Street Fighter V: Arcade Edition im Test

Seit ich denken kann gibt es für mich als großer Fan von Beat’am Up Spielen immer nur drei Franchises, die sich in stetig wechselnder Reihenfolge die ersten drei Plätze meiner persönlichen Favoritenliste teilen: Street Fighter, Tekken und Mortal Kombat. Ersteres hat es aber mit dem vor zwei Jahren erschienen fünften Teil erstmals fast geschafft, seinen Podiumsplatz zu verspielen, war es doch vor allem inhaltlich eher mangelhaft. Weil aber jeder eine zweite Chance verdient hat, wollen wir herausfinden, ob die so eben veröffentlichte Arcade Edition wieder einiges gut machen kann.

In der nunmehr über dreißigjährigen Geschichte der Street Fighter Spielreihe war Teil fünf so etwas wie ein Tiefpunkt, vor allem dann, wenn man es mit dem durchwegs grandiosen Vorgänger vergleicht. Lediglich 16 Kämpfer, kaum Inhalte für Einzelspieler und erhebliche Serverprobleme beim Verkaufsstart, zählten zu den größeren Kritikpunkten, über die sich zahlreiche Fans ärgerten – und das zu Recht. Vor allem inhaltlich präsentierte sich Street Fighter V, im Vergleich zu anderen Serien-Teilen, als deutlich abgespecktes Spiel, welches die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Über die Monate hinweg bekam Capcom die technischen Probleme in den Griff, erweiterte die Riege mittels zwei zusätzliche Charakter-Packs um jeweils sechs frische Kämpfer und mit der kostenlosen filmischen Story-Erweiterung „A Shadow Falls“ bekamen Solisten endlich auch die langersehnte Einzelspielerkampagne spendiert. Alle diese zusätzlichen Inhalte sind nun auch Teil der Street Fighter V: Arcade Editon, lediglich der brandneue Season 3 Character Pass mit denen der Kader im Sakura, Blanka, Falke, Cody, G und Sagat erweitert wird, muss noch zusätzlich käuflich erworben werden.

Extra Features

Street Fighter V: Arcade Editon ist aber nicht nur eine Kompilation alles bisherigen Inhalte, wie etwa die bereits erschienene 2017 – Deluxe Edition, sondern enthält dazu auch noch einige zusätzliche Features. Kenner der Spielreihe dürfen sich etwa über die Rückkehr des namensgebenden Arcade-Modus freuen. Hier darf man dann aus sechs verschiedenen klassischen Street Fighter-Pfaden wählen, welche die Haupttitel der Spielereihe repräsentieren sollen, also „Street Fighter“, „Street Fighter II“, „Street Fighter Alpha“, „Street Fighter III“, „Street Fighter IV“ sowie dem aktuellen Ableger. Je nach gewählten Pfad stehen dann nur die entsprechenden Kämpfer mit passenden Kostümen und Arenen zur Auswahl. Auch in der Spielmechanik versucht man den Originalen möglichst korrekt wiederzugeben, was besonder Fans der Serie freuen wird. Der Arcademodus hat dann auch über 200 verschiedene Endings, die in Form von freischaltbaren Artworks illustriert werden. Zusätzlich gilt es im neuen Modus Extra Battle zeitlich begrenzte Herausforderungen zu erfüllen, um exklusive Kostüme freizuschalten und in dem aus Ultra Street Fighter IV bekannte Team-Wettkampf stehen sich bis zu zehn Spieler in zwei Teams gegenüber. Hier kann dann, je nach gewählten Spieloptionen, entweder der Gewinner weiter gegen den nächsten Spieler antreten oder jedes Teammitglied muss ein Duell bestreiten und so um Punkte spielen.

Neben neuen Spielmodi bietet die Street Fighter V: Arcade Editon mit einem zusätzlichen, zweiten V-Trigger auch eine spielerische Neuerung. Dabei handelt es sich um, für jeden Charakter individuelle, spezielle Kombos, die nur ausgeführt werden können, wenn eine bestimmte Leiste bis zu einem gewissen Grad gefüllt ist. Diese Attacken sind besonders wirkungsvoll und sollen laut Capcom mehr Flexibilität sowie Vielfalt und damit noch mehr taktische Tiefe in die Duelle einbringen. Optisch sehen die neuen Spezial-Attacken natürlich wieder sehr beeindruckend aus, an der ohnehin schon sehr guten Kampfmechanik ändern sie aber nur marginal etwas.

Technisch überarbeitet

Apropos Optik: Hier fällt bei der Street Fighter V: Arcade Editon auf den ersten Blick natürlich die komplett überarbeitete Benutzeroberfläche mit dem neuen Farbschemata auf. Diese erstrahlt nun in schönem Gold und wirkt aufgeräumt sowie übersichtlich. Wirklich cool ist aber die Musik die dabei im Hintergrund dahindudelt, denn darunter sind ein paar wunderbare Ohrwürmer. Ich habe mich dabei sogar ertappt, dass ich einfach das Hauptmenü laufen ließ, nur um den Liedern lauschen zu können. Als besonderes Fan-Service sind die Remixe der Original-Musikstücke im Arcade-Modus zu verstehen und sicherlich ein besonderes Schmankerl für Fans. An der Spiele-Grafik selbst hat sich im Vergleich zur Erstveröffentlichung bis auf eine handvoll Pre- und Post-Fight-Effekten nicht viel verändert. Noch immer trüben ein paar unschöne Clipping-Fehler sowie unästhetisch Grafik-Effekte die ansonsten grandiose comichaften Optik. Die Steuerung, Kollisionsabfrage und KI wurden, wie für die Spielreihe gewohnt, technisch einwandfrei umgesetzt und auch der Online-Modus konnte im Vergleich zur Erstveröffentlichung seine Kinderkrankheiten eindeutig hinter sich lassen. Keine Verbindungsabbrüche, keinerlei Lags – so macht das Spielen auch über das Internet richtig Laune. Spieler von Street Fighter V und der Street Fighter V: Arcade Edition bilden übrigens den selben Spielerpool und können systemübergreifend sowohl auf PS4 und PC miteinander spielen.

Sämtliche nach Release veröffentlichte Spielinhalte, wie etwa die DLC-Charaktere, Kostüme oder Stages können entweder käuflich erworben oder kostenlos per im Spiel verdienbarem „Fight Money“ bezogen werden. Voraussetzung dafür ist aber ein Online-Zwang – ohne aktive Internet-Verbindung verdient man kein virtuelles Gels und kann auch nichts freispielen. Capcom nennt das Stay Updated und verspricht dem Spieler damit auch, immer über die aktuellste Version des Spiels zu verfügen. Trotz dieser etwas fadenscheinigen Argumentation hat dieses System aber den bitteren Beigeschmack von Microtransaktionen. Hier gilt dann wie üblich, wer’s braucht soll es machen, aber auch ganz ohne zusätzliche Kosten bietet Street Fighter V: Arcade Edition ein schönes, rundes Gesamtpaket.

FAZIT

Die Arcade Edition von Street Fighter V ist genau das Spiel geworden, welches ich vor zwei Jahren erwartet habe, bietet doch dieses Gesamtpaket endlich das was sich Fans schon damals erhofft hatten. Wie heißt es so schön „Lieber spät als nie“ und so hat es Capcom dann doch wieder geschafft, den Stockerl-Platz in meiner anfangs erwähnten Liste zu festigen. Viel mehr noch, ist es aktuell jenes Beat’em Up, das ich am liebsten Spiele. Das liegt sicherlich auch daran, dass es mit dem Story-Modus, der Arcade Variante und den mittlerweile 28 Kämpfern umfassenden Kader nun auch endlich etwas für Solisten geboten wird. Über die Spiel-Mechaniken braucht man nicht viele Worte zu verlieren, die konnten schon bei der Erstveröffentlichung von Street Fighter V überzeugen und sind nach wie vor für Gelegenheitsspieler, als auch Profis gleichermaßen geeignet. Ehrlich gesagt  habe ich es nicht erwartet, aber ich bin wieder sehr versöhnlich gestimmt und wer nicht unbedingt mit Superhelden prügeln muss oder zynisch übertriebene Gewaltdarstellung sehen will, der macht mit Street Fighter V Arcade Edition sicherlich nichts falsch.

Was ist Street Fighter V: Arcade Edition? Komplettierte Version von Street Fighter V mit neuem Arcade-Modus und zusätzlichen Features.
Plattformen: PC, PS4
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Capcom
Release: 19. Jänner 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test