Super Mario 3D All-Stars im Test

In Ermangelung einer Virtual Console müssen Switch-Besitzer immer noch auf viele Nintendo-Klassiker verzichten, wenn sie nicht bereit sind, auch eine (oder sogar mehrere) ältere Konsolen anzuschließen. Viele Titel haben zwar bereits Remakes und Remaster erhalten, aber just Firmenmaskottchen Mario ist auf Nintendos jüngster Konsole – zumindest als Hauptdarsteller – noch relativ unterrepräsentiert. Das ändert sich jetzt mit dem Release von Super Mario 3D All Stars, welches die ersten drei 3D-Abenteuer des Superklempners in einer Sammlung zusammenfasst. Damit enthalten sind Super Mario 64, Super Mario Sunshine und Super Mario Galaxy, erschienen (in Europa) im Fünfjahres-Abstand zwischen 1997 und 2007.

Super Mario 64 (1997, Nintendo 64)

In grauer Gaming-Vorzeit kam eine ganze Generation von Gamern nicht aus dem Staunen heraus, als sie Jump’n’Run-Held Mario bei seinem ersten 3D-Abenteuer begleiten durften: zahlreiche neue Bewegungen, teilweise erst möglich gemacht durch einen sogenannten „Analogstick“; eine (mehr oder weniger) frei bewegbare Kamera; bis dato ungesehene 3D- und Wassereffekte; und Mario spricht (einzelne Wörter und kurze Sätze)! Was inzwischen lange Usus und weniger als das absolute Minimum, das man sich von einem 3D-Plattformer erwartet, war damals revolutionär und prägend für ein ganzes Genre, eine ganze Industrie und viele, viele Spielerinnen und Spieler.

Peach (bis dahin außerhalb Japans nur als Prinzessin Toadstool bekannt) hat Mario den ersten von vielen, vielen Kuchen gebacken und erwartet ihn in ihrem Palast. Doch als Mario ankommt, hallt nur Bowsers grässliches Lachen durch die verlassenen Hallen. Der Schurke hat Peach entführt und die kostbaren Power-Sterne in den Gemälden des Pilz-Palastes versteckt. Mario muss in diese eintauchen und mit der Kraft der dort gesammelten Sterne die von Bowser versiegelten Türen durchbrechen und das Schloss zurückerobern!

Wie fast alle frühen 3D-Titel ist auch Super Mario 64 technisch wie grafisch (auch mit sichtlich gesäuberten und hochgerechneten Texturen) inzwischen natürlich mehr als angestaubt. Was 1997 Revolution war und in den Herzen derer, die mit dabei waren, immer einen besonderen Platz haben wird, wird jüngere Semester vielleicht nicht mehr ganz so ansprechen. Gleichzeitig aber ist es der perfekte Einstiegspunkt für all jene, die immer schon wissen wollten, seit wann Mario Dreifachsprung, Salto, Schwimmen und das Fliegen draufhat.

Super Mario Sunshine (2002, Nintendo GameCube)

Auch Helden brauchen manchmal Urlaub und Mario & Co. freuen sich zu Recht auf Sonne, Strand und kühles Nass auf der idyllischen Isla Delfino. Wie so oft kommt natürlich alles anders und schon bei der Landung fällt auf, dass große Teile der Insel von einer widerlich braunen Pampe bedeckt sind. Noch viel schlimmer: Mario soll angeblich der Verursacher sein und wird prompt von einem Gericht zur Reinigung der gesamten Insel verdonnert!

Ein Glück, dass unser Held gleich bei seiner Ankunft über den Dreckweg 08/17 gestolpert ist, eine der zahlreichen Erfindungen des schrulligen Professor I. Gidd. Der mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattete Wasserwerfer erlaubt es Mario große Mengen an Wasser zu speichern und mit hohem Druck zu versprühen. Damit reinigt er nicht nur die Insel und ihre Bewohner vom unerwünschten Schmutz, sondern spült auch so manchen Gegner von der Bildfläche oder nutzt ihn dank Spezialdüsen als Jetpack-Ersatz.

Auch wenn in Sunshine (fast) immer die Sonne scheint, manche sind mit dem GameCube-Ableger nie so richtig warm geworden. Grafisch ansprechend, bot sich gameplaytechnisch nicht viel Neues und die verpflichtende Reinigung bestimmter Spielabschnitte war schlichtweg langweilig. Auch die Steuerung war gelegentlich etwas schwerfällig und die Kamera bockig. Trotzdem handelt es sich hier um Jammern auf hohem Niveau: Mario-Fans sind schlichtweg verwöhnt und dann fällt es einfach auf, wenn ein Ableger der Reihe mal nicht ganz den Gold-, sondern „nur“ den Silberstandard erreicht.

Super Mario Galaxy (2007, Nintendo Wii)

Den (auch krönenden) Abschluss der Sammlung bildet Super Mario Galaxy. Im Pilzkönigreich wird alle 100 Jahre das Sternenstaubfest gefeiert. Ein immer dann vorbeiziehender Komet lässt Sternenteile regnen, welche von den Toads gesammelt und zu einem neuen großen Power-Stern kombiniert werden. Doch anstatt andere in Ruhe feiern zu lassen, nutzt Widerling Bowser ausgerechnet den Abend des Festivals, um eine neue Waffe zu demonstrieren. Mit einem Raumschiff greift er Toad Town an, schneidet den Pilz-Palast aus dem Erdboden und entführt diesen – samt Prinzessin – ans andere Ende des Universums.

Marios erster Rettungsversuch schlägt fehl, doch dann lernt er das Sternenkind Luma und ihre „Mama“ (Prinzessin) Rosalina kennen. Es stellt sich heraus, dass Rosalina mit ihrer Sternwarte – welche die Bewohner des Pilzkönigreichs für einen Kometen halten – durch das Universum reist. Bowser hat jedoch die großen Power-Sterne, welche die Sternwarte antreiben, gestohlen und missbraucht sie jetzt für seine eigenen finsteren Zwecke.

Aber keine Angst, Mario ist natürlich zur Stelle und wird ihm das Handwerk legen. Galaxy spielt namensgebend in verschiedenen Galaxien, die wiederum aus diversen Klein(st)planeten bestehen. Zwischen diesen kann Mario (wenn nah genug) hin und her springen oder sich von einem Sternenring zum nächsten Zwergplaneten katapultieren lassen. Der Titel kombiniert geschickt alte und neue Gameplayelemente, wie zum Beispiel die Bewegungssteuerung der Wii, die auch auf der Switch gut emuliert wird. Als neuester Teil der Reihe bietet es, was Technik und (hochgerechnete) Grafik betrifft, natürlich die modernste Erfahrung und kann sich absolut sehen lassen.

Abseits aller Pracht ist Galaxy aber auch manchmal ernst. Vor allem Rosalinas Hintergrundgeschichte – erzählt in Form von Bilderbuch-Zwischensequenzen – ist stellenweise durchaus bedrückend. Dieser etwas weniger kindliche Ansatz gefiel vielen sogar, die Fortsetzung von 2010, Super Mario Galaxy 2, verzichtete allerdings auf dieses Story-Element und führt Rosalina auch überhaupt erst im Abspann ein. Aber das ist (wirklich) eine andere Geschichte, wie man so schön sagt.

Extras & Verfügbarkeit

Offiziell werden alle Titel zwar „nur“ emuliert, aber es ist offensichtlich, dass man zumindest technisch an einigen Stellen nachgeholfen hat. Alle drei Titel präsentieren sich in deutlich höherer Auflösung und unterstützen die Rumble-Funktion der Joy-Cons. Sunshine präsentiert sich zudem in einem deutlich moderneren Seitenverhältnis von 16:9, statt 4:3 im Original.

Zusätzlich beinhalten Softwarekarte und Download-Version mit 175 Musikstücken auch noch die kompletten Soundtracks der drei Klassiker. In einem eigenen Menü kann man seine Lieblingsstücke jederzeit nachhören und für unterwegs gibt es sogar einen eigenen Musikspielermodus, welcher den Bildschirm abschaltet, um Strom zu sparen. Auch hier quasi Retro-Feeling pur – einen so großen Musik-Abspieler haben die meisten von uns seit ihren Kindheitstagen nicht mehr mit sich herumgeschleppt … ok, die Sinnhaftigkeit dieses Features darf man zumindest anzweifeln.

Ungewöhnlich ist auch die geplante Verfügbarkeit: Die vorliegende Sammlung soll nur etwas mehr als sechs Monate erhältlich sein. Der Offline-Handel wird nur bis 31. März 2021 (oder solange der Vorrat reicht) beliefert und auch die digitale Version wird an diesem Datum wieder aus dem eShop verschwinden. Begrenzte Verfügbarkeiten an sich sind bei Nintendo zwar nicht komplett neu, aber selten und nicht in dieser Form. Manche erinnern sich vielleicht noch, dass zum Beispiel der Limited Edition von The Legend of Zelda: The Wind Waker für Nintendo GameCube eine Bonus-Disc mit Ocarina of Time und Ocarina of Time Master Quest beilag, die in späteren Auflagen fehlte. Einen kompletten Release derart einzuschränken, noch dazu in einem so engen Zeitfenster, das gab es aber tatsächlich noch nie. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie ernst es Nintendo mit der Ankündigung wirklich meint. Natürlich wird die Sammlung als solche, zumindest in genau dieser Form, bis Ende März verschwinden. Aber wäre es nicht zum Beispiel denkbar, dass einige Zeit später die einzelnen Teile der Sammlung *separat* erscheinen? Selbstredend reine Spekulation und wer auf Nummer sicher gehen will, muss entsprechend bald zugreifen.

FAZIT

Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie oft und auf wie vielen Systemen ich die ersten paar Sterne in Super Mario 64 schon eingesammelt habe. Egal ob ich König Bob-omb durch die Gegend schupfe oder gegen den Pinguin die Eisbahn hinunterrutsche, stellenweise übernimmt schon ganz automatisch das Muskelgedächtnis. Mit Sunshine bin ich hingegen nie so richtig warm geworden. Die Steuerung, vor allem die Kamera, war mir immer etwas zu hakelig und auch das Gameplay mit dem Dreckweg 08/17 war nicht meines. Galaxy gefiel mir deutlich besser, auch wenn mich die stellenweise aufgezwungene Bewegungssteuerung einige Male fast in den Wahnsinn trieb. Tausend Dank liebe Entwickler, dass vor allem der Drehangriff jetzt auch einfach mit Tastendruck funktioniert. Insgesamt wird alten und neuen Fans eine erstklassige Sammlung dreier Highlights des Genres, der Videospielgeschichte und der vielgeliebten Serie geboten.

Was ist Super Mario 3D All-Star? Ein Paket absoluter 3D-Plattform-Klassiker, die – geschmackvoll emuliert – ganz ohne Remake oder Remaster auskommen.
Plattform: Nintendo Switch
Getestet: Version 1.0.1 auf Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Nintendo / Nintendo
Release: 18. September 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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