Stray im Test

Im Sommer 2021 veröffentlichten das französische Studio BlueTwelve und der kalifornische Publisher Annapurna Interactive den ersten Trailer zu ihrem gemeinsamen Projekt Stray. Das Material löste einen großen Sturm der Begeisterung aus. Speziell Katzenfans kamen aus dem Schwärmen nicht mehr raus.

Ein Jahr später können wir endlich in das Fell des kleinen rothaarigen Hauptcharakters schlüpfen. Ich hab mich in die dystopische Neonwelt gewagt und verrate euch hier wie gut es sich anfühlt eine Katze zu sein.

Was macht eines der beliebtesten Haustiere des Menschen, wenn keine Menschen mehr auf der Erde sind?Ganz klar! Das Gleiche wie sonst auch. Rumliegen, das Fell säubern und mit anderen Katzen spielen. Es sei denn man wird von seinem Clan getrennt und landet in einer düsteren Welt ohne Tageslicht. Genau das passiert uns in Stray!

Cats & Robots

In dem neuen Titel von BlueTwelve verkörpern wir eine streunende Katze die nur zurück zu ihrer Familie will. Klingt leichter als es tatsächlich ist. Wir finden uns in einer Cyberpunk-Stadt wieder, welche an die ehemalige Stadt Kowloon Wall City in Hongkong angelehnt ist. So futuristisch wie die Stadt selbst wirken auch deren Bewohner. Menschen gibt es hier nicht mehr. Stattdessen haben Roboter deren Plätze eingenommen und ihr Verhalten wirkt sehr menschlich. Sie tragen Kleidung, betreiben Restaurants und Clubs und wohnen in schön dekorierten Apartments. Doch wo sind all die Menschen hin? Was genau mit den „Weichen“ (so nennen die Roboter die Menschen) passiert ist, weiß hier, nämlich niemand so genau. In der Stadt gibt es nur wenige Hinweise wie das Leben der Menschen früher war und außerhalb der Stadt wimmelt es von sogenannten „Zurks“. Das sind kleine, nacktmullähnliche Tierchen die in Gruppen auftauchen und alles fressen, dass ihnen zu nahe kommt, Roboter oder Katze.

Um nach Hause zu kommen, müssen wir allerdings hinter die Mauern der Stadt. Damit wir unser Abenteuer aber nicht alleine erleben müssen begleitet uns eine kleine Drohne namens B12. Sie dient uns als Taschenlampe, Inventarbox und vor allem als Übersetzer. Eine direkte Kommunikation zwischen den Robotern und uns ist nämlich nicht möglich. Später im Spiel verpassen wir B12 noch eine UV-Lampe die wir als Waffe gegen die Zurks verwenden können. Nach und nach erfahren wir was mit den Menschen und der Stadt passiert ist. Das müsst ihr aber selbst rausfinden.

Kowloon City war lange Zeit die bevölkerungsdichteste Stadt der Welt und diente als Vorlage.

Springen! Aber nur wo es erlaubt ist…

Die Immersion eine Katze zu sein ist den Entwicklern sehr gut gelungen. Wir steuern keine Katze… Wir SIND eine! Die absolut realistischen Möglichkeiten ohne Supersprung, Teleport oder ähnliches geben uns jederzeit das Gefühl bloß eine normale und sterbliche Katze zu sein. Wir können miauen, laufen oder springen. Letzteres leider nur an bestimmten Stellen, wenn uns die Sprungtaste angezeigt wird. Da wäre ein wenig mehr Bewegungsfreiheit schön gewesen. Angriffe beherrschen wir auch keine. Ob das Fehlen von Kratzattacken nun realistisch ist oder nicht sei dahingestellt. So wie mit dem Springen verhält es sich auch mit anderen Beschäftigungen wie an Möbeln kratzen oder mit Bällen spielen. Auch das funktioniert nur an bestimmten Stellen nach Erscheinen der richtigen Taste. Einen richtigen Sinn haben diese Dinge nicht. Weder steigert es unsere Gesundheit noch bekommen wir sonst etwas dadurch. Aber so ist das eben als Katze, es muss nicht immer alles einen tiefen Sinn haben.

So bewegen wir uns also durch die Stadt. Mal hoch oben in Stadtteilen die wie Baumhäuser wirken, mal tief in der Kanalisation. Ubahnstationen oder auch Labore sehen wir auf unserer Reise ebenfalls. Die einzelnen Abschnitte sind unglaublich schön gestaltet und an jeder Ecke finden sich interessante Überreste der Menschheit.

Stealth-Passagen und Fluchtabschnitte wechseln sich angenehm ab. Ergänzt wird das ganze noch durch einige Rätsel. Diese sind zwar nicht besonders fordernd, lassen uns aber so immerhin genug Freiraum die Welt und ihre Bewohner zu bestaunen.

Kurz und knackig!

Die Spielzeit ist mit knapp 5-8 Stunden (je nachdem ob ihr alle collectables sammeln wollt) nicht sehr lang aber genau darin liegt auch die Stärke von Stray. Nichts wird unnötig in die Länge gezogen. Es gibt kein backtracking oder nervige Trial-and-Error Passagen. Alles folgt einer klar durchdachten Linie.

Den Entwicklern von BlueTwelve ist mit ihrem ersten Titel ein visuell wirklich schönes Spiel gelungen. Die sehr minimalistische Steuerung fühlt sich zwar mit einem Dualsense Controller sehr interessant an, könnte aber ein oder zwei Möglichkeiten mehr bieten.

Für knapp 30 € ist der Preis äußerst fair gewählt und wer ein PS plus extra Abo hat erspart sich sogar diese und kann den Titel gleich kostenlos zocken. Für jeden Fan von Cyberpunk-Settings interessant. Für Storyfans noch interessanter. Für Katzenliebhaber aber ein Pflichttitel.

Zusammenfassung

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