dorf, so fehlt die Musik. Und wir dürfen uns allein mit unseren Gedanken und dem Regenplätschern rumschlagen. Dies mag natürlich ein absolut subjektiver Punkt sein, aber für mich gehört der entspannende Soundtrack im Hintergrund einfach dazu.
Als es bei mir dann gleich die ersten drei Tage am Stück regnete, fühlte es sich total falsch an, ohne Sound dazustehen. Ich begann sogar zu googlen, ob ich das Spiel falsch gestartet oder konfiguriert hätte – bis mir wieder einfiel, dass beim Regen meist keine Musik in Harvest Moon vorhanden war. Das finde ich aber wirklich schade, und hatte ich wohl definitiv in meinen nostalgischen Erinnerungen ausgeblendet. Es hätte wenigstens eine Option geben können, die Musik beim Regen an- oder auszuschalten. So hätte jeder nach eigenen Vorlieben das Farmerleben auch auf musische Weise genießen können.
Farmerleben auch in Reallife – dank wunderschönem Presse-Kit!
Sehr gefreut habe ich mich in Zusammenhang mit diesem Test auch über das wirklich liebevolle Presse-Set, welches wir von Marvelous erhalten haben. Dieses konnte unser Chef gerade noch so vor seiner Tochter in Sicherheit bringen, es war hartes Rennen! Beim ersten Öffnen des Sets begrüßte mich sofort ein fürsorglich gestalteter Brief – exklusiv von Bürgermeister Thomas höchstpersönlich, inklusive „handgezeichneter“ Fotos von der gemeinsamen Familienzeit am Hof! Thomas heißt uns hierbei in Mineralstadt willkommen, und teilt uns Vermachenschaft unseres Großvaters mit.
Es ist einfach gleich ein ganz anderes Gefühl auf diese Weise Zugang zu einem Spiel zu erhalten, als mit nur einem kleinen Schnipsel Papier, und bringt einen gleich viel mehr in Stimmung dazu, sein eigenes Farmer-Leben zu beginnen. Nach dem Brief erwarteten mich noch der Schlüssel zu meiner eigenen Farm, etwas „Hühnerfutter“, und ein paar kleine Sticker – von welchen jedenfalls das Alpaka definitiv noch einen Ehrenplatz erhalten wird!
In nachfolgender Galerie findet ihr die Inhalte des süßen Sets. Ich möchte mich an dieser Stelle wirklich sehr dafür bedanken – ich hatte damit unglaublich viel Freude, vielen Dank dafür 🙂
FAZIT
Story of Seasons: Friends of Mineral Town hat es mir im Test wirklich nicht leicht gemacht. Es war das erste Spiel der Harvest Moon Reihe, mit welchem ich damals als kleiner Zwerg in Kontakt kam. Dementsprechend nostalgisch und verfälscht waren meine Erinnerungen an das Original. Dennoch verfiel ich auch dem Remake nach nur wenigen Minuten, da ich für Spiele des Harvest Moon Genres einfach einen viel zu großen Platz in meinem Herzen übrig habe – die schöne neue Grafik tat dabei natürlich auch ihr übriges! Hier sei natürlich gesagt, ein bahnbrechendes Grafikwunder á la Last of Us 2 braucht man hier aber selbstredend nicht erwarten. Der Stil fügt sich jedoch wunderbar in die beschauliche Welt – und etwas Realistischeres wäre hier auch absolut fehl am Platz!
Der fehlende Soundtrack an Regentagen hat mich jedoch wirklich mehr gestört als erwartet, und riss mich das ein oder andere Mal aus beschaulichen, entspannten Sommertagen heraus. Dies mag definitiv „Meckern auf hohem Niveau sein“… jedoch verbreitete es einfach ein leicht melancholisches, trauriges Gefühl, das für mich einfach nicht in das friedliche Dörfchen Mineralstadt passte. Auch muss ich zugeben, dass ich trotz aller Liebe für das Franchise, nach einigen Stunden dennoch merkte, dass ich das alles im Spiel dann doch einfach schon mal gesehen habe. Dies ist jedoch wohl nach über zehn Jahren an Harvest Moon Spielen durchaus normal – wenn auch leider etwas schade. Dadurch fühlt man sich gerade in solch ruhigen Momenten manchmal etwas älter, als mein eigentlich gern noch sein würde!
Was ist Story of Seasons: Friends of Mineral Town? Das Remake des beliebten Titels Harvest Moon: Friends of Mineral Town im Jahre 2003. Eine Farm wartet erneut darauf, von uns ausgebaut zu werden!
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Switch-Version
Entwickler / Publisher: Marvelous/Marvelous
Release: 10. Juli 2020
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 8.0
Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8